CPU-Overhead: Arc B580 vs. RTX 4060 & RX 7600 auf CPUs mit 4 bis 24 Kernen
Intels Grafikkarten der Battlemage-Serie alias Arc B580 und B570 verlieren auf kleineren/älteren CPUs mehr Leistung als die direkten Konkurrenten GeForce RTX 4060 und Radeon RX 7600 XT, das haben „CPU-Overhead-Tests“ auf AMD Ryzen gezeigt. Dieser Test mit Intel-Core-CPUs von 4 bis 24 Kernen bestätigt die Probleme.
Der Einfluss des „CPU-Overheads“ auf die FPS
Intels Arc B580 12 GB (Test) ist ein neuer Herausforderer der Nvidia GeForce RTX 4060 GB und der AMD Radeon RX 7600 XT 16 GB, das hat der Test gezeigt – mit seinen Vor- und Nachteilen.
Diese Aussagen stützten sich aber nicht nur bei ComputerBase, sondern in der Regel auch anderswo auf das Zusammenspiel mit einem 600-Euro-Gaming-Prozessor: Dem Ryzen 7 9800X3D. In einem GPU-Testsystem wird in der Regel eine sehr schnelle CPU genutzt, um den Flaschenhals in dem Bereich so breit wie möglich zu halten – denn die GPU soll den Unterschied machen, nicht aber die CPU. Wäre die CPU langsamer, würden Grafikkarten im Zweifel eingebremst, weil sie nicht genug Arbeitsaufträge von der CPU bekomme – je schneller die GPU, desto früher.
Doch nun hat sich gezeigt: Mit langsameren, weil kleineren oder älteren CPUs verlieren Intels Arc-Grafikkarten viel früher viel stärker an Leistung als die Konkurrenz von Nvidia und AMD. Der Grund: Der Treiber der Intel-Grafikkarten legt mehr Last auf die CPU („CPU-Overhead“), kleinere CPUs bremsen Arc-Grafikkarten daher früher aus.
Erste Tests mit AMD Ryzen
Den Stein ins Rollen brachte Hardware Canucks, die zu Beginn dieses Jahres darlegten, dass Intels Arc B580 auf älteren Systemen ein Problem hat, weil die Leistung dort massiv einbrechen kann. Auf diesen Zug sprang wenig später Hardware Unboxed (HWUB) auf und wiederholte Tests mit ganz ähnlichem Ergebnis: Alte Ryzen 5 2600/3600 zeigten drastische Leistungsverluste, aber auch auf einem Ryzen 5 5600 fiel Arc gegenüber GeForce und Radeon bereits deutlicher zurück.
Gänzlich auszuschließen, dass bei den ältesten CPUs im Test von HWUB und deren alten Plattformen noch ein anderer Faktor mit hineingespielt hat (Stichwort ReBAR, das Intel Arc dringend braucht), war allerdings nicht, so dass in einem weiteren Update als Untergrenze der AMD Ryzen 5 5600 ins Verhältnis zum Ryzen 7 9800X3D gesetzt wurde. Das Fazit blieb: Arc verliert mehr als Radeon und GeForce.
In einem Update des B580-Tests aus dem Dezember wurde aus einem Vorsprung von sieben Prozent für die B580 auf dem 9800X3D so einen Rückstand von einem Prozent auf die RTX 4060.
Intel selbst setzt für die neuen Battlemage-Grafikkarten einen Core-Prozessor der 10. Generation mit rBAR oder einen AMD Ryzen 3000 mit Smart Access Memory (rBAR) voraus.
CPU-Overhead-Tests auf Intel Core
Die ohne Zweifel interessanten Erkenntnisse wollte sich die Redaktion nach dem CES-Wahnsinn der ersten Januartage auch noch einmal selbst ansehen. Um den Messwerten mit AMD Ryzen dabei noch eine andere Perspektive hinzuzufügen, wurden drei Systeme mit Intel Core aufgesetzt.
Drei Intel-CPUs mit 4 bis 24 Kernen
Mit Intel-Core-i-CPUs lässt sich relativ einfach ein Bild über viele Kerne als auch Generationen abbilden, denn die „alte“ Plattform mit LGA 1700 trägt Core-CPUs der 12. bis zur 14. Generation von nur 4 bis 24 Kernen aus zwei P-Core-Generationen.
