Moin!
Um einmal Ehrenrettung für den Herrn Hartz zu betreiben: Natürlich ist er Arbeitsvorstand bei VW, und hat in dieser Funktion z.B. das sehr erfolgreiche 5000x5000-Modell mitgestaltet, unter dem z.B. der Touran produziert wird. Damit ist er selbstverständlich eher der Arbeitgeber- als der Arbeitnehmerseite zuzuordnen, ganz klar.
Aber: Er hat vor einigen Jahren ein sehr umfangreiches Gesamtkonzept vorgelegt, das in seiner ganzen Breite den Arbeitsmarkt reformieren sollte. Die hierfür erforderlichen Einzelschritte wurden dann der einfacheren Verdaulichkeit halber als Hartz I bis Hartz X bezeichnet. Dummerweise hat sich die Politik aber nur einige Dinge aus diesem Gesamtkonzept herausgepickt, ohne die vollständige Konzeption auch nur ansatzweise zu verwirklichen.
Der Schritt Hartz IV war insofern Teil einer Massnahme, die den nach Wirksamwerden eines umfangreichen Bündels anderer Maßnahmen nicht vermittelten Arbeitslosen neue Rahmenbedingungen liefern sollte. Zu diesen anderen Maßnahmen zählt u.a. eine deutlich verbesserte Arbeitsplatzvermittlung durch die Bundesagentur für Arbeit. Nach dem Konzept von Herrn Hartz war diese Massnahme lediglich für den - ohne zynisch klingen zu wollen - bitteren Rest der nicht vermittelbaren Härtefälle gedacht, aber nicht für alle Arbeitslose!
Für diese gedachte Zielgruppe wäre die Gleichstellung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe relativ egal gewesen, da Langzeitarbeitslose ohnehin nach altem Recht eher in den Bereich der Sozialhilfe gefallen sind. Und die Zusammenlegung sollte zum Bürokratieabbau führen und die Dinge vereinfachen. Der bürokratische Wahnsinn, den wir jetzt erleben, ist das genaue Gegenteil der ursprünglichen Ziele.
Das Dumme ist nur, dass die Voraussetzungen für Hartz IV nicht geschaffen worden sind, weil eben das Gesamtkomzept nicht umgesetzt wurde. Daher hat Hartz IV mit Herrn Hartz nichts mehr zu tun, eigentlichlich müßte das Schröder IV oder Clement IV heißen. Wobei ich es sehr bezeichnend finde, dass sich die Mitglieder unserer Regierung hinter dem Namen eines Beraters verstecken, statt selbst auch in der Bezeichnung der Massnahmen Verantwortung für ihre Entscheidungen zu übernehmen.
Daher: Hartz IV - gut gedacht, schlecht gemacht. Für die schlechte Umsetzung ist aber Herr Hartz nicht verantwortlich. Dennoch im Ansatz richtig.
Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass staatliche Hilfen schon der Subsidiarität unterliegen sollten, also nur dann gezahlt werden sollten, wenn es notwendig ist. Wenn also das gemeinschaftliche Haushaltseinkommen zur Bestreitung des Lebensunterhalts ausreicht, unabhängig davon, ob verheiratet oder nicht, dann sollte es imho keine staatlichen Hilfszahlungen geben.
Alles andere würde auf eine Benachteiligung der Ehe hinauslaufen, und ob das dann verfassungskonform wäre, wage ich arg zu bezweifeln.
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Weiterhin kann es nicht sein, dass nichteheliche Lebensgemeinschaften immer dann, wenn es um Rechte geht, der Ehe nahezu gleichgestellt werden, andererseits aber in den Fällen, wenn es um Pflichten wie die der wechselseitigen Unterstützung geht, völlig unberücksichtigt bleiben sollen.
Daher kann nach meiner Meinung eine Umsetzung des angesprochenen Sozialgerichtsurteils nur bedeuten, dass auch homosexuelle Lebensgemeischaften zur wechselseitigen Unterstützung verpflichtet werden. Und das wäre, wie ich finde, im Sinne der Gleichbehandlung völlig richtig.
Viele Grüße, Tiguar