Huawei Pura 70 Ultra im Test: Smartphone fährt die Kamera aus und hält lange durch
Beim Pura 70 Ultra wirft das Unternehmen Huawei alles in die Waagschale, was es derzeit bei Smartphones aufzubieten hat. Am Ende stehen ein tolles OLED-Display, hervorragende Akkulaufzeiten und eine sehr gute Kamera dem Verzicht auf 5G, ein schnelles SoC und Google-Apps gegenüber.
Statt P70 hat Huawei die neue Smartphone-Generation Pura 70 getauft. Das Flaggschiff ist das Huawei Pura 70 Ultra mit ausfahrender Kamera, bei dem der Hersteller alles in die Waagschale wirft, was das Unternehmen derzeit aufbieten kann. Ob das reicht, sich noch als Flaggschiff zu positionieren, und in welchen Bereichen das Huawei Pura 70 Ultra die Konkurrenz vielleicht sogar ausstechen kann, klärt der Test.
Der Hersteller selbst verlangt für das Pura 70 Ultra in Deutschland mit 16 GB RAM und 512 GB Speicher 1.499 Euro. Es ist in Schwarz, Braun und Grün erhältlich. Bei Huawei erhalten Käufer aktuell noch die Huawei FreeClip (Test) gratis dazu, obendrein wird die Garantie auf drei Jahre verlängert. Im freien Handel ist das Huawei Pura 70 Ultra so auch schon günstiger ab 1.123 Euro erhältlich.
In Europa ist das Huawei Pura 70 Ultra mit EMUI 14.2 als Betriebssystem ausgerüstet, das auf Android 12 basiert. Der Hersteller garantiert mindestens zwei Jahre EMUI-Updates und drei Jahre Sicherheitspatches. In der Praxis versorgt Huawei die eigenen Smartphones aktuell aber länger mit Updates.
Kirin 9010 mit 8 Kernen in 7 nm
Beim Prozessor setzt das Pura 70 Ultra auf den HiSilicon Kirin 9010, einen Octa-Core-Prozessor basierend auf dem bekannten Kirin 9000, den Huawei immer weiter verbessert, um auch ohne neue US-Technologie auszukommen. Ihm stehen wie erwähnt 16 GB RAM und 512 GB interner Speicher zur Seite, der nicht erweitert werden kann. Der Prozessor verfügt über einen Taishan-Big-Kern, der mit bis zu 2,30 GHz takten kann, drei Taishan-Mid-Kerne mit 2,18 GHz Taktfrequenz und vier Cortex-A510 mit 1,55 GHz. Der Kirin 9010 wird allerdings weiterhin in 7 nm gefertigt und kann nicht mehr mit den Prozessoren der Smartphone-Flaggschiffe anderer Hersteller mithalten.
Huawei Pura 70 Ultra | Samsung Galaxy S24 | Apple iPhone 15 Pro | |
---|---|---|---|
Software: (bei Erscheinen) |
HarmonyOS 4.2 | Android 14.0 | iOS 17 |
Display: | 6,80 Zoll, 1.260 × 2.844 457 ppi, 120 Hz OLED, HDR, Xuanwu Kunlun Glass |
6,20 Zoll, 1.080 × 2.340 416 ppi, 120 Hz Dynamic AMOLED 2X, HDR, Gorilla Glass Victus 2 |
6,10 Zoll, 1.179 × 2.556 461 ppi, 120 Hz OLED, HDR, Ceramic Shield |
Bedienung: | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | Touch, Gesichtsscanner | |
SoC: | HiSilicon Kirin 9010 1 × Taishan Big, 2,30 GHz 3 × Taishan Mid, 2,18 GHz 4 × Cortex-A510, 1,55 GHz 7 nm, 64-Bit |
Samsung Exynos 2400 1 × Cortex-X4, 3,20 GHz 2 × Cortex-A720, 2,90 GHz 3 × Cortex-A720, 2,60 GHz 4 × Cortex-A520, 1,95 GHz 4 nm, 64-Bit |
