Beelink SER9 im Test: Mini-PC mit AMD Ryzen AI 9 HX 370 kratzt an der Perfektion
AMD Ryzen AI 9 HX 370 alias Strix Point gibt es nun erstmals im Mini-PC, dem SER9 von Beelink. Das Gesamtpaket kann sich mehr als sehen lassen, denn die gute Basis des SER8 wird einfach weiter optimiert und verfeinert. Stärken bleiben so erhalten, Schwächen werden ausgebügelt, heraus kommt im Test der fast perfekte Mini-PC.
Auf Beelinks SER8 mit Ryzen 7 8845HS „Hawk Point“ (Test) folgt der SER9 mit AMD Ryzen AI 9 HX 370 „Strix Point“. Rein äußerlich bleibt es dabei so ziemlich beim Alten, doch im Inneren tut sich viel. Mit einem AMD Ryzen AI 9 HX 370 ist der kleine PC letztlich sogar die allererste Desktop-Lösung, die eine NPU verbaut hat, die mit über 40 TOPS die Vorgaben von Windows 24H2 und den dazugehörenden AI-Features umsetzt. Was das kleine Kraftpaket im Test kann, hat ComputerBase getestet. Zusammengefasst: Es kann sehr viel, die Perfektion ist nicht weit.
- Sehr hohe Leistung
- Geringes Betriebsgeräusch
- Kompaktes Alu-Chassis
- Umfassende Anschlüsse
- Wählerischer HDMI-Anschluss
- Hersteller-Support
AMD Ryzen AI 300 alias Strix Point im Überblick
Hinter der Bezeichnung AMD Ryzen AI 300 steckt der neue CPU-iGPU-NPU-Kombi-Chip „Strix Point“ des Unternehmens. Auf Basis der Zen-5-Architektur werden dabei reguläre vier „große“ Zen-5-Kerne mit acht kompakten Zen-5c-Kernen (statt bisher acht Zen-4-Kernen) in ihren jeweiligen CCX kombiniert, hinzu kommt eine neue iGPU mit bis zu 16 statt bisher maximal 12 CU nach Stand RDNA 3.5 sowie eine XDNA2-basierte NPU mit 50+ TOPS für AI-Aufgaben.
Die Neuheiten des AMD-Chips sind allumfassend, viele der technischen Details hat ComputerBase in den letzten Wochen und Monaten in mehreren Meldungen und Tests aufgearbeitet:
- AMD Ryzen AI 9 HX 370 im Test: Neue Strix-Point-Gaming-Benchmarks mit höherer TDP
- AMD Strix Point im Test: Zen 5 mit RDNA 3.5 und Ryzen AI im Asus Zenbook S16
- AMD Ryzen 9000 & AI 300: Details zu Zen-5-Kernen, Leistung, RDNA 3.5, XDNA 2 und mehr
- AMD Zen 5 Update: Etwas mehr Theorie zur Architektur und noch keine Praxis
- Ryzen AI 9 HX 375: AMD macht die 55-TOPS-APU offiziell
Anbei noch einmal passend die SKU-Liste der neuen APUs im Vergleich zum Vorgänger. Das Flaggschiff ist erst einmal HP-exklusiv, bis dato gibt es den AMD Ryzen AI 9 HX 370 an der Spitze – und nun auch im Mini-PC.
