Apple iPad Pro 9,7" im Test: Das beste Tablet ist noch kein Laptop
Warum ein kleines iPad Pro?
200 Millionen iPads mit 9,7 Zoll verkauft
Kein iPad Air 3, sondern ein neues iPad Pro hat Apple für das erste Halbjahr 2016 vorgestellt. Warum Apple das gemacht hat, erklärt das Unternehmen in zwei Punkten: 9,7 Zoll seien groß genug, um alle Arbeiten erledigen zu können und gleichzeitig klein genug, um das Tablet überall mit hinnehmen zu können.
Außerdem seien 9,7 Zoll weiterhin die beliebteste iPad-Größe für Kunden, erklärte Apples Phil Schiller zur Präsentation des Tablets. 200 Millionen iPads mit dieser Größe habe Apple seit der ersten Generation des Tablets verkauft. Insgesamt hat Apple seit Markteinführung des iPads rund 308 Millionen Tablets verkauft, das Format 9,7 Zoll nimmt demnach zwei Drittel der verkauften Einheiten ein. Für diese Kundengruppe soll das kleine iPad Pro deshalb das „ultimative Upgrade“ sein, erklärt Apple.
Alte Windows-Nutzer sollen zum iPad wechseln
Kundengruppe zwei, die Apple mit dem kleinen iPad Pro abholen will, sind Windows-Nutzer. Schon jetzt komme die Mehrheit der Nutzer, die sich ein iPad Pro kaufen, von einem Windows-PC, sagt Apple. Es gebe 600 Millionen Windows-PCs in Benutzung, die fünf Jahre oder noch älter sind, erklärt das Unternehmen. Auch diese Gruppe von Nutzern will Apple für das kleine iPad Pro begeistern. Nichts weniger als der „ultimative PC-Nachfolger“ sei das iPad Pro laut Apple. Aber stimmt das wirklich?
Dieser Test wurde vollständig auf dem iPad Pro geschrieben
Genau aus diesem Grund macht ComputerBase die Probe aufs Exempel und schreibt diesen Test vollständig auf dem kleinen iPad Pro zusammen mit dem Smart Keyboard. Zum Test des großen iPad Pro war diese noch nicht als Presse-Sample lieferbar, weshalb damals nicht mehr als Ersteindruck zur Tastatur möglich war.
Helles True-Tone-Display
9,7 Zoll im Format 4:3 sind seit dem allerersten iPad aus dem Jahre 2010 eine bekannte Größe bei Apple, die sich zu Recht durchgesetzt hat. In der Tat ist das kleine iPad Pro deutlich handlicher als das große Modell, so wie ein iPhone SE handlicher ist als ein iPhone 6s Plus. Handlicher ist aber nicht immer besser, vor allem auf einem professionell genutzten Gerät kann jedes Zehntel Zoll entscheidend für die Nutzbarkeit des Gerätes im Alltag sein. Und in dieser Disziplin schlägt das große iPad Pro klar das kleine. Das erste iPad Pro kann fast zwei iPad-Air-Bildschirme nebeneinander anzeigen, das kleine iPad Pro hingegen nur rund dreimal den iPhone-Plus-Bildschirm.
Pixelanzahl seit vier Jahren gleich
Unverändert ist auch die Auflösung des Displays. Seit dem iPad 3, dem ersten Tablet von Apple mit „Retina-Display“, hält das Unternehmen an 2.048 × 1.536 Pixeln fest. Das ergibt eine Pixeldichte von 264 ppi, was bei einem Tablet-üblichen Betrachtungsabstand nach wie vor gut aussieht, bei genauer Betrachtung aber nicht ganz so scharf ist wie zum Beispiel das Display des iPhone 6s oder 6s Plus. Auch Konkurrenten wie Google mit dem Pixel C oder Sony mit dem Xperia Z4 Tablet bieten mittlerweile etwas mehr.
Kein aktuelles Tablet-Display leuchtet heller
Die Auflösung aber ist nicht alles, denkt sich Apple und preist das Display des neuen iPad Pro über andere Merkmale an. Zum einen soll das Display bis zu 25 Prozent heller leuchten als das des iPad Air 2. Die Messungen geben Apple Recht: Im Test kommt ComputerBase auf ein Plus von 23 Prozent gegenüber dem iPad Air 2.
