Pixel 9 Pro XL im Test: Google-Smartphone kann zum Glück mehr als nur teure AI
Googles Pixel-9-Smartphones strotzen vor neuen KI-Funktionen – zumindest in der Theorie, denn zum Großteil sind die Features noch nicht in Deutschland verfügbar. Doch zum Glück dient nicht ausschließlich „AI“ als Kaufargument, da für das Pixel 9 Pro XL auch bei den klassischen Tugenden eines guten Smartphones nachgelegt wurde.
Geräte und Ökosystem sollen für Umsatz sorgen
Jahr für Jahr will Google die Pixel-Smartphones verbessern und sich weiter im Premiumsegment etablieren. Die Telefone sind aber schon seit längerer Zeit kein günstiger Einstieg mehr in Googles Ökosystem, mit denen man Geld verlieren kann, das über andere Wege wieder eingespült wird. Stattdessen soll idealerweise mit den Smartphones selbst und mit dem verknüpften Geschäft dahinter Geld bei Google verdient werden.
Pixel-Smartphones erneut teurer geworden
Die Pixel-9-Serie zeigt dies anhand abermals angehobener Preise von jeweils 100 Euro mehr im Vergleich zur Pixel-8-Familie. Das getestete Pixel 9 Pro XL ist mit 128 GB Speicher ab 1.199 Euro in Deutschland erhältlich und kostet somit 100 Euro mehr als das Pixel 8 Pro, das in derselben Größenklasse spielt. Zum ehemaligen Startpreis des Pixel 8 Pro (1.099 Euro) bekommt man im neuen Portfolio das kleinere Pixel 9 Pro, während das normale Pixel 9 ab 899 Euro zu haben ist. Das Pixel 9 Pro XL wird neben der getesteten Farbe Obsidian auch in Porcelain, Hazel und Rose Quartz in Deutschland angeboten.
Technische Daten von Pixel 9, Pixel 9 Pro und Pixel 9 Pro XL
Google Pixel 9 |
Google Pixel 9 Pro |
Google Pixel 9 Pro XL |
|
---|---|---|---|
Software: (bei Erscheinen) |
Android 14.0 | ||
Display: | 6,30 Zoll, 1.080 × 2.424 421 ppi, 120 Hz OLED, HDR, Gorilla Glass Victus 2 |
6,30 Zoll, 1.280 × 2.856 497 ppi, 120 Hz OLED, HDR, Gorilla Glass Victus 2 |
6,80 Zoll, 1.344 × 2.992 482 ppi, 120 Hz OLED, HDR, Gorilla Glass Victus 2 |
Bedienung: | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | ||
SoC: | Google Tensor G4 1 × Cortex-X4, 3,11 GHz 3 × Cortex-A720, 2,60 GHz 4 × Cortex-A520, 1,95 GHz 4 nm, 64-Bit |
||
GPU: | Mali-G715 MP7 940 MHz |
||
RAM: | 12.288 MB LPDDR5X |
16.384 MB LPDDR5X |
|
Speicher: | 128 / 256 GB | 128 / 256 / 512 GB | 128 / 256 / 512 / 1.024 GB |
1. Kamera: | 50,0 MP, 2160p LED, f/1,68, AF, OIS |
50,0 MP, 4320p LED, f/1,68, AF, OIS |
|
2. Kamera: | 48,0 MP, f/1,70, AF | ||
3. Kamera: | Nein | 48,0 MP, f/2,80, AF, OIS | |
4. Kamera: | Nein | ||
5. Kamera: | Nein | ||
1. Frontkamera: | 10,5 MP, 2160p Display-Blitz, f/2,20, AF |
42,0 MP, 2160p Display-Blitz, f/2,20, AF |
|
2. Frontkamera: | Nein | ||
GSM: | GPRS + EDGE | ||
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
||
LTE: | Advanced Pro | ||
5G: | NSA/SA | ||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac/ax/be Wi-Fi Direct |
||
Bluetooth: | 5.3 | ||
Ortung: | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS, NavIC | ||
Weitere Standards: | USB-C 3.2, NFC | USB-C 3.2, UWB, NFC | |
SIM-Karte: | Nano-SIM, Dual-SIM | ||
Akku: | 4.700 mAh, 27,0 W fest verbaut, kabelloses Laden |
5.060 mAh, 37,0 W fest verbaut, kabelloses Laden |
|
Größe (B×H×T): | 72,0 × 152,8 × 8,50 mm | 76,6 × 162,8 × 8,50 mm | |
Schutzart: | IP68 | ||
