Corsair Platform:6 im Test: Einmal Tisch mit allem, bitte!
Corsair bietet anno 2024 so gut wie alles, was es zum Betrieb und zur Nutzung eines (Gaming-)PCs abseits von CPU, Mainboard und Grafikkarte bedarf – und neuerdings auch einen Tisch, auf oder unter dem der Rechner stehen kann. Wie sich der Platform:6 dem Käufer präsentiert, hat sich ComputerBase im Selbstversuch angesehen.
Überraschung, es ist ein Tisch!
Corsair hat das Produktportfolio über die letzten zwei Jahrzehnte stetig ausgebaut, auch, aber nicht nur durch Zukäufe (Elgato (2018), Scuf (2019)).
Heute gibt es von Corsair fast alles, was man zum Aufbau eines Gaming- oder Creator-PCs und dessen Verwendung mit allen Sinnen benötigt. Ausnahme sind die CPU, das Mainboard und die Grafikkarte.
Darüber hinaus hat Corsair kompakte Komplett-PCs (Corsair One, länger nicht aktualisiert), Displays, die flach oder curved genutzt werden können (Xeneon Flex), oder sogar Notebooks (Voyager a1600) im Sortiment.
Die letztgenannten Neuzugänge wurden über die letzten Jahre zumeist groß auf Messen präsentiert und als es zur Gamescom 2023 Ende August hieß, dass es wieder eine solche Neuvorstellung geben wird, erfolgte der Schritt in Corsairs PR-Raum im Business-Bereich der Messe nicht ohne eine gewisse Spannung.
Dort stand er dann, direkt sichtbar beim Betreten des Raumes: der Platform:6, ein Tisch!
Ein Tisch von Corsair? Wer braucht das und was soll er überhaupt kosten? Den Preis verriet der Hersteller zur Vorstellung nämlich noch nicht und viele Kommentare in der News zur Ankündigung drehten sich auf ComputerBase im Spätsommer um dieses Thema.
Die Frage, die der Redaktion damals vorrangig im Kopf herumschwirrte, war hingegen eine andere: Corsair One, Corsair Voyager, Corsair Xeneon Flex – all diese Neuvorstellungen hatte ComputerBase natürlich getestet. Doch was ist mit dem Tisch?
Wenig später stellte Corsair die Testfrage und nach einer etwas längeren Bedenkzeit wurde zugesagt.
Wie testet man einen Tisch?
Die Zusage erfolgte nicht ohne eine bereits damals stechende Frage im Hinterkopf: Wie testet ComputerBase einen Tisch, ohne zuvor jemals „PC-Tische“ getestet zu haben? Und als das Muster dann in sechs Paketen mit über 130 kg Gesamtgewicht in der Redaktion eintraf, nahm der Schmerz nicht ab, sondern noch zu.
Wie testet ComputerBase einen Tisch?
Klar auf der Hand lag: auspacken, aufbauen, nutzen, begutachten. Die Frage des Quervergleichs, der zur Einordnung so wesentlich ist, lag hingegen weiterhin schwer im Magen. Doch der Reihe nach.
Das sagt Corsair zum Platform:6
Corsair verkauft den Platform:6 als Rundum-sorglos-PC-Arbeitsplatz mit großem Funktionsumfang. Wesentliche Merkmal sind laut Hersteller:
- Das robuste Design (150 kg Traglast), optional mit beidseitig elektrischer Höhenverstellung.
- Die große und auf Wunsch sogar noch erweiterbare Tischplatte.
- Die Kautschuk-Echtholz-Tischplatte (180×76 cm) mit Recycling-Kautschuk aus der Gummiproduktion.
- Das standardisierte T-Kanal-Schienensystem und Lochmuster zur Erweiterung.
- Die konsequente Ausrichtung auf den Einsatz von Gaming- und Creator-Zubehör.
Die Schlussfolgerung des Herstellers lautet: „Der Schreibtisch neu erfunden.“
Der Schreibtisch kann über den Onlineshop des Herstellers in drei vorkonfigurierten Setups oder als individuelle Zusammenstellung erworben werden.
Die Preise beginnen mit 1.168,70 Euro für das Basismodell „Platform:6“ mit fest einstellbarer Höhe, schwarzer Laminat-Tischplatte mit Kautschuk-Kern und Dual-Monitorarm (gasgedämpft). Mit elektrischer Höhenverstellung werden für den „Platform:6 Elevate“ 1.559,70 Euro fällig. Der in diesem Fall mögliche Wechsel auf die braun gebeizte Kautschuk-Holz-Tischplatte kostet 100 Euro Aufpreis. In Kombination mit dem Elgato Multi Frame, an dem sich allerhand Equipment und Zubehör befestigen lässt, werden für den „Platform:6 Creator Edition“ 1.999,60 Euro fällig.
