NZXT Function 2 TKL im Test: Im zweiten Anlauf ist alles besser

Max Doll
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NZXT Function 2 TKL im Test: Im zweiten Anlauf ist alles besser

Das interessanteste Feature der ersten NZXT-Tastaturen war, dass es das beste Modell nur im Direktvertrieb gab. Generation 2 schaut endlich auf die Technik und robbt sich auf die Höhe der Zeit. Statt teurer farblicher Vielfalt gibt es nun technische Universalität und bessere Qualität.

Formfaktor und Design

Die Function 2 wird in zwei Varianten angeboten. Neben die Fullsize-Tastatur tritt ein „Tenkeyless“-Modell, das jedoch eher dem Mini-TKL-Layout der Function 1 (Test) entspricht. Hier hat NZXT F- und Funktionstasten so dicht wie möglich an das primäre Tastenfeld gerückt und um zwei Extratasten ergänzt. Kompakter lässt sich eine Tastatur ohne Nummernblock nicht bauen, ohne etwas wegzulassen.

Die Function 2 gibt es wieder im „Standardlayout“
Die Function 2 gibt es wieder im „Standardlayout“
Lieferumfang: farblich passendes Kabel, acht alternative Taster, Tastenzieher
Lieferumfang: farblich passendes Kabel, acht alternative Taster, Tastenzieher
Das neue TKL-Modell schiebt alle Tasten zusammen
Das neue TKL-Modell schiebt alle Tasten zusammen

Da Gehäuse und Layout beibehalten werden, bleibt auch die Zusatzausstattung unverändert. Links des Tastenfeldes sitzen ein Scrollrad zur Regulierung der Lautstärke sowie drei Mikrotaster für die Stummschaltung des Tons, das Sperren der Windows-Taste und um die Helligkeit der Tastenbeleuchtung zu ändern.

Ausstattung und Farbe sind nun fix: Es gibt die Tastaturen nur noch in Schwarz und Weiß, aber nicht mehr im BLD-Konfigurator des Herstellers. Angesichts exorbitanter Aufpreise und BLD-Exklusivfeatures wie PBT-Tastenkappen ist dieser Schritt zu begrüßen. Wer anpassen will, hat über frei erhältliches Zubehör ohnehin vielfältigere Möglichkeiten. Die eigentlichen, deutlich wahrnehmbaren Neuerungen der Function 2 sind erst unter der Haube zu finden: NZXT wirbt mit neuen Tastern und deutlich leiserem Tippgeräusch.

NZXT Function 2 TKL
NZXT Function 2
NZXT Function MiniTKL
Größe (L × B × H): 34,2 × 12,4 × 3,5 (4,9) cm 44,5 × 12,8 (20,0) × 3,6 (5,1) cm
Handballenauflage
33,9 × 12,3 × 4,0 cm
Variante
36,1 × 12,8 × 4,0 cm
Handballenauflage
Layout: 88 ISO (erweitert) 105 ISO 88 ISO (erweitert)
Gewicht: 766 g 956 g
718 g
Variante
778 g
Gehäuse-Material: ?
Kabel: 2,00 m, USB/Type-C-USB (modular) USB/Type-C-USB (modular)
Hub-Funktion:
Key-Rollover: N-KRO
Schalter: NZXT Swift Optical
Hot-Swap-fähig
Gateron Red
Switch Plate: ?
Tasten: Form: zylindrisch
Material: PBT-Kunststoff
Beschriftung: Double-shot molding
Form: zylindrisch
Material: ABS-Kunststoff
Beschriftung: laser cut
Zusatztasten: 1 × Makro
3 × Extra
Scrollrad (Lautstärke)
3 × Extra
Scrollrad (Lautstärke)
1 × Makro
3 × Extra
Scrollrad (Lautstärke)
Medienfunktionen: Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Vor/Zurück Lautstärke, Abspielen/Pause, Vor/Zurück
Zusatzfunktionen: Helligkeit (regeln, ausschalten), Gaming-Modus Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), Gaming-Modus
Beleuchtung: Farbe: RGB
Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, umlaufende Aktivierung, Farbschleife
Sonstige: individuelle LED-Profile
Farbe: RGB
Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, Farbschleife
Sonstige: individuelle LED-Profile
Makros & Programmierung: 4 Profile, Hardware-Wiedergabe
vollständig (inkl. Sekundärbelegung) programmierbar
5 Profile, Hardware-Wiedergabe
vollständig (inkl. Sekundärbelegung) programmierbar
Preis: 150 € 160 € 110 € / 120 €

Taster

Für die Signalerfassung wechselt NZXT auf vorgeschmierte und deshalb sanft eingleitende optische Taster, die als „NZXT Swift Optical“ bezeichnet werden. Gefertigt werden sie laut Aufdruck auf dem Tastergehäuse von Gateron. Von dort stammten bereits die Taster des Vorgängers, bei dem handelsübliche Gateron-Modelle verwendet wurden.

NZXT Swift mit einstellbarer Lichtschranke

Ausgelöst wird bei optischen Tastern, indem beim Eindrücken durch das Herunterschieben des Stempels eine Lichtschranke unterbrochen wird. Vorteile hat die Technik laut Datenblättern in der Langlebigkeit und durch geringere Entprellzeiten – beides bleibt ein vor allem akademischer Gewinn.