Gewicht: | 198 g | 199 g | 221 g |
Preis: | ab 679 € / ab 789 € | ab 939 € / ab 1.069 € / ab 1.149 € | ab 949 € / ab 1.099 € / ab 1.229 € / ab 1.559 € |
Neues Pixel-Design mit flachem Rahmen
Unabhängig davon, für welche der vier Farben man sich letztlich entschieden hat: Das Pixel 9 Pro XL (und das Pixel 9 Pro) kommt stets mit mattiertem Glas, das Fingerabdrücke unterbindet, während der rund um das Smartphone verlaufende Edelstahlrahmen auf Hochglanz poliert wird und somit das exakt Gegenteilige bewirkt. Das flache Band an der Außenseite ist ein Designmerkmal derzeit vieler Smartphones, angefangen bei Apple, aber auch bei Nothing oder Xiaomi setzt man darauf. Google ist in diesem Punkt spät mit von der Partie, liefert bei Qualität und Verarbeitung aber ebenso höchstes Niveau ab.
Neue Tasten und hochwertiger Vibrationsmotor
Google hat diesmal selbst die kleineren, aber nicht unwichtigen Merkmale im Auge, die ein gutes Smartphone auszeichnen und sich im Alltag immer wieder bemerkbar machen. Positiv zu erwähnen sind zum Beispiel die soliden Knöpfe, die ein hochwertiges Klickgefühl hinterlassen, oder das Google-Pendant zur Taptic Engine von Apple. Google setzt im Pixel 9 Pro XL auf einen Vibrationsmotor, der sowohl beim Schreiben als auch allgemein unter Android präzises Feedback liefert und die Navigation unterstützt.
Endlich ein neuer Fingerabdrucksensor
Bereits während der Einrichtung des Smartphones fällt auf, dass Google auf einen neuen Fingerabdrucksensor setzt, der schneller reagiert und selbst bei feuchten Fingern den Fingerabdruck lesen kann. Gegenüber US-Medien hat das Unternehmen bestätigt, neuerdings einen Ultraschallsensor zu verwenden, der blitzschnell reagiert und eine deutliche Verbesserung gegenüber früheren optischen Modellen darstellt. Lob erhält Google erneut für die etwas höhere, gut erreichbare Position des Sensors im Panel.
Neue OLED-Displays sind besonders hell
Die Bildschirme sind ein weiterer Punkt, bei dem Google gegenüber dem letzten Jahr Verbesserungen eingebracht hat. Gleichmäßiger verlaufen sollen sie und etwas schmaler sein als beim Vorgänger, teilte der Konzern der Redaktion im Vorfeld zum Thema Ränder der OLED-Panels mit. Erkennen ließ sich das im Test allerdings kaum, da ein vormals leicht abgerundetes Panel einem vollständig planen Bildschirm gegenübersteht.
2.992 × 1.344 Pixel auf 6,8 Zoll bietet das Panel des Pixel 9 Pro XL, gerendert wird Android aber mit 2.244 × 1.008 Bildpunkten und dann auf den Bildschirm skaliert. Erst über die Android-Einstellungen lässt sich das Panel mit nativer Auflösung betreiben. Ab Werk aktiviert ist das „Smooth Display“ mit variabler Bildwiederholfrequenz von 1 bis 120 Hz.
Google kratzt an 3.000 cd/m²
Pixel 9 Pro und Pixel 9 Pro XL sollen deutlich höhere Helligkeiten erreichen, von bis zu 3.000 cd/m² war zur Präsentation die Rede. Dem Kleingedruckten des Datenblatts war im Vorfeld auch zu entnehmen, dass die höchste Helligkeit einem kleinen 5-Prozent-Fenster vorbehalten ist. Die Redaktion nutzt jedoch ein 10-Prozent-Fenster als kleinstes Maß und kam damit auf kaum schlechtere 2.800 cd/m² als Spitzenwert. Die von Google für die Vollbildansicht versprochene maximale Helligkeit von 2.000 cd/m² stellte keine Hürde für das Testgerät dar.
