6 Monatige Kündigungsfrist als Berufseinsteiger?

Itazura

Lt. Junior Grade
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292
Hallo allerseits,

Ich bräuchte da mal etwas Unterstützung bei einigen Fragen die sich aktuell durch meine berufliche Situation ergeben haben.

Ich fange mal mit der Kurzfassung zum aktuellen Stand an:
Ich habe am 21.06 meine Ausbildung abgeschlossen. Danach wurde ich in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis mit einer Probezeit von 3 Monaten übernommen. Da aber seit geraumer Zeit absehbar ist, dass die Firma nicht mehr bis in alle Ewigkeit bestehen wird, habe ich mich während dieser anderweitig beworben.

Heute habe ich für nächste Woche eine Einladung zum Vorstellungsgespräch bekommen. Die Stelle ist ein absoluter Traum, der Personaler klang sehr begeistert am Telefon und alles könnte nach Montag perfekt werden.

Nun habe ich mal einen Blick in meinen Vertrag geworfen und bin aus allen Wolken gefallen.. Ich kann mir nicht erklären was mich dazu geritten hat den zu unterschreiben, vielleicht war ich einfach sehr "Grün hinter den Ohren". Jedenfalls steht in diesem "Die Kündigungsfrist beträgt 3 Monate zum Ende des Quartals". Wenn mich nicht alles täuscht würde das heißen, dass ich bis round about 03.2020 dort angestellt bin bei baldiger Kündigung?!
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der neue AG ein halbes Jahr auf mich "warten" möchte..

Leider kann ich mir beim besten Willen auch nicht vorstellen, dass mein Chef einer Aufhebung zustimmt (Kleiner Laden, viele Abgänge in den letzten Jahren, außer mir nur eine ältere Kollegin mit selber Tätigkeit etc.)

Jetzt meine Fragen:
-Wie gehe ich nun am besten vor? Hat da eventuell jemand Erfahrungen gemacht? (Klar, sowieso erstmal den Montag abwarten)
-Gibt es Alternativen zum Aufhebungsvertrag
-Sind 3 Monate zum Quartalsende überhaupt zulässig für einen Einsteiger?

Vielleicht findet sich ja hier jemand der sich etwas mit Anliegen dieser Art auskennt.
Ich bin für jeden noch so kleinen Tipp dankbar!
 
Ich hab vor 3 Jahren einfach gesagt ich kündige in 6 Wochen wenn mein Urlaub vorbei ist^^
Die haben auch brav den Aufhebungsvertrag unterschrieben obwohl denen das nicht wirklich gefallen hat.
Am Ende wissen die einfach das die dich eh nicht aufhalten können.

Am besten ist einfach mal das Thema anzusprechen in der Firma, man muss ja nicht gleich sagen das man was neues hat, geht die eh nichts an.
 
-
Sind 3 Monate zum Quartalsende überhaupt zulässig für einen Einsteiger?

Gelten die für den AG oder für den AN oder beide? Gibt es einen Tarifvertrag? Ansonsten wäre das wohl zulässig, das KschG gewährt ja AN je nach Betriebszugehörigkeit auch weit längere Fristen wenn vom AG gekündigt wird.
Ansonsten hast du es aber auch selbst unterschrieben.. Den Schuh musst du dir leider anziehen, aber vllt hast du was draus gelernt.

Ich kann aus meiner Erfahrung nur sagen:

REDE mit deinem Chef wenn es soweit ist. Klar kann er sich auf die Hinterfüße stellen und auf den Vertrag bestehen, aber er weiß ja dann das du was anderes suchst..
Ich kann nur davon abraten "auf gelben Zettel" oder ähliches zu machen. Es ist meist besser im guten zu gehen.
Eventuell läßt er dich ja mit einem Aufhebungsvetrag doch raus, oder der neue AG wartet so lange (könnte ich mir nicht vorstellen)

Die Probezeit schon rum richtig? Ansonsten hättest du vorher sagen können das du die verlängern möchtest.
 
Danke für deine Antwort. Mein Chef ist in unserem kleinen Unternehmen leider eine Art "selbsternannter Gott" und ich habe es leider nicht erlebt das ein Mitarbeiter einfach ohne Schwierigkeiten gehen konnte. Deshalb ja meine Zweifel ob das so einfach geht. Mein Resturlaub dieses Jahr ist auch eher dürftig :-/

Edit: @brettler ja die Probezeit dürfte rum sein. Lief ab dem Tag meiner Übernahme (21.06. - 3 Monate). Die Frist gilt für beide Parteien..
 