- Das kleinste und älteste Modell im Test ist der auf der nun bald vier Jahre alten Alder-Lake-Architektur basierende Intel Core i3-12100F (Test). Diese CPU gibt es auch heute noch problemlos im Handel, verfügbar zu Preisen ab 59 Euro.
Die Intel Arc B580 auf einem Intel Core i3-12100F „Alder Lake“ mit nur vier P-Cores - Darüber hinaus wird es neuer: Der Core i5-13600K (Test) ist gut bekannt und weit verbreitet. Er steht mit 6P+8E-Kerne zudem stellvertretend für einige auch neuere CPUs: Ein Intel Core i5-14500 ist zum Beispiel hinsichtlich der Kerne gleich und beim Takt nahezu identisch aufgestellt. Ein Intel Core i5-13600KF, also in der Variante ohne aktive Grafikeinheit, lässt sich als Tray-Version aktuell ziemlich günstig ab 210 Euro erwerben.
- Die letzte CPU im Bunde ist der Intel Core i9-14900K (Test), zu dem nicht viele Worte verloren werden müssen. Er steht noch immer für die beste Spieleleistung im Hause Intel, nachdem Arrow Lake in diesem Punkt nicht geliefert hat.
Für den Test stehen also CPUs mit vier, sechs und acht P-Cores parat, ersterer nutzt dabei gar keine E-Cores, der 13600K derer acht, der 14900K zusätzlich 16 E-Cores. Als Grundlage für alle drei CPUs dient das gleiche Z790-Mainboard mit aktuellem Intel-BIOS (alle Vorgaben eingehalten), die CPUs laufen gemäß Intel-Profil-Vorgaben, der Speicher ebenso. Unter Windows 11 24H2 in aktuellster Version sind alle Sicherheitsfunktionen aktiviert.
Arc, GeForce und Radeon im Vergleich
Neben der Intel Arc B580 in Form des Partnermodell ASRock Arc B580 Steel Legend (Test) und aktuellem Treiber 6256 werden die MSI GeForce RTX 4060 Ventus Black OC (8 GB) mit GeForce 566.36 sowie XFX Radeon RX 7600 XT Quick 309 (16 GB) mit Adrenalin 24.12.1 getestet. Die Auswahl der Spieletitel orientiert sich am CPU-Testparcours, aber die Auflösung wird von 720p auf 1080p erhöht, auch die Settings wurden leicht angepasst. Die Werte sind deshalb nicht mit vorangegangenen oder denen aus anderen Tests vergleichbar. Alle drei Grafikkarten übertreffen auf der schnellsten CPU im Test im Durchschnitt deutlich die 60-FPS-Marke. Aber wie sieht es mit schwächeren CPUs aus?
Ergebnisse in Full HD (1080p)
Die genutzten Spiele wurden ohne gezielten Blick auf die CPU-Anforderungen aus dem aktuellen CPU-Gaming-Leistung-Testparcours ausgewählt.
Performance-Rating
Bei den Durchschnitts-FPS zeigt sich erst einmal, dass es bei der Verwendung eines Intel Core i9-14900K oder eines Intel Core i5-13600K noch quasi keinen Unterschied gibt: Intel Arc, Nvidia GeForce und AMD Radeon gehen hier ziemlich im Gleichschritt.
Wird die CPU dann aber noch einmal deutlich schwächer und setzt auf nur noch drei Jahre alte vier Kerne, zeigen sich größere Unterscheide. Während GeForce und Radeon allerdings nur rund sieben bis acht Prozent Leistung verlieren, fällt die Intel Arc B580 mit minus 15 Prozent doppelt so deutlich zurück.
Bei den Frametimes ist das Bild noch etwas ausgeprägter sichtbar. Die Radeon kommt nun knapp vor der GeForce ins Ziel, verliert im Schnitt also am wenigsten. Die Arc B580 verliert wiederum noch weiter an Boden, bekommt die Rohleistung der B580 zusammen mit der nun langsameren CPU-Leistung nicht durch den Flaschenhals gedrückt. AMDs und Nvidias Lösungen können dies besser.