Stabile Blickwinkel, exakte Farbabstimmung
Abseits einer hohen Spitzenhelligkeit punktet das „Super Actua“ getaufte Panel von Google mit hoher Blickwinkelstabilität, die etwa in YouTube für eine fast gleichbleibende Qualität beim Kippen des Smartphones zu einem sehr spitzen Blickwinkel sorgt. Zum Vorgänger Pixel 8 Pro zeigte sich in diesem Punkt eine leichte Verbesserung, innerhalb des neuen Portfolios ist das Pixel 9 Pro XL eindeutig dem günstigeren Pixel 9 überlegen. Googles kleinere Smartphones schaut sich die Redaktion später gesondert an, alle Messergebnisse des Pixel 9 finden sich aber bereits in den Diagrammen.
Tensor G4 ist nichts Halbes und nichts Ganzes
Mit dem Tensor G4 hat die Pixel-9-Serie einen neuen Prozessor an Bord, der dem System bei zahlreichen neuen KI-Funktionen mit einer lokalen Verarbeitung unter die Arme greifen soll. Der Chip sei in vielen Bereichen identisch zum Tensor G3 aufgestellt und zudem lediglich eine Übergangslösung zum Tensor G5, berichtete Android Authority im Vorfeld. Neue Arm-Kerne mit höheren Taktraten steigern die CPU-Leistung im erwarteten Maß, während die GPU nur mit mehr Takt auskommen muss und damit praktisch auf dem Niveau des Vorjahres verharrt. Raytracing wie bei den GPUs von Apple oder Samsung sucht man vergebens, auch die Rasterizer-Leistung fällt hinter die Konkurrenz zurück.
Pixel 9 Pro XL im Benchmark
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Total
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Crypto
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Integer
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Floating Point
- Geekbench 5.1 – Single-Core Total
- Geekbench 5.1 – Single-Core Crypto
- Geekbench 5.1 – Single-Core Integer
- Geekbench 5.1 – Single-Core Floating Point
- Geekbench 5.1 – Compute Vulkan
- PCMark Work 3.0
- PCMark Storage 2.0
- JetStream 2.1
- 3DMark Unlimited – Wild Life Extreme (Metal/Vulkan)
- 3DMark Unlimited – Wild Life (Metal/Vulkan)
- 3DMark Unlimited – Steel Nomad Light (Metal/Vulkan)
- 3DMark Unlimited – Sling Shot Extreme (Metal/OpenGL ES 3.1)
- 3DMark Unlimited – Sling Shot (OpenGL ES 3.0)
- GFXBench Offscreen – Aztec Ruins 2160p (High) (Metal/Vulkan)
- GFXBench Offscreen – Aztec Ruins 1440p (High) (Metal/Vulkan)
- GFXBench Offscreen – Aztec Ruins 1080p (Normal) (Metal/Vulkan)
- GFXBench Offscreen – Car Chase 1080p (Metal/OpenGL ES 3.1)
- GFXBench Offscreen – Manhattan 1080p (Metal/OpenGL ES 3.1)
- GFXBench Offscreen – Manhattan 1080p (Metal/OpenGL ES 3.0)
Soft- statt Hardware bestimmt Funktionsumfang
Selbst Bereiche wie die Edge TPU (ML-Beschleuniger), der GXP („Digital Signal Processor“) oder das BigWave-Modul (AV1-Encoder/Decoder) sind identisch zum Tensor G3, weshalb exklusive Funktionen wie der Pro-Modus der Kamera oder 8K-Videoaufnahmen in erster Linie über die Software von Google realisiert werden.