Swift-Taster überzeugen durch Geschmeidigkeit
Swift-Taster überzeugen durch Geschmeidigkeit

Im Werkszustand befinden sich violette Swift-Taster auf der Function 2. Sie haben einen Hub von 3 mm und lösen bei 40 g Widerstand aus. Wie weit sie dazu eingedrückt werden müssen, kann per Software bestimmt werden. Zur Wahl stehen 1,0 und 1,5 mm Wegstrecke, wobei die Entscheidung nur für die gesamte Tastatur getroffen werden kann. Auch wenn diese Wahl weit hinter den Möglichkeiten analoger Taster (Test) mit individuell und deutlich weitreichender einstellbaren Signalpunkten zurückbleibt, erlaubt sie es zumindest, je nach Geschmack zwischen einer agilen, einer nervöseren und einer leichter zu nutzenden Abstimmung zu wählen, ohne dazu Tasten wechseln zu müssen.

Hot Swap hat Grenzen

Die beworbene Hot-Swap-Fähigkeit der Tastatur hat deshalb Grenzen. Taster können zwar ausgetauscht werden, allerdings nur gegen vergleichbar aufgebaute optische Modelle. Je vier Alternativen mit 35 und 45 g Widerstand legt NZXT bei. Kits der Taster sollen später den Weg in den Handel finden.

Da es sich bei den Swift wahrscheinlich um eine Variante der sehr ähnlichen, in sechs Versionen erhältlichen Gateron KS-22 handelt, kommen in der Theorie auch diese Modelle für einen Austausch in Frage. Dass sich Taster anderer Marken und Hersteller nutzen lassen, wird von NZXT aufgrund der Art der Signalerfassung nicht garantiert. Cherrys MX und deren Derivate, die auf Metallkontakte vertrauen, bleiben ohnehin außen vor.

Frei getauscht werden können lediglich die Tastenkappen. Dank Kreuzaufnahmen steht das Zubehörangebot offen, wenn individualisiert werden soll. Da dieses Mal zeit- und preisgemäß PBT-Kunststoff und eine haltbare Double-Shot-Beschriftung verwendet werden, besteht ansonsten kein Grund zum Wechsel.

Alltagserfahrungen

Die Mischung aus Federwiderstand und Hub erlaubt es problemlos, auch mit dem früheren Signalpunkt präzise zu schreiben. So gewinnt der Taster an gefühlter Agilität – ein Antippen führt zu klarer Auslösung, versehentliche Betätigungen bleiben aus. Die Swift heben sich dadurch positiv von nervösen Tastern wie den MX Speed ab. Später auslösen zu lassen, erschien im Selbstversuch weniger sinnbehaftet, letztlich ist das aber auch eine Frage des Geschmacks.

Zum Anpassen einzelner Tasten sind acht Alternativtaster vorgesehen. Mit ihnen sollen sich beispielsweise in Spielen wichtige Tasten modifizieren können, um Fehlauslösungen vorzubeugen oder das Auslösen zu erleichtern. Interesse daran weckt vor allem die leichtgängigere 35-g-Variante. Was sich einmal mehr als Luftschloss erweist, sind Geschwindigkeitsgewinne. Weder optische oder leichtgängigere Taster noch eine Polling-Rate von 8.000 Hz erhöhen die Headshot-Quote spürbar.

Endlich leise

Einen weiteren Fortschritt gegenüber dem Vorgänger macht die Lautstärke. Zweilagige Dämmung und eine „Tape-Mod“, das Aufbringen von Klebeband unter dem PCB, reduzieren die Lärmkulisse erheblich und eliminieren Federhall. Die offene Kulisse lässt sich zwar nicht wegdämmen, angenehm ruhig wird die Tastatur aber. Lediglich die Leertaste sticht ein wenig hervor. Andere Hersteller dämmen die Taste extra, um den Klang anzugleichen. Interessant dabei: Beim TKL-Modell klingt die Leertaste hörbar heller als bei der Fullsize-Variante, wo sie akustisch schwerer auszumachen ist.

NZXT Function 2 TKL (NZXT Swift Optical)
NZXT Function 2 (NZXT Switft Optical)

Der Blick auf das Layout

Die Anordnung der Zusatztasten und des Scrollrades funktioniert wie gehabt gut. Sie sind leicht und einfach zu erreichen. Das Rad macht zudem einen Schritt nach vorne. Es wird schwergängiger und deutlich leiser – das billige Klappern hat NZXT erfolgreich eliminiert. Die Handballenauflage bleibt hingegen wie bei allen Mainstream-Herstellern zu schmal, um eine echte Entlastung zu bieten.

