Navi 48 mit weniger TDP & UV im Test: Geringeres Power-Target & Undervolting auf RX 9070 XT

Wie viel Leistung kostet ein reduziertes Power-Target und wie viel Leistung kann mit Undervolting herausgeholt werden aus der Radeon RX 9070 XT? ComputerBase hat es getestet und es zeigt sich, dass die Effizienz ein gutes Stück ansteigen kann.
AMD Radeon RX 9070 XT: Reduziertes Power-Target und UV im Test
Das erste Quartal 2025 wurde durch die Grafikkarten-Releases von Nvidia und AMD dominiert. Nachdem Anfang Januar die erste Vorstellung der RDNA4-Grafikkarten bei AMD zu kurz gekommen war und sich Pessimismus verbreitet hatte, konnte RDNA 4 im ComputerBase-Test Anfang März überzeugen. Auch die Custom-Modelle der RX 9070 XT sowie RX 9070 wissen in der Regel durch niedrige Lautstärke zu gefallen.
Nachdem die Redaktion sich das OC-Potential mit parallelem UV auf der Radeon RX 9070 XT (Test) angesehen hat, geht es in diesem Test darum, wie sich die RX 9070 XT mit reduziertem Power-Target und Undervolting verhält und ob die ohnehin schon gute Effizienz weiter gesteigert werden kann.
Wie bei fast allen Grafikkarten der letzten Jahre üblich, zeigt sich auch bei der Radeon RX 9070 XT, dass das letzte Quäntchen an Leistung, oft mit deutlich mehr Energie-Bedarf erkauft wird, als notwendig. Bereits ein reduziertes Power-Target lässt die Effizienz steigen, kommt Undervolting hinzu, ist eine Effizienzsteigerung im zweistelligen Prozentbereich möglich.
Wie im vorherigen Artikel zu Overclocking und Undervolting, gib es allerdings nicht die eine Lösung, sondern es kommt darauf an, welches Ziel verfolgt werden soll. Dieser Artikel legt den Fokus auf die Effizienzsteigerung bei der Radeon RX 9070 XT.
Das Testobjekt: Sapphire Radeon RX 9070 XT Pulse
AMD hat bei der Radeon RX 9070 XT standardmäßig die Board-Power mit 304 Watt spezifiziert. Die meisten Custom-Modelle haben eine geringfügig höhere Board Power von 317 Watt, wie die Sapphire Radeon RX 9070 XT Pure, andere Modelle, wie die im OC-Test verwendete ASRock Radeon RX 9070 XT Taichi kommen sogar mit 340 Watt daher. Für diesen Test sind diese Modelle jedoch weitgehend uninteressant, entsprechend wurde eine Grafikkarte gewählt, die sich an die Vorgaben von AMD hält, die Sapphire Radeon RX 9070 XT Pulse, die mit 304 Watt Total-Board-Power läuft.

Das Kühlsystem ist bis auf die schwarze Farbgebung jedoch mit der Pure vergleichbar. Wie bei den meisten Radeon RX-9070-XT-Modellen kann ab Werk im Treiber das Power-Target um 10 Prozent erhöht sowie um 30 Prozent reduziert werden.
Als Testsystem kommt das aus den Generationenvergleiche bekannte System mit einem Ryzen R7 7800X3D zum Einsatz:
Komponenten | Hersteller |
---|---|
CPU | AMD Ryzen 7 7800X3D |
Mainboard | Asus ROG Strix B650E-F |
RAM | 64 GB DDR5-6400, CL-32-39-39-102 |
Festplatte | 2 TB (Samsung 990 Pro) |
Gehäuse | HAVN HS420 VGPU |
Kühler | Alphacool Eisbaer Aurora 420 |
Netzteil | Seasonic Prime PX-750 |
Betriebssystem | Windows 11 24H2 |
Treiber | Adrenalin 25.3.2 |
Sicherheits-Features | Kernisolierung und Speicherintegrität aktiviert |
rBAR | Aktiviert |
Reduziertes Power-Target sowie Undervolting im Überblick
Dieser Test besteht aus zwei verschiedenen Maßnahmen, die zur Effizienzsteigerung ergriffen werden. Dabei werden beide Maßnahmen jedoch auch kombiniert, um zu zeigen, was an Effizienz aus der Radeon RX 9070 XT noch herausgekitzelt werden kann.
- Das Reduzieren des Power-Targets ist oft die einfachste Möglichkeit, etwas Effizienz aus einer Grafikkarte herauszukitzeln. Sowohl Nvidia als auch AMD machen es den Anwendern zudem heute wesentlich einfacher, diese Maßnahme umzusetzen, da im Treiber einfach ein Balken verschoben werden muss.