Apple A17 Pro 2 × ?, 3,78 GHz 4 × ?, 2,11 GHz 3 nm, 64-Bit |
GPU: | Maleoon 910 | Samsung Xclipse 940 | Apple Hexa-Core |
RAM: | 16.384 MB | 8.192 MB LPDDR5X |
8.192 MB LPDDR5 |
Speicher: | 512 / 1.024 GB | 128 / 256 GB | 128 / 256 / 512 / 1.024 GB |
1. Kamera: | 50,0 MP, 2160p LED, f/1,60, AF, OIS |
50,0 MP, 4320p LED, f/1,80, AF, OIS |
48,0 MP, 2160p Nona-LED, f/1,78, AF, OIS |
2. Kamera: | 40,0 MP, f/2,20 | 12,0 MP, f/2,20 | 12,0 MP, f/2,20, AF |
3. Kamera: | 50,0 MP, f/2,10, AF, OIS | 10,0 MP, f/2,40, AF, OIS | 12,0 MP, f/2,80, AF, OIS |
4. Kamera: | Nein | ||
5. Kamera: | Nein | ||
1. Frontkamera: | 13,0 MP, 2160p Display-Blitz, f/2,40, AF |
12,0 MP, 2160p Display-Blitz, f/2,20, AF |
12,0 MP, 2160p Display-Blitz, f/1,90, AF |
2. Frontkamera: | Nein | ||
GSM: | GPRS + EDGE | ||
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
DC-HSPA ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
|
LTE: | Advanced Pro | ||
5G: | Nein | NSA/SA | |
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac/ax Wi-Fi Direct |
802.11 a/b/g/n/ac/ax | |
Bluetooth: | 5.2 | 5.3 | |
Ortung: | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS, NavIC | ||
Weitere Standards: | USB-C 3.1, NFC | USB-C 3.2, NFC | USB-C 3.2, UWB, NFC |
SIM-Karte: | Nano-SIM, Dual-SIM | ||
Akku: | 5.200 mAh, 100,0 W fest verbaut, kabelloses Laden |
4.000 mAh, 25,0 W fest verbaut, kabelloses Laden |
3.274 mAh (12,70 Wh) fest verbaut, kabelloses Laden |
Größe (B×H×T): | 75,1 × 162,6 × 8,40 mm | 70,6 × 147,0 × 7,60 mm | 70,6 × 146,6 × 8,25 mm |
Schutzart: | IP68 | ||
Gewicht: | 226 g | 167 g | 187 g |
Preis: | ab 1.123 € / – | 899 € / 959 € | 1.199 € / 1.329 € / 1.579 € / 1.829 € |
In den Einstellungen des Pura 70 Ultra lässt sich ein Leistungsmodus aktivieren, der für eine höhere Performance auf Kosten von Akkulaufzeit und Hitzeentwicklung sorgen soll. Die Benchmarks des Pura 70 Ultra wurden deshalb auch noch mal in diesem Modus durchlaufen. Je nach Benchmark kann durch den Leistungsmodus ein Zugewinn von 8 bis fast 30 Prozent erzielt werden. Das Smartphone wird dann allerdings spürbar wärmer.
- Geekbench 5.1 – Single-Core Total
- Geekbench 5.1 – Single-Core Crypto
- Geekbench 5.1 – Single-Core Integer
- Geekbench 5.1 – Single-Core Floating Point
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Total
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Crypto
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Integer
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Floating Point
- Geekbench 5.1 – Compute Vulkan
- PCMark Work 3.0
- PCMark Storage 2.0
- JetStream 2.1
Wie die Benchmarks zeigen, liegt der Kirin 9010 so auf dem Niveau eines Qualcomm Snapdragon 8+ Gen 1, wie er im Asus ROG Phone 6 steckt, oder je nach Test eines Apple iPhone 12 Pro bzw. iPhone 13 Pro (also Apple A14 oder A15 Bionic), nicht jedoch des aktuellen Snapdragon 8 Gen 3 oder Apple A17 Pro.
