OnePlus Nord im Test: Die Android-Antwort auf das iPhone SE
tl;dr: Das OnePlus Nord ist exakt das geworden, was frühere Kunden des Herstellers geschätzt haben: viel Smartphone zum fairen Preis. Im Test punktet das 400-Euro-Smartphone mit Display, Prozessor, Speicher, Kamera, Akku und Verarbeitung. Im Android-Umfeld ist das OnePlus Nord die Antwort auf das iPhone SE von Apple.
Nach den stetig teurer gewordenen Flaggschiffen, vor allem mit Einführung der Pro-Modelle, bietet OnePlus mit dem Nord wieder ein Smartphone für die Massen an. An der Ausstattung will OnePlus aber nicht gespart haben – zumindest nicht zu viel. Das Nord soll ein Allrounder mit gehobenem Ausstattungsniveau sein und in wichtigen Bereichen wie Display, Konnektivität und zum Teil auch Leistung den Topmodellen nahe kommen.
Preis und Verfügbarkeit
Weit weg vom OnePlus 8 oder OnePlus 8 Pro (Test) positioniert OnePlus hingegen den Preis. Los geht es mit 399 Euro für das Basismodell, was dem Preisniveau des OnePlus 3 vor vier Jahren entspricht. Wer mehr Arbeitsspeicher und Festspeicher benötigt, kann zur Variante für 499 Euro greifen. Ein OnePlus 8 kostet direkt beim Hersteller mindestens 699 Euro, das OnePlus 8 Pro sogar mindestens 899 Euro.
Preisgestaltung aller OnePlus-Smartphones im Vergleich
Das OnePlus Nord soll ab dem 4. August in den jeweils glänzenden Farben „Blue Marble“ und „Gray Onyx“ über die OnePlus-Webseite verfügbar sein. Im Rahmen eines Online-Pop-up-Events kann es bereits seit dem Tag der Vorstellung erworben werden.
Technische Daten im Überblick
OnePlus Nord |
OnePlus 8 |
OnePlus 8 Pro |
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 10.0 | ||
Display: | 6,44 Zoll, 1.080 × 2.400 409 ppi, 90 Hz AMOLED, HDR, Gorilla Glass 5 |
6,55 Zoll, 1.080 × 2.400 402 ppi AMOLED, HDR, Gorilla Glass 6 |
6,78 Zoll, 1.440 × 3.168 513 ppi, 120 Hz AMOLED, HDR, Gorilla Glass 5 |
Bedienung: | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | ||
SoC: | Qualcomm Snapdragon 765G 1 × Kryo 475 Prime, 2,40 GHz 1 × Kryo 475 Gold, 2,20 GHz 6 × Kryo 475 Silver, 1,80 GHz 7 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 865 1 × Kryo 585 Gold, 2,84 GHz 3 × Kryo 585 Gold, 2,42 GHz 4 × Kryo 585 Silver, 1,80 GHz 7 nm, 64-Bit |
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GPU: | Adreno 620 625 MHz |
Adreno 650 587 MHz |
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RAM: | 8.192 MB LPDDR4X Variante 12.288 MB LPDDR4X |
8.192 MB LPDDR5 Variante 12.288 MB LPDDR5 |
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Speicher: | 128 / 256 GB | ||
1. Kamera: | 48,0 MP, 2160p Dual-LED, f/1,80, AF, OIS |
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2. Kamera: | 8,0 MP, f/2,30 | 16,0 MP, f/2,20, AF | 8,0 MP, f/2,40, AF, OIS |
3. Kamera: | 2,0 MP, f/2,40 | 2,0 MP, f/2,40, AF | 48,0 MP, f/2,20, AF |
4. Kamera: | 5,0 MP, f/2,40 | Nein | 5,0 MP, f/2,40, AF |
5. Kamera: | Nein | ||
1. Frontkamera: | 32,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/2,50 |
16,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/2,00 |
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2. Frontkamera: | 8,0 MP, f/2,5 | Nein | |
GSM: | GPRS + EDGE | ||
