Vivobook mit Snapdragon X Elite im Test: Benchmarks & Eindrücke zum Reboot von Windows on Arm
Mit Notebooks samt Qualcomm Snapdragon X Elite und X Plus ist ab sofort eine neue Generation Windows-PCs mit Arm- statt x86-Prozessor verfügbar. Microsoft spendiert zeitlich exklusiv Windows 11 24H2 „on Arm“ mit Copilot+. ComputerBase hat erste Erfahrungen, Messwerte und Benchmarks mit dem Asus Vivobook S 15 (S5507) gesammelt.
Der Artikel wurde um einen ersten AI-Benchmark des Snapdragon X Elite, der die NPU nutzt, ergänzt. In Kürze wird sich die Redaktion dem Thema auch noch einmal separat widmen. Mit dem Samsung Galaxy Book4 Edge ist am Freitag darüber hinaus das nächste Muster mit Windows 11 24H2 on Arm eingetroffen.
Was im Test ist und was nicht
ComputerBase stand für diesen Artikel ein brandneues Asus Vivobook S 15 (S5507) mit Qualcomm Snapdragon X Elite vorab unter NDA zur Verfügung. Auf dem System installiert war Windows 11 on Arm 24H2 (Build 26100.560). Als Termin für den Auslauf des Embargos galt bis Dienstagfrüh erst Mittwochfrüh. Am Dienstag wurde das Embargo dann kurzfristig aufgehoben – da war der Test noch gar nicht so weit.
Ohne Muster von Microsoft
Das Muster wurde auf Anfrage der Redaktion von Asus zur Verfügung gestellt, eine Bemusterung durch Microsoft fand auch auf Nachfrage nicht statt. Ebenfalls nicht von Microsoft bereitgestellt wurde eine Möglichkeit, den Copilot+ vor dem 18. Juni 2024 in Europa in Augenschein zu nehmen.
Was für Medien in Europa keine Überraschung gewesen wäre, hat in diesem Fall aber auch die großen US-Publikationen getroffen. Auch dort gab es keine Muster durch MS vorab, Schuld sei die Last-Minute-Entscheidung zu „Recall“.
Bis zuletzt war offen, ob respektive wann der Copilot+, den es vorerst exklusiv auf Snapdragon-X-Systemen geben wird, auch in Europa erscheint. Erst vor einer Woche wurde dann klar: Der Start wird in Europa ebenfalls am 18. Juni erfolgen, global am Ende aber vorerst doch ohne Recall.
Ohne vorab darauf Zugriff erhalten zu haben, war die Zeit für einen ersten Eindruck zum Fall des Embargos für das Asus Vivobook S 15 allerdings viel zu knapp. Die Redaktion wird sich dem Copilot+ in naher Zukunft detaillierter widmen. Die Erkenntnisse zur neuen Arm-Plattform sollten nichtsdestoweniger bereits geteilt werden.
Fokus auf Snapdragon X und Windows 11 on Arm
Dieser Test fokussiert sich damit vorerst auf die „klassische“ Leistung der neuen Arm-Windows-Plattform mit Snapdragon X und Windows 11 on Arm 24H2: Wie steht es um die Kompatibilität und wie sieht es mit der Leistung in nativen Arm64- oder emulierten x86-Apps aus? Der Artikel liefert Antworten.
Das Asus Vivobook S 15 mit Snapdragon X Elite im Detail
Asus ist neben Acer, Dell, HP, Lenovo, Microsoft und Samsung eines der ersten Unternehmen, das zum heutigen Marktstart der Copilot+-PCs mit dem Vivobook S 15 (S5507) ein entsprechend ausgestattetes Notebook liefern kann.
Der Einstiegs-UVP des Vivobook S 15 liegt bei 1.299 Euro mit 16 GB RAM und 512-GB-SSD (S5507QA-MA006W), im Onlinehandel ist es derzeit aber verbreitet nur als S5507QA-MA049W mit 32 GB RAM und 1-TB-SSD ab 1.099 Euro zu bekommen. Einzig MediaMarkt hat auch die 1.299-Euro-Version gelistet.
