Cat S62 Pro im Test: Smartphone mit Flir-Wärmebildkamera wird dünner
tl;dr: Das Cat S62 Pro setzt mit dem Lepton-3.5-Sensor von Flir auf eine verbesserte Wärmebildkamera mit vier Mal mehr Pixeln. Die Hardware bleibt aber nur Mittelklasse und im Vergleich zum Vorgänger fallen der Luftgütesensor und der Entfernungsmesser weg. Äußerlich wird das Outdoor-Flaggschiff erneut schicker.
Nachdem Cat Phones mit dem Cat S42 (Test) ein vergleichsweise günstiges Mittelklasse-Outdoor-Smartphone auf den Markt gebracht hatte, folgt mit dem Cat S62 Pro ein neues Flaggschiff, das nicht nur gegen Stürze, Kälte, Wasser und Staub geschützt ist, sondern erneut eine Wärmebildkamera mit Lepton-3.5-Sensor von Flir integriert. Doch auch wenn das Modell das Cat S61 (Test) beerbt, bietet es nicht alle Funktionen des Vorgängers.
Die unverbindliche Preisempfehlung des Cat S62 Pro liegt bei 649 Euro, im Handel ist die Verfügbarkeit noch sehr eingeschränkt. Auch deshalb liegt der Preis bei vielen Händlern noch auf dem Niveau der unverbindlichen Preisempfehlung.
Die Technik des Cat S62 Pro
Größeres Display, kleinere Abmessungen
Das Cat S62 Pro setzt auf ein 5,7 Zoll großes IPS-Display, das von Corning Gorilla Glass 6 geschützt wird. Beim Cat S61 misst der Bildschirm nur 5,2 Zoll und setzt auf Gorilla Glass 5. Mit der vergrößerten Diagonale haben sich auch die Auflösung und das Seitenverhältnis des Displays geändert, die Cat Phones von 1.080 × 1.920 Pixeln beim S61 auf 1.080 × 2.160 Pixel beim S62 Pro anpasst. Die Pixeldichte des nun im 18:9-Format ausgelegten Touchscreens bleibt mit 424 ppi dabei unverändert. Das Cat S52 (Test), mit dem der Hersteller ein stabiles Outdoor-Smartphone mit einem ansprechenden Design und moderaten Abmessungen verbindet, verfügt zum Vergleich über ein 5,65 Zoll großes IPS-Display, das von Gorilla Glass 6 geschützt wird und mit 720 × 1.440 Pixeln eine deutlich niedrigere Pixeldichte von 285 ppi bietet.
Die Abmessungen des Cat S62 Pro betragen 76,7 × 158,5 × 11,90 mm, das Gewicht 248 g. Somit ist es trotz 5,7 Zoll großen Bildschirms deutlich kleiner und dünner als das 250 g schwere Cat S61 mit 78,0 × 163,0 × 13,00 mm mit 5,2-Zoll-Display. Das Cat S52 kommt bei 76,6 × 158,1 × 9,69 mm auf 210 g, ist also in erster Linie leichter und dünner als das S62 Pro.
Beim Gehäuse setzt das S62 Pro erneut auf einen Rahmen aus Edelstahl und eine griffige Kunststoffrückseite. Der Touchscreen wird zusätzlich zu Gorilla Glass von einer werkseitig aufgebrachten Folie geschützt. Der schwarze Display-Rahmen steht zudem etwas hervor, so dass das Display auch flach auf einer Oberfläche liegend nicht sofort verkratzt.
Fingerabdrucksensor und schlecht zu erreichende Power-Taste
Auch das Display des S62 Pro kann mit nassen Fingern und Handschuhen bedient werden. Während S61 und S42 auf einen Fingerabdrucksensor verzichten, ist dieser beim S62 Pro wie beim S52 an der Rückseite vertreten und mit dem Zeigefinger gut zu erreichen.
Insbesondere ist dieser Fingerabdrucksensor besser zu erreichen als der Ein-/Ausschalter an der rechten Seite des S62 Pro. Hatte Cat Phones die Anordnung der Tasten beim S52 im Vergleich zum S61 getauscht und die Lautstärke-Tasten am oberen Ende des Rahmens und den Ein-/Ausschalter darunter platziert, übernimmt der Hersteller beim S62 Pro wieder die Anordnung des S61 und platziert den Ein-/Ausschalter oben. Dies führt in der Praxis dazu, dass er mit dem Daumen der rechten Hand nicht ohne Umgreifen zu erreichen ist, um das Telefon einzuschalten. Ein kleiner, im Alltag aber immer wieder störender Aspekt.
