Windows 11 24H2 & 23H2 Update: Wie groß ist das Leistungsplus für AMD Ryzen 9000 in Spielen?
Windows 11 24H2 und ein Update für Windows 11 23H2 sollen AMD Ryzen über Optimierungen bei der Sprungvorhersage zu mehr Leistung verhelfen. Erste Tests zeigten im Durchschnitt 11 (Ryzen 9000) respektive 10 (Ryzen 7000) Prozent mehr FPS. Nicht alle Tests bestätigen dieses Niveau. Das Bild ist nicht klar und dafür gibt es Gründe.
Extreme Zugewinne bei Hardware Unboxed
Die massiven Leistungszugewinne sowohl auf einem Ryzen 7 9700X als auch auf einem Ryzen 7 7700X hatte am Dienstag Hardware Unboxed veröffentlicht.
AMD selbst hatte in einer ersten Reaktion auf den Start von Ryzen 9000 bis zu 13 Prozent in Spielen am Beispiel FarCry 6 auf einem Ryzen 9 9950X genannt.
Hardware Unboxed genießt einen ausgezeichneten Ruf, was die Gewissenhaftigkeit beim Testen anbelangt. Aus diesem Grund hatte auch ComputerBase über die Ergebnisse berichtet – und sich hinter den Kulissen daran gemacht, vergleichbar deutliche Zugewinne im eigenen aktuellen CPU-Gaming-Parcours zu finden, was auf Anhieb erst einmal nicht gelang.
CPU-Benchmarks: Einflussfaktor HVCI und Co.
Ohne zu wissen, wie Hardware Unboxed im Detail getestet hat und ohne Hardware Unboxed zu nennen, hatte am Freitag Hardware Canucks eine Vermutung aufgestellt, wo „die zu hohen Erwartungen“ ihre Ursache haben könnten: In Benchmarks mit Windows 11 24H2, bei denen Memory Integrity (Hypervisor-Protected Code Integrity (HVCI)) im Rahmen der Virtualization Based Security nicht aktiv gewesen ist, selbst wenn Hardware und BIOS alle Voraussetzungen dafür erfüllt haben.
Hardware Canucks hätte selbst zuerst absurd hohe Leistungszugewinne sogar im Vergleich 23H2 mit Update zu 24H2 gemessen, bis aufgefallen sei, dass unter 24H2 die Speicher-Integrität (HVCI) default deaktiviert gewesen ist. Dass dieses Sicherheitsfeature enorme Auswirkungen auf die Gaming-Leistung im CPU-Limit hat, ist seit Jahren bekannt.
ComputerBase kann bestätigen, dass die ISO von Windows 11 24H2 Build 26100.1115 aus dem Windows Insider Program nach der Installation HVCI nicht aktiv schaltet, dieser Schritt muss anders als bei Windows 11 23H2 also manuell erfolgen – je nachdem, was man denn vergleichen will.
Nachdem Hardware Canucks der eigene „Fehler“ aufgefallen war und Äpfel mit Äpfel verglichen wurden, lag der Leistungszugewinn durch das Update für Windows 11 23H2 und Windows 11 24H2 bei vier bis fünf Prozent.
Hardware Unboxed hat als Reaktion auf Hardware Canucks Beitrag inzwischen via X vermeldet, dass in allen Testreihen VBS nicht (!) aktiv war – und damit Äpfel mit Äpfeln verglichen wurden: Windows 23H2 und Windows 24H2 wurden beide mit inaktiven Sercurity-Features getestet. Dass Intel-CPUs dort nicht profitiert haben, spricht dafür – denn von einer Fehlkonfiguration von HVCI hätte auch Intel profitiert.
Bei vielen zurzeit veröffentlichten Benchmark-Vergleichen Windows 23H2 vs. Windows 23H2 mit Update vs. Windows 24H2 liegen Informationen darüber allerdings nicht vor, was einen Überblick über die Leistungsgewinne auf AMD Ryzen mit dem Update respektive dem Wechsel auf 24H2 zurzeit extrem schwierig macht, eben weil es einen enormen Unterschied machen kann, ob VBS aktiv oder inaktiv ist.