Stabile Leistung unter Dauerlast
Laut Google sei bei den neuen Smartphones die Kühlung optimiert worden, um für eine hohe Leistung unter Dauerlast zu sorgen. Sowohl das Pixel 9 Pro XL als auch das kleinere Pixel 9 haben die beiden 3DMark-Stresstests ohne größeren Einbruch abgeschlossen. Im „Wild Life“ landet das Pixel 9 Pro XL auf dem Niveau des iPhone 15 Pro Max, da bei Apple auf eine hohe Spitzenleistung ein signifikanter Rückgang folgt. Für den „Steel Nomad Light“ gilt dies in reduziertem Maß ebenso.
Mehr Arbeitsspeicher für Google-Smartphones
Obwohl der Tensor G4 nicht der große Wurf ist, den man bei Google vor Jahren ins Auge gefasst hatte, gehören die Pixel-9-Smartphones rein auf die Bedienung bezogen zu den schnellsten Android-Geräten am Markt. Social-Media-Apps, der Browser, YouTube, Fotos und Videos werden blitzschnell geladen und über längere Zeit im Speicher gehalten, damit sie nach längerer Pause nicht aufs Neue geladen werden müssen. Auch aus diesem Grund, wenngleich in erster Linie für die erweiterten KI-Funktionen, hat Google den Arbeitsspeicher aller Pro-Modelle durchweg von 12 auf 16 GB angehoben. Beim Storage zeigt sich Google mit 128 GB selbst bei den Pro-Modellen zu knausrig, zumindest Samsung bietet hier 256 GB.
Die KI-Enttäuschung für Deutschland
Google Gemini soll auf der Pixel-9-Serie der neue KI-Assistent schlechthin sein und den Anwender in praktisch jeder Alltagssituation unterstützen können. Dabei müssen Anwender allerdings erst mal herausfinden, welche der 14 new things you can do with Pixel thanks to AI überhaupt in Deutschland verfügbar sind. Gemini gibt es grundsätzlich auch hierzulande, Gemini Live für freie Konversationen mit der AI allerdings nur auf Englisch. Nicht angeboten werden außerdem das neue Pixel Studio für AI-generierte Bilder und Pixel Screenshots, die dedizierte App für Screenshots, die Bilder mit Hilfe von KI auswertet. Auch die Call Notes, die eine KI-generierte Zusammenfassung eines Telefonats erstellen, gibt es nicht in Deutschland. Wie Google gegenüber Golem erklärte, sollen es aber die KI-Wetterberichte in die neue Wetter-App geschafft haben, doch war davon auf den zwei Testgeräten von ComputerBase nichts zu sehen, denn erneut muss das Gerät auf Englisch gestellt werden. Von neuen Gemini-Funktionen wie dem Erstellen von Listen in Google Notizen fehlte ebenfalls jede Spur.
Updates sollen folgen
Vielleicht fehlen Gemini noch die entsprechenden Erweiterungen. Vor etwas mehr als einer Woche hieß es von Google, dass man „in den kommenden Wochen“ neue Erweiterungen für Gemini einführen werde, darunter Notizen, Tasks, die Gerätesteuerung und erweiterte Funktionen für YouTube Music. Für den Test war das aber noch nicht fertig.
Gemini Advanced nur im ersten Jahr kostenlos
Nicht vergessen sollten Anwender, dass für das aktuell nur auf Englisch verfügbare Gemini Live ein Abo für Gemini Advanced im Rahmen von Google One AI Premium vorausgesetzt wird, das für Käufer eines Pixel 9 Pro (XL) und Pixel 9 Pro Fold lediglich im ersten Jahr kostenlos ist und im Anschluss 21,99 Euro pro Monat kostet. Bei einem normalen Pixel 9 muss dieser Preis ab Tag 1 für Gemini Live entrichtet werden.
Gemini Advanced basiert auf dem von Google DeepMind entwickelten multimodalen Sprachmodell Gemini 1.5 Pro, das ein Kontextfenster von 1 Million Tokens besitzt. Im Vergleich zur kostenlosen Version von Gemini, die Gemini 1.5 Flash nutzt, kann Gemini Advanced Dokumente aus Google Docs, PDFs und mehr in die Cloud laden und daraus Zusammenfassungen, Antworten und Feedback erstellen. Nutzer können auch Tabellen hochladen und anschließend die Datenbereinigung nutzen sowie Diagramme und Statistiken erstellen. Als Advanced-Anwender erhält man von Google außerdem vorrangigen Zugriff auf neue und exklusive Funktionen, kann Python-Code in Gemini Advanced bearbeiten und ausführen sowie 2 TB Speicherplatz bei Google One verwenden.
