Nvidia App 1.0 angesehen: Das kann die Ablösung für Control Panel & GeForce Experience

Wolfgang Andermahr
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Nvidia App 1.0 angesehen: Das kann die Ablösung für Control Panel & GeForce Experience

Die Nvidia App soll in Zukunft das altgediente Treibermenü und auch GeForce Experience ersetzen, war bisher aber nur als Beta verfügbar. Heute ist Version 1.0 des Tools erschienen. ComputerBase zeigt, was die Nvidia App kann. Die Fortschritte gegenüber der Nvidia Systemsteuerung im GeForce-Treiber sind enorm.

Die Nvidia Systemsteuerung im Treiber wird endlich abgelöst

Softwareseitig sind die GeForce-Grafikkarten eigentlich sehr gut aufgestellt, sei es DLSS, CUDA, Studio-Tools oder AI-Unterstützung – Nvidia ist immer ganz vorne mit dabei. In Sachen Treibermenü im GeForce-Treiber hinkt die Grafikkarten-Schmiede dagegen seit Jahren weit zurück. Im Treiber bzw. dessen Einstellungsmenü „Nvidia Systemsteuerung“ (englisch: Nvidia Control Panel) tat sich kaum was und GeForce Experience als externes Tool mit Account-Zwang schloss die Lücke nicht. Seit „Adrenalin“ (2017), ja eigentlich schon seit „Crimson“ (2015) schnitten AMDs Treiber in diesem Punkt deutlich besser ab, auch weil es nur die eine Anlaufstelle für Einstellungen und das ohne Account-Pflicht gab.

Nvidia App = Nvidia Systemsteuerung + GeForce Experience*

Das soll sich nun ändern, denn nach einer im März 2024 gestarteten Beta-Phase erscheint heute die „Nvidia App 1.0“ und damit die Symbiose aus der Nvidia Systemsteuerung und GeForce Experience, die dem Spieler viele Konfigurationsmöglichkeiten sowie Features im modernen Gewand liefern soll, *wenngleich zum Start noch nicht alle Funktionen überführt worden sind. Das alte Treibermenü und GeForce Experience werden auf absehbarer Zeit von der Nvidia App vollständig abgelöst werden. Genaue Termine gibt es dafür aber noch nicht.

Ersetzt die Nvidia App das Control Panel im Treiber?
Mittel- bis langfristig ist das das Ziel, aber Nvidia hat dafür noch keinen Termin genannt. Vorerst bleibt das Control Panel im Treiber enthalten.
Wird die Nvidia App Teil des GeForce-Treibers?
Ja, ab dem neuen GeForce-Treiber 566.14 bietet Nvidia auch die Nvidia App im selben Paket an. Die Nvidia-App ersetzt dabei GeForce Experience im Treiberpaket, das alte Tool wird nicht mehr enthalten sein, kann aber noch separat geladen werden.
Ersetzt die Nvidia App GeForce Experience?
Ja, und das ab sofort. Neue Treiber werden mit der Nvidia-App daher kommen, aber nicht mehr mit GeForce Experience. GeForce Experience kann aber nach wie vor separat herunter geladen werden – vermutlich aber nur übergangsweise.
Läuft die Nvidia App nur nach Anmeldung? (Account-Pflicht)
Zumindest aktuell ist das noch nicht der Fall. Dass es so bleibt, wenn die meisten Nutzer von GeForce Experience gewechselt sind, ist jedoch unwahrscheinlich. Eine offizielle Aussage gibt es nicht.

1:1 ersetzen kann die Nvidia App auch als Version 1.0 die anderen beiden Softwarelösungen zum Start noch nicht, die App macht aber nichtsdestoweniger bereits einen sehr guten Eindruck und ist dem alten Software-Duo in vielerlei Hinsicht weit voraus.

Neue Features an sich gibt es zwar quasi keine, aber zum ersten Mal sind diese in einer Software unter einem modernen Aussehen und einer guten Bedienung vereint.