Freikaufen geht immer. Ansonsten vor dem Unterschreiben lieber Verträge lesen.
 
ist natürlich minimal bitter. Eine Woche früher und alles wäre gut.

Du kannst es auch drauf anlegen und dich fristlos kündigen lassen. Musst halt anfangen klopapier zu klauen oder solche Scherze :D
Ich würds nicht empfehlen aber schnell irgendwo rauszukommen geht als AN schon. Ist dann nur die Frage, was das für einen Eindruck von deinem neuen AG hinterlässt.
 
@Khaotik Danke für deine Antwort.
Bitter ist es definitiv..
Die von dir genannten Optionen kommen für mich nur leider nicht infrage. Es war nicht immer alles schlecht bei meinem aktuellen AG und ich habe diesem tatsächlich in der Vergangenheit viel zu verdanken. Deshalb möchte ich mich auch nicht mit einem Knall verabschieden
 
@Itazura
finde ich gut. Ich denke man sollte auch dankbar sein. 3Mo Küfrist ist auch im Interesse des Arbeitnehmer (wenn es andersrum wäre, wäre man ja auch dankbar). Zumal "mit Knall" gehen ganz schlecht ist. Auch als neuer Arbeitgeber wäre ich da skeptisch, wenn einer mit Knall gegangen ist, um zu mir zu kommen. Andersrum würde es mir eher "imponieren" (eigentlich nicht mal das, denn es ist eigentlich selbstverständlich), dass ein AN ordentlich bis zum Ende seine Leistung erbringt. Die ganzen "Krankfeierer" und "Knallgeher" sind mir einfach zuwider.
Einzige Chance, die ich sehe, nachdem die Probezeit ja jetzt rum ist (was natürlich am einfachsten gewesen wäre)
und du auch noch das Quartalsende verpasst hast, ist die vorzeitige einvernehmliche Aufhebung des Vertrages (da hilft nur zu verdeutlichen, dass die vorzeitige Aufhebung auch im Interesse des AG ist, ohne zu drohen, oder andere krumme Sachen, denn ein AG dürfte normalerweise auch kein Interesse daran haben, einen AN zu halten, der eigentlich schon auf dem Absprung ist; das ist natürlich auch einzelfallabhängig. Wenn für Deinen Job schon "der Nächste Mitarbeiter" bereit steht oder leicht zu finden ist, dann ist das einfacher, als in dem Fall, wo der AG wegen Fachkräftemangel erstmal das nächste halbe Jahr oder länger auf Suche gehen muss).

Alt. 2: Bzw. bis zum Ende durchzuhalten.

In deinem Gespräch mit dem neuen Arbeitgeber wird es dann ja darum gehen, wann du anfangen kannst. Dafür würde ich mir eine Strategie überlegen.
1. offen sein, dass du KüFrist hast bis ... und dementsprechend diese auch erstmal erbringen würdest
(vielleicht kann man auch ansprechen, dass die Möglichkeit einer vorzeitigen einvernehmlichen Aufhebung besteht, was der AG ja aber auch weiß, (ein seriöser Arbeitgeber würde da wahrscheinlich schon einhaken und sagen, "nee natürlich bringen sie ihre Tätigkeit ordentlich zu Ende" (wir warten auch auf Sie)
2. definitiv nichts versprechen (was du nicht halten kannst), nicht schlecht über den alten AG sprechen, ala "selbsternannter Gott" oder ähnliches. Du gehst nicht beim anderen, weil es Sch... ist, sondern kommst zum anderen weil es dort besser ist.
3. safe bleiben, d.h. nichts kündigen, bevor du nicht sicher bist, auch den neuen Job zu bekommen. Hier zeigt sich der "Haken", denn in aller Regel wirst Du einen Arbeitsvertrag erst dann und so unterschreiben können, dann du die Leistung auch sicher erbringen kannst, was mit Ablauf deiner regulären Kündigung der Fall wäre. Und erst nach unterschriebenem neuen Vertrag würde ich den alten Kündigen. Ob du dann im Nachgang vielleicht bei Aufhebung eher rauskommst, bzw. beim neuen anfängst und eine entsprechende Vertragsänderung im Nachgang vereinbaren kannst wird sich zeigen.
Das ist m.E. der saubere Weg.
von kriminellen Aktivitäten (Klopapierdiebstahl) oder anderen fragwürdigen Vorhaben (Kündigung durch Schlechtarbeit provozieren), kann ich nur abraten und distanzieren. Niemand will eine Kündigung schon gar keine fristlose und personenbedingte (ob berechtigt oder unberechtigt; wenn sie aber sogar noch berechtigt ist, umso schlimmer).
 
