Dekelife Smart Ring im Test: 52 Euro, 4,5 Sterne und ein unmoralischer Brief vom Händler

Frank Hüber
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Dekelife Smart Ring im Test: 52 Euro, 4,5 Sterne und ein unmoralischer Brief vom Händler

52 Euro für einen Smart Ring mit vielen 5-Sterne-Bewertungen zur Überwachung der Gesundheitsdaten mit einer Akkulaufzeit von 7 bis 10 Tagen?! Das klingt zu schön, um wahr zu sein. ComputerBase hat den Dekelife Smart Ring also kurzerhand für einen Test gekauft und ausprobiert. Und dann kam ein Brief mit unmoralischem Angebot.

Günstiger Smart Ring mit guten Bewertungen

Zum Zeitpunkt des Kaufs für den Test des Dekelife Smart Ring bei Amazon* gaben 84 Prozent aller Käufer volle 5 Sterne. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,5 Sternen. Inzwischen, einige Wochen nach umfangreichen Rabattaktionen, ist beides mit 61 Prozent und 3,9 Sternen deutlich abgerutscht.

Doch übersehen so viele Käufer etwas, oder ist der günstige Ring tatsächlich eine Alternative zum teuren Samsung Galaxy Ring und anderen Konkurrenten wie dem Amazfit Helio (Test). Denn der Dekelife Smart Ring kostet selbst ohne Rabatt nur 69,99 Euro, mit Rabatt ist er hingegen häufig schon deutlich günstiger zu haben. ComputerBase hat für 51,99 Euro zugeschlagen* und testet, was der smarte Ring tatsächlich taugt, und klärt auf, was hinter den Bewertungen steckt.

Dekelife Smart Ring
Dekelife Smart Ring

Leichter Ring trägt sich angenehm

Der Dekelife Smart Ring ist in den Ring-Größen 8 bis 12 verfügbar und baugleich zu zahlreichen anderen smarten Ringen, die in diesem Preisbereich erhältlich sind. Mit 4,7 Gramm ist er angenehm leicht und mit einer IP68-Zertifizierung auch wasserdicht, so dass er problemlos rund um die Uhr auch beim Duschen und Händewaschen getragen werden kann. Der Ring selbst trägt sich angenehm und ist in der passenden Größe schnell am Finger vergessen. Auch das Edelstahl-Gehäuse an der Außenseite ist kein Grund für Kritik.

Dekelife Smart Ring

Gesundheitsdaten? Ja, aber ungenau

Über den smarten Ring können die Herzfrequenz (alle 5, 10, 15, 20, 30 oder 60 Minuten), die Blutsauerstoffsättigung (1× pro Stunde), der Zyklus, Stress (alle 30 Minuten) und der Schlaf aufgezeichnet werden. Die App, mit der man den Dekelife Smart Ring verbindet, nennt sich QRing und ist für Android und iOS verfügbar. Über 100 Sportarten lassen sich darin tracken.

Doch hier taucht auch schon die erste Einschränkung auf, denn allein zeichnet der Ring überhaupt keine Sportarten auf. Anders als von Smartwatches gewohnt, fehlt ihm eine Trainingserkennung, weshalb man das Aufzeichnen der Vitalwerte bei sportlichen Aktivitäten immer erst in der App starten und anschließend wieder beenden muss. Zwar zeichnet der Ring rund um die Uhr alleine die Gesundheitswerte auf, allerdings werden diese nur alle paar Minuten, jede halbe Stunde oder ein Mal pro Stunde erfasst.

Bei der Erfassung der Blutsauerstoffsättigung und des Schlafs liefert der Dekelife Smart Ring allerdings durchaus gute Werte. Die Blutsauerstoffmessung zeigt Werte zwischen 96 und 99 Prozent an, die realistisch erscheinen. Die Schlafanalyse deckt sich auch überraschend gut mit der Aufzeichnung der Apple Watch, auch wenn die Erkennung der Phasen nicht ganz so genau ist.

Die Herzfrequenz wird im besten Fall alle 5 Minuten erfasst, wenn man dies in der App entsprechend eingestellt hat, sonst seltener. Dies ist beim Training viel zu selten, um einen aussagekräftigen Verlauf etwa der Herzfrequenz zu erhalten, weshalb man auf die manuelle Trainingserfassung angewiesen ist. Startet man manuell ein Training, erfolgt die Aufzeichnung nämlich sehr viel häufiger und man erhält ein genaueres Diagramm.

140 statt 180 bpm, wer nimmt es schon so genau

Doch auch diese häufigere Aufzeichnung ist am Ende nichts wert, da die erfassten Werte völlig falsch sind. Passt die ermittelte Herzfrequenz in Ruhe noch weitgehend zu den Werten, die eine Apple Watch ermittelt, ist die vom Dekelife Smart Ring aufgezeichnete Herzfrequenz beim Training viel zu niedrig und ungenau. Insbesondere bei im Test bewusst starker Anstrengung mit hoher Herzfrequenz. Die erfassten Werte springen mitunter stark und weisen während jedes Trainings im Test eine größere Lücke mitten im Diagramm auf.