Scrollrad und Seitentasten bleiben eine gute Idee
Scrollrad und Seitentasten bleiben eine gute Idee
Tasten schiebt NZXT so dicht wie möglich zusammen
Tasten schiebt NZXT so dicht wie möglich zusammen
Beide Tastaturen stehen sicher
Beide Tastaturen stehen sicher

Beim TKL-Layout gibt es jedoch Kleingedrucktes. Es funktioniert gut, wenn man die F-Tasten selten braucht, aber unbedingt als physische Tasten haben möchte. Ein individualisiertes FN-Profil auf einer 60-Prozent-Tastatur lässt sich mitunter aber schneller bedienen: Dadurch, dass die Tasten so dicht zusammengeschoben werden, fällt es schwer, sich ohne Sichtkontakt zu orientieren, was die Gefahr von Fehlauslösungen erhöht. Auch auf der F-Reihe lässt sich nicht wie gewohnt agieren, weil die Tasten nun neue Positionen haben. Eine längere Eingewöhnung und eine vorsichtigere Betätigung sind deshalb vonnöten, um versehentliche Fehlbetätigungen zu vermeiden.

„Mehßige“ Software

Zum Konfigurieren der Tastatur wird zwingend die CAM-Software von NZXT benötigt. Sie ist aufgrund eigenwilliger Lösungen wie so oft ein Fall für Hartnäckige. Beim Einstecken der Tastatur wurde beispielsweise kein Tab zur Konfiguration angeboten, obwohl das Eingabegerät korrekt erkannt wurde. Die Lösung: in den Einstellungen das Panel „Tastatur“ aktivieren. Immerhin werden Änderungen an Profilen automatisch auf die Tastatur übertragen, sofern die Tastenbelegung nicht zurückgesetzt wird – dann blieb die Änderung im Test unberücksichtigt. Es ist zudem nicht möglich, die FN-Taste zu verlegen, obwohl dies sehr sinnvoll sein kann.

LEDs können schnell konfiguriert werden
LEDs können schnell konfiguriert werden
Tasten kann man anderswo eleganter programmieren
Tasten kann man anderswo eleganter programmieren
Der Makro-Editor funktioniert vernünftig
Der Makro-Editor funktioniert vernünftig

Übersieht man ein paar Übersetzungsfehler und solche Stolperfallen, lässt sich mit CAM dank klarem Aufbau arbeiten. Aber nicht immer oder überall: Die LED-Ebene ist klickbar, die Tastenbelegung hingegen nicht. Dort können zudem keine Makros belegt werden, sie werden im Makro-Editor direkt den Tasten zugewiesen – was die Übersicht natürlich nicht anzeigt. Intuitive Einheitlichkeit geht der Software hier ab – es entsteht der Eindruck, als würde nicht ernsthaft mit der umfangreichen Neubelegung der Tasten gerechnet.

Fazit

Im zweiten Anlauf ist alles besser: NZXT geht Kritikpunkte der Function an und macht dadurch ein viel überzeugenderes Angebot als mit dem Vorgänger. Statt in Direktvertriebsspielereien eine unterdurchschnittliche Ausstattung mit (teurer) bunter Farbe zu verhüllen, wird Qualität auf Höhe der Zeit geliefert.

Beide Tastaturen punkten mit geschmeidigen, flexiblen Tastern, sinnvoll platzierten Zusatztasten und einer relativ geringen Geräuschkulisse. Den letzten Punkt hat die Function 2 Gaming-Lifestyle-Wettbewerbern im gleichen Preissegment, etwa der Corsair K70 Mk2 RGB, voraus. Hot Swap bleibt aber eine eingeschränkt nutzbare Spielerei, die Handballenauflage wie im Segment üblich zu schmal – und die Software weder bei Nutzerfreundlichkeit noch Funktionsumfang ein Ruhmesblatt.

Function 2 sind leise Tastaturen mit überzeugenden Tastern
Function 2 sind leise Tastaturen mit überzeugenden Tastern

Das TKL-Layout hakt stellenweise, der zusätzliche Platzgewinn wird mit ein paar Einschränkungen erkauft. Bei häufigem Einsatz der F-Tasten lohnt der Blick hin zu einer etwas tieferen, aber leichter nutzbaren Tastatur im 75-Prozent-Layout.

Es sind diese (kleinen) Dinge, die zur Spitzenklasse fehlen. Am Ende ist das auch eine Frage des Preises. Für 150 bzw. 160 Euro lautet die Empfehlung weiterhin, zur Ducky One 3 zu greifen, die mit geschlossenem und damit leiserem Gehäuse sowie flexiblerer Programmierbarkeit mehr bietet. Im Kompaktbereich konkurrieren Tastaturen wie die Nerdytec Cykey (Test) mit ähnlichen Stärken.

NZXT Function 2 TKL
Produktgruppe Tastaturen, 21.02.2024
  • Gehäuse
    +
  • Tasten & Beschriftung
    +
  • Layout
    O
  • Ausstattung & Extras
    +
  • Software
    O
  • Relativ geringe Lautstärke
  • Einstellbare Taster mit angenehmer Abstimmung
  • Sinnvolles Layout
  • TKL-Tastenanordnung überladen
  • Hot-Swap auf NZXT-Taster beschränkt
  • Software teilweise unintuitiv
  • Position der FN-Taste fest

ComputerBase hat die Function 2 und die Function 2 TKL von NZXT leihweise unter NDA zum Testen erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

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