Das neue Treibermenü: Gut zu bedienen und super schnell

ComputerBase hat passend zur Freigabe der Nvidia App 1.0 einen Blick auf das neue Toolkit geworfen. Die Erkenntnisse wurden jedoch nicht mit der „finalen“ Version 1.0 gewonnen, sondern noch mit einer Beta-Fassung, die laut Nvidia aber zu einem Großteil identisch mit der Version 1.0 gewesen ist und sich nur im Detail unterscheiden soll.

Die Nvidia App ist in der Vorschauversion ein rund 150 MB schwerer, separater Download. Schon mit dem nächsten GeForce-Treiber-Update soll die Nvidia App aber in diesem Paket integriert werden.

Installation ohne Account-Pflicht

Die Installation dauert auf dem neuen Grafikkarten-Testsystem (Ryzen 7 9800X3D (Test)) rund eine Minute. Im Anschluss fragt die App danach, ob Spiele automatisch bezüglich der Grafikeinstellungen optimiert und ob das Overlay aktiviert werden soll. Beides sind Funktionen, die es zuvor nur nach der Installation von GeForce Experience, aber nicht direkt im Treiber gegeben hat.

Die neue Nvidia App
Die neue Nvidia App

Sind die Fragen beantwortet, landet man auf der eigentlichen Bedienoberfläche. Aktuell ist es – im Gegensatz zu GeForce Experience – zwar optional möglich, sich mit einem Account bei Nvidia anzumelden, aber nicht Pflicht. Auch ohne Anmeldung steht der vollständige Funktionsumfang zur Verfügung. Ob das so bleibt, bleibt offen.

Die neue Nvidia App

Spürbar performanter als zuvor

Schon bei den ersten Klicks durch die Nvidia App fällt auf: Während das alte Treibermenü einfach nur schnarchend lahm und auch GeForce Experience nicht gerade ein „Renner“ gewesen ist, ist die Nvidia App genau das Gegenteil. Egal wo hingeklickt wird: Das Tool reagiert quasi sofort, eine Verzögerung ist je nach Menüpunkt nicht vorhanden bis kaum spürbar. Das ist ein riesiger Unterschied zu der alten Software und macht das Bedienen der Nvidia App sehr angenehm.

Positiv ist ebenso, dass die App derzeit zwar noch nicht alle, aber die meisten wichtigen Features vom Treibermenü und GeForce Experience vereint. Vermissen werden die meisten Spieler schon heute nichts, Ausnahmen werden diese Regel allerdings zu bestätigen wissen.

Was dem ein oder anderen Nutzer am Ende also doch negativ aufstoßen wird, kommt der Bedienbarkeit und Übersicht sehr zugute. AMDs konkurrierendes Radeon Settings ist mittlerweile so zugestopft mit Features, dass Bedienbarkeit und Übersicht leiden.

Die neue Nvidia App im Detail vorgestellt

Die Nvidia App begrüßt Nutzer mit einem Home-Screen, der aber nicht viel mehr macht als einen Werbe-Banner für GeForce-Produkte und Spiele anzuzeigen, die eigene Spiele-Bibliothek darstellt und GeForce-Tools wie ICAT, FrameView oder Broadcast zum direkten Download anbietet. Letzteres ist einmalig praktisch: Es reicht auf das Icon zu klicken und schon wird das entsprechende Tool selbstständig heruntergeladen, installiert und kann dann vom Treibermenü aus gestartet werden.

Auf der linken Seite des Homescreens finden sich fünf Menüpunkte, mit denen die eigentlichen Features der Nvidia App aufgerufen werden können.

Die neue Nvidia App
Die neue Nvidia App

Das Treiber-Menü

Der Menüpunkt „Treiber“ enthält genau das, was man erwartet: Hier geht es um den Treiber, sowohl welcher installiert ist, als auch welcher der Neueste ist. So wird angezeigt, ob die aktuelle Treiber-Version installiert ist und wenn nicht, kann dies auf Knopfdruck nachgeholt werden. Besonders praktisch ist auch, dass die Release Notes in der Nvidia App gleich mit angezeigt werden. Darüber hinaus kann zwischen dem Game-Ready- (Spiele-Fokus) und dem Studio-Treiber (Fokus auf Kreativ-Apps) gewechselt werden.

