Leserartikel Siemens Simatic Field PG M5

ccs800

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Über die Siemens Field PGs findet sich außerhalb der Siemens Simatic Welt nur sehr wenig. Über das seit 2016 neue Modell M5 findet sich umso weniger im Internet. Es handelt sich aber auch nicht um einen klassischen Laptop, sondern um ein Arbeitswerkzeug zur Programmierung von SPS-Steuerungen direkt an der Anlage. Entsprechend kann man hier auch nicht die gleichen Maßstäbe ansetzen, wie an einen Buisness-Laptop. Dennoch bewirbt Siemens das Gerät als auch für den Büroeinsatz geeignet. Daher doch mal eine kleine Review von mir vor allem unter diesem Gesichtspunkt. Es ist vieleicht auch mal ganz interessant so etwas zu sehen.

Seit jetzt ca. 2 Wochen steht mir neben einem Office-PC als Arbeitsgerät ein Siemens Field PG M5 Advanced Art.N.r: 6ES7717-1BC00-0AC1 zur Verfügung.

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Technische Daten:
Formfaktor: Semi Ruggedized
Prozessor: Intel Core i7-6820EQ
Graphik: Intel HD 530
Ram: 16 GB DDR 4 (1 Modul)
Festplatte: 1 TB SSD (SATA, Micron M600)
Display: 15,4 Zoll FHD IPS (Display LG LP156WF6-SPP1)
Betriebssystem: Windows 7 Ultimate Embeded 64 bit SP1

Die Anschlussausstattung orientiert sich am Einsatzzweck und ist reichhaltig:
Links: Express Card, Siemens-Simatic Cardreader, USB 3.1 Gen 1 Typ C, Headset, Netzteil
Hinten: Display Port, 2x Gigabit Ethernet, USB 3.0, MPI/ Profibus DP, DVI, Seriell/ TTY
Rechts: 2x USB 3.0, Einschubfach für die Festplatte, S7 Speichermodul-Prommer, SD XC Cardreader, Smart-Card, DVD-Laufwerk.

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Das Gerät ist für Privatpersonen so gut wie nicht beschaffbar. Preise erfährt man nur durch Nachfrage bei spezialisierten Händlern.
Liste kostet das Gerät gute (festhalten) 8.000 € brutto, real liegen wir irgendwo im mittleren 4-stelligen Bereich. Im Preis inkludiert ist aber immer eine Lizenz Step 7 Professional Combo + Win CC. Alleine dieses macht ca. 50% des Preises aus.

Das Gerät wird mit einem schönen Transportrucksack mit ausreichend großem Laptopfach geliefert. Auf dem Rucksack prangt groß „Siemens Simatic Field PG“, was den Rucksack mit Inhalt doch recht diebstahlgefährdet macht.

Gehäuse:
Es ist ein robust wirkender Klotz von ca. 38x28x5 cm. Gewicht ca. 3,5 kg. Das Gehäuse ist etwa gleich mit den Vorgängern M3 und M4. Es besteht komplett aus einer grün-grau lackierten Magnesium-Legierung und hat teilw. durch Gummi stoßgeschützte Kanten. Zum Transport wird ein Rucksack mitgeliefert.
Die hinteren Anschlüsse werden von einer magnetisch haltenden Plastikklappe abgedeckt. Diese ist allerdings sehr fragil und sollte am besten direkt demontiert werden. Es ist sonst das erste, was abbrechen wird (auf den Fotos ist sie demontiert).
Schön ist der Tragegriff. Anders, als es die hinteren Gummipuffer es vermuten lassen, lässt sich das Gerät nicht hochkant aufstellen. Es kippt sofort um.
Die LEDs für die Anzeige der Betriebszustände sind auch bei geschlossenem Gerät sichtbar.

