Tastaturen Designed by GG im Test: Berserker & Ironclad v3 jagen Ducky

Max Doll
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Tastaturen Designed by GG im Test: Berserker & Ironclad v3 jagen Ducky

Schwarzes Kunststoff-Gehäuse, Fullsize- und Tenkeyless-Format, kaum sichtbare Extras: Auf den ersten Blick sehen Berserker und Ironclad v3 nach langweiligen Standardtastaturen aus Frankreich aus. Dahinter steckt Substanz. Mit eigenen Tastern, quelloffener Firmware und Tape Mod jagt Designed by GG im Test Platzhirsch Ducky.

Der Schein trügt: Die mechanischen Tastaturen Ironclad v3 und Berserker von Designed by GG sehen zwar nach nichts Besonderem aus. Sie sind es aber, weil sie ihr Gesamtpaket sinnvoll abstimmen. Dabei legen beide Modelle Wert auf das, was ein Eingabegerät tun soll: Eingaben erfassen, unauffällig bleiben und sich, sofern nötig, leicht anpassen lassen. Alle Details im Test.

Designed by GG Ironclad v3
Produktgruppe Tastaturen, 15.10.2024
  • Gehäuse
    +
  • Tasten & Beschriftung
    +
  • Layout
    +
  • Ausstattung & Extras
    +
  • Software
    ++
  • Dezente Akustik
  • Geschmeidige Taster
  • Sinnvolles, komplett anpassbares Layout
  • Quelloffene Firmware
  • VIA-App erfordert andere Firmware
  • Leer- und Eingabetaste ungedämmt
Designed by GG Berserker
Produktgruppe Tastaturen, 15.10.2024
  • Gehäuse
    +
  • Tasten & Beschriftung
    +
  • Layout
    +
  • Ausstattung & Extras
    +
  • Software
    ++
  • Dezente Akustik
  • Geschmeidige Taster
  • Sinnvolles, komplett anpassbares Layout
  • Quelloffene Firmware
  • VIA-App erfordert andere Firmware
  • Leer- und Eingabetaste ungedämmt

Layout und Software

Sichtbare Zusatzausstattung präsentieren die mechanischen Tastaturen Berserker und Iconclad v3 im Test nur an anderthalb Stellen. An der linken Seite sitzt bei beiden Varianten ein Drehregler zur Lautstärkesteuerung. Dadurch soll er sich in Spielen bedienen lassen, ohne dass die Hand von der Maus genommen werden muss, zumindest bei Rechtshändern. Das Fullsize-Modell Ironclad v3 versieht Designed by GG zudem mit vier Extratasten über dem Nummernblock, für die die Tenkeyless-Variante Berserker keinen Platz hat.

Beide Tastaturen können entweder über Herstellersoftware oder die quelloffene QMK-Firmware neu programmiert werden. Darüber hinaus lässt sich die Polling-Rate mit einer alternativen, noch Beta-Firmware auf 6.200 Hz erhöhen, wenngleich auf Kosten der RGB-Beleuchtung, die dann deaktiviert wird. Eine Handballenauflage mit Kunstlederoberfläche wird optional für knapp 25 Euro zum Kauf angeboten.

Aufwändiger Aufbau

Das lässt sich als erster Hinweis auf die Ausrichtung verstehen. Es geht weniger um Bling als vielmehr um das, was im Inneren der Tastatur steckt. Die Isolierung von Switch Plate und PCB mit Schaumstoff sowie eine Lage Silikon zur Geräuschdämpfung zielen auf gute Akustik. Dazu kommt eine sogenannte „Tape Mod“ aus der Custom-Szene. Dabei handelt es sich um Klebeband, das auf der Rückseite der Platine Geräusche im hohen, subjektiv stärker störenden Frequenzbereich filtern soll.