Mit 3K-OLED und bis zu 32 GB/1 TB
Das Vivobook S 15 wird vom Hersteller selbt nur in der gehobenen Ausstattungsvariante angeboten, die ein mit 3K auflösendes OLED-Display, 32 GB RAM und eine 1 TB große SSD umfasst. Beim Prozessor vertraut Asus auf den Snapdragon X Elite mit der Kennung X1E-78-100. Damit gibt es zwar 12 Oryon-Kerne wie bei allen der insgesamt vier SKUs des Snapdragon X Elite, jedoch maximal 3,4 GHz Base-Clock und keinen Turbo-Clock.
Der ist mit bis zu 4,0 GHz erst ab dem X1E-80-100 vorhanden, mit dem sich der X1E-78-100 die auf dem Papier 3,8 TFLOPS starke Adreno-GPU teilt. Schnellere GPUs und höhere CPU-Taktraten sind X1E-84-100 und X1E-00-1DE (nur im Dev-Kit) vorbehalten. Jedes Mal gleich stark fällt die 45 TOPS leistende NPU aus.
Snapdragon X Elite | Snapdragon X Plus | |||||
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SKU | X1E-00-1DE | X1E-84-100 | X1E-80-100 | X1E-78-100 | X1P-64-100 | |
Fertigung | TSMC 4 nm | |||||
CPU | Typ | Oryon | ||||
Kerne | 12 | 10 | ||||
Cluster | 4P + 4P + 4P | 4P + 3P + 3P | ||||
Base-Clock | 3,8 GHz | 3,4 GHz | ||||
Boost-Clock | 4,3 GHz | 4,2 GHz | 4,0 GHz | – | ||
GPU | Typ | Adreno | ||||
Leistung | 4,6 TFLOPS | 3,8 TFLOPS | ||||
Displays | Intern | 1 × 4K120, HDR10 | ||||
Extern | 3 × 4K60, HDR10 oder 2 × 5K60 | |||||
Video | Encode | 2 × 4K30 in H.264, HEVC (H.265), AV1 | ||||
Decode | 1 × 4K60/4K120 in H.264, HEVC (H.265), VP9, AV1 | |||||
NPU | 45 TOPS | |||||
RAM | Octa-Channel LPDDR5X-8448 @ 135 GB/s | |||||
Storage | SSD | NVMe, PCIe 4.0 | ||||
UFS | UFS 4.0 | |||||
SD | SD 3.0 | |||||
USB | 3 × USB 4.0, 2 × USB 3.2, 1 × eUSB 2.0 | |||||
ISP | Spectra Dual ISP, 2 × 36 MP oder 1 × 64 MP, 4K-HDR | |||||
Wi-Fi/BT | M.2 PCIe 3.0 | FastConnect 7800, Wi-Fi 7, Wi-Fi 6E. Wi-Fi 6, Bluetooth 5.4 | ||||
WWAN | Snapdragon X65, Downlink: 10 Gbit/s, Uplink: 3,5 Gbit/s | |||||
fett = im Testmuster des Vivobook S 15 |
Das OLED überzeugt zum Preis
Zum Preis von 1.299 Euro erhält man bei Asus einen 15,6 Zoll großen Bildschirm im klassischen 16:9-Format, das sich aus 2.880 × 1.620 Bildpunkten ergibt. Das OLED-Panel bietet eine hohe Pixeldichte von 212 ppi, der es gelingt, die Pixelmatrix selbst bei genauer Betrachtung zu verschleiern. Standardmäßig war das Notebook in Windows 11 auf eine Skalierung von 200 Prozent eingestellt. Mit nur 150 Prozent fällt die Benutzeroberfläche aber ebenfalls noch nicht zu klein aus und man erhält mehr Fläche zum Arbeiten.
