Cooler Master MK770 im Test: Kompakttastatur geht auch mit Nummernblock
Soll die Tastatur kompakt werden, sparen Hersteller oft einfach Tasten und vor allem den Nummernblock. Den gibt es bei Cooler Master weiterhin, obwohl die MK770 deutlich schmaler als ein Fullsize-Modell ausfällt. Bunt und gut gebaut ist sie außerdem, aber nicht ohne Schwäche.
Die MK770 im Überblick
Bei den Abmessungen liegt die MK770 im Bereich einer Tenkeyless-Tastatur, ohne auf den Nummernblock zu verzichten. Stattdessen setzt Cooler Master vier Funktionstasten in die hier dicht zusammengerückte F-Reihe. Pfeiltasten werden wie bei 75 %-Tastaturen leicht versetzt zwischen die Tastenblöcke geschoben. Dadurch müssen nur insgesamt sechs Tasten entfallen, die MK770 besitzt so 99 statt 105. Platz findet Cooler Master zudem für einen programmierbaren Drehregler.
Daten werden entweder an drei Geräte via Bluetooth 5.1 und 125 Hz Polling-Rate oder via USB-C-Anschluss und 2,4-GHz-Funk bei 1.000 Hz übertragen, wobei der nötige USB-Empfänger unter einem Stellfuß verstaut wird. Einen kabellosen Betrieb ermöglicht ein 4.000 mAh starker Akku. Mit maximaler Helligkeit kann die Tastatur bis zu 21 Stunden durchgehend genutzt werden, ohne Beleuchtung sind es 165 Stunden.
Zur Wahl stehen Tastenlayouts für Windows und macOS. Programmiert werden kann die Tastatur allerdings nur unter Windows, wo die MasterPlus-Software des Unternehmens das Ändern von maximal vier Profilen für LEDs und Tasten ermöglicht, die auf dem 128 kB großen Speicher der MK770 abgelegt werden.
Cooler Master MK770 | |
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Größe (L × B × H): | 38,1 × 14,0 × 3,8 (4,6) cm |
Layout: | 101 ISO (96 %) |
Gewicht: | 1.052 g |
Gehäuse-Material: | Kunststoff |
Kabel: | 1,80 m, USB/Type-C-USB (modular), Bluetooth, Funk ? |
Hub-Funktion: | – |
Key-Rollover: | N-KRO |
Schalter: | Kailh Box V2 Red / White Hot-Swap-fähig |
Switch Plate: | Polycarbonat |
Tasten: | Form: zylindrisch Material: ABS-Kunststoff Beschriftung: laser engraved |
Zusatztasten: | Scrollrad (Helligkeit, Lautstärke) |
Medienfunktionen: | Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Vor/Zurück |
Zusatzfunktionen: | Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Gaming-Modus |
Beleuchtung: | Farbe: RGB Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, umlaufende Aktivierung, Farbschleife Sonstige: individuelle LED-Profile |
Makros & Programmierung: | 128 kB, 4 Profile, Hardware-Wiedergabe vollständig, softwarelos programmierbar |
Preis: | ab 120 € / 119 € |
Kastige Taster
Je nach Variante stecken Kailhs Box-V2-Taster in roter, linearer oder weißer, taktil klickender Ausführung in der MK770. Acht Taster der jeweils anderen Art liegen im Karton. Sie können wie alle 2-Pin-Taster nach Cherry-MX-Blaupause ohne Lötwerkzeug eingesetzt werden.
Die roten Taster hinterlassen einen akzeptablen Eindruck. Sie wirken zwar – auch aufgrund des werkseitig aufgetragenen Schmiermittels – etwas kratzig, gegenüber einem Cherry MX Red allerdings wie ein Upgrade. Das Schaben fällt im Vergleich deutlich geringer aus; zudem haben die Kailh-Taster weniger Spiel im Stempel. Wahrnehmbar bleibt diese Eigenschaft aber schon, Luxus geht noch mal feiner. Für die Preisklasse ist das jedoch okay. Als weniger okay erweist sich der Umstand, dass die Taster in seltenen Fällen leicht verkanten können, wenn eine Taste am Rand getroffen wird. Bei größeren Tastenkappen kann sich das bemerkbar machen. Der Widerstand steigt zwar nur sehr schwach, aber wahrnehmbar. Daran ändern auch vorgeschmierte Stabilisatoren nichts, die weniger klappern sollen.