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
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LTE: | Advanced Pro ↓1.200 ↑150 Mbit/s |
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5G: | NSA/SA | ||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct |
802.11 a/b/g/n/ac/ax Wi-Fi Direct |
802.11 a/b/g/n/ac/ax Wi-Fi Direct, Miracast |
Bluetooth: | 5.1 | ||
Ortung: | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, NavIC | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo | |
Weitere Standards: | USB-C 2.0, NFC | USB-C 3.1, NFC | |
SIM-Karte: | Nano-SIM, Dual-SIM | ||
Akku: | 4.115 mAh, 30,0 W fest verbaut |
4.300 mAh fest verbaut |
4.510 mAh fest verbaut, kabelloses Laden |
Größe (B×H×T): | 73,3 × 158,3 × 8,20 mm | 72,9 × 160,2 × 8,00 mm | 74,4 × 165,3 × 8,50 mm |
Schutzart: | – | IP68 | |
Gewicht: | 184 g | 180 g | 199 g |
Preis: | 399 € / ab 602 € | 699 € / 799 € | 899 € / 999 € |
Kleiner und flacher
Das OnePlus Nord ist mit 73,3 × 158,3 Millimetern (B×H) das auf die Fläche bezogen kleinste Smartphone im aktuellen Portfolio. Unter Einbeziehung aller Maße nimmt das OnePlus 8 aber weniger Volumen ein, da es 0,3 Millimeter dünner ist. Das teurere Smartphone ist außerdem 4 Gramm leichter. Das OnePlus Nord zählt somit ebenfalls zu den eher großen Smartphones, die häufig mit zwei Händen bedient werden wollen.
Der Alert Slider ist erneut dabei
Schaut man sich den Aufbau des Smartphones hinsichtlich der Verteilung von Tasten und Anschlüssen an, herrscht Gleichstand zur OnePlus-8-Serie. Das ist vor allem mit Blick auf den Alert Slider eine erfreuliche Nachricht. OnePlus ist neben Apple der einzige Anbieter, der einen physischen Schalter für den schnellen Wechsel zwischen verschiedenen Tonmodi anbietet. Die Tasten sind auch beim OnePlus Nord alle aus Metall gefertigt, sitzen aber in einem Rahmen aus Kunststoff. An dieser Stelle merkt man das erste Mal, dass OnePlus hier und da den Rotstift ansetzen musste, um den Preis gegenüber den Flaggschiffen zu drücken. Sauber verarbeitet ist aber auch das günstigere Modell.
Gehäuse nur mit Mono-Lautsprecher
Weitere Sparmaßnahmen betreffen die IP-Zertifizierung: es gibt keine. Beim OnePlus Nord sollten Nutzer in der Nähe von Wasser und Staub Vorsicht walten lassen, damit es nicht zu Schäden kommt. Dem Gehäuse fehlen außerdem Stereo-Lautsprecher, obwohl der Aufbau auf den ersten Blick dem des OnePlus 8 entspricht. Aus dem Lautsprecher oberhalb des Displays ist aber nur beim Telefonieren etwas zu hören. Werden hingegen etwa YouTube-Videos abgespielt, erklingt es nur aus der unteren Öffnung. Der Mono-Lautsprecher klingt zwar in Ordnung und wird ausreichend laut, baut aber bei weitem nicht die Klangkulisse der anderen Smartphones auf.
Das Nord bietet OnePlus in den Farben „Blue Marble“ (Testgerät) und „Gray Onyx“ an. Beide Varianten sind glänzend ausgeführt, was ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zu den Topmodellen ist, die OnePlus mit Rückseite aus mattem Glas anbietet. Hier gilt es nach ganz persönlichen Vorlieben zu entscheiden, was man schöner findet. Im Direktvergleich wirkt das matte Glas eines OnePlus 8 Pro aber hochwertiger.