Die Besonderheiten des OLED-Bildschirms vor allem in dieser Preisklasse sind neben der hohen Auflösung die hohe Bildwiederholfrequenz von 120 Hz, die vollständige Abdeckung von DCI-P3 und die Zertifizierung nach DisplayHDR True Black 600. Der VESA zufolge (PDF) muss das Panel 600 cd/m² in der Spitze und 350 cd/m² in der Fläche erreichen, um diese Zertifizierung zu erhalten. Die Redaktion konnte im SDR-Betrieb 381 cd/m² in der Fläche, bei HDR 405 cd/m² in der Fläche und für HDR-Peak 610 cd/m² ermitteln, sodass die Vorgaben der VESA auch in der Praxis vom Vivobook S 15 erfüllt werden.
Abstriche bei Display-Abdeckung und Touchpad
Asus hat sich gegen eine Touch-Unterstützung entschieden, aber dennoch ein stark glänzendes und reflektierendes Panel verbaut. Die glänzende Beschichtung weist je nach Blickwinkel zudem ein leicht welliges Muster auf. Ein mattes Panel oder eine stabilere Abdeckung mit einer richtigen Glasscheibe hätte dem Vivobook S 15 besser gestanden. Ein praktisches Merkmal ist jedoch der mechanische Verschlussmechanismus für die 1080p-Webcam oberhalb des Bildschirms, die in Verbindung mit einem IR-Sensor auch für Windows Hello zuständig ist.
Bei den Eingabegeräten dürfen Käufer keine Highlights abseits des dedizierten Nummernblocks erwarten, der Excel-Enthusiasten aufhorchen lässt, während die eigentliche Tastatur vor allem über negative Aspekte wie den schwammigem Druckpunkt und das beim Testmuster leider enttäuschende Touchpad auffällt. Das Touchpad klappert beim Antippen und klickt erst spät und dann auch noch billig wirkend. Zumindest beim Testgerät war das Touchpad auch nicht gleichmäßig im B-Cover eingefasst. Die RGB-Beleuchtung kann die mittelmäßigen Eingabegeräte nicht wettmachen.
Anschlüsse satt und Laden über USB-C
Auf der Habenseite des Vivobook S 15 stehen jedoch eindeutig die vielen Anschlüsse, bei denen höchstens für Speicherkarten ein Kompromiss eingegangen werden muss. Anstelle vollwertiger Speicherkarten passt in das Notebook nämlich nur das microSD-Format. Davon abgesehen gibt es aber gleich zweimal USB-C 4.0 mit 40 Gbit/s, zweimal USB-A 3.2 Gen 1, HDMI 2.1 und eine Buchse für Audio. Beide USB-C-Ports laden das Notebook mit bis zu 90 Watt über das beiliegende Netzteil.
Das alles verpackt Asus in einem gut verarbeiteten Chassis, das mit 352,6 × 226,9 × 14,7-15,9 mm und 1,42 kg relativ unauffällig im Rucksack verschwindet.
Vivobook S 15 S5507QA-MA006W | ||
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Display | 15,6", OLED, 2.880 × 1.620, 212 ppi, 16:9, 120 Hz, DisplayHDR True Black 600, 100 % DCI-P3 | |
SoC | Qualcomm Snapdragon X Elite (X1E-78-100) | |
RAM | 16 GB LPDDR5X-8448 | |
SSD | 1 TB, PCIe 4.0, NVMe-M.2-SSD | |
Anschlüsse | links | 1 × HDMI 2.1, 2 × USB-C 4.0, 1 × microSD, 1 × Audio |
rechts | 2 × USB-A 3.2 Gen 1 | |
Akku | 70 Wh | |
Kabellose Konnektivität | Wi-Fi 7, Bluetooth 5.4 | |
Kamera | 1080p, Windows Hello, Privacy-Shutter | |
Abmessungen (B × T × H) | 352,6 × 226,9 × 14,7-15,9 mm | |
Gewicht | 1,42 kg | |
Betriebssystem | Windows 11 Home | |
Sonstiges | RGB-Tastatur, Nummernblock, Harman-Kardon-Lautsprecher, Dolby Atmos | |
Preis | UVP: 1.299 Euro (S5507QA-MA006W), Onlinehandel: ab 1.099 Euro (S5507QA-MA049W) |
Bevor es an die Benchmarks geht, gilt es auch bei diesem Notebook die Voraussetzungen zu analysieren, insbesondere mit Blick auf die verschiedenen Profile.