Zuletzt bearbeitet:
@Smartin Vielen vielen Dank für die ausführliche Antwort und die Tipps. Ich werde denke ich den Montag erstmal abwarten, mit offenen Karten spielen und dann auf Feedback warten. Wenn die Zeit dann reif ist setze ich mich mit selbigen Karten mit meinem jetzigen AG an den Tisch verhandle die Auflösung falls möglich
 
eine außerordentliche Kündigung zu provozieren kann zu Schadensersatz führen. Würde ich nicht empfehlen.
 
Eine Möglichkeit würde sich nur bieten, wenn die verlängerte Kündigungsfrist nur für den Arbeitnehmer gelten würde. Denn die Frist darf nie länger sein als die des Arbeitgebers. §622 BGB Abs. 6
Im Zweifel ist man halt mit einem Anwalt für Arbeitsrecht gut beraten. Diesem kann man auch kurz die Situation schildern und für die Erstberatung ein Festhonorar aushandeln. Dann halten sich die Kosten auch im überschaubaren Rahmen.
 
Itazura schrieb:
Ich werde denke ich den Montag erstmal abwarten, mit offenen Karten spielen und dann auf Feedback warten. Wenn die Zeit dann reif ist setze ich mich mit selbigen Karten mit meinem jetzigen AG an den Tisch verhandle die Auflösung falls möglich

Hört sich gut an!
 
6 Monate Frist ... denkt dein Chef er findet keinen zeitnahen Ersatz ?
Als Einsteiger nach einer Ausbildung sollte man doch leicht zu ersetzen sein? Ausser natürlich die Konditionen im Vertrag sind schlecht ...

Aber ist schon richtig jeder muss schauen wo er bleibt, Gespräch abwarten die Frist erwähnen und dann mit aktuelle Chef reden(wenn der neue AG dich will)
Vorstellungsgespräch ist freilich gut, aber man ist öfter nicht der einzige :D
 
Zuletzt bearbeitet:
3 Monate zum Quartalsende hatte ich auch mal - je nach dem hat man grad den Quartalswechsel verpasst und somit dann wirklich eine lange Frist. Bei mir kam diese Regelung aus dem Banktarifvertrag.
Da die Regelung sowohl für Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer gilt, ist sie so auch in Ordnung.
 
Es gibt da schon Grenzen bei denen sowas unwirksam sein kann, aber da sprechen wir von 2 und mehr Jahren.
 
Kleines Update: Das Vorstellunggespräch lief sehr gut. Mir wurde am Schluss mitgeteilt, dass man sich vor meinem Gespräch "schon fast für einen Kandidaten entschieden hatte. Nach dem sehr guten (und auch langem Gespräch) aber definitiv noch einmal genau überlegen müsse". Mit Ablauf dieser Woche soll dann wohl die Entscheidung fallen. Meine lange Kündigungsfrist wurde seitens des Personalers vermerkt und es klang sehr danach als das diee kein größeres Hinderniss wäre. Allerdings sagte er, da die Stelle ab sofort frei wäre, dass es natürlich besser wäre wenn ich mich mit meinem aktuellen Unternehmen einigen kann.
Schlussendlich werde ich nun also die Woche abwarten und mich, falls nötig, über das Wochenende auf das Gespräch mit meinem Chef vorbereiten.

An dieser Stelle nochmal ein Danke an alle die mir hier geantwortet und diverse Tipps gegeben haben.
 
Ich habe zwar noch nicht am Thread teilgenommen, aber interessiert mitgelesen. In sofern danke fürs Update, bin gespannt wie es ausläuft!
Solche Erfahrungen von anderen zu hören schadet einem selbst bestimmt nie.
 
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In der derzeitigen Arbeitsmarktsituation warten Arbeitgeber durchaus auch.

Die drei Monate zum Quartalsende sind z. B. in der Wirtschaftsprüfung absoluter Standard.

Leicht zu ersetzen ist derzeit zumindest in Süddeutschland quasi niemand. Es gibt kaum Bewerber und die, die es gibt, haben fast alle Haken. Man muss also teuer von anderen Unternehmen abwerben oder die paar guten Berufseinsteiger aussieben, die es gibt - was oft Glücksspielen gleicht, sofern man nicht eine große Anzahl an eigenen Azubis/duale Studenten/Praktikanten/Werkstudenten hat.
 
Erneutes Update: Der neue Job ist in der Tasche! :)
Mir wurde mitgeteilt, dass man mich zwar gerne so bald wie möglich zu sich holen möchte. Deshalb solle ich bitte mit meinem aktuellen AG sprechen. Andernfalls wechsele ich halt mit Ablauf der Frist. Alles in allem sehr gute Nachrichten
 
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