Flaches Display mit 6,44 Zoll
Nicht weniger nach persönlicher Präferenz gilt es zu entscheiden, ob man ein gekrümmtes Display einer planen Variante vorzieht oder eben nicht. Das Nord gehört wie das OnePlus 8 zur zweiten Kategorie, während das Panel beim OnePlus 8 Pro zum linken und rechten Rand leicht gebogen ist. Auf 6,44 Zoll bringt OnePlus 1.080 × 2.400 Pixel unter, die laut Hersteller bis zu 1.000 cd/m² hell leuchten sollen.
OLED-Panel schafft fast 1.000 cd/m²
Das von Samsung stammende AMOLED-Panel kommt im Test nahe an die Herstellerangabe heran, die sich ohnehin nur auf punktuelle Spitzenhelligkeiten bezieht. OLED-Bildschirme leuchten umso heller, je kleiner der dargestellte Weißanteil ist. Das OnePlus Nord schafft bei 10 Prozent APL (Average Picture Level) sehr gute 946 cd/m² und bei 20 Prozent kaum schlechtere 850 cd/m². Zum OnePlus 8 Pro fehlen bei der Messung mit 100 Prozent APL rund 20 Prozent. Der sehr guten Ablesbarkeit des Bildschirms im Freien steht das aber nicht im Weg. Wie immer gilt dabei, dass diese Werte zum Schutz des Bildschirms ausschließlich im Automatikmodus erreicht werden, im manuellen Modus ist bereits bei 514 cd/m² Schluss. Ausnahmen diesbezüglich gibt es nur selten bei Apple oder zuletzt Sonys Creator-Modus des Xperia 1 II (Test).
90 Hz auch in der Mittelklasse
Gleichstand zum OnePlus 8 herrscht bei der beschleunigten Bildwiederholrate von 90 Hz. Gegenüber einem 60-Hz-Panel fällt das Bediengefühl selbst bei identischer Hardware merklich flotter aus. Der Unterschied zu den 120 Hz eines OnePlus 8 Pro ist im Direktvergleich, wenn man beide Smartphones vor sich liegen hat, sichtbar und spürbar, kann in den meisten Alltagssituationen aber vernachlässigt werden. Gut, dass OnePlus hier nur den Fineliner und nicht den Edding als Rotstift angesetzt hat.
Doppel-Punch-Hole für zwei Kameras
Fragwürdig ist hingegen die Entscheidung, eine doppelte Punch-Hole-Notch in das Display zu integrieren. Darin bringt OnePlus Kameras für Weit- und Ultraweitwinkel unter. Man muss schon sehr viele Selfies schießen, um von dieser Maßnahme zu profitieren und im Gegenzug Displayfläche zu opfern. Bei OnePlus scheint es hinsichtlich der Frontkamera-Entwicklung keine klare Linie zu geben. Mal war es eine Tropfen-Notch, die stetig verkleinert wurde, dann eine ausfahrbare Kamera und somit gar keine Notch, dann eine kleine Punch-Hole-Notch und jetzt die „Pille“ im Display. Diese ist zwar merklich kleiner als etwa beim Huawei P40 Pro (Test), rückt aber immer leicht störend in das Sichtfeld.
Fingerabdrucksensor rückt nach unten
Nicht so gut in puncto Ergonomie ist OnePlus die Position des Fingerabdrucksensors gelungen. Dieser sitzt ganz unten in den letzten Zentimetern des Panels, während er beim OnePlus 8 Pro deutlich weiter oben positioniert ist und deshalb der Daumen weniger stark angewinkelt werden muss. Nachdem zum Hands-On noch der Eindruck entstanden war, dass der Sensor etwas langsamer als im Flaggschiff arbeitet, hat sich dies im Laufe des Tests und nach mehreren Tagen der Nutzung nicht bestätigt.
Nicht langsamer ist auch eine gute Überleitung für den neuen Snapdragon-Prozessor.