- 3DMark Unlimited – Wild Life Extreme (Metal/Vulkan)
- 3DMark Unlimited – Wild Life (Metal/Vulkan)
- 3DMark Unlimited – Sling Shot Extreme (Metal/OpenGL ES 3.1)
- 3DMark Unlimited – Sling Shot (OpenGL ES 3.0)
- GFXBench Offscreen – Aztec Ruins 2160p (High) (Metal/Vulkan)
- GFXBench Offscreen – Aztec Ruins 1440p (High) (Metal/Vulkan)
- GFXBench Offscreen – Aztec Ruins 1080p (Normal) (Metal/Vulkan)
- GFXBench Offscreen – Car Chase 1080p (Metal/OpenGL ES 3.1)
- GFXBench Offscreen – Manhattan 1080p (Metal/OpenGL ES 3.1)
- GFXBench Offscreen – Manhattan 1080p (Metal/OpenGL ES 3.0)
In den GPU-lastigen Benchmarks fällt das Pura 70 Ultra dann gegenüber den anderen Flaggschiffen noch etwas weiter zurück und findet sich eher in der Mittelklasse wieder. Hier kann die Maleoon-910-GPU keinen absoluten High-End-Ansprüchen mehr gerecht werden.
Sorgen um eine reduzierte Leistung durch Überhitzung muss man sich bei der GPU ohne aktivierten Leistungsmodus nicht machen, denn die gelieferte Performance wird konstant gehalten. Ist hingegen der Leistungsmodus für höhere Taktraten aktiviert, wird nicht nur die Rückseite des Pura 70 Ultra spürbar wärmer, sondern es kommt nach längerer Last auch zu Leistungseinbußen, wobei sich im Diagramm ein Zickzackmuster einstellt, die Performance also reduziert wird, das Gerät aber wieder abkühlt, um dann wieder schneller zu takten, woraufhin es erneut zu warm wird und den Takt reduziert, um wieder abzukühlen.
Im Alltag, so fair muss man sein, merkt man allerdings so gut wie nie, dass man nicht den schnellsten Smartphone-Prozessor im Gerät verbaut hat. EMUI 14 läuft äußerst flüssig, Apps starten schnell und alle Funktionen gehen gut von der Hand. Nur bei der Fotoverarbeitung dauert die Nachbearbeitung vielleicht einen kleinen Moment länger, als sie es mit einem High-End-SoC täte. Schlussendlich muss man den Prozessor aber auch in Relation zum Preis des Pura 70 Ultra sehen und während Huawei preislich bei den Flaggschiffen von beispielsweise Samsung und Apple mitspielen will, kann es das SoC eben nicht mehr. Für die gebotene Performance ist der Preis zu hoch.
OLED-Display mit 120 Hz
Beim Display fährt Huawei ein 6,80 Zoll großes OLED-Panel mit 1.260 × 2.844 Pixeln, HDR, 120 Hz, offiziell bis zu 2.500 cd/m² Spitzenhelligkeit und einer Touch-Sampling-Rate von 300 Hz auf. Die Pixeldichte liegt bei 457 ppi, das Bild ist also gestochen scharf. Mit LTPO-Panel wird die Bildwiederholfrequenz adaptiv angepasst und kann auf bis zu 1 Hz reduziert werden, wobei sie in den Einstellungen auch explizit reduziert oder erhöht werden kann.
Ein Always-On-Display ist für das Pura 70 Ultra ebenfalls kein Problem, wobei man aus verschiedenen Designs wählen und selbige anpassen kann. Geschützt ist das Panel durch Xuanwu Kunlun Glass.
Das OLED-Display des Huawei Pura 70 Ultra überzeugt nicht nur subjektiv, indem es selbst bei starker Sonneneinstrahlung noch gut abgelesen werden kann, sondern ebenso bei den Messwerten. Mit fast 1.600 cd/m² bei vollflächiger Darstellung von Weiß liegt es direkt hinter dem Asus ROG Phone 8 Pro Edition auf dem zweiten Platz im Testfeld. Auch die Farbtemperatur von 6.745 K kann sich sehen lassen.
Wird der Weißanteil des dargestellten Bildes auf 25 Prozent reduziert, lässt sich im Test eine Helligkeit von 1.982 cd/m² messen.