Der Blick auf die Einzelergebnisse zeigt: Es sind insbesondere drei Titel, die Arc im Durchschnitt den Anschluss verlieren lassen: Baldur's Gate 3, Cyberpunk 2077 und Starfield. Frostpunk 2 wiederum dämpft den Fall im Vergleich zu Arc und GeForce sogar noch etwas, weil hier der 12100F generell limitiert und auch AMD und Nvidia deutlich herunterzieht. In Ghost of Tsushima, das per se extrem gut auf Arc läuft, zeigt sich die B580 hingegen komplett unbeeindruckt vom Wechsel von 14900K auf 12100F.
Baldur's Gate 3
Cyberpunk 2077
Frostpunk 2
Ghost of Tsushima
Horizon Forbidden West
Senua's Sage: Hellblade II
Starfield
Unterm Strich lässt sich festhalten, dass die von Hardware Canucks und Hardware Unboxed gewonnenen Erkenntnisse auch in anderen Systemen mit gänzlich anderem Setup auftreten: Intels Arc-Grafikkarten verlieren mit schwächeren CPUs den Anschluss zu GeForce und Radeon – nicht in jedem Spiel, aber tendenziell und damit auch im Durchschnitt ist der Effekt bei Arc am größten.
Erst in dieser Woche hat Intel mit dem Core Ultra 3 205 noch einmal einen Prozessor auf den Markt gebracht, der nur vier P-Cores besitzt, wenn auch inzwischen immerhin auch vier E-Cores. Da die Spieleleistung auf Arrow Lake aber unterhalb der Vorgängergeneration rangiert, gibt es selbst im selben Haus noch neue CPUs, die eine Arc im Vergleich zu GeForce und Radeon stärker beeinträchtigen und das aus vielen Tests bekannte Leistungsbild zum Nachteil der Intel-Grafikkarte in der Praxis verschieben würden.
Intels Empfehlung für die Arc B580, mindestens einen Core i-10000 oder AMD Ryzen 3000 zu nutzen, gilt dabei nur der Funktionsfähigkeit, nicht aber maximaler Leistung. Selbst Intel lässt die CPUs der 10. und 11. Generation respektive die dazu passenden Mainboards mit einer Fußnote versehen. Ohne dass Laien vorher Nachforschungen anstellen müssen, sind also effektiv erst Plattformen ab der 12. Core-Generation wirklich allen Anforderungen gewachsen – und Leistungseinbußen gegenüber der Konkurrenz gibt es dann, wie dieser Test gezeigt hat, bei kleineren CPUs immer noch.
Fazit
Schon bisher gab es für die neuen Intel-Grafikkarten Arc B580 12 GB (Test) und Arc B570 10 GB (Test) auf ComputerBase keine eindeutige Empfehlung, die neuen Erkenntnisse machen das Thema noch eine Ecke komplexer. Denn die bis dato erhobenen Benchmarks, die Arc im Clinch mit GeForce und Radeon zeigen, wurden auf der schnellsten verfügbaren Gaming-CPU erstellt: dem Ryzen 7 9800X3D. Doch auf langsameren bzw. älteren CPUs sieht das Bild schnell anders aus, weil Arc hier mehr Federn lässt als GeForce oder Radeon. Je stärker der Fokus der Last auf der CPU liegt, desto deutlicher werden die Unterschiede. Und auf Gamer abseits von High-End-Gaming-Systemen und damit auch High-End-Gaming-CPUs zielt Arc mit der 500er-Serie.
Am Ende dieses Zusatztests fällt die Antwort auf die Frage, ob im Preisbereich von „um die 300 Euro“ eine Arc, GeForce oder Radeon im Rechner landen sollte, also eindeutiger als zuvor aus. Spieler, deren CPU kein High-End-Modell ist, fahren mit einer Radeon RX 7600 XT mit 16 GByte pauschal am besten. Weil die Radeon RX 7600 XT mit 16 GByte derzeit ab 330 Euro startet, während eine Intel Arc B580 in Deutschland kaum günstiger ist, fällt das Fazit hierzulande sogar noch etwas klarer als in den USA aus, wo Intel Arc gegenüber der Konkurrenz einen deutlicheren Preisvorteil aufweisen kann.
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