Eine Nerdytec Cykeys hat mit Gateron G Pro 3, die Abstimmung einmal außen vor gelassen, die bessere Wahl getroffen. Durch ihren höheren Widerstand sind die Taster dort jedoch nicht gleichermaßen leichtgängig wie die Kailh Box Red. Diese Leichtgängigkeit zeichnet auch die weißen Taster aus. Sie haben ihren Druckpunkt sehr früh, und zwar spürbar, aber eher schwach ausgeprägt. Darüber hinaus steigt der Widerstand weniger deutlich an, er ist weniger „spitz“ abgestimmt. Gegenüber einem MX Blue sind die Box V2 White damit deutlich geschmeidiger. Wer mit Kraft tippt, nimmt den Druckpunkt kaum wahr, bei langsamem Tippen fühlt er sich aufgrund des übereinstimmenden Auslöse- und Rücksetzpunktes präziser an. Andere Eigenschaften teilt er sich mit seinem roten Bruder.
Kailh Box V2 Red |
Kailh Box V2 White |
Cherry MX Red |
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Charakteristik: | linear | taktil („clicky“) | linear |
Hubweg: | 3,6 mm | 4,0 mm | |
Position des Signalpunktes: | 1,8 mm | 2,0 mm | |
Widerstand am Signalpunkt: | 40 g | 45 g | |
Widerstand am Druckpunkt: | – | 55 g | – |
Lebensdauer (Anschläge): | 80 Mio. | 100 Mio. |
Gehäuse und Tasten sind entweder in bunten Pastellfarben oder schwarz-grauem Muster gefärbt. Welche Tastenkappen mitgeliefert werden, bestimmt das Layout. PBT-Kappen mit Double-Shot-Beschriftung werden nur im ANSI-Layout verbaut, für die in Deutschland übliche ISO-Anordnung gibt es lediglich beschichteten ABS-Kunststoff. Das ist in der Preisklasse und in Anbetracht der bunten Kappen kein Grund für Jubel, aber mit Blick auf die übrige Ausstattung noch akzeptabel. Ein Austausch wird durch das Layout erschwert, es entspricht in der untersten Reihe nicht der Norm.
Das zu können, wäre schön. Mit aktivierten LEDs werden auf den Tasten Helligkeitsverläufe sichtbar. Der untere Bereich der Kappen, der gegenüber der LED liegt, ist besonders betroffen, sichtbar etwa auf der FN-Taste mit großem Cooler-Master-Logo. Vor allem die auf der Vorderseite der Kappen ausgeschnittene Doppelfunktion leidet und ist bei geringer Umgebungsbeleuchtung kaum noch zu erkennen. Ein alternatives Druckverfahren wäre an dieser Stelle schöner. Zumindest im kabellosen Betrieb schwächt sich die Problematik immerhin ab, da die Tastenbeleuchtung massiv an der Laufzeit knabbert. Ungünstig gewählt wurde die Beschriftung dennoch.
Alltagserfahrungen: Beim Schreiben schön
Wo die MK770 brilliert, ist im Bereich der Lautstärke und des Tippens. Das liegt an ihrem recht aufwändigen Aufbau mit Gasket-Mount und Dämmschichten, aber auch an der Kunststoffplatte zur Stabilisierung der Taster. Gegenüber den sonst bei Mainstream-Tastaturen vorherrschenden Aluminium-Varianten kann sie sich stärker biegen und Anschläge besser abfedern. Die MK770 bleibt äußerst dezent, leise klackernd und wirkt beim Schreiben distinkt hochwertig. Das hebt sie positiv von den zuletzt getesteten Modellen in diesem Preisbereich ab. Ganz so angenehm wie die MK770 ist sonst keine, außer vielleicht die 2 kg schwere Akko, wenngleich hier eine hellere, tickerndere Kulisse erzeugt wird. Grundsätzlich spielt die MK770 in diesem Bereich über ihrer Liga.