Bei der minimalen Helligkeit bei der Darstellung von Weiß überzeugt das Pura 70 Ultra ebenfalls und lässt sich auf 1,35 cd/m² herunterregeln. So wird man sogar in tiefster Nacht vom Display keinesfalls geblendet.
Unter dem Bildschirm sitzt der Fingerabdrucksensor des Pura 70 Ultra, den man zusätzlich oder anstelle des Gesichts oder der PIN nutzen kann. Er funktioniert im Test zuverlässig, entsperrt aber nicht ganz so schnell wie bei der Konkurrenz. Hat man sowohl das Entsperren per Gesicht als auch per Fingerabdruck aktiviert, ist die Gesichtserkennung eigentlich immer schneller.
Konnektivität des Pura 70 Ultra
Dual-SIM ohne eSIM
Das Huawei Pura 70 Ultra bietet Dual-SIM über zwei Nano-SIM-Steckplätze. Auf eSIM muss man weiterhin verzichten, was gerade auf Reisen schmerzt, wenn man beispielsweise günstiges Datenvolumen über eine App per eSIM buchen könnte.
Kein 5G für Europa
Angesichts der Sanktionen gegen Huawei muss das Pura 70 Ultra in Europa auf 5G verzichten. Warum der Hersteller sich dazu entschieden hat, wurde offiziell nicht begründet. Inzwischen ist Huawei in der Lage, 5G technisch umzusetzen, wie es außerhalb Europas auch getan wird. Schlussendlich dürften rechtliche Gründe dazu geführt haben, dass das Unternehmen sich gegen eine Unterstützung von 5G in Europa entschieden hat, um nicht noch mehr Streitigkeiten vom Zaun zu brechen. Ob sich Huawei mit den eigenen 5G-Chipsätzen aufgrund von Patenten rechtlich angreifbar macht, kann an dieser Stelle nicht beurteilt werden. Um dieser Frage und einem dann drohenden Verkaufsverbot aber aus dem Weg zu gehen, dürfte sich Huawei noch gegen die Implementierung von 5G entschieden haben. Ob und wann sich das auch für den hiesigen Markt ändern wird, bleibt abzuwarten – vielleicht schon mit dem neuen Mate 70 Ende des Jahres.
WLAN, GPS, NFC und Bluetooth
Beim WLAN wird Wi-Fi 6 (802.11a/b/g/n/ac/ax, 2×2 MIMO, HE160, 1024 QAM, 8 Spatial-Stream Sounding MU-MIMO) geboten. Der USB-C-Anschluss unterstützt bis zu 5 Gbit/s und neben NFC obendrein Bluetooth 5.2 mit den Audio-Codecs LDAC, L2HC, AAC und SBC. Als Ortungsdienste stehen mit A-GPS (L1/L5), GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS und NavIC viele Optionen offen.
Design, Maße und Verarbeitung
Auffälligstes Merkmal des Pura 70 Ultra ist der Kamerabuckel an der Rückseite, der auch dafür sorgt, dass das Smartphone auf dem Tisch kippelt, wenn man auf der linken Bildschirmhälfte tippt. Mit Maßen von 162,6 × 75,1 × 8,4 mm ist es etwas länger und minimal breiter als beispielsweise ein Galaxy S24 oder iPhone 15 Pro, aber noch nicht absurd groß. Die 226 g sind im direkten Vergleich schon deutlicher zu spüren.
Gegen den aktuellen Trend ist das Pura 70 Ultra mit einem abgerundeten Aluminium-Rand und einem an allen Seiten abgerundeten Display-Glas ausgestattet. Bei der Anordnung der Tasten geht der Hersteller ebenfalls den klassischen Weg: Power-Taste und Lautstärke-Wippe rechts, USB und SIM-Fach unten. Das Pura 70 Ultra ist nach IP68 zertifiziert, also wasser- und staubdicht. Huawei gibt bis zu 30 Minuten in 2 m Tiefe als Schutz gegen Wasser an. Dieser Schutz gilt selbst bei ausgefahrener Kamera.
Huawei verpackt die Technik in einem aufwendig gestalteten Gehäuse mit außergewöhnlichen Mustern wie angedeuteten Nähten auf dem Kunstleder an der Rückseite. Das macht das Pura 70 Ultra zu einem echten Handschmeichler, den man nicht in eine Handyhülle stecken möchte.