Das Display soll zudem einen 40 Prozent niedrigeren Reflexionsgrad als das des iPad Air 2 haben. Messen lässt sich diese Eigenschaft in der Redaktion nicht, sie ist aber bei identischer Helligkeit und gleichem Blickwinkel erkennbar. Zwar ist auch das iPad Pro nicht frei von Reflexionen, das iPad Air 2 schneidet aber etwas schlechter ab.
True-Tone-Display soll Reflexion von Papier nachahmen
Im iPad Pro ist erstmals ein True-Tone-Display verbaut, dessen Farben und Intensität automatisch dem Umgebungslicht angepasst werden. Dafür hat Apple neue Umgebungslichtsensoren im Rahmen untergebracht, deren Messwerte das Display den Lichtverhältnissen anpassen. Apples Ziel war es, das iPad-Display so erscheinen zu lassen, als würde ein weißes Blatt Papier unterschiedliches Licht reflektieren.
Dazu muss allerdings gesagt werden, dass Apple einmal wieder eine bereits seit längerer Zeit verfügbare Technik nur intelligent vermarktet. Samsung bietet eine ähnliche Lösung seit bald zwei Jahren in dem Galaxy Tab S an. Auch dessen AMOLED-Display passt sich über Umgebungslichtsensoren den jeweiligen Lichtbedingungen an, und Samsungs Smartphones beherrschen diese Funktion seit mehreren Jahren.
Grundsätzlich lässt sich zum True-Tone-Display sagen, dass es zu einer wärmeren Darstellung wechselt, je wärmer die Lichtquelle ist. Um das RGB-Niveau für unterschiedliche Lichtquellen festzustellen, kann zum Beispiel das Display eines Smartphones verwendet werden. Die iOS-App „Display Test Pattern“ kann ein iPhone-Display vollständig in einer einzigen Farbe erstrahlen lassen. Wird das Display dann auf die Sensoren des iPads gelegt, passt sich dessen True-Tone-Display entsprechend der Beleuchtung durch das Smartphone an. Für den Test wurde dies mit den Farben Rot, Grün, Blau und Gelb ausprobiert. Beim daraus resultierenden RGB-Niveau dominiert stets die auf dem Smartphone-Display für den Test verwendete Farbe.
Lichtfarbe | Weißpunkt | Rot | Grün | Blau | Maximale Helligkeit |
---|---|---|---|---|---|
Rot | 5.600 K | 106,2 % | 100,2 % | 80,2 % | 469 cd/m² |
Grün | 6.600 K | 83,4 % | 106,2 % | 87,8 % | 518 cd/m² |
Blau | 6.900 K | 89,1 % | 103,2 % | 100,4 % | 532 cd/m² |
Gelb | 6.000 K | 91,0 % | 104,6 % | 81,0 % | 527 cd/m² |
Konzept geht bei gemütlicher Beleuchtung auf
Das True-Tone-Display kann eine für das Auge angenehmere Beleuchtung schaffen, vor allem in abgedunkelten Räumen oder bei gemütlicher, tendenziell wärmerer Beleuchtung passt sich das Panel gut dem Umgebungslicht an und macht zum Beispiel das Lesen von Texten, insbesondere über längere Nutzungszeiten, weniger anstrengend für die Augen, weil das Panel gefühlt weniger durch helle Blautöne blendet. Es übernimmt hier dieselbe Funktion wie Nighshift in iOS 9.3, nur eben basierend auf dem Umgebungslicht und nicht an eine Uhrzeit gekoppelt.
Ausschalten für Filme und Zeichnen
Das automatische Umschalten des Displays ist aber nicht immer hilfreich, bei Filmen oder dem Zeichnen mit dem Apple Pencil kann es sogar störend sein, wenn das Video auf einmal ganz andere Farben hat oder sich die Leinwand dahingehend verändert, dass die Farbpalette eine andere ist. In solchen Situationen empfiehlt sich das Abschalten der True-Tone-Funktion. Apple überlässt es dem Nutzer schon zur Einrichtung des Tablets, ob das True-Tone-Display verwendet werden soll. Über die Einstellungen lässt sich jederzeit zwischen beiden Versionen der Darstellung wechseln.