Designed by GG Berserker Designed by GG Ironclad v3
Größe (L × B × H): 36,8 × 14,4 × 3,9 (5,3) cm
Handballenauflage optional
44,8 × 14,4 × 3,9 (5,3) cm
Handballenauflage optional
Layout: 88 ISO („tenkeyless“) 105 ISO
Gewicht: 1.301 g 1.589 g
Kabel: 1,80 m, USB/Type-C-USB (modular)
Hub-Funktion:
Key-Rollover: N-KRO
Schalter: Designed by GG Red Blood / Brown Racoon
Hot-Swap-fähig
Tasten: Form: zylindrisch
Material: PBT-Kunststoff
Beschriftung: Double-shot molding
Zusatztasten: Scrollrad (Lautstärke) 3 × Medien
1 × Extra
Scrollrad (Lautstärke)
Medienfunktionen: Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Vor/Zurück
Zusatzfunktionen: Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Programmverknüpfungen
Beleuchtung: Farbe: RGB
Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, umlaufende Aktivierung, Farbschleife
Sonstige: individuelle LED-Profile
Makros & Programmierung: 1 Profile, Hardware-Wiedergabe
vollständig (inkl. Sekundärbelegung) programmierbar
Quelloffene Firmware
Preis: 139 € 149 €

Taster: Geschmierter Eigenbau

Beide Tastaturen können mit zwei verschiedenen Taster-Typen gekauft werden. „Red Blood“ sind lineare Taster mit einem Widerstand von 45 Gramm am Signalpunkt. Sie fühlen sich allerdings ein wenig schwerer als normale rote Taster an und federn etwas behäbiger aus, dafür wird das Vermeiden des Anschlags etwas leichter. Das muss man ein Stück weit mögen, ist aber nicht per se schlecht.

Laut Hersteller ähnelt die Abstimmung eher Gaterons Yellow-Tastern als den roten Varianten. Das erscheint plausibel, denn der Federwiderstand wirkt in der Summe höher als bei Reds. Ordentliche Schmierung gewährleistet angemessene Geschmeidigkeit beim Tippen. Die verwendete Schmierstoff-Mischung komme auch im Krytox 205G0 zum Einsatz, betont der Hersteller, das in der Custom-Szene einen guten Ruf hat.

Beide Tastaturen haben Double-Shot-Tastenkappen und Hot-Swap-Sockel
Beide Tastaturen haben Double-Shot-Tastenkappen und Hot-Swap-Sockel

Alternativ gibt es die Tastaturen mit taktilen „Brown-Raccoon“-Tastern. Sie lösen bei 55 Gramm aus, haben mit gewöhnlichen braunen Switches sonst allerdings wenig gemein. Ihr Druckpunkt beginnt quasi unmittelbar mit dem Eindrücken und ist deutlich zu spüren, aber nicht ganz so „punktuell“ wie bei einem blauen Taster. Grob ließe sich der Raccoon-Switch mit einem mechanischen, etwas spitzeren Rubberdome-Taster vergleichen, der Hersteller selbst zieht den Vergleich mit Holy-Panda-Switches, die ähnlich abgestimmt sind. Zur Schmierung wird bei diesen Tastern laut Hersteller ein „gewöhnlicheres Öl“ genutzt.

Spüren lässt sich dieser Unterschied nicht. Beide Taster gleiten geschmeidig ein und liefern klares Feedback. Red Blood wirken zudem gedämpft, der Anschlag nach vier Millimeter Hub erweckt den Anschein etwas abgefedert zu werden. Das Soundprofil beider Modelle ist dabei dumpfer, sie sind, das zeigt ein 1:1-Vergleich, leiser als Cherry MX der 1. Generation. Insofern lohnt sich der Schritt zu Tastern nach eigener Spezifikation hier.