Sieben Jahre Software-Garantie
Keine regionalen Abweichungen gibt es für Software-Updates. Nachdem Google letztes Jahr mit der Pixel-8-Serie auf sieben Jahre gegangen ist, knüpft die Pixel-9-Serie daran an und deckt dabei Hauptversionen, Sicherheitspatches und Pixel Feature Drops ab.
Triple-Kamera gehört zu den Besten
Die primäre Kamera des Pixel 9 Pro XL bleibt bei 50 MP auf einem 1/1,31 Zoll großen Sensor und einem Objektiv mit f/1.68, Laser-Autofokus und OIS. Für die Ultraweitwinkelkamera geht Google von 12 MP auf 1/2,9 Zoll mit f/2.2 auf 48 MP auf 1/2,55 Zoll mit f/1.7. Die Lichtempfindlichkeit der Kamera habe durch diese Maßnahme um 110 Prozent gesteigert werden können. Diese Kamera kommt mit Autofokus und lässt sich dadurch im Nahbereich für Makroaufnahmen nutzen. Exklusiv für die Pro-Modelle ist das 48-MP-Teleobjektiv mit 5-facher optischer Vergrößerung und bis zu 30-fachem Super-Resolution-Zoom, der erstmals im Videomodus genutzt werden kann. Die Pixel-Smartphones sollen zudem verbesserte Nachtsichtvideos erstellen können. Auch für Panoramafotos lässt sich auf allen neuen Pixel-Modellen erstmals zu einem Nachtsichtmodus wechseln.
Vergleich mit Pixel 8 Pro und iPhone 15 Pro Max
In einem Vergleich mit Pixel 9 Pro XL, Pixel 8 Pro und iPhone 15 Pro Max (Test) punktet der Neuzugang mit sichtlich verbesserter Ultraweitwinkel- und Telekamera. Die Ultraweitwinkelkamera produziert natürlichere und kräftigere Farben, wirkt weniger ausgewaschen, liefert etwas besseres HDR und sorgt bei Nacht für schönere Aufnahmen. Die neue Telekamera ist verantwortlich für schärfere und stabilere Fotos im Vergleich zum Pixel 8 Pro und iPhone 15 Pro Max. Das zeigt sich beim Zoom über die Liegewiese an den Details im Hintergrund oder bei der Detailbetrachtung von Schildern in der Ferne. Selbst Nachtaufnahmen gelingen mit der Telekamera in überraschend guter Qualität.
Die Hauptkamera hingegen ähnelt über weite Bereiche dem Modell aus dem Pixel 8 Pro, wobei die neue Kamera zu einem etwas wärmeren Weißabgleich neigt. Tagsüber sind durchweg gute bis sehr gute Fotos das Resultat der jahrelangen Weiterentwicklung von Google, nachts hat man derweil manchmal das Nachsehen gegenüber Apple. Der automatische Nachtmodus ist hilfreich, die Verarbeitung im Nachgang kann je nach Motiv aber ein paar Sekunden dauern. Bei Fotos von Lebensmitteln scheint sich Google beim Pixel 9 Pro XL ein wenig an Apple zu orientieren, die auf kräftige Farben und eine plastische Abbildung für besonders appetitliche Aufnahmen setzen. Kekse oder Beeren sehen mit dem iPhone 15 Pro Max geknipst aber weiterhin ein bisschen leckerer aus.
Selfies mit neuem 42-MP-Sensor
Eine neue Kamera für Selfies ist ebenso hinzugekommen, die jetzt mit 42 statt 10,5 MP bei den Pro-Modellen arbeitet. Das Standard-Pixel bietet neuerdings einen Autofokus, behält aber die alte Auflösung. Im Vergleich zum vorherigen Smartphone gefällt die neue Linse mit natürlicherem Hautton, besserer Ausleuchtung und leicht optimierten Details, wenngleich kein auf Anhieb sichtbarer Vorteil von 10,5 MP vs. 42 MP wahrzunehmen ist, den man bei 30 MP höherer Auflösung zunächst erwartet. Die Bildausgabe nach dem Pixel-Binning erfolgt weiterhin in 12 MP.