Die Verarbeitung des Huawei Pura 70 Ultra ist ohnehin erneut hervorragend. Dass Huawei Hardware auf enorm hohem Niveau fertigen kann, hat das Unternehmen bereits häufig bewiesen, und es gelingt mit dem Pura 70 Ultra ein weiteres Mal.
Akkulaufzeit und Laden
Der fest verbaute Akku des Huawei Pura 70 Ultra bietet 5.200 mAh. Er kann über den USB-C-Anschluss oder kabellos geladen werden. Per Kabel kann mit bis zu 100 Watt mittels Huawei SuperCharge geladen werden, ein passendes Netzteil liegt dem Smartphone bei. Drahtlos lässt sich das Mobilgerät mit bis zu 80 Watt über Huawei Wireless SuperCharge laden. Das sind enorme Leistungen, die dafür sorgen, dass das Pura 70 Ultra bei Bedarf schnell wieder einsatzbereit ist. Auf Wunsch dient das Modell auch als Akku und gibt seine Energie an andere Geräte ab. Das umgekehrte Laden ist mit bis zu 20 Watt über Kabel und bis zu 18 Watt kabellos möglich. Beim Wireless Charging unterstützt das Pura 70 Ultra nicht den Qi2-Standard. Es hat deshalb insbesondere keine kreisrund angeordneten Magneten an der Rückseite, mit denen es an Ladepads hält.
Über eine zu kurze Akkulaufzeit muss man sich beim Pura 70 Ultra keine Sorgen machen. Im Test hält das Smartphone bei auf 200 cd/m² kalibriertem Display bei der YouTube-Wiedergabe 27 Stunden durch. Im PCMark sind es ebenfalls hervorragende 17 Stunden, bevor das Mobilgerät leer ist. Mit diesen Ergebnissen steht das Pura 70 Ultra ganz oben in der Bestenliste.
Das Kamerasystem des Pura 70 Ultra
Die P-Serie von Huawei war schon immer für ihre Kameras bekannt. Auch für das Pura 70 Ultra hat sich der Hersteller etwas Besonderes einfallen lassen. Der Hauptsensor mit 50 MP und f/1.6-Blende fährt nämlich nach dem Aufrufen der Kamera-App aus dem Gehäuse des Smartphones heraus. Durch das Herausfahren des Sensors soll die Abbildungsqualität des 1 Zoll großen Sensors durch mehr Licht und Tiefenschärfe verbessert werden. Mit seiner Größe bietet er ohnehin bereits besonders große Pixel, die vor allem bei schlechten Lichtbedingungen von Vorteil sein können. Laut Huawei hält der Ausfahrmechanismus mindestens 300.000 Einfahrzyklen aus. Damit der Mechanismus und die Linse bei einem Sturz besser geschützt sind, wird die Kamera automatisch eingefahren, wenn das Smartphone herunterfällt. Der Sensor der Hauptkamera verfügt sowohl über eine Sensorstabilisierung als auch einen optischen Bildstabilisator. Zudem hat der Hersteller erneut eine mechanische Blende verbaut, mit der die Blendenöffnung zwischen f/1.6 und f/4.0 eingestellt werden kann. Videos zeichnet die Hauptkamera mit 4K60 auf.
Bei der Ultraweitwinkelkamera, die auch für Markoaufnahmen dient, kommt hingegen ein 40-MP-Sensor mit einer Blende von f/2.2 zum Einsatz. Beim dritten Sensor, der wieder über einen optischen Bildstabilisator verfügt, handelt es sich um ein Teleobjektiv mit 3,5-fachem Zoom, 50 MP und f/2.1-Blende.
Eine vierte Kamera hat das Pura 70 Ultra an der Vorderseite. Die Selfie-Kamera bietet 13 MP und eine f/2.4-Blende. Auch sie verfügt über einen Autofokus.