Modell | Architektur | Kerne/ Threads |
Basistakt | Turbotakt | Grafik | Grafiktakt | L2- + L3-Cache | TDP | NPU |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Ryzen AI 9 HX 375 | Zen 5 + Zen 5c | 12/24 | 2,0 GHz | 5,1 GHz | RDNA 3.5, 16 CUs | 2,9 GHz | 36 MB | 28 Watt | 55 TOPS |
Ryzen AI 9 HX 370 | Zen 5 + Zen 5c | 12/24 | 2,0 GHz | 5,1 GHz | RDNA 3.5, 16 CUs | 2,9 GHz | 36 MB | 28 Watt | 50 TOPS |
Ryzen AI 9 365 | Zen 5 + Zen 5c | 10/20 | 2,0 GHz | 5,0 GHz | RDNA 3.5, 12 CUs | 2,9 GHz | 34 MB | 28 Watt | 50 TOPS |
Ryzen 9 8945HS | Zen 4 | 8/16 | 4,0 GHz | 5,2 GHz | RDNA 3, 12 CUs | 2,8 GHz | 24 MB | 45 Watt | 16 TOPS |
Ryzen 7 8845HS | 3,8 GHz | 5,1 GHz | 2,7 GHz | 45 Watt | 16 TOPS | ||||
Ryzen 7 8840HS | 3,3 GHz | 5,1 GHz | 2,7 GHz | 28 Watt | 16 TOPS | ||||
Ryzen 5 8645HS | 6/12 | 4,3 GHz | 5,0 GHz | RDNA 3, 8 CUs | 2,6 GHz | 22 MB | 45 Watt | 16 TOPS | |
Ryzen 5 8640HS | 6/12 | 3,5 GHz | 4,9 GHz | RDNA 3, 8 CUs | 2,6 GHz | 28 Watt | 16 TOPS | ||
Ryzen 7 8840U | 8/16 | 3,3 GHz | 5,1 GHz | RDNA 3, 12 CUs | 2,7 GHz | 24 MB | 28 Watt | 16 TOPS | |
Ryzen 5 8640U | 6/12 | 3,5 GHz | 4,9 GHz | RDNA 3, 8 CUs | 2,6 GHz | 22 MB | 28 Watt | 16 TOPS | |
Ryzen 5 8540U | Zen 4 + Zen 4c | 3,2 GHz | 4,9 GHz | RDNA 3, 4 CUs | 2,5 GHz | 22 MB | 28 Watt | – | |
Ryzen 3 8440U | 4/8 | 3,0 GHz | 4,7 GHz | 12 MB | 28 Watt | – |
Beelink SER9: Technische Eckdaten des Testmodells im Überblick
Der Beelink SER9 setzt letztlich die aktuell schnellste, nicht-exklusive APU der Serie ein und das, was sie benötigt. Dass dabei ganz viel direkt vom SER8 übernommen wird, ist sofort ersichtlich, selbst die Hauptplatine sagt des Öfteren SER8. Das wiederum ist auch nicht verwunderlich, denn der CPU-Sockel FP8, den Strix Point voraussetzt, wurde auch beim Vorgänger Ryzen 7 8845HS schon genutzt. Dennoch waren Umbauarbeiten notwendig, denn statt SO-DIMM gibt es nun verlöteten LPDDRX.
Zu den Neuheiten gegenüber dem SER8 zählen beim SER9 integrierte Mikrofone und Lautsprecher. Erstere absolvierten souverän ihren Dienst, die Lautsprecher sind eher mittelprächtig. Sie strahlen nach unten ab und rangieren zwischen Mittelklasse-Lösungen bei Notebooks und Monitor-Speakern ohne Bässe und vor allem bei erhöhter Lautstärke einigem Kreischen, sind also eher für rudimentäre Aufgaben geeignet. Über die beiden Kopfhörer-Buchsen gibt es aber schnell besseren Sound.
An den weiteren Anschlüssen gibt es keine Änderungen, sie entsprechen denen des SER8. Aber das ist auch ausreichend, viel mehr Platz bietet die Rückseite aber auch die Front letztlich ohnehin kaum noch. Nur hier und da dürfte in Zukunft der eine oder andere Port etwas flotter werden.
Beelink SER9 | |
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Preis: | ab ca. 915 Euro (mit 32 GByte RAM und 1 TByte SSD) |
CPU: Integrierte GPU: Chipsatz: |
AMD Ryzen AI 9 HX 370, 2,0–5,1 GHz (65 Watt), 12 Kerne/24 Threads, 36 MByte L2- + L3-Cache Radeon 890M, 2,9 GHz integriert |
Arbeitsspeicher: | 32 GByte LPDDR5X-7500 (fest verlötet, nicht erweiterbar) |
Massenspeicher: | i.d.R. 1 × 1 TByte M.2-SSD (vorinstalliert), Anschlüsse: 2 × PCIe x4 Gen 4, M.2 2280 (M-Key) |
I/O: | 1 × USB 4.0 (Typ C, 40 Gbps, PD, DP1.4) 1 × USB 3.2 (Typ C, 10 Gbps) 2 × USB 3.2 (Typ A, 10 Gbps) 2 × USB 2.0 (Typ A) 1 × 2,5-Gigabit-LAN (Realtek RTL8125) 1 × WLAN Wi-Fi 6 + Bluetooth 5.2 (Intel AX200, M.2) 1 × HDMI 2.1 1 × DisplayPort 1.4 2 × Kopfhöreranschluss (3,5 mm), integrierte Mikrofone und Lautsprecher |
Abmessungen: | 135 × 135 × 45 mm |
Lieferumfang: | 120-Watt-Netzteil, Quick-Start-Guide, HDMI-Kabel, EU-Adapter (Shop-Auswahl) |
Der Support wird besser
Technische Unterstützung bei Problemen gibt es bei vielen der Mini-PCs aus China in der Regel in einem Herstellerforum – das hatte ComputerBase beim letzten Test des SER8 bereits kritisch angemerkt und daran hat sich in den wenigen Monaten grundsätzlich auch nichts geändert. Beelinks SER-Serie hat einen eigenen Support-Bereich. Es gibt obendrein auch weiterhin die Möglichkeit, sich durch eine Support-Seite in China zu hangeln, die rudimentär daherkommt, aber zum Ziel führt.