Die Treiberoptionen

Das Grafik-Menü

Der Menüpunkt „Grafik“ gliedert sich über Reiter in zwei Sektionen. Gleich der erste hat einen wichtigen Teil von GeForce Experience integriert: die Optimierungsfunktion. In diesem Reiter „Programmeinstellungen“ werden alle installierten Spiele sowie Software, für die der Nutzer Einstellungen vornehmen kann, erkannt. Sofern das Spiel auch mit einem Profil im Treiber hinterlegt ist, können die Grafikeinstellungen des Spiels auf Wunsch passend zum eigenen Gaming-PC mit nur einem Klick eingestellt werden – so wie Nvidia es für richtig hält. Diese Optimierung kann in verschiedenen Stufen erfolgen, je nachdem ob Bildqualität oder Framerate priorisiert werden sollte.

Darüber hinaus stellt der Reiter Programmeinstellungen auch die Profilverwaltung zur Verfügung. Für jedes der erkannten Spiele kann dort separat die Treibereinstellungen nach Wunsch vorgenommen werden.

Nicht nur die spielspezifischen Profile finden sich unter „Grafik“, im zweiten Reiter „Globale Einstellungen“ lassen sich auch die Treibereinstellungen global vornehmen – so wie es bisher in der Nvidia Systemsteuerung im Treiber möglich war. Zur Auswahl stehen unter anderem der Schärfefilter, die Latenzoptimierung, der FPS-Limiter, die maximale Bildwiederholfrequenz sowie Einstellungen zu G-Sync und V-Sync. Doch gegenüber dem Status quo im Treiber fehlt auch noch was.

Die Einstellungen bezüglich der anisotropen Filterung, FXAA sowie MFAA finden sich zurzeit zum Beispiel noch nicht in der Nvidia App. Die Optionen sind selten von Relevanz, doch wer sie braucht, muss vorerst weiter über das Treibermenü gehen.

Das System-Menü

Der Menüpunkt „System“ teilt sich in vier Reiter auf: Anzeigen, Video, Leistung und Mein Rig.

Hinter „Anzeigen“ verstecken sich die Monitoreinstellung. Auflösung, Bildwiederholfrequenz sowie der G-Sync-Modus können hier eingestellt werden, dasselbe gilt für Video Super Resolution im Reiter „Video“

Unter dem Reiter „Leistung“ findet sich wiederum die Möglichkeit, sowohl das Power-Limit als auch die Ziel-Temperatur und die maximale GPU-Spannung einzustellen. Das ging mit dem alten Treibermenü nicht, in GeForce Experience aber schon.

In diesem Punkt lässt das Treibermenü auf einer AMD Radeon allerdings weiterhin deutlich mehr zu; inklusive manueller Übertaktung der Grafikkarte. Bei Nvidia lässt sich aber immerhin das „Auto Tuning“ durchführen, mit dem mittels Algorithmus eine stabile Übertaktung versucht wird zu erzielen. Darüber hinaus lässt sich hier die Telemetrie der GPU auslesen: Zum Beispiel Taktrate und Temperatur sowie Lüfterdrehzahl werden angezeigt.

Zu guter Letzt lassen sich im Reiter „Mein Rig“ Details zum eigenen Rechner auslesen. Zudem befindet sich dort die Option, die alte Nvidia Systemsteuerung aufzurufen, die teilweise weitere Einstellmöglichkeiten bietet.

Das Einlösen-Menü

Unter der Option „Einlösen“ lassen sich Coupon-Codes zum Beispiel bei Spiele-Aktionen beim Kauf neuer Grafikkarten einlösen, auch die GeForce Rewards werden hier ihre neue Heimat haben.

Der Menüpunkt „Einlösen“
Der Menüpunkt „Einlösen“

Das Einstellungen-Menü

Unter den „Einstellungen“ lassen sich generelle Einstellungen für die Nvidia App vornehmen. So kann das integrierte Nvidia Overlay an- sowie abgeschaltet werden, dasselbe gilt für die hinzuschaltbaren Farbfilter. Ferner kann konfiguriert werden, ob neue Treiber automatisch oder nur nach Bestätigung installiert werden und ob Spiele generell bezüglich der Grafikoptionen optimiert werden sollen oder nicht. Genauso kann auch eingestellt werden, dass die Nvidia App bei neuen Treiberversionen überhaupt nicht mehr informiert.