Die Ausleuchtung profitiert vom Verzicht auf Doppelbelegungen
Die Ausleuchtung profitiert vom Verzicht auf Doppelbelegungen
Buchstaben sind gleichmäßig hell und gut ablesbar
Buchstaben sind gleichmäßig hell und gut ablesbar

Alltagserfahrungen

Beide Tastaturen sind gerade für ihren Preis und das Kunststoffgehäuse akustisch sehr angenehme Begleiter. Sie klackern zwar hörbar, aber dumpf und satt mit wenig Hall. Der Klangteppich wirkt satt und dezent, richtig leise wird es, wenn Taster nicht den Anschlag erreichen. Lediglich Leer- und Rücktaste fallen aufgrund ihrer Größe deutlicher auf, da kein zusätzlicher Schaumstoff in die Kappe gesetzt wird, um das Volumen anzugleichen. Eine Leertaste fiel zudem mit gelegentlich knarzenden Stabilisatoren auf. Dabei muss es sich um eine Ausnahme handeln, denn die zweite Tastatur war nicht betroffen.

Insgesamt macht sich der aufwändige Aufbau bezahlt. Durch die Silikonmatte am Boden der Tastatur, eine Schicht Klebeband sowie Schaumstoff zwischen PCB und Switch Plate klingen die Boards „Thocky“ und werden akustisch unauffällige Begleiter. Mühe in die richtigen Bereiche zu stecken, zahlt sich handfest aus. Im Direktvergleich mit einer Ducky 3 SF präsentiert sich die Enten-Tastatur noch einmal besser gedämmt, klingt dafür aber heller und ein wenig, als habe man ein Kissen auf die Taster gelegt. Für eine möglichst leise Tastatur passt das, subjektiv „schöner“ klingt das Modell aus Frankreich.

Designed by GG Ironclad V3 (Red Blood)
Designed by GG Berserker (Brown Racoon)
Eine Silikonmatte absorbiert Schall
Eine Silikonmatte absorbiert Schall
Klebeband auf dem PCB dämpft höhere Frequenzen
Klebeband auf dem PCB dämpft höhere Frequenzen
Weiche Silikonpuffer dämpfen Anschläge
Weiche Silikonpuffer dämpfen Anschläge

Das Layout bleibt offen

Das Layout steht dem nicht entgegen. Zusatztasten über Nummernblock habe ihren Nutzen längst erwiesen. Dass für sie mechanische Taster verbaut werden, erleichtert die Bedienung und sorgt für einheitliches Feedback bei der Nutzung. Gut positioniert wurde außerdem das Scrollrad, dessen Größe es visuell an der Seite der Tastatur verschwinden lässt. Diese Unauffälligkeit erkauft sich der Drehregler damit, weniger gut greifbar zu sein. Größere Rollen lassen sich leichter bedienen und können in der Regel mit einem Taster zur Stummschaltung aufwarten. Den gibt es hier nicht, das Rad kennt nur zwei Wege.

Bei der Doppelbelegung von Tasten halten sich beide Tastaturen an etablierte Konventionen, was das Auswendiglernen begünstigt. Dazu wird man gezwungen: Eine Hinterlegung der FN-Funktionen auf den Tastenkappen spart sich Designed by GG. Das ist in diesem Fall zielgruppengerecht, zumal die sich FN-Ebene frei belegen lässt. Jede Werkskonfiguration hat damit den Status von Vorläufigkeit, die eine Beschriftung unterläuft.

Ein kleines Scrollrad regelt die Audiolautstärke des Systems
Ein kleines Scrollrad regelt die Audiolautstärke des Systems

QMK und VIA sind tolle Software

Zum Programmieren der Tastatur bietet Designed by GG zwei Wege an. Angeboten wird für jede Tastatur eigene Software, die rudimentäre Funktionen bietet: Die Auswahl von LED-Effekten, die Neubelegung der primären Tastenfunktion, sowie die Wahl von Key-Rollover und Polling-Rate. Dadurch eignet sie sich vor allem für unerfahrene Anwender, die die Hintergrundbeleuchtung übersichtlich umstellen wollen. Das geht allerdings auch über die Tastaturen selbst, nur das Neubelegen der Tasten erfordert Software.