Der Elgato Multi Frame kann auch separat erworben und beispielsweise mit dem nur manuell verstellbaren Basismodell kombiniert werden, die Kosten liegen dann bei 339,90 Euro. Ein Paar Schreibtischerweiterungen kostet in Laminat-Ausführung 229,90 Euro, aus Kautschuk werden 299,90 Euro fällig. Zwei schwarze Steckdosenleisten mit schwarzer Kabelwanne schlagen mit 69,99 Euro zu Buche.
Das Testmuster: Corsair Platform:6 Creator Edition
Nicht weiter überraschend, wurde ComputerBase der Platform:6 in der „Creator Edition“ mit Kautschuk-Tischplatte zur Verfügung gestellt. Sie setzt auf den elektrisch höhenverstellbaren Tisch und bringt den Elgato Multi Frame gleich mit. Darüber hinaus legte Corsair die zum hohen Aufpreis verfügbaren schwarzen Steckdosenleisten mit passendem Befestigungsmaterial und das Tischplattenerweiterungs-Set bei. Gesamtkosten: knapp 2.400 Euro. Gesamtgewicht: knapp über 130 kg laut Lieferschein.
Lieferung
Die Lieferung erfolgte mittels UPS in insgesamt sechs Paketen, von denen für das folgende Foto eines der beiden größten mit dem Elgato Multi Frame im Nachbarraum übersehen/vergessen wurde.
Wer den Tisch ohne Elgato Multi Frame und Tischplattenerweiterung oder weiteres Zubehör bestellt, erhält drei Kartons.
Montage
Für die Montage legt Corsair dem Platform:6 ein umfangreiches, bebildertes Montagehandbuch bei. Es enthält alle Schritte, die zum Aufbau der Creator Edition inklusive Elgato Multi Frame und des weiteren Zubehörs vonnöten sind, und findet sich direkt in der ersten Box wieder, die auch die Tischplatte enthält.
Unboxing
Der Karton mit der Tischplatte kam mit deutlichen Transportspuren in der Redaktion an. Ein Blick hinter die beschädigte Pappschicht offenbarte allerdings eine intakte Schaumstoffdämmung, so dass auf eine Reklamation direkt bei der Annahme verzichtet wurde.
Nach dem Öffnen und Herausnehmen der Tischplatte zeigte sich dann allerdings ein anderes Problem: Der Platform:6 verfügt über eine abdeckbare Mulde in der Tischplatte, in der Anwender Kleinteile wie USB-Sticks, Schrauben etc. aufbewahren können und in der sich auch USB-Buchsen zum Laden von Smartphones befinden.
Für den Transport wird die Abdeckung per Kreppband an den Tisch geklebt, hatte sich beim Testmuster aber gelöst und die Abdeckung sowie der Inhalt des Aufbewahrungsfachs (USB-Kabel und Trennwände) lagen nicht mehr sicher verstaut, sondern zwischen Tischplatte und Verpackungsmaterial. Resultat: zwei unschöne Kerben, die nicht nur sicht-, sondern auch spürbar waren – direkt zentral im Blickfeld des Nutzers.
ComputerBase hat Corsair sofort über diesen Umstand in Kenntnis gesetzt und dazu geraten, die Befestigung der Abdeckung in Zukunft deutlich robuster auszuführen. Getauscht wurde das Muster selbstverständlich deshalb nicht. Beim Kunden wäre das anders: Dokumentieren, einpacken und den Support von Corsair kontaktieren stünden auf der Tagesordnung.
1. Schritt: Der Tisch als solches
Der Montageanleitung folgend, ging es daraufhin Schritt für Schritt voran. Die Montage der Beine inklusive Motoren und deren Verkabelung sowie die Installation des großen Stauraums für Steckdosenleisten und Kabel gingen einfach und – von der Masse der Schrauben einmal abgesehen – zügig voran.
Das Montagematerial inklusive Ersatzteiltüte und zahlreicher Klettbänder findet sich fein säuberlich beschriftet in einem separaten Karton. Zu jedem Schritt in der Montageanleitung ist eine Tüte im Karton vorhanden.
Schritt 3 ließ dann erstmals kurzfristig an den Fähigkeiten des Monteurs zweifeln: Die in der passenden Tüte verpackten Schrauben wollten die beidseitig montierbare Kabelfernbedienung für die Höhenverstellung einfach nicht am Tisch verankern – sie waren zu kurz. In der Tat sprechen Anleitung wie Tüte von 15 mm langen Schrauben, die in der Tüte sind aber nur 10 mm lang.