Nachtsichtmodus für Panoramafotos
Ein durch und durch hilfreiches neues Feature der Kamera sind Panoramafotos im Nachtsichtmodus. Zwar kann auch ein Pixel 8 Pro Panoramafotos bei Nacht schießen, das Ergebnis löscht man am besten aber gleich wieder vom Smartphone. Die kontinuierlichen Aufnahmen klassischer Panoramafotos sind für die Nacht ungeeignet, wenn eine längere Belichtungszeit und ein Stillhalten des Smartphones gefragt sind.
Für den Nachtsichtmodus bei Panoramafotos ist der Ansatz deshalb ein anderer. Anstelle kontinuierlicher Fotos beim Schwenken von links nach rechts werden Einzelaufnahmen mit jeweils langer Belichtungszeit gemacht und zusammengefügt. Damit dem Smartphone beim späteren Stitching überlappende Fotos zur Verfügung stehen, werden dem Nutzer im Sucher Orientierungspunkte angezeigt, die anvisiert werden müssen, bevor eine Langzeitaufnahme startet. Als Anwender hangelt man sich einfach von einem zum nächsten Orientierungspunkt, bis man die gewünschte Breite des Panoramafotos erreicht hat. Das Endergebnis stellt eine deutliche Verbesserung zum Pixel 8 Pro dar.
Google bietet mehr Optionen für „Fake Fotos“
Google eröffnet mit der Pixel-9-Serie erneut die Debatte darüber, was heutzutage überhaupt noch als Foto bezeichnet werden kann, da in den Fotogalerien der Nutzer in den kommenden Jahren immer mehr Aufnahmen zu finden sein werden, die so nie passiert sind. Der letztes Jahr eingeführte „Best Take“ war ein Beispiel dafür, wie bei Gruppenfotos aus mehreren Aufnahmen unterschiedliche Gesichtsausdrücke in der finalen „Aufnahme“ landen können. Aus mehreren Fotos lässt sich für jede Person der Kopf wählen, der am besten zur jeweiligen Szene passt. Das dritte Bild der nachfolgenden Fotoreihe ist auf diesem Weg entstanden, gleichzeitig in die Kamera geschaut wurde aber zu keiner Zeit.
„Mich hinzufügen“ für vollständige Familienfotos
Die Pixel-9-Serie hebt die „Fake Fotos“ auf ein abermals höheres Niveau, indem mit „Add Me“ bzw. „Mich hinzufügen“ Aufnahmen gemacht werden können, bei denen nicht mehr nur Gesichter, sondern komplette Personen neu hinzugefügt werden können. Das für Google zu lösende Problem waren Familien- bzw. Gruppenfotos, bei denen, wenn kein Stativ oder Timer genutzt werden kann, eine Person immer hinter der Kamera verbleiben musste und somit nicht auf dem Foto zu sehen war. Bei „Mich hinzufügen“ wird deshalb zunächst ein Foto geschossen, auf dem der Fotograf noch fehlt, bevor die Rollen getauscht und mit einem zweiten Foto, für das nur die zuvor fehlende Person posiert, ein finales Foto generiert wird, das die gesamte Gruppe zeigt. In der Fotogalerie landet mit diesem Modus bzw. dank Googles AI somit ein weiterer Moment, der so nie stattgefunden hat.
Magic Editor mit mehr Generative AI
Weitaus mehr Möglichkeiten der Bildmanipulation hat man im Nachgang, wenn der „Magic Editor“ bzw. „Magische Editor“ mit Generative-AI-Funktionen zum Einsatz kommt. Der Magic Editor schlägt mit der Auto-Frame-Funktion neuerdings einen Bildausschnitt vor und generiert beim Herauszoomen eigenständig den fehlenden Inhalt. Mit „Reimagine“ lässt sich im Magic Editor jetzt auch mittels Text beschreiben, was angepasst werden soll, sodass sich zum Beispiel anders gefärbte Wolken oder Feuerwerk im Hintergrund einfügen lässt.