Grundeinstellungen können schnell mit der Software vorgenommen werden
Grundeinstellungen können schnell mit der Software vorgenommen werden
Je nach Hintergrundbeleuchtung sind neu belegte Tasten schwer auszumachen
Je nach Hintergrundbeleuchtung sind neu belegte Tasten schwer auszumachen
Key-Rollover, Debouncing, Abstastrate und Co können selbst eingestellt werden
Key-Rollover, Debouncing, Abstastrate und Co können selbst eingestellt werden

Eigentlich bietet sich dazu aber viel eher Option Zwei an: Die komplette Neuprogrammierung der QMK-Firmware. Da sie quelloffen und herstellerunabhängig ist, verspricht das erhebliche Langlebigkeit und kann, dank VIA-Unterstützung, auch im Browser erfolgen. Wer mag, kann die QMK-Firmware außerdem direkt modifizieren und kompilieren. Wie das geht, erklärt der Anbieter.

Die Nutzung von VIA setzt eine passende Firmware voraus, die Designed by GG in .exe-Form, für Windows, bereitstellt. Auch für Linux und Mac OS kann die QMK Toolbox zum Aufspielen verwendet werden. Falls dabei etwas schief läuft, lässt sich die Standard-Firmware über den Bootloader-Modus zurückspielen, der sich unter Leertaste aktivieren lässt.

Erst nach diesem wenig einsteigerfreundlichen Prozess kann die Neubelegung beginnen. Wie bei der Nerdytec Cykey lohnt sich das: Die FN-Taste umlegen? FN- und zwei weitere Ebenen programmieren? Die Funktion des Drehreglers ändern? In VIA geht das zügig, übersichtlich und flott. Änderungen werden sofort in die Firmware geschrieben und sind vielfältig. Lediglich Makros sind auf 15 Stück begrenzt.

Fazit: Auf das Wesentliche geblickt

Der Schein trügt: Ironclad v3 und Berserker sehen zwar nach nichts Besonderem aus. Sie sind es aber, weil sie ihr Gesamtpaket sinnvoll abstimmen. Dabei legen sie Wert auf das, was ein Eingabegerät tun soll: Eingaben erfassen, unauffällig bleiben und sich, sofern nötig, leicht anpassen lassen.

Dazu gehören überzeugende Taster mit durchscheinenden PBT-Tastenkappen, aber auch die quelloffene Firmware. Schön wäre, wenn sie schon von Werk aus vorhanden und nicht erst noch aufgespielt werden müsste. Trotz Anleitung schafft das eine unnötige Hürde gerade für unerfahrene Anwender. Erst das Zusammenspiel von QMK und VIA erlaubt das vollständige Gestalten der Tastaturen nach eigenen Wünschen und ist dafür essentiell.

Die Tastaturen sehen nach wenig aus, bieten aber viel Substanz
Die Tastaturen sehen nach wenig aus, bieten aber viel Substanz

Teil des Pakets ist ein angenehmes Soundprofil. In diesem Punkt lässt sich zwar noch mehr erreichen, aber in der Regel kaum zu diesem Preis und nur mit massivem Mehraufwand. Das macht Ironclad v3 und Berserker zu einem vernünftigen Angebot, wenn man eine Tastatur im Fullsize- oder Tenkeyless-Formfaktor mit einem Budget von 150 Euro sucht.

Beide Modelle werden zu einer echten Alternative zur Ducky One 3, die auf QMK verzichtet und lediglich MX-Taster der ersten Generation einsetzt. Im 75%-Layout hätte man indes schon die Option für diese Summe ein Metallgehäuse zu beziehen, etwa in Form der Akko Mod 007, 5075 oder einer Keychron Q1 (Pro), die dann auch bereits kabellos übertragen können.

Designed by GG Ironclad v3
Produktgruppe Tastaturen, 15.10.2024
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  • Tasten & Beschriftung
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  • Layout
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  • Ausstattung & Extras
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  • Geschmeidige Taster
  • Sinnvolles, komplett anpassbares Layout
  • Quelloffene Firmware
  • VIA-App erfordert andere Firmware
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Designed by GG Berserker
Produktgruppe Tastaturen, 15.10.2024
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  • VIA-App erfordert andere Firmware
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ComputerBase hat die Berserker und Ironclad v3 von Designed by GG leihweise zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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