Arbeit vs. Freizeit

th3o

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Seit einiger Zeit beschäftigt mich das Verhältnis zwischen Arbeit und der Zeit, die einem neben der Arbeit zur verfügung steht; also Freizeit. Meine These ist, dass die Freizeit eigentlich ein perverser Begriff ist, denn eigentlich sollte es heißen freie Zeit, was nicht dasgleiche wäre wie Freizeit, denn Freizeit steht in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Begriff der Arbeit. Pervers ist meiner Ansicht nach der Begriff von Freizeit deswegen, weil der Herleitung nach, die Arbeit, einen auch in seiner Freizeit heimsucht, in der Form, das man durch die geleistete Arbeit präformiert (gemodelt) wird, um für den Arbeitsplatz passend zu sein. Nicht wir bestimmen die Arbeit, sondern die äusserlichen Erfordernisse der Arbeit bestimmen uns.
Was sagt ihr dazu?
 
th3o schrieb:
Meine These ist, dass die Freizeit eigentlich ein perverser Begriff ist, denn eigentlich sollte es heißen freie Zeit, was nicht dasgleiche wäre wie Freizeit, denn Freizeit steht in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Begriff der Arbeit [Demnach steht auch freie Zeit in Abhängigkeit mit der Arbeit(-szeit), oder? Denn nur wenn ich nicht arbeite, habe ich Freizeit bzw. freie Zeit!] . Pervers ist meiner Ansicht nach der Begriff von Freizeit deswegen, weil der Herleitung nach, die Arbeit, einen auch in seiner Freizeit heimsucht, in der Form, das man durch die geleistete Arbeit präformiert (gemodelt) wird [Verstehe ich nicht! IMHO ist es sehr subjektiv, wie sehr man sich von seiner Arbeit bzw der Art seiner Beschäftigung/Erwerbstätigkeit beeinflussen lässt. Für einen KFZ-Mechaniker, der in seiner Freitzeit gerne alte Autos aufmotzt, würde das ggf noch zutreffen], um für den Arbeitsplatz passend zu sein. Nicht wir bestimmen die Arbeit, sondern die äusserlichen Erfordernisse der Arbeit bestimmen uns.
Was sagt ihr dazu?

Grundsätzlich finde ich, dass du sehr schlecht verständlich formuliert hast. Versuche doch mal, noch genauer zwischen Freizeit und freier Zeit zu differenzieren und stelle einen direkten Bezug von Arbeit und Freizeit dar!
 
th3o schrieb:
Nicht wir bestimmen die Arbeit, sondern die äusserlichen Erfordernisse der Arbeit bestimmen uns.

Diese Aussage ist heute so zutreffend wie bereits vor 40 Jahren und davor. Zumindest gilt das für die Masse der abhängig Beschäftigten. Der "Angebot" meiner Arbeitskraft richtet sich nach dem "Bedarf" des Arbeitsmarktes. Selbst innerhalb eines bestehenden Arbeitsverhältnisses tut man gut daran, sich den Veränderungen des "Bedarfs" anzupassen. Bei uns in der Firma heißt das "Personalentwicklung" und besteht aus Fortbildung und "Mobilitätsmaßnahmen" mit dem Ziel "zu Höherem berufen zu sein".

Selbst in meiner Freizeit unterliege ich einem "Entwicklungsprozeß", dessen Ziele ich zum größten Teil selbst definiere, zum anderen durch meine familiären Verhältnisse jedoch fremdbestimmt werde.
 
@Stephan
Der direkte Bezug von Arbeit und Freizeit ist genau da, wo du geschrieben hast, dass meine Annahme subjektiv ist. Da frage ich mich: Was kann sie denn bitte sonst sein? Bin doch kein Objekt :)
Differenzierung zwischen Freizeit und freier Zeit sieht so aus, dass Freizeit ein notwendiges Gegenstück haben muss, nämlich Arbeitszeit. Freie Zeit hingegen ist, wenn du es so willst, Tautologie, denn Zeit an sich ist eigentlich der Wortbedeutung nach nicht durch Prädikate wie "frei" oder "unfrei" belegt, sondern sie ist einfach nur.