Bei einer Herzfrequenz von circa 180 Schlägen in der Minute misst der Dekelife Smart Ring immer wieder nur eine Herzfrequenz von 140 Schlägen pro Minute oder weniger. Ein Unterschied, der beim Training wichtig ist.

Am Ende steht eine durchschnittliche Herzfrequenz von 169 durch die Apple Watch ermittelt einer durchschnittlichen Herzfrequenz von nur 130 beim Smart Ring gegenüber. Für die Erfassung der Gesundheitsdaten während des Sports ist der Dekelife Smart Ring somit ungeeignet, da viel zu ungenau.

Auch die normalen Schritte zählt der Dekelife Smart Ring zu ungenau. Am Ende des Tages weichen die Schritte während des Tests im Schnitt um 30 Prozent von den mit einer Apple Watch ermittelten Werten ab, wobei der Ring immer zu viele Schritte zählt, da er an der Hand getragen viele Bewegungen fälschlicherweise als Schritt deutet.

7-10 Tage Akkulaufzeit? Nicht im Ansatz

Auf der Produktseite wird der Dekelife Smart Ring mit 7 bis 10 Tagen Akkulaufzeit bei normaler Nutzung beworben. Davon ist er im Test weit entfernt. Nach einem Tag hat der Ring noch ein Drittel des Akkus übrig, also schon zwei Drittel verbraucht. Nach knapp 1,5 Tagen ist er leer. Immerhin, bei 20 Prozent Akkustand schickt die App eine Benachrichtigung, aber nur diese eine.

Magnetischen Laden über die Innenseite des Dekelife Smart Ring

Das Laden erfolgt, das sei bei diesem Preis jedoch verziehen, über einen kleinen magnetischen Anschluss, der an der Innenseite des Rings befestigt wird. Über ein passendes USB-A-Netzteil ist er nach rund 1,5 Stunden wieder aufgeladen.

Der Brief: 25 Euro für 5 Sterne

Wäre der Test an dieser Stelle normalerweise mit dem Hinweis, dass der günstige Ring viele seiner Versprechen nicht einhalten kann, Gesundheitsdaten zu ungenau erfasst und die Akkulaufzeit mit drei Tagen gering ausfällt, beendet gewesen, so flatterte einige Wochen nach dem Kauf des Rings bei Amazon Post ins Haus.

Ein Angebot, das viele wohl nicht abgelehnt haben
Ein Angebot, das viele wohl nicht abgelehnt haben

Darin werden wir vom Verkäufer mit den Worten „Herzlichen Glückwunsch, Sie sind der glückliche Kunde, der in nur 3 Schritten eine 25 € Amazon Geschenkkarte erhält“ begrüßt. Um es kurz zu machen: Hinterlässt man eine 5-Sterne-Bewertung bei Amazon und schickt dem Händler hiervon einen Screenshot, erhält man eine Amazon-Geschenkkarte im Wert von 25 Euro – bei einem Ring, der nur 52 Euro gekostet hat, sind das fast 50 Prozent „Rabatt“.

Die Frage, wie 84 Prozent 5-Sterne-Bewertungen beim Kauf des Rings Ende September zustande gekommen sind, wäre damit auch geklärt.

Fazit

Klingt der Dekelife Smart Ring ob seiner zahlreichen positiven Bewertungen und seines günstigen Preises von – je nach Rabatt – nur 50 Euro zunächst wie ein verlockendes Angebot, kann er im Alltag nicht überzeugen. Für seine eigentliche Funktion, die ganztägige Überwachung der Gesundheitswerte und die einfache Aufzeichnung dieser beim Sport ohne Smartphone oder Smartwatch, sind die erfassten Werte zu ungenau. Im Alltag ist die Akkulaufzeit mit rund 1,5 Tagen zu kurz und liegt noch einmal deutlich unter den 2,5 Tagen des Amazfit Helio Smart Rings (Test), aber Dekelife wirbt mit 7 bis 10 Tagen, Amazfit nur mit 4 Tagen.

Einige der positiven Rezensionen bei Amazon dürften dasselbe Angebot für einen 25-Euro-Gutschein erhalten haben wie ComputerBase, auf sie ist also kein Verlass, weshalb man bei derart günstigen Produkten immer mit einer großen Portion Skepsis an den Kauf herangehen sollten. Dass die Bewertungen inzwischen schlechter ausfallen, könnte daran liegen, dass doch einige informierte Käufer sehr enttäuscht von dem angeblichen Technik-Schnäppchen waren, das auch IT-Websites aktiv beworben haben.

Am Ende erhält man einen technisch weitgehend nutzlosen Ring, der hauptsächlich als modisches Accessoire dienen kann – doch das hätte es auch günstiger gegeben.

Hat die Community bereits ähnliche Erfahrungen nach dem Kauf auf Amazon gemacht? Über Feedback in den Kommentaren freut sich die Redaktion sehr.

ComputerBase hat das Muster zu diesem Test auf eigene Kosten im Handel erworben. Getestet werden sollte, inwiefern der Ring zum aufgerufenen Preis auch technisch überzeugt. Dass es am Ende zum angesprochenen Angebot des Händlers kommen würde, war im Vorfeld nicht bekannt.

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.

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