Weil sich in der Tüte mit „Spare Parts“ weitere 15-mm-Schrauben des richtigen Typs wiederfanden, ging es nach kurzem Stressmoment dann zum Glück weiter. Passieren sollte das in Anbetracht der feinsäuberlichen Durchnummerierung der Schritte sowie der Zuordnung des benötigten Materials und mit Blick auf den Preis aber nicht.
Das trifft in schwächerer Form auch auf das Verlegen des Kabels von der Fernbedienung zur Steuereinheit zu: Zwar liegen Kabelösen bei, die je nach der genutzten Seite zum Einsatz kommen, aber dass das Kabel dann „einfach so“ über die zentrale Strebe geführt werden muss, verwundert dann doch – eine Premiumlösung wäre eine Aussparung gewesen, durch die das Kabel zwischen Querstrebe und Tischplattenunterseite geschoben werden kann.
Alle weiteren Montageschritte unter der Tischplatte verliefen daraufhin problemlos. Das Montagezubehör fand sich dort, wo es zu finden sein sollte, Unstimmigkeiten gab es keine.
Das nächste Mal ins Stocken geriet der Prozess beim fünften Schritt, bei dem der Montageprozess an die Tischplattenoberseite wechselt: Es gilt die Querverstrebung, die die Monitorarme (und auf Wunsch auch mehr) aufnimmt, zu montieren.
Doch statt der im Handbuch und auf der Tüte beschriebenen vier fanden sich nur zwei Holzdübel und die genannten „Clamping Plates“ gar nicht darin wieder. In Erinnerung an Schritt 3 wurde die Ersatzteiltüte konsultiert – und siehe da: Genug weitere Holzdübel fanden sich dort in der Tat wieder. Aber die „Clamping Plates“ (ziehen die beiden Sockel, zwischen denen die Querstrebe sitzt, von unten an die Tischplatte) fehlten weiterhin. Am Ende gab es trotzdem abermals Entwarnung: Sie lagen lose im Karton mit den Montagematerialtüten. Auf der Tüte für Schritt 5 und in der Anleitung steht es aber anders.
Nachdem das gesamte benötigte Material gefunden war, ging auch Schritt 5 unkompliziert von der Hand und der Platform:6 war grundsätzlich für die Installation der beiden gasgedämpften Monitorarme bereit.
Das Testmuster kam allerdings mit dem optional erhältlichen Steckdosenleisten- und Kabelmanagement-Set, die in der Anleitung noch davor montiert werden.
Anschließend ging es am folgenden Tag an den Karton mit den Monitorarmen, die ohne Auffälligkeiten ihren festen Platz an den Querverstrebungen fanden.
2. Schritt: Elgato Multi Frame
Etwas unwohl wurde es dem Monteur daraufhin beim Öffnen des Kartons mit dem Elgato Multi Frame, der am Vortag im Nachbarraum stehengelassen worden war – und sich jetzt ebenfalls mit einer deutlichen Transportmacke präsentierte. Im Karton war zum Glück aber alles in Ordnung.
Der Elgato Multi Frame wird an den bereits installierten Sockeln der Querverstrebung befestigt und in wenigen Schritten montiert. Die Lochwand besteht aus zwei Teilen, die über die Montage an den T-Profilen und eine weitere Leiste an der Unterkante relativ verwindungssteif miteinander und mit dem Platform:6 verschraubt werden.
Über die von Corsair mitgelieferten standardisierten Haken lässt sich an der Lochwand alles befestigen, was sich eben so an Haken aufhängen lässt.
Ebenfalls zum Elgato Multi Frame gehören drei Bretter/Regale (2× 17×28 cm, 1× 20×40 cm), die sich an den T-Profilen verschrauben lassen – für Lautsprecher, Lampen, Pflanzen oder Deko. Zwei davon fanden einfach ihren Weg an den Tisch, bei einem musste hingegen zuerst das Untergestell um 90° gedreht werden – ab Werk war es falsch montiert.
Ist auch diese kleine Hürde genommen, steht der Corsair Platform:6 in der Creator Edition nach einigem Arbeitseinsatz sowie drei Fehlern im Montageprozess und leider mit zwei kleinen Macken in der Tischplatte vor dem Nutzer.
3. Schritt: Etwaige Erweiterungen
Reicht der gebotene Platz nicht aus, kann der Tisch noch erweitert werden. Das Erweiterungspaket umfasst zwei 76 × 30 cm große Tischplattenerweiterungen (tragen maximal 25 kg) und zwei weitere Lochwände, die parallel zu den Tischbeinen montiert werden können. Es ist für beide Tischplattenvarianten verfügbar und lag dem Testkit bei.