Für das nachfolgende Beispiel, das mit Hilfe von „Reimagine“ entstanden ist, wurde ein Vogelschwarm im Himmel über dem Brandenburger Tor generiert. Dass dabei die Charité im Hintergrund und eine Glasfassade links im Bild dran glauben müssen, sei an dieser Stelle aber nur kurz erwähnt. Generative AI sorgt bei der Aufnahme auch dafür, dass die Person im Vordergrund (nicht jedoch ihr Koffer) und eine Person auf dem Fahrrad nicht mehr zu sehen sind, im Gegenzug allerdings ein neues Fahrrad im Kreuzungsbereich hinzugekommen ist. Lücken füllt der Magic Editor mal überzeugend, an anderer Stelle nur mit Pixelmatsch auf. Bei den KI-gestützt erstellten Werken darf man nie genau hinsehen.
Ohne die Google-Cloud geht fast nichts
Was man bei all der KI-Trickserei allerdings nicht vergessen darf: Abgesehen von „Mich hinzufügen“ handelt es sich mehr um neue Funktionen in Google Fotos als für das Pixel 9 Pro XL. Denn bearbeitet werden die Generative-AI-Funktionen im Magic Editor in der Cloud, wie eine Fehlermeldung im Offline-Modus und der Hinweis auf die zuvor benötigte Sicherung in der Cloud verdeutlichen. Von revolutionärer On-Device-KI kann bei diesen Tools keine Rede sein. Es vergehen mehrere Sekunden, bevor Googles Cloud Anpassungen wie den per Prompt erstellten Vogelschwarm generiert.
Video-Optimierung dauert ewig
Aber was sind schon ein paar Sekunden, wenn man auch eine halbe Stunde oder noch länger warten kann? Googles Video-Optimierung („Video Boost“) wird ebenso vollständig über die Cloud abgewickelt, sodass der Upload und die Verarbeitung auf Googles Servern abgewartet werden müssen, bevor das finale Video verfügbar ist. Der Video Boost führt HDR+ aus, optimiert den Super-Resolution-Zoom, stabilisiert und schärft die Aufnahme. Bei einem eigens dafür geschossenen Video mit einer Länge von lediglich 43 Sekunden war die Cloud-Verarbeitung selbst nach einer halben Stunde noch nicht abgeschlossen, sodass das fertige Video letztlich erst am nächsten Morgen betrachtet werden konnte. Das Ergebnis war ein Video mit weniger Rauschen und Zittern, leichter Farb- und Helligkeitskorrektur, aber auch Detailverlust in dunklen Bereichen.
Die maximale Aufnahmedauer der Video-Optimierung beträgt 10 Minuten. Ab einem bestimmten Grad der Dunkelheit wird dem Nutzer vorgeschlagen, die Video-Optimierung zu aktivieren und den Modus „Nachtsichtvideo“ zu verwenden. Außerdem ist zu beachten, dass die Framerate je nach Umgebungsbedingungen und Kamerabewegungen dynamisch reduziert werden kann, wenn bei der Video-Optimierung 60 FPS eingestellt sind. Auch wenn Google sagt, dass man in 4K oder gar 8K bei der Video-Optimierung filmen kann, behält das Smartphone im Nachgang nur eine 1080p30-Aufnahme des Originals und in der Cloud war das Ergebnis ein Video mit krummer Auflösung von 4.032 × 2.268 Pixeln.
Effizientere Smartphones halten länger durch
Die Pixel-9-Geräte und der Tensor G4 sind effizienter geworden, das legen Laufzeitmessungen der Redaktion für das produktive Arbeiten und YouTube-Streaming nahe. Tatsächlich zugelegt beim Akku haben allerdings nur Pixel 9 und Pixel 9 Pro, die mit 4.700 mAh den Vorgänger mit 4.575 mAh ablösen. Pixel 9 Pro XL und Pixel 8 Pro liegen mit 5.060 zu 5.050 mAh fast auf demselben Niveau.
Knapp 20 Prozent längere Laufzeiten
Im produktiven PCMark 3.0 verbucht das Pixel 9 Pro XL mit einer Laufzeit von leicht über 14 Stunden dennoch eine Verbesserung von 16 Prozent zum Pixel 8 Pro. Das kleinere Pixel 9 weist sogar ein Plus von 19 Prozent gegenüber dem Pixel 8 auf.