Snapdragon 660, 128 GB interner Speicher, 6 GB RAM
Als Hauptprozessor dient ein Qualcomm Snapdragon 660 mit insgesamt acht Kernen, die in zwei Cluster aufgeteilt sind. Während die High-Performance-Kerne in Form der Kryo 260 Gold mit bis zu 2,00 GHz takten, erreichen die vier Low-Performance-Kerne Kryo 260 Silver maximal 1,84 GHz.
Der interne Datenspeicher des S62 Pro ist 128 GByte groß und kann auf Wunsch mit einer microSD-Karte erweitert werden, die sich ihren Steckplatz mit der zweiten SIM-Karte teilt. Der Arbeitsspeicher ist 6 GByte groß.
Kleinerer Akku und Android 10
Der Akku weist eine Kapazität von 4.000 mAh auf und ist im Vergleich zu den 4.500 mAh des S61 somit geschrumpft. Als Betriebssystem kommt Android 10 zum Einsatz, wobei ein Update auf Android 11 garantiert wird. Wie bei Cat Phones üblich, kommt das Android ohne große Anpassungen daher.
Cat Phones Cat S62 Pro | Cat Phones Cat S61 | Cat Phones S52 | Unihertz Titan | Cat Phones S42 | |
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 10.0 | Android 8.0 | Android 9.0 | Android 10.0 | |
Display: | 5,70 Zoll, 1.080 × 2.160 424 ppi IPS, Gorilla Glass 6 |
5,20 Zoll, 1.080 × 1.920 424 ppi IPS, Gorilla Glass 5 |
5,65 Zoll, 720 × 1.440 285 ppi IPS, Gorilla Glass 6 |
4,60 Zoll, 1.432 × 1.436 441 ppi IPS, Gorilla Glass |
5,50 Zoll, 720 × 1.440 293 ppi IPS, Gorilla Glass 5 |
Bedienung: | Touch, Fingerabdrucksensor, Status-LED | Touch, Status-LED | Touch, Fingerabdrucksensor, Status-LED | Touch, Physische Tastatur, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner, Status-LED | Touch, Status-LED |
SoC: | Qualcomm Snapdragon 660 4 × Kryo 260 Gold, 2,00 GHz 4 × Kryo 260 Silver, 1,84 GHz 14/14 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 630 4 × Cortex-A53, 2,20 GHz 4 × Cortex-A53, 1,80 GHz 14 nm, 64-Bit |
MediaTek Helio P35 4 × Cortex-A53, 2,30 GHz 4 × Cortex-A53, 1,80 GHz 12 nm, 64-Bit |
MediaTek Helio P60 4 × Cortex-A73, 2,00 GHz 4 × Cortex-A53, 2,00 GHz 12/12 nm, 64-Bit |
MediaTek Helio A20 4 × Cortex-A53, 1,80 GHz 12 nm, 64-Bit |
GPU: | Adreno 512 647 MHz |
Adreno 508 700 MHz |
PowerVR GE8320 680 MHz |
Mali-G72 MP3 | PowerVR GE8320 |
RAM: | 6.144 MB LPDDR4X |
4.096 MB LPDDR4 |
4.096 MB LPDDR4X |
6.144 MB | 3.072 MB LPDDR4 |
Speicher: | 128 GB (erweiterbar) | 64 GB (erweiterbar) | 128 GB (erweiterbar) | 32 GB (erweiterbar) | |
1. Kamera: | 12,0 MP, 2160p LED, f/1,80, AF |
16,0 MP, 2160p Dual-LED, AF |
12,0 MP, 1080p LED, f/1,80, AF |
16,0 MP, 1080p LED, AF |
13,0 MP, 1080p LED, f/2,00, AF |
2. Kamera: | Nein | ||||
3. Kamera: | Nein | ||||
4. Kamera: | Nein | ||||
5. Kamera: | Nein | ||||
1. Frontkamera: | 8,0 MP | 8,0 MP, 2160p | 8,0 MP | 5,0 MP | |
2. Frontkamera: | Nein | ||||
GSM: | GPRS + EDGE | ||||
UMTS: | HSPA+ | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
HSPA+ ↓42,2 ↑11,52 Mbit/s |
HSPA+ | Ja |
LTE: | Advanced ↓400 ↑150 Mbit/s |
Advanced ↓600 ↑150 Mbit/s |
Ja ↓300 ↑100 Mbit/s |
Advanced ↓300 ↑50 Mbit/s |
Ja ↓300 ↑50 Mbit/s |
5G: | Nein | ||||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac Miracast |
802.11 b/g/n/ac | 802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct |
802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct, Miracast |
802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct |
Bluetooth: | 5.0 LE | 5.0 | 4.1 | 5.0 | |
Ortung: | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS | GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo | A-GPS, GLONASS | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo |
Weitere Standards: | USB-C 2.0, NFC | USB-C, NFC | USB-C 2.0, NFC, 3,5-mm-Klinke | Micro-USB 2.0, NFC, 3,5-mm-Klinke | |
SIM-Karte: | Nano-SIM, Dual-SIM | ||||
Akku: | 4.000 mAh fest verbaut |
4.500 mAh fest verbaut |
3.100 mAh fest verbaut |
6.000 mAh fest verbaut, kabelloses Laden |
4.200 mAh fest verbaut |
Größe (B×H×T): | 76,7 × 158,5 × 11,90 mm | 78,0 × 163,0 × 13,00 mm | 76,6 × 158,1 × 9,69 mm | 92,5 × 153,6 × 16,65 mm | 77,2 × 161,3 × 12,70 mm |
Schutzart: | IP68 + MIL-STD-810G | IP67 | IP68 + MIL-STD-810G | ||
Gewicht: | 248 g | 250 g | 210 g | 303 g | 220 g |
Preis: | 649 € | 899 € | 499 € | 339,99 € | 249 € |
USB-C, kein Wireless Charging und keine Klinke
Zum Aufladen und für die kabelgebundene Datenübertragung kommt ein USB-C-Anschluss zum Einsatz, der wasserdicht ist, aber auf eine Abdeckung verzichtet, was die Nutzung im Alltag sehr erleichtert. Auf Wireless Charging verzichtet aber auch das S62 Pro als Flaggschiff, was angesichts des Outdoor-Ansatzes verwundert, da der USB-C-Anschluss potentiell nass oder verdreckt werden könnte. Kabelloses Laden wäre hier eine sinnvolle Ergänzung. Der beim S42 vertretene Klinkenanschluss fehlt dem S62 Pro.
Geschützt nach IP68 und MIL-STD-810H
Wie der Vorgänger ist das S62 Pro nach IP68 sowie dem US-Militärstandard MIL-STD-810H gegen Wasser, Staub, Stürze und Temperaturschocks von -30 bis +75 Grad geschützt. Das Smartphone übersteht Stürze aus 1,8 m Höhe auf Stahl und kann für 35 Minuten in 1,5 m tiefes Wasser getaucht werden.
Auch das S62 Pro musste wie das S42 und das Unihertz Titan (Test) den Test im Gefrierschrank über sich ergehen lassen. Das S62 Pro überstand einen Tag im gefrorenen Zustand problemlos und ließ sich sofort nach der Entnahme ohne Einschränkungen nutzen.
Keine Messung der Luftgüte mehr
Bei den weiteren technischen Spezifikationen im Bereich WLAN, Bluetooth, NFC und LTE hat sich seit dem S61 nichts getan. Verloren im Vergleich zum Cat S61 hat das S62 Pro jedoch den Sensor zur Messung der Luftgüte und den Laser zum Messen von Entfernungen – der günstigere Preis ließ sich demnach nicht gänzlich ohne Einschnitte erzielen.
Hauptkamera mit 12 Megapixeln
Bei der Hauptkamera wechselt das Cat S62 Pro von einem 16-Megapixel-Sensor des S61 auf einen 12-Megapixel-Sensor von Sony mit Autofokus, LED-Blitz und einer Blendenzahl von f/1.8. Die niedrigere Auflösung allein ist aber kein Qualitätsmerkmal. Fotos werden mit maximal 4.032 × 3024 Pixeln aufgenommen, Videos können in 2160p aufgezeichnet werden. Einen optischen Bildstabilisator bietet die Kamera nicht.
Die Frontkamera setzt auf einen 8-Megapixel-Sensor mit 3.264 × 2448 Pixeln und beherrscht Videoaufnahmen mit der Full-HD-Auflösung von 1.920 × 1.080 Pixeln.
Die Hauptkamera des Cat S62 Pro liefert gute Ergebnisse. Gerade im Vergleich zum Cat S52 fällt die neutralere, kühle Abstimmung der Farbwiedergabe auf, die beim S52 unnatürlich übersättigt ist. In dunklen Bereichen gehen mitunter ein paar Details verloren, dennoch kann das S62 Pro problemlos für Schnappschüsse genutzt werden.