Leistung, Lautstärke und Stromverbrauch nach Profilen
Windows, aber per App auch viele Notebooks bringen seit Jahren Leistungsprofile mit. Das ist auch beim Asus Vivobook S 15 (5507) der Fall. Vier Profile bietet die MyAsus-App an:
- Volle Geschwindigkeit,
- Leistung,
- Standard,
- Flüstermodus.
Die Profile haben jeweils Einfluss auf die maximale Leistungsaufnahme des SoC und auf das Kühlsystem. Im größten Profil wird das Notebook mit seinen zwei Lüftern, die keine Drehzahl halten, sondern stark schwankend agieren, nervig laut. Schon in dem Profil darunter ist das Betriebsgeräusch angenehm, „Flüsterleise“ dann wiederum genau das: Das Notebook ist im Alltag auf dem Desktop nicht und selbst unter Volllast in Spielen/Anwendungen kaum wahrnehmbar.
Darüber hinaus wirken sich aber auch die Betriebsart (Batterie vs. Netzteil) und das in Windows gewählte Leistungsprofil (Beste Leistung vs. Ausbalanciert vs. Beste Energieeffizienz) auf das Verhalten des Snapdragon X Elite aus. Ein Verständnis darüber ist wichtig, um überhaupt Rückschlüsse aus den nachfolgend präsentierten Benchmarks ziehen und sie mit anderen Tests vergleichen zu können.
Um am Ende nicht mehrere Dutzend Kombinationen testen zu müssen, hat sich die Redaktion (auf eine Betrachtung der vier MyAsus-App-Profile aufbauend) auf das Windows-Profil „Beste Leistung“ beschränkt.
Im Cinebench 2024 zeigt sich ein Leistungsunterschied von 45 Prozent zwischen dem kleinsten und dem größten Profil, wenn das Notebook mit dem 90 Watt starken USB-C-Netzteil betrieben wird. Das korrespondiert mit einem um 136 Prozent gestiegenen Verbrauch des Gesamtsystems. Tools sind aktuell noch nicht in der Lage, den Bedarf des SoC direkt auszulesen. Daher hat ComputerBase ihn bei geladenem Akku vor dem Netzteil gemessen (Notebook-Display aus).
Die aktuelle Beta von HWiNFO erkennt das SoC zwar, allerdings nur rudimentär und unter falschem Namen („Intel PentiumQualcomm Snapdragon...“). Beim ausgelesenen Takt handelt es sich immer um den maximal erlaubten. Was sich mit den Profilen ändert, ist die angezeigte Auslastung.
Es liegt auf der Hand, dass das Produkt aus Auslastung und maximalem Takt dem tatsächlich anliegenden Takt entspricht. Angenommen, dass dem so ist, lauteten die Taktraten des Snapdragon X Elite im Benchmark je nach Profil wie folgt:
Profil (Asus) | Ø CPU-Takt* |
---|---|
Volle Geschwindigkeit | ~3.233 MHz |
Leistung | ~2.958 MHz |
Standard | ~2.693 MHz |
Flüstermodus | ~2.179 MHz |
* Herleitung siehe Text |
In Spielen haben das gewählte Profil in der Asus-App sowie in Windows und sogar der Betriebszustand (Batterie vs. Netzteil) hingegen quasi keinen Einfluss auf die Leistung, nur das kleinste Profil fällt leicht zurück. Die GPU limitiert in diesem Fall offensichtlich so deutlich und bei relativ geringem Verbrauch, dass die CPU das zusätzlich zur Verfügung stehende TDP-Budget in den höheren Profilen gar nicht abruft. Was sich zeigt, ist ein geringfügig höheres Leistungsniveau im Netzbetrieb in allen Profilen.
Interessant ist, dass die Gesamtleistungsaufnahme mit maximal 44 Watt in Cyberpunk 2077 deutlich unter den maximal 85 Watt in Cinebench 2024 liegt.