Wooting 80HE im Test: Ein neuer König im Reich der Tastaturen

Max Doll
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Wooting 80HE im Test: Ein neuer König im Reich der Tastaturen

Mit der Wooting 80HE herrscht ein neuer König über das Tastatur-Volk, der alles gut werden lässt. Für jeden ist er allerdings nicht, denn so sehr er seine Stellung Kraft seiner Fähigkeiten verdient: In einem Punkt verlangt er einiges ab. Alle Details im Test.

Messlatte. Top-Tastatur. Richtig gut. Die Wooting 80HE verdient alle Zuschreibungen irgendwo. Besser allerdings wäre zu sagen: Sie ist der neue König des Segments. Der steht in royaler Überlegenheit über allem, kann im Idealbild alles, präsentiert sich als Universalgenie – und hat doch eine Rolle inne, die nicht für Jedermann ist. Alle Details im Test.

Wooting 80HE (Metallgehäuse)
24.03.2025
  • Geschmeidige, einstellbare Taster
  • Exzellente Software, vollständig programmierbar
  • DIY-Build möglich
  • Dezenter Klang
  • Akustik nicht ganz an der Spitze
ComputerBase-Empfehlung für Wooting 80HE (Metallgehäuse)

Wooting 80HE: ungewöhnliches Layout

Schon mit dem Layout tanzt die Wooting 80HE ein wenig aus der Reihe. Ihr 80%-Formfaktor ist ein Kompromiss aus Tenkeyless- und 75%-Aufbau. Als solcher behält er Funktionstasten in zwei statt drei Reihen bei und sichert sich außerdem die F-Tasten. Das kostet einen weiteren Zentimeter Breite, erspart im Gegenzug aber größere Umgewöhnung.

Das Material der Außenhülle hängt dabei von der gekauften Version ab: Die 80HE gibt es mit Kunststoff- oder Metallgehäuse, das mit Hilfe von Gummiauflagen um 2, 8, 6 oder 10 Grad angestellt werden kann. Die Beleuchtung umfasst neben den Tasten auch eine Lichtleiste, die Statusinformationen anzeigt. Tasten und Taster lassen sich über eine Web-App im Bowser programmieren. Dazu stehen vier Profile zur Verfügung. Daten überträgt ein USB-C-Kabel, Funk und Bluetooth spart sich Wooting.

Preise für Tastaturen und Selberbauer

Preise beginnen je nach Ausstattung ab 210 Euro für die 80HE mit Kunststoff-Gehäuse in Schwarz oder Grau und ABS-Tastenkappen, PBT-Caps in Schwarz oder Weiß kosten 20 Euro Aufpreis. Wer schon hat, kann die Tastatur auch ganz ohne Kappen ordern. Mit Case aus Zink-Legierung und PBT-Caps liegt der Preis am Ende bei 330 Euro. Eine Handballenauflage geht jeweils extra und kommt noch dazu.

Daneben kann die 80HE auch in Form einzelner Module gekauft werden. Hier erlaubt Wooting größere Freiheiten bei der Auswahl von Tastern; im Angebot sind beide Varianten der Lekker-Switches sowie alternativen von Gateron und Modelle, die Wooting bei TTC fertigen lässt. Die Tastatur muss dann zwar selbst zusammengebaut werden, kostet aber in identischer Konfiguration nicht mehr als die „Prebuild“-Versionen – fair.

Wooting 80HE (Metallgehäuse)
Größe (L × B × H): 34,6 × 14,2 × 3,4 (5,0) cm
Handballenauflage optional
Layout: 80 % ISO
Gewicht: 2.160 g
Gehäuse-Material: Aluminium
Kabel: 2,00 m, USB/Type-C-USB (modular)
Hub-Funktion:
Key-Rollover: N-KRO
Schalter: Gateron Lekker Linear60 V2
Polling-Rate wählbar
Hot-Swap-fähig
Analoge Taster
Switch Plate: Polycarbonat
Tasten: Form: zylindrisch
Material: PBT-Kunststoff
Beschriftung: Double-shot molding
Zusatztasten:
Medienfunktionen: Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Stopp, Vor/Zurück
Zusatzfunktionen: Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Programmverknüpfungen, Office-Funktionen
Beleuchtung: Farbe: RGB
Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, umlaufende Aktivierung, Farbschleife
Sonstige: individuelle LED-Profile
Makros & Programmierung: 4 Profile, Hardware-Wiedergabe
vollständig (inkl. Sekundärbelegung) programmierbar
Preis: 320 €

Analoge Taster mit vielen Optionen

Bei vorkonfigurierten Boards kommen ausschließlich Lekker-60-Switches zum Einsatz, die mittels Hall-Effekt-Sensoren die Eindrücktiefe präzise bestimmen können. Dadurch lässt sich unter anderem einstellen, wann der Taster ein Signal übertragen soll. Das Funktionsprinzip dieser Technik hatte ComputerBase schon im Test der Wooting 60 HE ausführlich erklärt.

