Ryzen 5 9600X & Ryzen 7 9700X im Test: AMDs Single-Core-König und Effizienzmeister
Auf die schmerzliche Verschiebung folgt nun ein zweigeteilter Start: Zen 5 debütiert im Desktop in Form des AMD Ryzen 5 9600X und Ryzen 7 9700X. Daraus ergibt sich ein angepasstes Testumfeld, dem ComputerBase mit Vergleichen zu 7600X, 7700, 7700X und 7800X3D Rechnung trägt. Dabei gibt es im Test so einige Überraschungen.
Hinweis vom 6. November 2024: Inzwischen ist auch der Test des AMD Ryzen 7 9800X3D auf ComputerBase erschienen – der Ende 2024 mit Abstand schnellsten Gaming-CPU.
Es sollte die große Party werden Ende Juli: Alle vier neuen CPUs aus dem Hause AMD erscheinen zeitgleich – sowohl im Test als auch im Handel. Daraus wurde bekanntlich nichts, sondern ein Rückruf eingeleitet und ein versetzter Start geplant. Dabei kommen die sonst stets im Schatten der großen Prozessoren stehenden, vermeintlich nicht so interessanten, weil langsameren CPUs zuerst: AMD Ryzen 5 9600X und AMD Ryzen 7 9700X. Letztlich sind es aber diese Mittelklasse-Modelle, die am häufigsten verkauft werden, weshalb ihre Leistung besonders im Fokus stehen sollte.
Um den Start der AMD Ryzen 9000 gebührend zu begleiten, gibt es neben diesem Test und dem Fokus auf das Komplettpaket der beiden ersten CPUs auch noch einen zweiten Testbericht, der sich primär um das Gaming dreht. In diesem gibt es zusätzliche Tests nicht nur mit einer Nvidia GeForce RTX 4090, sondern auch AMD Radeon RX 7900 XTX. Darüber hinaus wird auf schnelleren Speicher und die Auswirkungen geschaut und auch das Powerlimit der CPU in Spielen angehoben.
Ryzen 9000 mit Zen 5 in drei Absätzen
Während die neue Zen-5-Architektur bereits im Notebook mit Strix Point (Test) vor einigen Tagen im Handel debütierte, feiert sie nun mit Ryzen 9000, Codename Granite Ridge, ihre Einführung in den Desktop. Die technische Basis ist dabei die gleiche, viele Änderungen am Prozessorkern und Drumherum sollen zu einer um 16 Prozent gesteigerten IPC führen. Weitere Informationen dazu gibt es im Bericht:
Die neuen Kerne verpackt AMD erneut in 8-Kern-Clustern, sie markieren einen der CCDs als Die, der auf nun noch 70,6 mm² satte 8,6 Milliarden Transistoren durch TSMCs N4P-Fertigung unterbringt. Für die kleineren CPUs mit maximal acht Kernen ist einer dieser Dies zusammen mit dem IOD, nach wie vor 122 mm² groß, 3,4 Milliarden Transistoren schwer und aus TSMCs N6-Fertigung, auf einem Package verlötet. Der IOD ist der gleiche wie bei Ryzen 7000, das Feature-Set dementsprechend auch, wenngleich es Optimierungen hinsichtlich Speicher gab: Fortan ist regulär DDR5-5600 gesetzt, übertaktet werden darf bis DDR5-8000+.
Das Wichtigste ist die Fortführung der bekannten Infrastruktur rund um den Sockel AM5. Die AMD Ryzen 9000 werden in denselben Boards wie bisher zum Einsatz kommen, angeführt von X670E- und B650E-Lösungen. BIOS-Updates sind jedoch des Kunden Pflicht, ohne die geht mitunter nämlich gar nichts. Dazu später mehr.
Neuer Fokus: Die echte Mitte im Schlagabtausch
Mit dem AMD Ryzen 5 9600X mit sechs Kernen und dem AMD Ryzen 7 9700X mit acht Kernen steht nun erstmals zum Start nicht die teure Oberklasse im Fokus. Nicht mehr sind es die Kämpfe an der Spitze, sondern eben in der goldenen Mitte. Die Anpassung von AMD beim Start hat natürlich auch Folgen für den Test auf ComputerBase: AMD Ryzen 7 9700X trifft hier auf den Vorgänger Ryzen 7 7700X und 7700 sowie Intels Core i7-14700K, der AMD Ryzen 5 9600X muss sich mit dem AMD Ryzen 5 7600X und 7600 messen. Gegenspieler von Intel ist nicht nur der Core i5-14600K, sondern auch reguläre Modelle wie der Core i5-14500. Alle CPUs sind Bestandteil des aktualisierten Testumfelds.
