Meta Quest 3S ausprobiert: Der günstige Mixed-Reality-Einstieg ist auch der beste

David Pertzborn
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Meta Quest 3S ausprobiert: Der günstige Mixed-Reality-Einstieg ist auch der beste

Die Quest 3S liefert ab dem 15. Oktober eine abgespeckte Variante der Quest 3 für 329 Euro. Im Ersteindruck konnte Metas günstigeres Mixed-Reality-Headset in fast allen Punkten überzeugen und ist fast immer mit der teureren Quest 3 auf Augenhöhe. Einzig das (zu) kleine Sichtfeld führt zu starkem Taucherbrillengefühl.

Wie schon bei der Vorstellung der Meta Quest 3S angekündigt unterscheidet sich das neue Mixed-Reality-Headset nur in wenigen Details von der teureren Quest 3. ComputerBase konnte sich hiervon bei einem Presse-Event in London einen ersten Eindruck verschaffen.

Neue alte Optik

Neben dem deutlich gesunkenem Preis fällt als erstes das veränderte Design auf. Da die Quest 3S wie die Quest 2 auf günstigere Fresnellinsen setzt und nicht die flacheren Pancakelinsen der Quest 3 verwendet, wirkt das gesamte Headset wieder etwas klobiger und erinnert mehr an die ersten beiden Generationen der Meta Quest.

Quest 3S und Quest 3 im Vergleich
Quest 3S und Quest 3 im Vergleich (Bild: meta.com)

Der zweite optische Unterschied betrifft die Sensoren auf der Vorderseite. Laut Meta geht die veränderte Anordnung auch mit einer neuen Sensorauswahl einher. Statt Tiefenprojektoren sind nun zwei zusätzliche Infrarotsensoren verbaut. Praktisch bedeutet dies jedoch im Test vor Allem eins. Das Tracking der Quest 3S funktioniert einwandfrei, genauso wie auch schon bei der Quest 3 und Quest 2. Hier scheint Meta der Konkurrenz von beispielsweise Pico immer noch leicht voraus zu sein, auch wenn die Unterschiede inzwischen marginal sind. Optisch wirkt die neue Sensoranordnung, zumindest subjektiv, etwas gefälliger.

Abstriche bei Auflösung und Sichtfeld

Die Meta Quest 3S in London ausprobiert
Die Meta Quest 3S in London ausprobiert

Merkliche Abstriche zeigen sich im Test was die Darstellung angeht. Hier musste Meta vermutlich den Rotstift ansetzen, um den Preis zu drücken, und das macht sich bemerkbar, vor allem wenn man andere VR-Headsets kennt. Den kleinsten Anteil hat hier die reduzierte Auflösung. Statt 2.064 × 2.208 Pixel wie bei der Quest 3 gibt es für jedes Auge nur noch 1.832 × 1.920 Pixel, wie auch schon bei der Quest 2. Das ist zwar erkennbar, aber auch die verringerte Auflösung ist scharf und gut genug. Für „Tschüss, Fliegengitter“ wie bei der Apple Vision Pro fehlt bei beiden Headset noch ein ganzes Stück.

Vergleich der Meta Quest 3S und Quest 3
   Meta Quest 3S Meta Quest 3 
Display-Auflösung  1.832 × 1.920 Pixel
773 ppi 
2.064 × 2.208 Pixel
1.218 ppi 
Aktualisierungsrate  90, 120 Hz  72, 80, 90, 120 Hz 
Sichtfeld  96° horizontal/90° vertikal  110° horizontal/96° vertikal 
Optik  Fresnel-Linsen, Anpassung der IAD in 3 Stufen  Pancake-Linsen, stufenlose IAD 
Farbspektrum  100 % sRGB

Das deutlich größere Problem ist das kleinere Sichtfeld und die Schärfe in den Randbereichen. Laut Meta ist das Sichtfeld der Quest 3S rund 14 Grad geringer als bei der Quest 3. Im Test fiel dieser Unterschied tatsächlich deutlich und negativ auf. Selbst wenn nicht aktiv darauf geachtet wird, drängen sich die schwarzen Ränder des Sichtfeldes deutlich stärker ins Bewusstsein als dies bei der Quest 3 der Fall ist. Neben den veränderten Linsen scheint hier auch der Abstand zwischen den Linsen des Headsets und den Augen eine Rolle zu spielen. Dieser ist fix und wirkt im Test größer als bei anderen VR-Headset. Zumindest gibt es hierdurch jedoch keine oder wenig Probleme mit dem Tragen von Brillen unter dem VR-Headset.

Erschwerend zum kleineren Sichtfeld kam im ersten Eindruck eine relativ schlechte Bildschärfe an den Randbereichen hinzu. Insbesondere Text, wie zum Beispiel Untertitel, ist hier schwerer zu lesen. Das gleiche gilt auch, wenn das Headset nicht perfekt auf dem Kopf sitzt, zumindest gefühlt klappt das mit der Quest 3 einfacher.