Layout
Das Layout erfordert eine kurze Gewöhnung. Entfernen, Einfügen und die Bildlauf-Tasten sind gut zu erreichen. Auch die Pfeiltasten können gut bedient werden, weil Cooler Master sie wie bei 75 %-Tastaturen etwas absetzt.
Warum das schön ist, zeigt die F-Reihe: Die Tasten stehen dicht an dicht, was die blicklose Orientierung erschwert – ein Kompromiss, den das Kompaktlayout nötig macht. Das Scrollrad hat keine derartige Ausrede. Größe und Anmutung freuen beim Bedienen – dichter an den Rand der Tastatur gerückt, ließe es sich jedoch besser betätigen.
Insgesamt liefert die MK770 damit einen gelungenen Kompromiss für Anwender, die Wert auf einen Nummernblock legen, der fester Teil der Tastatur ist, aber dennoch ein kompaktes Layout möchten. Der einzige Kompromiss diesbezüglich bleibt die verkleinerte „0“-Taste, die tatsächlich ein Training des Muskelgedächtnisses erforderlich macht. Dass der Funktionsblock umgelegt wurde, fällt hingegen kaum auf – allerdings ist das aufgrund von Vorerfahrungen mit 75 %-Tastaturen wenig verwunderlich. Auch daran muss man sich zumindest kurz gewöhnen. Aufgrund der Höhe der MK770 ist zudem der Erwerb einer Handballenauflage empfehlenswert.
Software
Für Änderungen an der Konfiguration ist Cooler Masters MasterPlus zuständig. Dabei handelt es sich wieder um einen System-Hub für ein gesamtes Ökosystem. Auf den ersten Blick präsentiert sich die Software aufgeräumt. Die Beleuchtungseinstellungen halten diesen Eindruck noch, bei der Programmierung von Tasten wird es schwieriger. Neu belegte Tasten werden kaum sichtbar umrandet, auf FN-Ebene und FN-Taste kann gar nicht zugegriffen werden. Hier bleibt Cooler Master deutlich hinter den Möglichkeiten des Jahres 2024 zurück.
Fazit: Sieht gut aus
Wenn man sein Eingabegerät einfach auspacken und einsetzen möchte, macht die MK770 ein vielversprechendes Angebot im Designer-Kleid. Leises Tippen, das dezent hochwertig klingt, auf sinnvollem Kompaktlayout, das nur ein wenig Umgewöhnung, aber kaum Verzicht erfordert, und vielfältige Anschlussmöglichkeiten überzeugen. Beim Schreiben fühlt sich die MK770 tatsächlich richtig gut an.
Auf Verzicht verzichten kann die MK770 jedoch nicht. Die Taster sind durchschnittlich, der Software fehlen Funktionen beim Ändern des Layouts. Als größte Baustelle entpuppen sich die Tastenkappen. Die Beschriftung berücksichtigt die abnehmende Ausleuchtung kaum und ist schlecht ablesbar, ABS-Kunststoff erscheint ungeachtet anderer Austattungsmerkmale aufgrund des Layouts ungünstig. Damit muss man zu diesem Preis aktuell allerdings leben.
Der Kauf der MK770 wird zu einer Frage des persönlichen Schwerpunktes: Kompakt und Nummernblock sind die gewichtigen Argumente für die MK770. Wird das Zahlenfeld hingegen nicht benötigt, empfiehlt sich ein Blick auf das 75 %-Layout. Dort sparen Hersteller noch mal Platz und bieten auch für etwas weniger Geld bereits PBT-Kappen sowie Open-Source-Firmware.
- Dezentes Tippgeräusch
- Vielfältige Verbindungsmöglichkeiten
- Hot-Swap-fähig
- Ausleuchtung der Tastenkappen
- ABS-Tastenkappen
- Eingeschränkte Konfiguration in Software
ComputerBase hat die MK770 von Cooler Master leihweise unter NDA zum Testen erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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