Natürlich muss sich der neue Ryzen 7 9700X aber auch AMDs angeblicher Behauptung stellen, dass er in Spielen schneller sein kann als die aktuelle Empfehlung AMD Ryzen 7 7800X3D. Und da der 9700X eine 65-Watt-Einstufung erhalten hat, wird der Frage nachgegangen, was er denn anders macht und kann als ein AMD Ryzen 9 7900 mit 65-Watt-Einstufung respektive ein Ryzen 7 7700 mit der gleichen TDP. Kommt er an den ersten heran bzw. hängt er letzteren deutlich ab? Und der 9600X muss sich nicht nur gegen 7600X und 7600 stellen, der Preissieger dort unten ist bekanntlich der Ryzen 5 7500F – also ist auch der mit dabei.
Architektur | Kerne/Threads | Takt Basis/Turbo |
L2 + L3 | TDP | iGPU | Preis | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
UVP (Start) | Preis (tagesaktuell) | |||||||
AMD Ryzen 9 7900 | Zen 4 | 12/24 | 3,7/5,4 GHz | 12+64 MB | 65 W | ✓ | 479 Euro (429 USD) | ab 327 Euro |
AMD Ryzen 7 7800X3D | Zen 4 | 8/16 | 4,2/5,0 GHz | 8+32+64 MB | 120 W | ✓ | 499 Euro (449 USD) | ab 500 Euro |
AMD Ryzen 7 9700X | Zen 5 | 8/16 | 3,8/5,5 GHz | 8+32 MB | 65 W | ✓ | 399 Euro (359 USD) | – |
AMD Ryzen 7 7700X | Zen 4 | 8/16 | 4,5/5,4 GHz | 8+32 MB | 105 W | ✓ | 479 Euro (399 USD) | ab 274 Euro |
AMD Ryzen 7 7700 | Zen 4 | 8/16 | 3,8/5,3 GHz | 8+32 MB | 65 W | ✓ | 369 Euro (329 USD) | ab 269 Euro |
AMD Ryzen 5 9600X | Zen 5 | 6/12 | 3,9/5,4 GHz | 6+32 MB | 65 W | ✓ | 309 Euro (279 USD) | – |
AMD Ryzen 5 7600X | Zen 4 | 6/12 | 4,7/5,3 GHz | 6+32 MB | 105 W | ✓ | 359 Euro (299 USD) | ab 199 Euro |
AMD Ryzen 5 7600 | Zen 4 | 6/12 | 3,8/5,1 GHz | 6+32 MB | 65 W | ✓ | 259 Euro (229 USD) | ab 185 Euro |
AMD Ryzen 5 7500F | Zen 4 | 6/12 | 3,7/5,0 GHz | 6+32 MB | 65 W | – | ? Euro (179 USD) | ab 156 Euro |
Intel Core i7-14700K | Raptor Lake | 8P+12E/28 | 3,4/5,6 GHz | 28+33 MB | 125 W | ✓ | ? Euro (409 USD) | ab 388 Euro |
Intel Core i5-14600K | Raptor Lake | 6P+8E/20 | 3,5/5,3 GHz | 20+24 MB | 125 W | ✓ | ? Euro (319 USD) | ab 255 Euro |
Intel Core i5-14500 | Alder Lake | 6P+8E/20 | 2,6/5,0 GHz | 11,5+24 MB | 65 W | ✓ | ? Euro (232 USD) | ab 249 Euro |
Die UVP der ersten beiden Ryzen 9000 sehen auf den ersten Blick geringer aus, müssen aber angesichts der neuen TDP-Einstufung und des somit hier geänderten Namens differenziert betrachtet werden. Denn eigentlich entsprechen die neuen X-Varianten ja alten Non-X-CPUs der Ryzen-7000-Serie in gleicher Klasse, sie alle haben 65 Watt TDP. Gegenüber diesen ist es dann nämlich keine Preissenkung, sondern eine leichte Preiserhöhung.
Im Handel spielt der UVP ohnehin erst mal in einer anderen Liga, hier unterbieten die alten CPUs über viele Klassen hinweg die neuen Lösungen. Das wird sich wie üblich erst in den kommenden Wochen und Monaten richten. Gleiches gilt für die beiden größeren Modelle, die in der kommenden Woche folgen.
Holpriger Start: Speicherprobleme, Last-Minute-AGESA, Chipsatztreiber & Co
Das zuletzt stets besser gewordene Startprozedere von neuen Produkten hat AMD bei Ryzen 9000 nahezu wieder völlig verworfen. Seit Zen 1 war hinter den Kulissen und bei der Vorbereitung zum Test, dem eigentlichen Testen und mehr nicht mehr so viel Chaos zugegen. Negativ gekrönt wurde dies durch die Verschiebung der CPUs aufgrund von Binning-Problemen. Im Detail kommen dazu dann die typischen Probleme, allen voran mit AGESA und Speicher.