Dazu kommen Leistungsprobleme in Folge von CPU-Wechseln auf einer Windows-Installation etc. pp. Die nachfolgenden Benchmarks der Redaktion sollen das noch einmal in den Fokus rücken.
So hat ComputerBase bis dato getestet
Für den nachfolgenden ersten eigenen Beitrag zum Thema hat ComputerBase über das Wochenende sieben Spiele aus dem aktuellen CPU-Gaming-Testparcours neu vermessen. Genutzt wurde vorerst der Ryzen 9 9700X, aber weitere Ryzen- und Core-CPUs sollen folgen.
Spiel | Einstellungen |
---|---|
Anno 1800 | 720p, DX12, Preset Ultrahoch, VSync aus |
Baldur's Gate 3 | DX 11, 720p, VSync aus, Preset: Ultra |
Cyberpunk 2077 | 720p, Reflex aus, VSync aus, RT Niedrig |
F1 2024 | DX 11, 720p, VSync aus, Preset Ultrahoch, Reflex aus, nur TAA |
Horizon Forbidden West | 720p, Grafik Sehr hoch |
Outcast | DX 11, 720p, DLSS Performance, FPS-Limit deaktiviert, Qualität Ultra |
Starfield | 720p, Grafik Ultra, VSync aus, Upscaling aus, Reflex aus, VRS aus |
Warum ComputerBase die Spiele-Leistung von CPUs in einer Auflösung von lediglich 1.280 × 720 Pixel (720p, HD) testet, darauf ist Episode 40 von CB-Funk – der ComputerBase-Podcast im Jahr 2023 im Detail eingegangen.
Das System wurde dabei wie folgt aufgesetzt respektive getestet:
- Einstellung aller relevanten BIOS-Settings (Speichertakt und -timing, rBAR, Security).
- Installation von Windows 11 23H2 auf einer leeren SSD
- Installation aller verfügbaren Updates für Windows 11 23H2
- Installation GeForce 556.12
- Installation AMD Chipsatztreiber 6.06.28.910
- Einrichtung aller Spiele (Steam & Ubisoft Connect)
- Benchmarks (HVCI aktiv)
- Deaktivierung der Hypervisor-protected code integrity (HVCI)/Speicher-Integrität
- Benchmarks (HVCI inaktiv)
- Aktivierung der Hypervisor-protected code integrity (HVCI)/Speicher-Integrität
- Installation des optionalen Updates KB5041587 (AMD-Optimierungen)
- Benchmarks (HVCI aktiv)
- Deaktivierung der Hypervisor-protected code integrity (HVCI)/Speicher-Integrität
- Benchmarks (HVCI inaktiv)
- Installation von Windows 24H2 Build 26100.1115 aus dem Insider Program auf leerer SSD
- Installation aller verfügbaren Updates für Windows 11 24H2
- Installation GeForce 556.12
- Installation AMD Chipsatztreiber 6.06.28.910
- Einrichtung aller Spiele (Steam & Ubisoft Connect)
- Benchmarks (HVCI inaktiv per Default)
- Aktivierung der Hypervisor-protected code integrity (HVCI)/Speicher-Integrität
- Benchmarks (HVCI aktiv)
Von diesem Prozess abzuweichen, kann heutzutage durchaus gravierende Konsequenzen auf die Testergebnisse haben, nicht nur wenn HVCI anders als erwartet konfiguriert ist. Nur so kann beispielsweise verhindert werden, dass Windows Update die manuell vorgenommene Treiberinstallation noch einmal anpasst. Und wird Windows 24H2 auf einer SSD installiert, auf der bereits Windows 23H2 mit aktivem HVCI lief, übernimmt es diese Einstellung, auch wenn im Setup eingestellt wurde, dass auf der Platte alle Daten gelöscht werden.
- Nvidia GeForce RTX 4090 FE, GeForce 556.12
- AMD Chipsatztreiber 6.06.28.910
- VBS – „Core Isolation“ und „Memory Integrity“ (HVCI): siehe Benchmarks
- PCIe Resizable BAR (rBAR/SAM): an
- DDR5-5600 32-32-32-83
Die Unterschiede im ComputerBase-Benchmark
Direkt vorangestellt: ComputerBase ging es in diesem ersten Test nicht um die Masse der Benchmarks, sondern deren akkurate Ausführung, denn das „Fehlerpotential“ ist bei CPU-Gaming-Benchmarks im CPU-Limit wie weiter oben dargelegt enorm.