Dort gibt es entsprechend dann auch BIOS-Updates sowie eine Flash-Anleitung. Der Download ist dieses Mal deutlich flotter, auch scheint es insgesamt eine kleine Entwicklung nach vorn gegeben zu haben. Für das BIOS-Update wird aber nach wie vor ein exakt den Anweisungen entsprechender USB-Stick benötigt, der Hinweis, dass der Kunde den Mini-PC dabei zerstören könnte, ist diesmal aber nicht mehr dabei.
Interessant bleibt dabei noch immer, wie mit Windows-Aktivierungen umgegangen wird: Eine Anfrage im Forum gestellt, schon gibt es den Code. Zum Teil wird hier und da nach der Seriennummer des Mini-PCs gefragt. Nach wie vor ist das Produkt also eher was für den heimischen Anwender, als Unternehmen wird das zu wackelig.
Windows 11 got your back!
Ein modernes Windows ist letztlich aber erneut mehr als die halbe Miete. Zusammen mit nur noch zwei zusätzlichen Treibern – den GPU-Treiber sollte man ohnehin aktualisieren – und dem AMD-Chipsatztreiber ist es sogar die ganze Miete. Den Support benötigt es dann in der Regel nicht.
Der HDMI-Ausgang mag noch immer keine langen Kabel
Im Lieferumfang des SER9 ist erneut auch ein 1 Meter kurzes HDMI-Kabel. Denn die Probe aufs Exempel erwischte die Redaktion auch dieses Mal direkt zum Start: Das reguläre HDMI-Kabel, welches sonst immer zum Testen kleiner PCs genutzt wird, liefert auch am SER9 kein Bild – das war auch beim SER8 so. Mit dem mitgelieferten 1 Meter kurzen Kabel geht es jedoch. Beim Setup gilt es also, eine entsprechend kurze Distanz zum Bildschirm zu wahren, oder eventuell auch etwas Glück mit dem HDMI-Kabel zu haben. Oder aber direkt auf den DisplayPort zu gehen, dort klappt es nämlich selbst mit langem Kabel.
Einrichtung und Testerfahrungen
Da der Beelink SER9 als Komplettpaket geliefert wird, entfallen eigene Baumaßnahmen vor dem Start. Das neue und etwas kompaktere 120-Watt-Netzteil mit Hohlstecker angeschlossen, dazu Tastatur, Maus und Display sowie bei Bedarf noch Ethernet, und schon geht es los.
Ein Windows 11 ist, wie bereits erwähnt, auf der SSD vorinstalliert. Dieses benötigt aber viel Zeit zur Einrichtung, da es natürlich noch nicht auf dem aktuellsten Stand sein kann. Die integrierte Update-Funktion bei der Windows-Installation sorgt aber dafür, dass nach dem ersten Start nicht mehr sonderlich viel getan werden muss. Ein aktueller Grafik- und Chipsatztreiber für AMD ist aber immer Pflicht, dann steht das System und zeigt die vollen Leistung. Volle Leistung bedeutet in dem Fall 65 Watt der APU für maximal mögliche Taktraten.
Ohne Lärm: 7 Watt im Leerlauf, 95 Watt unter voller Last
Mit frisch installierten Windows 11 ist der PC dann nicht nur quasi unhörbar, sondern auch sehr sparsam. Bei nur 7 Watt im Leerlauf ist er mit knapp 29 db(A) flüsterleise.
Wird das System dann gefordert, ändert sich das Verhalten natürlich. Bei leichter Last auf einem bis zwei Kernen steigt der Verbrauch auf 26 Watt an, mit 30 db(A) wird das System nicht wirklich lauter. Selbst bei voller Last auf der APU und 95 Watt Verbrauch für den gesamten Mini-PC bleibt das System mit knapp 32 dB(A) sehr leise.
