JardelBenz schrieb:
Nehmen wir mal an, die Rechnung geht soweit nach 20 Jahren auf. (Was ich aber schon für unrealistisch halte)
Inwiefern?
Sind die 700€ Sparrate zu hoch angesetzt? Falls ja, dann wäre es natürlich auch nicht möglich, mit den von mir genannten Parametern eine Immobilie zu erwerben. Wie gesagt sind das aber die Preise hier vor Ort, somit müsste man monatlich 1500€ zur Verfügung haben, wenn man eine Wohnung um die 100qm kaufen möchte.
Wenn das nicht geht, müsste man wohl einen längeren Finanzierungsplan wählen. Nur müsste ich dann die gleiche Rechnung mit anderen Parametern durchführen, was keinen wirklichen Mehrwert liefert.
Findest du es unrealistisch, dass jemand über einen so langen Zeitraum Geld ansparen kann? Falls ja, warum ist es dann ok von einem 20 Jahre und längeren Immobilienkredit auszugehen.
Klar, beim eigenen Sparen braucht man wohl mehr Selbstdisziplin und wenn einem so etwas fehlt, dann ist ein externer Zwang wohl was besseres. Aber auch dafür gibt es Lösungen.
Aber gehe ich mal auf deine grundsätzliche Frage ein.
Wie könnte es in 20 Jahren und danach aussehen.
Immobilienbesitzer:
Die Immobilie hat mittlerweile einen Gegenwert von 416.000€. Dies ist für den Immobilienbesitzer aber recht uninteressant, wichtig ist, dass er mietfrei wohnen kann.
Er muss nur noch jeden Monat die Rückstellung bedienen, die aber dann unter Berücksichtigung der Inflation bei rund 150€ liegt (ursprünglich 100€ pro Monat).
Nehmen wir dann mal an, er hätte nun 1400€ zur freien Verfügung (eigentlich mehr, da die Einnahmen wohl aufgrund der Inflation gestiegen sind. Ist aber für den Vergleich erst mal nebensächlich, da ich so etwas für den Mieter ebenfalls nicht berücksichtige).
Dann kann er das noch 10 Jahre sparen und hat am Ende mit 7% Zinsen ein Vermögen von rund 221.000€ (Steuern beim Verkauf berücksichtigt).
Er hat somit beim Eintritt ins Rentenalter eine abbezahlte Immobilie und ein Barvermögen von rund 221.000€. Das ist echt eine sehr gute und mehr als überdurchschnittliche Situation.
Wie sieht es nun für den Mieter aus:
Dieser hat nach 20 Jahren ein Vermögen von rund 574.000€ bzw. 482.000€ wenn er die Steuern beim Verkauf zahlt.
Was könnte dieser nun machen?
1. Er kauft sich nun ohne Kredit eine Immobilie. Wenn man die Inflation berücksichtigt, wäre eine vergleichbare Immobilie 416.000€ wert (siehe oben) und er hat 482.000€ zur Verfügung. Das ist selbst mit den zu entrichtenden Nebenkosten kein Problem.
Dann wäre er genauso gut gefahren, wie der Immobilienbesitzer. Je nach vorheriger Lebenssituation, also zwischen den Jahren 30-50, kann solch solch eine Herangehensweise sehr viel Sinn ergeben.
2. Er nimmt die 482.000€ und investiert diese in Dividendentitel. Da wird die Sache etwas komplizierter.
a) Man könnte Unternehmen nehmen, mit etwa 5% Dividende, deren Dividende dann aber nur noch mit der Inflation steigt.
--> ergibt nach Steuern monatliche Einnahmen von rund 1490€, was mehr ist als die Miete von 1260€ (850€ in 20 Jahren)
b) Er entscheidet sich für Unternehmen mit einer etwas niedrigeren Dividendenrendite von 3.5%, die aber dann stärker steigt
--> ergibt 1040€, was rund 220€ weniger als die Miete ist. Aber hier ist anzumerken, dass der Immobilienbesitzer selbst auch 150€ jeden Monat zahlen muss (Rücklagen) und dass die Dividenden stärker als die Inflation steigen sollten. Langfristig dürfte der Mieter mit einem monatlichen Plus dastehen.
3. Er hört mit dem Sparen auf, verwendet das Geld aber vorerst nicht. D.h. die 574.000€ bleiben erst mal unberührt. Nach weiteren 10 Jahren ist das Vermögen dann auf 1.129 Mio€ angewachsen, nachdem er die Kapitalsteuer bezahlt hat bei rund 890.000€
Wenn er das dann in Dividendentitel anlegt (mit 3.5% Rendite) sind das nach Steuern rund 1920€ pro Monat. Das Deckt dann auch sehr gut die Miete von dann rund 1540€, falls diese mit der Inflation steigt.
Es ist hier natürlich anzumerken, dass ich für die Rechnungen statistische Werte genutzt habe. Keiner kann zuverlässig sagen, ob die Mieten und Immobilienpreise zukünftig mit 2% p.a. steigen und ob Aktien auch weiterhin 7% p.a. liefern.
Insbesondere bei den Immobilien sieht man dann erst in 20 Jahren, ob bei sich bei der eigenen Wohngegend ein Immobilienbesitz gelohnt hätte, oder nicht.
Mir geht es aber einfach darum, dass scheinbar viele Leute bereit sind, ihr ganzes Vermögen für eine Immobilie zu investieren und dann noch einen Kredit mit einer langen Laufzeit aufzunehmen. Das birgt aber ein enormes Klumpenrisiko, da finanziell dann sehr vieles von dieser einen Immobilie abhängt.
Dennoch entscheiden sich viele dafür, da man dann keine Miete mehr an den Vermieter zahlen muss. Auf mich kam auch mal ein "Berater" zu und meinte, ich solle mir doch eine Immobilie kaufen. Denn ich würde XXX€ in 20 Jahren nur für die Miete ausgeben. Naja, das ist aber wirklich eine sehr vereinfachte Rechnung.
Was mich noch mehr verwundert ist dann, dass Leute für den Immobilienerwerb einen so langlaufenden Kredit aufnehmen, sich aber nicht die Alternative des selbstständigen Sparens für den gleichen Zeitraum vorstellen können.
Nach dem Motto "20 Jahre kann doch eh niemand Sparen, das hält niemand durch". Komisch....
Denn wenn ich genau weiß, dass ich so lange Geld ansparen kann, dann gibt es gute Möglichkeiten. So kann man im Rahmen von Versicherungen mit Aktienfonds ebenfalls Vermögen aufbauen. Ich spreche hier aber nicht von den üblichen Rentenversicherungen, sondern von einem anderen Produkt.
Bei diesem zahlt man monatlich einen Betrag in Aktien oder Rentenfonds ein (keine Gebühr). Wenn man sich dann nach dem 62. Lebensjahr das angesparte Vermögen auszahlen lassen möchte, müssen nur die Hälfte der Kapitalerträge versteuert werden. Während der gesamten Sparphase fallen übrigens keine Steuern an.
Es gibt natürlich eigentlich noch viel mehr zu Beachten, aber das hängt dann sehr viel von der wirklichen, persönlichen Situation ab. Ich denke, dass für ein Technik-Forum diese Diskussion eh bereits sehr weit gegangen ist. Daher verabschiede ich mich mal aus der Runde.
Ich hoffe einfach nur, dass ich hier und da zumindest einen Denkanstoß gegeben konnte. Selbst wenn man mir dann nicht zustimmt (vollkommen in Ordnung), so hat man sich dann nochmals mehr mit dem Thema beschäftigt und kann dann für sich eine fundiertere Entscheidung treffen.