Der Widerstand der Lekker 60 beginnt bei 40 Gramm und steigt linear bis auf 60 Gramm an. Gerade wenn der Signalpunkt sehr früh gelegt wird, macht sich der höhere Widerstand der Taster bezahlt. Er lässt aufgrund des höheren anfänglichen Widerstands kontrollierteres Eindrücken zu und verhindert versehentliche Auslösungen, ohne direkt schwergängig zu wirken – so lassen sich auch 0,5 oder weniger Millimeter bis zur Signalübertragung im Alltag nutzen, ohne an den Nerven zu nagen.

Wer diese Abstimmung nicht mag, kann nachträglich oder beim Selberbauen auf leichtgängigere Lekker-45-Taster zurückgreifen, deren Widerstand zwischen 30 und 45 Gramm liegt. Taster von Gateron und TTC bieten weitere Optionen, die zwischen Lekker 45 und 60 angesiedelt sind und nutzen darüber hinaus Federn unterschiedlicher Länge, was sich auf die „Zackigkeit“ des Ausfederns auswirkt.

Hall-Effekt-Taster besitzen einen Magneten im Stempel
Hall-Effekt-Taster besitzen einen Magneten im Stempel
Eine saubere Beschriftung erzeugt eine gleichmäßige Ausleuchtung
Eine saubere Beschriftung erzeugt eine gleichmäßige Ausleuchtung
Nur besonders Breite Beschriftungen werden am Rand dunkler
Nur besonders Breite Beschriftungen werden am Rand dunkler

Version 2 der Lekker-Taster verringert das Spiel der Stempel und damit der Tastenkappen. Zugleich optimiere das auch den Klang, verspricht Wooting. Dritte und letzte Neuerung der zweiten Lekker-Generation ist eine höhere Menge an Schmiermittel. Ein Quervergleich mit alten Tastern bestätigt das: Lekker V2 klingen dumpfer und weniger klapprig, Kappen wackeln weniger. Riesig sind die Auswirkungen allerdings nicht. Am deutlichsten werden die Verbesserungen noch, wenn man die Kappen mit den Fingern bewegt: Wo eine Wooting 60 HE noch klackert, bleibt die 80HE still. Das und die trockenere Akustik braucht es unbedingt, damit die Tastatur in ihrem Preisbereich konkurrieren kann.

Analoge Möglichkeiten sind komplett

Was Möglichkeiten analoger Technik angeht, bleibt Wooting Vorreiter. Tasten können als „Thumbsticks“ oder Trigger verwendet werden, um zum Beispiel im Notfall in Rennspielen präziser dosieren zu können, es lassen sich mehrere Signalpunkte pro Taste definieren oder echte Doppelbelegungen realisieren. Die Unterscheidung zwischen Antippen und etwas längerem Drücken einer Taste funktioniert im Alltag erstaunlich gut, nämlich entsprechend der Vorstellung und ohne darüber nachdenken zu müssen. Auf einer 80%-Tastatur verliert das Feature aber gegenüber dem 60%-Modell an Bedeutung.

Darüber hinaus lassen sich für Shooter Rapid Trigger nutzen sowie das umstrittene Snap Tap, das beim Richtungswechsel in Shootern assistiert.

Alltag & Akustik

Die Mischung aus guter Hard- und exzellenter Software macht die Wooting 80HE zu einem angenehmen Begleiter im Alltag. Dazu trägt auch das 80%-Layout bei, das einem Umstieg auf einen möglichst schmalen Formfaktor möglichst wenig im Wege steht.

Endlich leise

Musste die Wooting 60 HE noch ohne konstruktive Schallminimierungsmaßnahmen auskommen, darf das neue Modell das Mögliche umsetzen, in der Metallform auch beim Außengehäuse. Zusammen mit den optimierten Tastern klackert es ohne Nachhall, dumpf und satter, mit dunklem „Thock“ beim Eindrücken. Die Akustik erreicht gegenüber einer Ducky One X noch einmal ein anderes Level. Gasket-Mount und Polycarbonat-Switchplate sorgen dafür, dass passend zum Klang auch die Anschläge etwas gedämpft werden.

Eine Spur Kunststoff-Klackern bleibt jedoch, ein wenig wie bei der Akko Mod 007 (Test), die ihr Klangprofil allerdings mit mehr Klarheit versieht. Ungeachtet dessen teilen sich beide Hall-Effekt-Tastaturen diese grundlegende Eigenheit, die der Konstruktion der Taster zuzurechnen ist. Das unterscheidet sie etwa von einer Monsgeek M1 V5 (Test) oder den knackigen Anschlägen einer Keychron Q5 Max (Test), die klanglich noch eine kleine Schippe mehr können.

Wooting 80HE (Lekker V2 60)
Die 80HE baut Wooting aufwändiger – was sich hörbar auswirkt
Die 80HE baut Wooting aufwändiger – was sich hörbar auswirkt (Bild: Wooting)

Gaming-Features für das Gewissen

Weniger deutliche Vorteile bringen interne Optimierungen. Eine Polling-Rate von 8.000 Hz klingt ebenso beeindruckend wie eine Latenz von nur 0,125 Millisekunden für die reine Signalübertragung.