Jeder der nachfolgenden Benchmarks basiert zudem auf dem Mittelwert aus drei Läufen, gab es einen von CapFrameX bei der Aggregation gemeldeten Ausreißer, wurde ein weiterer Durchlauf durchgeführt. Die Ergebnisse offenbaren einige interessante Details.
Der Leistungszuwachs im Rating
So steigt die Leistung auf dem Ryzen 7 9700X durch die Installation des Updates für Windows 23H2 im Durchschnitt um fünf Prozent, wird auf demselben System Windows 24H2 installiert, sind es sechs Prozent – in allen drei Fällen mit aktivem HVCI (bei Windows 11 24H2 manuell gesetzt).
Die Leistung liegt damit auf dem Niveau wie mit Windows 23H2 und inaktivem HVCI. Ist das ein Zufall?
Offensichtlich ja, denn sowohl Windows 11 23H2 als auch Windows 11 24H2 zeigen mit deaktiviertem HVCI immer noch einen Leistungssprung von fünf Prozent. Hätte die Redaktion Windows 11 23H2 mit aktivem HVCI und Windows 11 24H2 mit inaktivem HVCI verglichen, hätten sich zehn Prozent mehr FPS im Durchschnitt über die genutzten sieben Spiele als vermeintlicher Vorteil durch die Ryzen-Optimierungen ergeben.
Bei den Frametimes gibt es keine wesentlichen Abweichungen vom bei den FPS gezeichneten Bild, die Zuwächse liegen auf dem Niveau der FPS-Zugewinne.
Der Leistungszuwachs in den einzelnen Spielen
Der nachfolgende Blick auf die einzelnen Spiele bringt einen weiteren interessanten Aspekt zutage: Spiele, die von inaktivem HVCI stark profitieren, profitieren auch von dem Patch für Windows 11 23H2 respektive Windows 11 24H2 am deutlichsten – ohne die starken Zuwächse durch das Abschalten von HVCI zu verlieren. Sichtbar wird das in Cyberpunk 2077 und Horizon Forbidden West.
Fazit
ComputerBase hat die eigenen Messwerte nach bestem Wissen und Gewissen mit festem Blick auf die eigene Checkliste für vergleichbare CPU-Benchmarks durchgeführt, um möglichst perfekt miteinander vergleichbare Ergebnisse zu erzielen.
Das ist mit Blick auf die potentiellen Fehlerquellen beim Testen von CPUs im CPU-Limit in Spielen gar nicht so einfach: Nicht nur der Status von Sicherheitsfeatures in Windows, sondern auch CPU-Wechsel auf ein und derselben Plattform ohne OS-Neuinstallation können heutzutage Ergebnisse zunichte machen. Das dürfte auch ein Grund sein, warum sich bisher kein klares Bild zu den Leistungszugewinnen ergeben hat.
Ein anderer ist der exorbitante Zeitaufwand, den verlässliche Tests verursachen: Mal eben x CPUs auf y Plattformen mit z Windows-Installationen und -Einstellungen zu testen, geht schlichtweg nicht – von Spielen, die nach fünf CPU-Wechseln (HVCI an/aus ist ein CPU-Wechsel!) innerhalb von 24 Stunden den DRM-Riegel vorschieben, ganz zu schweigen.
Kein Wunder also, dass es noch Zeit in Anspruch nehmen wird, bis umfassendere, absolut verlässliche Vergleiche erschienen sind – auch auf ComputerBase. Zuerst wird dieser Vergleich noch um ältere Zen- und Core-CPUs ergänzt werden.
Was auch diese ersten Benchmarks klar machen: Es muss neu getestet werden, der Vorteil für AMD Ryzen ist definitiv zu groß, um ihn in Zukunft nicht mit einzubeziehen. Im Schnitt über den kleinen Parcours sind es fünf Prozent, CP 2077 und Horizon Forbidden West zeigen hingegen über zehn Prozent Zuwachs. Und dabei wurden alle CPU-Gaming-Benchmarks im Vorfeld der Tests zu Ryzen 9000 erst kürzlich neu erstellt ...
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