Zur Veranschaulichung hat die Redaktion rechts eine Tischplattenerweiterung und links eine Lochwand montiert, es geht aber auch beides an beiden Seiten. Die Montage der Tischplattenerweiterung erfordert aufgrund des Gewichts der Erweiterung und der Art und Weise, wie sie befestigt wird, ein zweites Paar Hände – und selbst dann ist es nicht ganz einfach, die Tischplatte und das Erweiterungsstück in Waage zu bekommen, am Ende aber durchaus möglich.
Nach diesem Schritt war das Testmuster vollumfänglich aufgebaut und das Resultat sah wie folgt aus:
Fazit
Den Corsair Platform:6 in der Creator Edition inklusive Erweiterungs-Set und Steckdosenleisten fix und fertig vor sich stehen zu haben, bedarf im Alleingang gut drei bis vier Stunden Arbeitseinsatz. Glücklich darf sich derjenige schätzen, der genug Platz hat, um das im Prozess anfallende Verpackungsmaterial zwischenzulagern oder direkt zu entsorgen – und dann hoffentlich nicht feststellen muss, dass im Paket Nummer X ein Transportschaden steckt, wie das in der Redaktion der Fall gewesen ist. Erst alles auspacken und sichten, dann entsorgen, lautet am Ende ganz klar die Empfehlung der Redaktion. Bei den vier blauen Buchstaben sieht es im Grunde aber nicht anders aus.
Sind der Aufbau und der Entsorgungsprozess erfolgreich abgeschlossen, steht eine durchaus imposante Schreibtischkonstruktion im Raum, die mit installiertem Elgato Multi Frame zwangsläufig an eine Werkbank erinnert. Das trifft mit Sicherheit nicht jedermanns Geschmack und passt auch nicht überall in das Ambiente des restlichen Raumes.
Doch am Ende soll der Platform:6 auch genau das sein: eine Werkbank, die alles trägt respektive im richtigen Winkel und in der richtigen Anzahl befestigen kann, was zum Streamen oder Arbeiten inklusive korrekter Ausleuchtung und Aufnahme der Arbeitskraft benötigt wird.
Der Platform:6 bietet dafür zweifelsohne eine sehr robuste Basis und die von Corsair beworbenen standardisierten T-Profile und Lochmuster viele Möglichkeiten zur Erweiterung. Wer Kameras und/oder Mikrofone absolut sicher verstauen will, muss aber auf weitere Adapter setzen, was den Preis zusätzlich treibt.
Stichwort Preis: Der hat es in sich! Rund 2.400 Euro für die im Test montierte „komplette“ Creator Edition sind extrem viel Geld, diese Erkenntnis war mit Verweisen auf die Anschaffungskosten „einfacher“ höhenverstellbarer Tische mit Echtholzplatte schon in den Kommentaren der Community der rote Faden. Und Lochwände aus dem Baumarkt, die hinter dem Tisch an der Wand befestigt werden, kosten weniger als der Multi-Frame-Aufsatz. Und natürlich gibt es auch die profilierten Querstreben im Baumarkt günstiger.
Und dennoch hat Corsair mit dem Platform:6 eine kleine, potentiell lukrative Nische am Markt besetzt: Für vergleichsweise viel Geld gibt es in der Creator Edition hier alles aus einer Hand in einem sechs Paketen von einer bekannten Marke.
Richtig anzukreiden sind dem Corsair Platform:6 am Ende dieses Tests daher insbesondere die Patzer in der B-Note: Transportschäden wie der in der Redaktion sollte der Hersteller in Zukunft durch Anpassungen an den Transportsicherungen noch stärker auf eigener Seite verhindern versuchen und darüber hinaus sicherstellen, dass alle Schrauben und Adapter auch in der Tüte zu finden sind, in der sie laut Handbuch liegen – und nicht (immerhin!) im Ersatzteilbeutel. Wer schon so viel Geld für den mutmaßlich leichtesten Weg zum allumfassenden PC-Arbeitsplatz in die Hand nimmt, darf beim Aufbau nicht mit derartigen Fehltritten konfrontiert werden.
Aktuell ist der Corsair platform:6 im Online-Shop des Herstellers vergriffen. Es soll aber kurzfristig neue Ware eintreffen, wie Corsair auf Nachfrage erklärte.
ComputerBase hat den Platform:6 in der Creator Edition mit Zubehör von Corsair leihweise zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.