Die Kamera in der Praxis
Vor allem die Hauptkamera erzielt bei Tageslicht sehr gute Ergebnisse. Die Bilder sind scharf, farbenfroh und detailliert und bieten einen guten Kontrast. Auch bei der Sättigung der Aufnahmen übertreibt es Huawei entgegen dem aktuellen Trend nicht. Farben stechen meistens nicht unnatürlich hervor, sondern das Pura 70 Ultra liefert oft natürliche Aufnahmen. Beim Grün von Pflanzen fällt auf, dass ein iPhone es etwas satter darstellt, ein Pixel 8 wiederum deutlich farbloser.
Im Smartphone-Kamera-Blindtest von ComputerBase landet die Hauptkamera des Pura 70 Ultra bei Tageslicht so auch auf dem zweiten Platz in der Abstimmung.
Bei schlechten Lichtverhältnissen gehen allerdings mitunter etwas zu viele Details verloren, so dass strukturierte Flächen ihre Details vermissen lassen. Je nach Lichtverhältnissen versucht das Pura 70 Ultra zudem, die Szene zu sehr aufzuhellen, wodurch Lichtquellen unnatürlich wirken können.
Super-Makro mit Telekamera
Sehr gut umgesetzt ist wiederum der Super-Makro-Modus der Telekamera, bei dem man auch von etwas weiter entfernten Objekten eine Makroaufnahme machen kann. Dieser Modus zeigt eindrucksvoll, wie gut der Autofokus funktioniert, und gerade wenn man ihn manuell auf einen Bereich des Bildes setzt, lassen sich schöne Aufnahmen erzielen.
Die Telekamera bietet in der Kamera-App Zoomstufen, die über den digitalen 2-fachen und den optischen 3,5-fachen Zoom hinausgehen, nämlich auch 10-fache bis hinauf zu 100-facher Vergrößerung. Bei 100-fachem digitalen Zoom ist vom Objekt allerdings nicht mehr viel zu erkennen, dieser Modus kann getrost vernachlässigt werden. Der 10-fache Hybrid-Zoom liefert hingegen durchaus noch gute Ergebnisse, auch wenn ein paar Details verloren gehen.
Ultra Speed Snapshot für scharfe Bilder
Huawei bietet für sich schnell bewegende Objekte einen speziellen Modus namens „Ultra Speed Snapshot“, in der deutschen Kamera-App einfach „Schnappschuss“ genannt. Dieser soll dafür sorgen, dass auch schnelle Bewegungen scharf eingefangen werden, und kann nicht nur mit der Hauptkamera, sondern auch mit dem Teleobjektiv des Smartphones genutzt werden. Die Technik nimmt zwei Bilder mit unterschiedlicher Belichtungszeit auf, die zu einem Bild zusammengefügt werden, um sich schnell bewegende Objekte scharf darstellen zu können.
Das so erzielte Ergebnis ist durchaus beeindruckend, denn selbst ein sich schnell drehender Kreisel wird weitgehend aus seiner Bewegung gerissen und auf dem Bild angehalten. In den richtigen Situationen kann die Schnappschuss-Funktion so durchaus für bessere Bilder sorgen, in denen das sich bewegende Objekt schärfer eingefangen wird.
Überhitzung bei 4K60-Videos ausgemerzt
ComputerBase hat das Pura 70 Ultra über viele Wochen getestet und ist anfänglich auf einen sehr störenden Umstand gestoßen, den man von anderen Flaggschiffen schon lange nicht mehr kennt. Die Videoaufzeichnung in 4K60 wurde nach etwas über zwei Minuten wegen Überhitzung mit einer Warnung abgebrochen und das Smartphone musste zunächst abkühlen, bevor man wieder Videos aufnehmen konnte. Ärgerlich, wenn die Videoaufzeichnung mitten in einem wichtigen Moment einfach beendet wird.
Doch Huawei hat ganz offensichtlich nachgebessert, denn mit der aktuellen Firmware können problemlos deutlich längere Videos jenseits von zehn Minuten aufgezeichnet werden, ohne dass es zu einer Abschaltung kommt. Dass das Pura 70 Ultra dabei ordentlich warm wird, hat sich zwar nicht geändert, diesen Umstand kennt man aber auch von anderen aktuellen Flaggschiffen.