Signifikante Verbesserungen verzeichnet Google beim Videostreaming in 720p-Qualität, das in YouTube mit 200 cd/m² Helligkeit auf beiden Smartphones für mehr als 24 Stunden ununterbrochen am Stück möglich ist. Mit 24:45 Stunden schneidet das Pixel 9 21 Prozent besser als der Vorgänger ab, während der Zugewinn beim Pixel 9 Pro XL größere 35 Prozent beträgt und im Test zu einer Gesamtlaufzeit von 26:29 Stunden führte.
Fazit
Vieles auf den neuen Pixel-9-Smartphones dreht sich rund um die Themen Künstliche Intelligenz und Google Gemini. Das „AI-Potenzial“ scheint riesig zu sein, doch lässt sich das große Versprechen in Deutschland auf eine kleine Auswahl herunterbrechen. Denn die meisten der neuen KI-Funktionen sind schlichtweg nicht verfügbar oder noch in Arbeit. Und will man alle Features nutzen, muss man spätestens in einem Jahr tief dafür in die Tasche greifen: 22 Euro pro Monat kostet das AI-Komplettpaket von Google. Und für ein Jahr gratis gibt es die Features auch nur auf den beiden teureren Pro-Modellen.
Doch zum Glück ist das Google-Smartphone mehr als nur eine Plattform neuer AI-Features. Google hat sich auch um die klassischen Tugenden gekümmert, die ein gutes Smartphone auszeichnen. Im Alltag macht sich vor allem der verbesserte Bildschirm bemerkbar, der eine ausgezeichnete Kalibrierung ab Werk bietet und sehr hohe Helligkeiten erreicht, die jetzt im Hochsommer von Bedeutung sind. Das leidige Thema Akkulaufzeit ist der Hersteller ebenso angegangen und erreicht mit den neuen Smartphones viele Stunden mehr beim Arbeiten und Streaming als zuvor die Pixel-8-Serie.
Darüber hinaus ist die Triple-Kamera auf allen drei Linsen erneut verbessert worden, in erster Linie sehen aber Ultraweitwinkelfotos und Aufnahmen mit der Telekamera besser aus. Doch auch die Haupt- und die Selfie-Kamera schneiden marginal besser ab. Darüber hinaus hat Google die Fähigkeiten bei Nacht und für die Nachbearbeitung erweitert, wobei die Verarbeitung in der Google-Cloud zu viel Geduld vom Anwender verlangt.
Googles neueste Smartphones können zum Glück mehr als nur AI und sammeln viele Pluspunkte über die klassischen Tugenden. Das müssen sie auch, denn in Deutschland steht von der ganzen KI nur ein Bruchteil zur Verfügung. Und will man wirklich Zugriff auf alles haben, kostet das künftig rund 260 Euro pro Jahr, obwohl bereits die Smartphones selbst 100 Euro teuer geworden sind. Pixel-Smartphones sind in Teilbereichen wie Display, Kamera oder Software weiterhin empfehlenswert, doch so tief ins Portemonnaie der Kunden hat Google nie zuvor gegriffen. Darauf hat AI leider keine Antwort.
- Extrem heller OLED-Bildschirm
- Sehr gute Kalibrierung ab Werk
- Triple-Kamera gehört zu den besten
- Sehr hohe produktive Leistung im Alltag
- Höhere Leistung unter Dauerlast
- Teils hilfreiche KI-Funktionen
- Sehr gute Verarbeitung und Materialwahl
- Rundum verbesserte Akkulaufzeiten
- Hochwertiger Vibrationsmotor
- Sieben Jahre Software-Garantie
- Viele AI-Features nicht für Deutschland
- Online-Zwang für meiste KI-Funktionen
- Gemini Advanced für 22 Euro pro Monat
- Smartphone abermals teurer geworden
- Basismodell verbleibt bei 128 GB
ComputerBase wurde das Pixel 9 Pro XL leihweise von Google unter NDA zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Test fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.
(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.
Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.