@Mac
Edit: Vor 40 Jahren mag es auch so gewesen sein, aber noch früher gingen die beiden Begriffe ineinander über weil beispielsweise die Bauern ihre Arbeit auf dem Feld als einen integralen Bestandteil ihres Daseins verstanden haben und nicht als irgendwas, was sie notgedrunugen tun mussten. Das allerdings hat sich im modernen Zeitalter wo menschliche Bedürfnisse auch durch nicht-eigene Arbeit befriedigt werden können grundlegend geändert. Erst mit dem industriellen Zeitalter sind überhaupt die beiden Begriffe entstanden. In dieser heute entfremdeten Form hat es früher die Arbeit nicht gegeben.
 
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Da stimme ich dir zu. Ich denke, daß im Wesentlichen die Industrialisierung Einfluß auf die (Über)Lebensformen genommen hat. Dem von dir als Beispiel angeführten Bauern kann ich ohne Weiteres abnehmen, daß die Bestellung der Felder und die Pflege des Viehs Teil seiner eigenen Lebensart waren. Dagegen fällt es mir schwer, dieses auch einem Weber zu unterstellen, der 15 Stunden am Webstuhl zu sitzen hatte. Bei dem wird der Unterschied zwischen Arbeits- und Freizeit (Schlaf) schon räumlich deutlich.
 
Definitiv, der Übergang von einer klassischen, im Leben implementierten Arbeit und dem Arbeiten an Geräten (wie am Webstuhl), war auf jeden Fall ein fließender Übergang dessen Umschlagspunkt von einer Form der Arbeit zu einer anderen nicht festgestellt werden kann. Alles war Tendenz.
 
Die "Freizeit" eines Unternehmers bzw. eins Selbständigen wird genau so von der Arbeit "fremdbestimmt" wie dies eines abhängig Beschäftigten. Das Gleiche gilt für die "Eigenformung" hinsichtlich Angebot und Nachfrage. Letzterer muss kuschen, wenn der Chef etwas will, ersterer, wenn ein wichtiger Kunde vor der Tür steht.

Und ein Bauer kann sowohl früher als auch heute als Unternehmer aufgefasst werden.

Insofern sind die Zeiten heute sogar besser, da der Schritt in die Selbständigkeit erheblich einfacher fällt (durch internetgestützte Tätigkeiten, staatliche Förderung und berufliche Beratungsangebot) und wir Arbeitszeiten haben, die von den 60/70-Stundenwochen vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte weit entfernt sind.
 
Der Unterschied zwischen dem Bauer von heute und dem von früher ist eklatant. Das geht zB schon da los wo der Bauer von heute unendlich mehr Konkurrenzdruck hat und auch weil die Masse die er produziert unendlich höher sein muss als früher. Hinzu kommt, dass der Bauer heute selber Macht über Produktionsmittel besitzt, in der Form, dass er andere für sich arbeiten lassen kann. Der frühere Bauer musste alles alleine machen und hat unmittelbar an seinem Produkt gearbeitet. Es besteht doch ein Unterschied ob man selbst der Erschaffende ist oder ob man jemand anders bzw. die Maschine erschaffen läßt. Diese moderne Art des Bauer-seins entfremdet den Bauern doch von seinem eigentlichen Wesen. Der geht jetzt nicht mehr ins Bett und weiß dass er heute 8 Std. lang Hand an seine eigene Erde gelegt hat, sondern er denkt darüber nach, wie er die Maschinen morgen programmieren muss, damit mehr Effizienz erreicht wird, während er selbst sich mehr oder weniger administrativen Arbeiten zuwendet und eigentlich ein Bürokrat wird.
 
Die Definition von Freizeit zur Arbeit hat einen einfachen Grund.
Als Menschen in einer Gesellschaft müssen wir uns entscheiden, wann wir etwas produzieren, vertreiben und konsumieren. Da wir alle 8 Stunden schlafen müssen, musste man sich auf eine bestimmte Zeit einigen. Das das der Tag ist, macht aus vielen Gründen Sinn.
Ich hoffe, diese Antwort geht in die Richtung, die du meintest.
Letztendlich läuft es nämlich darauf, dass wir zuallererst gezwungen sind, unsere Arbeit zu tun, damit wir was zu essen bekommen und einen sicheren Schlafplatz haben.

Das wir am Ende der Rechnung noch Zeit für uns haben, ist eigentlich mehr ein Nebenaspekt. Es gibt genügend Tiere, die 100% ihres Lebens damit verbringen müssen, ums Überleben zu kämpfen, damit sie den nächsten Tag schaffen.
Ich verstehe nicht ganz, warum du den Begriff Freizeit als Perversion bezeichnest, weil er in Abhängigkeit zur Arbeit steht. Es sind heute untrennbare Begriffe, so wie Mann und Frau.
 
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