- Etwas komplizierter ist dann das Thema Undervolting zur Effizienzsteigerung. AMD hat die Möglichkeit fest in ihrem Treiber-Panel integriert und bietet damit auch einen schnellen Zugriff auf diese Einstellung. Gleichzeitig birgt das Verändern der Spannung – es wird in dem Fall ein Offset eingestellt – die Gefahr, dass die Grafikkarte nicht mehr stabil läuft. Entsprechend muss auch etwas Zeit für die Validierung der Einstellungen eingeplant werden.
Durch die Verbindung dieser Maßnahmen gibt es acht Szenarien, die abgebildet werden:
- 9070 XT @ Stock
- 9070 XT @ PT 90
- 9070 XT @ PT 80
- 9070 XT @ PT 70
- 9070 XT @ PT 100 + UV
- 9070 XT @ PT 90 + UV
- 9070 XT @ PT 80 + UV
- 9070 XT @ PT 70 + UV
Diese 8 Szenarien wurden dabei auf vier Spiele losgelassen: Cyberpunk 2077, Doom: Eternal, Starfield sowie Final Fantasy 16. Gerade Final Fantasy 16 als auch Starfield zeigen dabei ein Bild, das sich nicht mit dem Bild aus Cyberpunk 2077 und Doom: Eternal deckt. In beiden Spielen liegt mitunter auch ein kurzes CPU-Limit vor, wodurch die Radeon RX 9070 XT durch Lastwechsel sogar ins Straucheln kommt und bereits ein reduziertes Power-Limit dafür sorgt, dass die Leistung ansteigen kann, da die Karte weniger stark beim Takt hin und her springt.
Was wäre theoretisch zu erwarten?
An dieser Stelle muss einmal eine Lanze für AMDs Treiber gebrochen werden und Nvidia kann sich hier immer noch ein Stück weit ein Vorbild nehmen: Das Undervolting ist bei einer Radeon Grafikkarte sehr einfach umzusetzen und benötigt keine zusätzliche Software und ist daher auch für interessierte Einsteiger möglich, die erste Erfahrungen mit Undervolting sammeln möchten.
Um stabile Einstellungen für die Radeon RX 9070 XT zu finden, wurde dabei in zwei Schritten vorgegangen. Zuerst wurde der Offset im Treiber auf -25 mV eingestellt, anschließend wurden mit dem Cyberpunk 2077 die Einstellungen auf kurzzeitige Stabilität geprüft. RDNA 4 verhält sich hier anders als der Vorgänger und stürzt nicht direkt ab, sondern reduziert bei zu hohem Offset selbstständig den Takt, wodurch es zu Leistungseinbußen kommt. Der kurze Test in Cyberpunk 2077 dient also der direkten Überprüfung, ob die Karte sich wie erwartet verhält. Nach der kurzen Überprüfung wurde das Offset von -25 mV auf -50 mV eingestellt und der Schritt wiederholt, bis ein Leistungsabfall im Cyberpunk 2077 Benchmark erkennbar war. Am Ende konnte die Sapphire Radeon RX 9070 XT Pulse den Cyberpunk 2077 Benchmark mit -125 mV absolvieren, darüber hinaus nahm die Leistung nicht mehr zu, sondern ab.
Es folgte nun ein Stabilitätstest mit 3DMark Steel Nomad sowie 3DMark Speed Way. Beide Benchmarks wurden im Stabilitätstest ausgeführt. Während der Cyberpunk 2077 Benchmark mit -125 mV perfekt lief, stürzte Steel Nomad als auch Speed Way während des knapp 20-minütigen Stabilitätstests ab. Der Offset wurde daraufhin zuerst auf -100 mV und anschließend auf -75 mV reduziert. Daraus ergibt sich für diesen Test die weitere Einstellung von -75 mV beim Offset für die Navi-48-GPU.
Nur im Cyberpunk 2077 Benchmark zeigt sich zudem, dass ohne Reduzierung des Power-Targets bis zu 4 Prozent an zusätzlicher Leistung herausgeholt werden kann. Statt 78 FPS im Durchschnitt, sind bis zu 81,3 möglich und auch die Min-FPS steigen um 4 Prozent von 68,8 auf 71,7. Der stabile Wert bei -75 mV entspricht einer Leistungssteigerung von 3 Prozent, die beiden schärferen Einstellungen bringen gerade einmal ein zusätzliches Prozent.