Man sieht dabei die Optimierungen gegenüber dem SER8: Der Lüfter dreht nicht mehr ganz so weit auf, dafür wird die CPU wärmer, ohne jedoch in den kritischen Bereich zu gelangen. Es ist ein interessanter Weg, den der Hersteller hier geht, der insbesondere bei asiatischen Firmen oft eher gegenteilig umgesetzt wird. Dort wird einer geringeren Temperatur die Priorität eingeräumt und das Produkt so lauter aufgestellt, als es eigentlich sein muss.
- Lüfterdrehzahl im Beelink SER8/SER9
- CPU-Temperatur im Beelink SER8/SER9
- Leistungsaufnahme (PPT) im Beelink SER8/SER9
Sehr hohe Anwendungsleistung
Aufgrund der passenden Kühlung kann der AMD Ryzen AI 9 HX 370 seine Leistung sehr gut ausspielen. Vor allem gilt das für das Vollast-Szenario, denn während bei leichter Last die CPUs im Test ohnehin am maximalen Takt arbeiten, spielen eben bei voller Auslastung die ganzen anderen Parameter eine Rolle. Hier hängt der Mini-PC die gleiche APU im Notebook so deutlich ab.
Auch in anderen Tests kann das unter Beweis gestellt werden, hier insbesondere gegenüber dem Vorgänger SER8. Dieser war in Cinebench R23 im 54-Watt-Profil 15.381 Punkte stark, bei 65 Watt kam er auf 16.495 Punkte. Der neue SER9 hievt diesen Wert im 65-Watt-Profil auf 23.622 Punkte – ein sattes Leistungsplus.
Auch im Blender-Test ist dies erkennbar. Im SER8 waren es bei 54 respektive 65 Watt 13:37 beziehungsweise 13:00 Minuten Bearbeitungszeit, im SER9 verringert sich die Zeit auf 10:01 Minuten.
Sehr hohe Spieleleistung
Exemplarisch für die hohe Leistung ist auch der Blick in Tests, in denen die GPU zählt. 3DMark gehört dabei zur einfachsten Disziplin, liefert aber bereits genau das, was man wissen muss.
Auch hier zeigt der Blick im Detail, dass dank der Kühllösung und dem Spielraum der Temperaturen der GPU-Takt voll ausgefahren werden kann. Da der gleiche Prozessor dies im höchsten Leistungsprofil des Notebooks auch geschafft hat, liegen die Ergebnisse letztlich auf gleichem Niveau.
Fazit: Echt gut, aber auch teuer!
Im Beelink SER9 ist der erste Strix-Point-Prozessor im Mini-PC angekommen und die Kombination geht auf. Das Modell ist extrem performant und arbeitet sehr leise, auch der Rest ist äußerst stimmig. Es gibt nur zwei Einschränkungen: Der HDMI-Anschluss wollte erneut nicht jedes Kabel nehmen und der Support bleibt eingeschränkt. Wer lieber einen Ansprechpartner in Deutschland haben will, ist definitiv raus. Wie so oft gibt es den perfekten Mini-PC dann doch noch nicht, aber sehr nah dran ist der Beelink SER9.
Für Heimanwender, die mit beidem leben können, ist das Modell hingegen eine sehr gute Wahl. Die Leistung des AMD Ryzen AI 9 HX 370 weiß im kleinen Computer vollends zu überzeugen. Hatte Strix Point von AMD bisher einen eher verhaltenen Start mit nur wenigen Notebook-Lösungen im Handel, öffnet sich hier nun ein weiterer Markt.
Das Ganze hat nun aber auch seinen Preis, die Zeiten des „günstigen China-Mini-PC“ sind vorbei. Für über 900 Euro ist der Beelink SER9 nun kein günstiger Mini-PC mehr. Er ist mit RAM und SSD komplett ausgestattet, das ist sehr gut, aber das gab es beim Vorgänger Beelink SER8 ab 600 Euro eben auch schon für deutlich weniger Geld. Der ist dann nicht genau so gut und nicht state of the art, aber eben auch nicht direkt ein altes Eisen und deshalb schlecht. Der Kunde muss letztlich überlegen, was genau er braucht oder schlichtweg haben möchte.
- Sehr hohe Leistung
- Geringes Betriebsgeräusch
- Kompaktes Alu-Chassis
- Umfassende Anschlüsse
- Wählerischer HDMI-Anschluss
- Hersteller-Support
ComputerBase wurde der Beelink SER9 vom Hersteller für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers/Shops auf den Testbericht fand nicht statt. Eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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