Tastatur:
Die Tastatur verwendet das typische Siemens Field-PG Layout. Hierbei handelt es sich um ein etwas gedrängt wirkendes kombiniertes Qwerty/Qwertz Layout. Mit etwas Eingewöhnung lässt es sich gut tippen. Der Druckpunkt der Tasten ist gut und erinnert an alte ThinkPads. Die teilweise Doppelbeschriftung der Tasten ist besonders bei den Sonderzeichen allerdings verwirrend. Eine Tastaturbeleuchtung ist nicht vorhanden.

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Touchpad:
Das verbaute Touchpad ist Multifinger-gestenfähig. Es ist allerdings sehr klein und die Oberfläche rauh. Außerdem sitzt es etwas schief im Gehäuse. Meiner Ansicht nach ein riesen Schwachpunkt am Gerät.

Display:
Die Vorgänger hatten teilweise noch ein TN-Panel verbaut. Das M5 hat jedoch ein gutes mattes IPS Panel in Full HD-Auflösung. Die Testberichte im Internet von Notebooks mit dem verbauten LCD-Typ LG LP156WF6 zeigen durchgängig, dass es sich um ein gutes und recht helles Display handelt. Das Display hat keine zusätzliche Schutzabdeckung. Dies könnte in industrieller Umgebung problematisch werden.
Das Scharnier hält das Display gut fest, schwingt bei Bewegung allerdings sehr stark nach. Es ist um fast 180° umlegbar. Der billig wirkende nur mittige Kunststoffriegel könnte jedoch auf Dauer ein Schwachpunkt sein.

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Grafikkarte:
Es ist ein Office/ Programmiergerät. Daher ist keine dezidierte Graphikkarte vorhanden.

Prozessor:
Zum Einbau kommt der 45 W Skylake-Quadcore Intel Core i7- 6820EQ. Es handelt sich hierbei um die Embedded-Variante des i7 – 6820HQ bzw. 6700HQ mit etwas veränderten Taktraten von 2,8 GHz Grundtakt und 3,5 GHz Turbotakt.
Über die Leistung kann man sich im Alltag nicht beschweren. Windows 7 und alle Anwendungen laufen absolut flüssig. Auf Benchmarks habe ich verzichtet.

Massenspeicher:
Eingebaut ist eine SATA-SSD Micron 600 mit 1 TB. Seltsam: Bei Zugriff auf den Datenträger ist aus dem Field PG zeitweise ein starkes elektronisches spratzeln zu hören, so dass es sich zeitweise wie eine alte Festplatte anhört.
Die SSD steckt in einem fest verschraubten Wechselrahmen im Gehäuse. Gemäß Siemens-Vorgaben sollen nur die eigenen Module verwendet werden. Eine leere 1 TB SSD mit Wechselrahmen kostet als Originalteil über 1.000 €.

Ram:
Eingebaut ist ein 16 GB DDR4 Ram-Modul von Samsung. Ein Slot ist frei. Wie immer bei Siemens sollen zur Erweiterung nur die Siemens Originalteile genommen werden. 16 GB kosten hier um 500 €. Ob eine BIOS-Sperre für andere Module, wie bei älteren Modellen vorhanden ist, weiß ich nicht.

Kühlsystem/ Lüfter:
Großer Nachteil bei den Modellen ab Field-PG M4. Die entsprechenden Foren sind auch voll davon. Der Lüfter ist eine Katastrophe. Meist ist der Lüfter zum Glück komplett aus. Bei der Verwendung von MS Office, Firefox, einfacher Bildbearbeitung oder Step 7 startet er so gut wie nie. Er läuft bei einem 8 Stunden Bürotag vielleicht 5 bis 10 min zusammen. Aber wenn er startet, hebt die Kiste gefühlt ab. Der Lüfter hat 3 Stufen. In der höchsten Stufe ist die Geräuschbelastung so hoch, dass es in einem Büro, in dem auch andere Leute sitzen quasi nicht zumutbar ist. Diese Stufe kommt regelmäßig bei Windows-Updates vor. Allerdings ist das Geräusch recht niederfrequent. Wenn ich programmierend mitten im Stahlwerk sitze, fällt dies natürlich nicht auf. Gemäß Siemens werden die gesetzlichen Grenzwerte für die Geräuschbelastung eingehalten. Jeder kann sich jetzt wohl denken, wie Laut das Ding ist. Abhilfe durch SW oder Bios-Einstellungen gibt es nicht.