Flir-Wärmebildkamera misst bis 400 Grad Celsius
Das Cat S62 Pro nutzt den Lepton-3.5-Sensor, der im Vergleich zum Sensor des S61 eine vierfach höhere Pixelanzahl von 160 × 120 statt 80 × 60 bietet. Die maximale Entfernung zu Flächen, deren Temperatur gemessen werden soll, beträgt 30 m. In der neuen MyFlir-Pro-App wird das Wärmebild zusammen mit dem Bild der Hauptkamera auf eine Wärmebildpixelanzahl von 1.440 × 1.080 Bildpunkten skaliert. Zum ersten Mal können dabei auch bei dem integrierten Sensor die VividIR-Bildverarbeitung mit Rauschreduzierung, die MSX-Technologien („Multi-Spectral Dynamic Imaging“) und die Technologien, die die sichtbare und thermische Bildaufnahme verbinden, genutzt werden. Anwender können die Intensität von MSX variieren, mit der das Wärmebild mit visuellen Konturdetails der Szene überlagert wird.
In der Praxis liefert dies einen guten Eindruck der Wärmeverteilung elektronischer Komponenten oder baulicher Strukturen. Bei der Aufnahme ist lediglich darauf zu achten, dass zwischen beiden Sensoren an der Rückseite des S62 Pro ein Versatz ist, der sich ohne Anpassung der Entfernungseinstellung bei Nahaufnahmen auch auf dem Wärmebild wiederfindet. Wer etwa Bauteile elektrischer Anlagen messen möchte, muss diesen bei geringem Abstand zum Messobjekt deutlichen Versatz über einen Schieberegler korrigieren, da er von der App nicht automatisch ausgeglichen wird. Der Schieberegler unterhalb der Aufnahme zeigt den ausgewählten Abstand zwischen Kamera und Objekt an.
Alarmfunktion für Temperaturbereiche
Die MyFlir-Pro-App bietet auch eine Isothermen-Alarm-Funktion, Indikatoren für die Anzeige der minimalen und maximalen Temperatur sowie eine integrierte Berichtsfunktion. Mit dem Isothermen-Alarm können Nutzer einen vordefinierten Temperaturbereich im gesamten Spektrum des Sensors von -20 bis +400 Grad Celsius überwachen und Alarme einrichten, die sie benachrichtigen, sollte die Temperatur einen Wert innerhalb des voreingestellten Bereichs erreichen.
Wie schon beim Vorgänger benötigt der Flir-Sensor beim Aktivieren einige Sekunden, bis er bereit ist, und auch bei schnellen Schwenks setzt das Bild immer wieder kurz aus, bis es aktualisiert wird. Abseits dieser Einschränkungen funktioniert der Flir-Sensor aber äußerst zuverlässig und macht im Alltag keine Probleme. Neben Fotos lassen sich wie beim Vorgänger auch Videos, Livestreams und Zeitraffer aufnehmen. Über Messfelder und Punkte kann wie vom Vorgänger bekannt direkt auf dem Bild die Temperatur eines oder mehrerer Punkte oder die Durchschnittstemperatur eines Bereichs angezeigt werden.
Keinen Rückschritt gibt es auch bei der Genauigkeit der gemessenen Temperaturen. ComputerBase hat erneut einen Vergleich des Flir-Sensors des S62 Pro mit einem Laser-IR-Thermometer durchgeführt. Die von der Flir-Wärmebildkamera im S62 Pro angezeigten Messwerte weichen mitunter nur im Nachkommabereich von denen des Laser-IR-Thermometers ab.
Das Display unter der Lupe
Das IPS-Display des Cat S62 Pro erreicht maximal 543 cd/m² bei der vollflächigen Darstellung von Weiß. Es liegt somit leicht über dem S42, aber weit hinter dem Cat S52, das 672 cd/m² erreicht. Schwarz leuchtet bei maximaler Helligkeit mit 0,380 cd/m², was einen guten Wert darstellt und zu einem Kontrast von etwas über 1.400:1 führt, womit das S62 Pro in etwa auf dem Niveau des Cat S61 liegt. Durch die hohe Helligkeit ist auch hier das S52 aus eigenem Hause mit 1.700:1 deutlich vorn. Mit 8.650 Kelvin fällt die Farbtemperatur des S62-Pro-Displays kühl aus.
Die minimale Helligkeit des Displays liegt beim S62 Pro bei 10,5 cd/m², womit auch dieses Cat-Smartphone eine vergleichsweise hohe Mindesthelligkeit aufweist. Die für die Akkumessungen genutzten 200 cd/m² werden schon bei 80 Prozent Display-Helligkeit erreicht. Die oberen 20 Prozent dienen somit zur Steuerung von 343 cd/m², während die restlichen 80 Prozent die verbleibenden 200 cd/m² regeln. Gleichverteilt ist die Helligkeitssteuerung demnach nicht und macht eine genaue manuelle Einstellung im oberen Helligkeitsbereich schwierig.