Google Play Store und Google-Apps auf dem Pura 70 Ultra
Aufgrund der US-Sanktionen ist es Huawei nicht gestattet, Google-Services, -Apps und ‑Dienste auf seinen Smartphones und Tablets zu installieren. Auch das Huawei Pura 70 Ultra wird deshalb ohne den Google Play Store ausgeliefert. Mit microG lassen sich Googles Apps und Dienste allerdings auf Huawei-Smartphones installieren.
Wie genau man hierfür vorgehen muss, zeigt ComputerBase im Video und in einer ausgelagerten Anleitung, die den Rahmen dieses Tests sprengen würde. Eine entsprechende Anleitung für Huawei-Tablets findet sich ebenfalls.
Netflix in HD, Banking, mobiles Bezahlen & Co. installieren
Auf die Fragestellung, ob sich Netflix in HD nutzen lässt, welches Widevine-Level dabei unterstützt wird, welche Banking-Apps auf dem Pura 70 Ultra funktionieren und wie man doch kontaktlos mit dem Smartphone bezahlen kann, ist ComputerBase bereits in einem gesonderten Bericht näher eingegangen.
Fazit
Das Huawei Pura 70 Ultra überzeugt im Test als sehr gutes Smartphone, das sich vor allem mit seinem tollen OLED-Display, dem Kamerasystem und der enorm langen Akkulaufzeit hervortun kann. Beim Laden mit 100 Watt (Kabel) bzw. 80 Watt (kabellos) kann man die Konkurrenz teils sogar deutlich ausstechen. Auch das Design weiß in besonderem Maß zu gefallen, doch daran scheiden sich die Geister ja bekanntlich.
Dass man für Google-Apps und -Dienste erst selbst basteln muss, ist allerdings ärgerlich und etwas, was weniger versierte Nutzer nicht selbst in die Hand nehmen werden. Und Google Pay bleibt auch dann unerreichbar. Dieser Umstand ist den US-Sanktionen gegen Huawei geschuldet, die auch für den zweiten und dritten Kritikpunkt am Pura 70 Ultra verantwortlich sind. Unnötig und dem Gerät nicht angemessen sind zudem die zahlreichen App-Vorschläge, die sich nach der Einrichtung auf dem Homescreen befinden und manuell ausgeblendet werden müssen. Die Apps sind zwar nicht direkt installiert, aber dennoch unnötig störend.
Als Flaggschiff mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 1.499 Euro und einem Preis ab 1.123 Euro im Handel muss ein Smartphone nicht nur 5G bieten, sondern eben auch einen Prozessor mit höchster Leistung. Beides kann das Huawei Pura 70 Ultra nicht vorweisen. Obschon man mit dem Kirin 9010 bestens durch den Alltag kommt und dabei das im Vergleich zu anderen Flaggschiffen langsamere SoC eigentlich nie bemerkt, ist der Anspruch an ein solch teures Smartphone ein anderer.
Es bleibt allerdings spannend, was die nächsten Monate bringen werden, denn Huawei arbeitet in rasantem Tempo daran, sich ohne jetzt noch spürbare Einschränkungen unabhängig von US-Technologie aufzustellen. Den einzigen Bereich, in dem dies noch nicht mit vergleichbarer Leistung möglich ist, stellt der Prozessor dar – doch auch hieran arbeitet das Unternehmen mit Hochdruck.
Damit das Pura 70 Ultra für Käufer, die auf Google-Dienste nicht verzichten möchten, eine interessante Option ist, muss Huawei beim Preis unter der Konkurrenz liegen, tut dies aber derzeit nicht. So ist das Pura 70 Ultra aktuell auch ein wenig „Pura Luxus“.
- sehr gute Kamera
- helles, schnelles OLED-Display
- IP68-Schutz gegen Staub und Wasser
- schnelles Laden
- sehr lange Akkulaufzeit
- gute Leistung im Alltag
- hervorragende Verarbeitung
- kein 5G
- keine eSIM
- ab Werk kein Google Play Store
- CPU- und GPU-Leistung nicht High-End
ComputerBase hat das Pura 70 Ultra leihweise von Huawei zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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