Wer möchte, kann unter diesem Menüpunkt auch noch nicht finale Versionen der Nvidia App erhalten und die Privatsphäreeinstellungen des Tools vornehmen.

Das neue Nvidia Overlay

Nvidia seit Jahren ein umfangreiches Overlay an, es blieb in der Vergangenheit Nutzern von GeForce Experience vorenthalten. Die Nvidia App bietet es ebenfalls, es kann weiterhin mittels „Alt+Z“ geöffnet werden.

Das Overlay sieht etwas anders aus als unter GeForce Experience, funktional ist es jedoch identisch. So kann die Telemetrie der eigenen Grafikkarte in Echtzeit auf dem Overlay angezeigt werden, dasselbe gilt für die Framerate und die Latenz. Die Daten können auf Wunsch auch aufgezeichnet werden.

Hinter dem Overlay versteckt sich darüber hinaus weiterhin die Möglichkeit, Screenshots- sowie Videos aufzunehmen. Sämtliche Capture-Funktionen können mit der Nvidia App genutzt, Aufnahmen bis hinauf zur 8K-Auflösung (mit bis zu 30 FPS), 120 FPS und einer Bitrate von bis zu 150 Mbps können mit dem H.264, H.265 oder AV1-Codec erstellt werden.

Fazit

Na endlich, das wurde aber auch Zeit. Nvidia hat das wirklich altertümliche Treibermenü alias die Nvidia Systemsteuerung (zumindest fast) in Rente geschickt und mit GeForce Experience vereint.

Ein großer Schritt nach vorne

Die Nvidia App macht eigentlich alles schneller, besser und bequemer. Die Bedienung geht gut von der Hand, das neue Menü reagiert super schnell und die wichtigsten Optionen der beiden Vorgänger sind vorhanden. Das bedeutet aber auch, dass manche Funktionen noch fehlen, daher wird das alte Treibermenü auch nicht direkt in den Ruhestand geschickt. Wann das passieren wird, sagt Nvidia noch nicht.

Abgesehen von den Treiberfunktionen beherrscht die Nvidia App nun auch die wichtigsten Funktionen von GeForce Experience und das zumindest aktuell noch ganz ohne Zwangsanmeldung. Videos- sowie Screenshots können im vollen Funktionsumfang aufgenommen werden, darüber hinaus ist auch das Overlay für Framerate sowie Grafikkarten-Telemetrie eingebaut. Die Nvidia App ersetzt GeForce Experience im Treiber-Paket, dieses ist ab sofort nicht mehr enthalten.

Nvidia App vs. AMD Radeon Settings

Die Nvidia App erinnert bezüglich der Funktionen und auch der Bedienung an „Radeon Settings“, AMDs Treibermenü, das seit Jahren einen schier unglaublichen Vorsprung gegenüber dem Pendant von Nvidia hatte.

Im direkten Vergleich zeigen sich verschiedene Vor- und Nachteile: Radeon Setting bietet nach Jahren der Entwicklungszeit immer noch einen klar höheren Funktionsumfang, allerdings sind die zahlreichen Einstellmöglichkeiten gerade für Neueinsteiger schnell zu viel des Guten – und selbst erfahrene Nutzer verlieren leicht den Überblick, wo genau nochmal welche Funktion zu finden war. Die Nvidia App kann zwar deutlich weniger, dafür ist aber die Übersicht auch deutlich besser.

Da die Nvidia App im Test gut funktioniert hat und gegenüber der alten Software deutlich mehr zu gefallen weiß, ist eine Installation absolut empfehlenswert. Der Funktionsumfang ist zwar sicherlich noch nicht optimal, aber die wichtigsten Optionen sind allesamt bereits vorhanden.

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Downloads

  • Nvidia App Download

    3,5 Sterne

    Nvidia App ermöglicht die automatische Optimierung von PC-Spielen und Updaten der Treiber.

    • Version 11.0.1.163 Deutsch
    • Version GeForce Experience 3.28.0.417 Deutsch