Funk:
WLAN in AC-Standard und Bluetooth 4.0 sind dabei. Die Bluetooth-Verbindung mit meinem Galaxy S7 klappt jedoch warum auch immer nicht. Windows versucht ständig erfolglos irgendwelche Treiber zu installieren.

Akkulaufzeit:
Der relativ große und schwere 8850 mAh Akku ist durch eine Klappe am Boden sehr einfach zu tauschen. Die Akkulaufzeit ist in Anbetracht der recht stromhungrigen Hardware mit durchschnittlich ca. 5 Stunden recht gut.

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Lautsprecher:
Sind drin. Es handelt sich um normale Notebooktypen, die weder besonders gut, noch besonders schlecht sind.

Fazit:
Robustes Arbeitsgerät, welches durch die vielen Schnittstellen punktet und prinzipiell auch für den Büroeinsatz geeignet ist. Gewicht und Größe sind ein Hindernis. Am Kühlsystem muss aber definitiv nachgearbeitet werden durch Siemens. Der hohe Preis rechtfertigt natürlich nur den zweckgebundenen Einsatz als Simatic Programmiergerät, nicht jedoch als normalen Semi Ruggedized-Laptop.

So, das wärs mal.

Gruß Christopher
 

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Hat mich wirklich sehr gewundert, hier ein Review über einen Simatic-Laptop zu finden.
Finde ich Super, Top !
 
Cooler Test, danke dafür. Damit werden in der Tat hier wahrscheinlich die wenigsten je in Kontakt kommen. Ich habe während einer Tätigkeit als Inbetriebnehmer glücklicherweise ein Thinkpad mit der ganzen Siemens-Software gehabt (das hat sich im Stahlwerk auch ganz gut gemacht, schwarz war es ja ohnehin ;)).

Hab aber desöfteren gemeinsam mit unseren SW-Entwicklern an deren Field PGs (M4) gearbeitet. Trotz nominell deutlich besserer Hardwareausstattung fand ich das subjektiv langsamer als das Thinkpad, mit der Tastatur und dem Touchpad stand ich aber immer auf Kriegsfuß, da war mein T420 um Welten besser. Fürs Büro wäre mir der Vorgänger auf Dauer aber auch zu laut gewesen. Zumindest hat Siemens endlich das TN-Panel ersetzt, der Blickwinkel war nicht wirklich gut.

Die Field-PGs wurden bei meiner damaligen Firma ohnehin nur angeschafft weil das Komplettgerät (lt. Aussage des Einkaufs) günstiger war, als Thinkpads (aus IBM-Rahmenvertrag) mit zusätzlicher Step7/TIA-Portal-Lizenz und Profibus-Adapter. Aber das ist bei Siemens offenbar alles Verhandlungssache.
 
gesperrter_User schrieb:

Ich bin davon ausgegangen, dass er eine WinCC Flex Lizenz hat. OA ist nur zum anzeigen oder? Wobei das für die Inbetriebnahme vielleicht auch ausreicht, da habe ich zu wenig Erfahrung.

Die Auslastung durch WinCC Flex wäre für mich interessanter.

Edit: bei Inbetriebnahme von meinen Projekten würde die reine Anzeige/Bedienung vermutlich nicht ausreichen... :D
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo!

Da ich momentan nicht mit Win CC arbeite, kann ich dazu gerade keine Aussage treffen. Aber ich kann bei Gelegenheit die Software mal laufen lassen und etwas drin rum malen.

Gruß Christopher
 
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