Ein weiteres Feature, bei dem Abstriche in Kauf genommen werden müssen, ist die Einstellung des Augenabstands. Statt stufenlos gibt es nun nur noch drei Einstellungen. Aufgefallen ist dies beim ersten Ausprobieren jedoch nicht und die mittlere Einstellung war für den Tester passend.

Die inneren Werte bleiben gleich

Keine Unterschiede zwischen Quest 3 und Quest 3S gibt es bei den inneren Werten. Sowohl SoC als auch RAM bleiben gleich. Das gilt auch für die verbauten Kameras, die eingesetzte Software und die mitgelieferten Controller. Im Hands-On beweist sich dies, wie aus schon bei der Quest 3, als wichtiger Pluspunkt. Die Software wirkt ausgereift, die Kameras liefern ein solides Passthrough und die Controller funktionieren tadellos. Ein schönes Beispiel für den Nutzen von Passthrough hat bei dem Presseevent unabsichtlich ein Mitarbeiter Metas geliefert. Während einer Demo gingen die Batterien in einem der Controller zu neige, eine durchaus nicht unübliche Situation. Ohne das Headset absetzen zu müssen, konnte er schnell in einer Schublade nach Ersatz suchen und die Demo konnte weitergehen.

Passthrough: Batteriewechsel ohne Absetzen
Passthrough: Batteriewechsel ohne Absetzen

Auch was die Verfügbarkeit von Software angeht, gibt es keine Unterschiede zwischen Quest 3 und 3S. Gleiches gilt laut Meta auch für die Möglichkeit, das Headset mit dem heimischen Rechner zu verbinden, sollte die Power des verbauten Snapdragon XR Gen2 einmal nicht ausreichen. Volle Kompatibilität und damit Gleichstand zwischen der Quest 3S und der Quest 3 gibt es auch beim verfügbaren Zubehör, wie beispielsweise dem Elite Strap für mehr Tragekomfort.

Quest 3S ab 330 Euro, Quest 3 ab 550 Euro

Die Quest 3S startet ab dem 15. Oktober zum UVP von 329 Euro für das Modell mit 128 GB internem Speicher und ab 439 Euro für das Modell mit 256 GB an Basisspeicher. Vorbestellungen sind ab sofort möglich. Auch die Quest 3 wird im Handel bleiben. Jedoch senkt Meta den Preis für das 512-GB-Modell von 700 auf 550 Euro deutlich und nimmt die Version mit 128 GB (im Abverkauf für 480 Euro) aus dem Handel.

Quest 2 und Pro verschwinden

Doch nicht jede Quest bleibt im Handel: Die Quest 3S ersetzt die bisher noch verkaufte Meta Quest 2 aus dem Jahr 2021. Das Portfolio wird zudem um die Meta Quest Pro marginalisiert, die als einzige Quest-Brille eine Augensteuerung besaß. Bestehende Bestände der Pro werden noch verkauft, die Quest 2 ist in Deutschland bereits ausverkauft. Das neue Sortiment wird damit sehr übersichtlich.

Modell Quest 2 Quest 3S Quest 3 Quest Pro
Mixed Reality
Speicher 128 GB 256 GB 128 GB 256 GB 512 GB 256 GB
Preis 299,99 Euro 349,99 Euro 329,99 Euro 439,99 Euro 549,99 Euro / 699,99 Euro 1.199 Euro

Zum Launch der Quest 3S gibt es bis Ende April 2025 zu jeder Quest 3(S) Batman: Arkham Shadow als Beigabe.

Insgesamt das bessere Angebot

Mit dem deutlich reduzierten Preis von 330 Euro liefert die Quest 3S im Ersteindruck trotz der Abstriche bei der Bildqualität ein rundes Gesamtpaket, insbesondere für VR-Neueinsteiger, die der hohe Preis der Quest 3 abgeschreckt hat. Im Vergleich zur Quest 2 betont Meta selbst vor allem die Mixed-Reality-Möglichkeiten, die dank verbessertem Passthrough möglich sind, und die höhere Leistung des verbauten SoC.

Dank der doch geringen Unterschiede lässt sich der Preisaufschlag auf die Quest 3 nicht immer rechtfertigen und der Unterschied zu den 3.300 Euro der Apple Vision Pro wirkt fast schon absurd.

Die Quest 3S ist damit der aktuell beste Einstieg in Mixed-Reality und bietet insbesondere dank der großen Spieleauswahl im Meta Store für VR-Interessierte ein faires Gesamtpaket.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Meta im Rahmen einer Veranstaltung des Herstellers in London unter NDA erhalten. Die Kosten für Anreise und Abreise wurden von dem Unternehmen getragen. Eine Einflussnahme des Herstellers auf die oder eine Verpflichtung zur Berichterstattung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.

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