ComputerBase stand zum Test in Kontakt mit mehreren Redaktionen in Europa. Interessanterweise kam dabei zum Vorschein, dass die größten Probleme mit dem Ryzen 5 9600X auftraten. Hier waren sie ebenfalls oft im Zusammenspiel mit Speicher anzutreffen, aber auch so waren diese Lösungen von Instabilitäten am meisten betroffen. AMDs Empfehlung war, erst mal EXPO zu deaktivieren und BIOS-Defaults zu erzwingen. Oft hilft Testern dabei das schnelle CMOS-Clear und der Wechsel auf andere Speichermodule – Kunden haben diese Auswahl nicht immer parat.
Speicher ist AMDs Dauerbaustelle
Im Reviewer's Guide für die AMD Ryzen 9000 heißt es diplomatisch, dass beim ersten Start mit den neuen CPUs zwei bis drei Minuten für das sogenannte Memory-Training genutzt werden können – dies ist normal. AMD hat diese Aussagen seit Zen 1 und dem Desaster bezüglich Speicher zum Start quasi bei jedem Test mit dabei, in der Regel lief es zuletzt aber deutlich besser. Nicht so dieses Mal.
Mit einem bereits für Ryzen 9000 gedachten BIOS/AGESA tat sich auf einem der Testsysteme – hier auch mit Ryzen 5 9600X – rein gar nichts, es wollte schlichtweg nicht starten. Ein zweites System mit anderem Speicher und sogar älterem AGESA bootete nach einiger Zeit zumindest bis ins BIOS. Doch dann ging das Spiel weiter: Takterhöhungen, Timing-Verschärfungen, es ging nicht viel – mal eben DDR5-6000 einstellen klappte beispielsweise gar nicht. Schnell war klar, dass BIOS-Updates mehr als nötig sein werden. Und die kamen auch. In Massen.
Fünf BIOS-Updates in neun Tagen – es kommt noch mehr
Lange gab es nicht mehr so viele Updates vorab zu einem Test. Für Tester empfiehlt AMD beispielsweise das Asus ROG Crosshair X670E Hero. Dort erschien Mitte Juli bereits ein BIOS mit AGESA 1.2.0.0a, das für den Start der neuen Plattform gedacht war. Doch es erwies sich als problembehaftet und Updates wurden ausgeliefert.
AMD empfahl für den Test seit Mitte letzter Woche, auf die BIOS-Version 2201 zu aktualisieren. Es folgten Updates nahezu jeden Tag, auf 2202, 2203 und letztlich 2204, das nun als finale Version seit Dienstag, dem 5. August zur Verfügung steht. Diplomatisch heißt es darin: „Update AGESA version to Combo AM5 PI 1.2.0.0a Patch A for better stability with AMD Ryzen™ 9000 series processors.“
Bei anderen Boards sieht es ganz ähnlich aus. Im Test nutzt die ComputerBase-Redaktion auch ein B650E, hier war Version 3021 als letzte Beta zugegen. Konnten die Tester auf die letzte finale Version warten? Mitnichten. Aber der Trost: Es wird nicht die letzte Version sein. Ein weiteres AGESA-Update ist demnach schon in Vorbereitung und wird Patch AB genannt, eventuell geht es aber auch direkt noch weiter.
Den schnell veröffentlichten Updates der letzten Tage war dabei anzumerken, dass die Leistung nun durchaus schwanken kann. Es wird die Stabilität in den Fokus gerückt, was zum Start natürlich extrem wichtig ist, dafür aber etwas Leistung kostet: Was nutzt eine Plattform, wenn sie gar nicht erst hochfährt? Insofern der richtige Weg. Mehr Zeit dafür vorab einzuplanen, wäre allerdings schlichtweg noch viel besser gewesen. Es passt aber in das Bild, das seit einigen Wochen rund um Ryzen 9000 herrscht, dass es ein gefühlt viel zu überstürzter Start ist.
Alter Chipsatztreiber schneller als neuer
Bei AMD ist bekanntlich auch ein Chipsatztreiber Pflicht. Doch hier gibt es zum Test ebenfalls Dinge zu beachten. AMD erklärt für Ryzen 9000, dass die Variante 6.06 oder neuer genutzt werden soll. Offiziell gibt es seit dem 26. Juli schon 6.07, der wiederum erwies sich aber als langsamer als der unter NDA angebotene 6.06. Also alles wieder zurück und damit getestet.
Am Ende gab es unterm Strich nun schon bald ein Dutzend Kombinationen aus BIOS, AGESA und Chipsatztreiber, die vor dem eigentlichen Testen begutachtet werden mussten, ehe es überhaupt losgehen konnte. Die Redaktion entschied sich für das letzte BIOS samt AGESA 1.2.0.0a Patch A und für den vorletzten Chipsatztreiber. Dass die Ergebnisse in zwei Wochen mit jeweiligen Updates an allen Stellen anders aussehen können, liegt heute jedoch quasi schon auf der Hand.