Ein Killer-Feature ist das nicht, denn die üblichen 1.000 Hz bedeuten bereits eine Latenz von 1 Millisekunde – dazu kommen aber noch weitere Faktoren in der Latenzkette. Diese Verbesserung richtet sich an Profispieler, spürbar war sie nicht. Gefühlte Geschwindigkeitszuwächse bringen erst ein früher Signalpunkt oder Rapid Trigger, die Eingaben deutlich zackiger werden lassen.

Mit einem Gewicht von gut zwei Kilogramm ist die 80HE kein Leichtgewicht. Trotzdem lässt sich das Chassis gut verschieben, weil Wooting an Griffmulden gedacht hat. Die Montage der Stellfüße ist hingegen etwas lästig, bei Metallgehäusen aber üblich. Für die Aufbewahrung liegt der Stahlversion des Eingabegeräts immerhin ein Tragecase bei.

Das 80%-Layout unter der Lupe

Wer bereits Kompakttastaturen kennt, profitiert vom 80%-Layout nicht unbedingt, zumindest nicht gegenüber dem 75%-Layout. Was der zusätzliche Zentimeter Breite allerdings schafft ist, ein herkömmliches Tastenlayout beizubehalten. Das erleichtert den Umstieg auf schmalere Tastaturen noch einmal deutlich. Besonders alltagstauglich ist dabei die Möglichkeit, die Tastenbeleuchtung für jede Funktionsebene individuell zu gestalten. So lässt sich „markieren“, welche Tasten mit einer FN-Funktion versehen sind und gleichzeitig erklären, was wo liegt - wenn man sich dazu entscheidet, zum Beispiel Medientasten beim Druck auf FN rot leuchten zu lassen.

Zugleich kann Wooting durch das gewählte Layout Tasten in Normgröße beibehalten – was den Austausch der Kappen deutlich erleichtert. Am Ende lässt das die Tastatur deutlich alltagstauglicher werden als die NZXT-Variante in der Elite MiniTKL (Test), bei der Tenkeyless-Tasten einfach zusammengeschoben werden.

Software

Was Software angeht, bleibt Wooting Spitze. Lediglich quelloffen ist die Software nicht, ansonsten macht sie wunschlos glücklich. Vier mit sinnvollen Voreinstellungen versehene Profile plattformunabhängig konfigurieren zu können, die Programmierung mehrerer(!) Funktionsebenen, und eine praktische Vorschau für die Taster, die dabei hilft die Auswirkungen von Features und Einstellungen zu verstehen – es kommt nichts in den Sinn, das „fehlen“ würde. Gute Beschreibungen und eine übersichtliche Darstellung sorgen im Gegenteil dafür, dass jedes Feature seine Funktion zügig offenlegt. Wer das nicht im Browser mag, kann Software auch einfach installieren und dann offline nutzen.

Fazit: Das ist der Tastatur-König

Messlatte. Top-Tastatur. Richtig gut. Die Wooting 80HE verdient alle Zuschreibungen irgendwo. Besser allerdings wäre zu sagen: Sie ist der neue König des Segments. Der steht in royaler Überlegenheit über allem, kann im Idealbild alles, präsentiert sich als Universalgenie – und hat doch eine Rolle inne, die nur wenigen zuteil wird. Denn preislich ist die Tastatur eine Hausnummer.

Es liegt darüber hinaus in der Natur eines Universalgenies, dass es zwar viel kann, aber nicht überall brilliert. Bei der Akustik, bei den Tastern schneidet Wooting gut ab, auch für die Produktklasse, es geht aber noch einmal eine Spur besser, zumindest klanglich. Das liegt an den ansonsten hervorragenden Tastern. Im Gegenzug bietet die HE-Technik allerdings eine Vielzahl an Freiheiten und Möglichkeiten, die herkömmliche Taster nicht bieten können – und die von wirklich exzellenter Software begleitet werden. Es gibt also kein rechts „aber“.

Dafür verlangt der neue König im Segment eine Menge ab – eine Menge Geld, das oberhalb des Budgets der meisten Interessenten liegen dürfte. Wer die rund 330 Euro zu investieren bereit ist, bekommt dafür aber ein nahezu perfektes Gesamtpaket aus tollen Tastern, einfach verpackter Komplexität und ordentlichem Klang, das sich keine Schwächen leistet.

Grüße von Wooting: Die 80HE zeigt, wie Tastatur geht
Grüße von Wooting: Die 80HE zeigt, wie Tastatur geht
Wooting 80HE (Metallgehäuse)
24.03.2025
  • Geschmeidige, einstellbare Taster
  • Exzellente Software, vollständig programmierbar
  • DIY-Build möglich
  • Dezenter Klang
  • Akustik nicht ganz an der Spitze
ComputerBase-Empfehlung für Wooting 80HE (Metallgehäuse)

ComputerBase hat die 80HE von Wooting leihweise zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

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