Wieso eigentlich an der Grafikkarte rumschrauben?
Beobachtungen
Hin und wieder habe ich die Temperaturen der Grafikkarte überprüft und dabei sind mir so ein paar Punkte aufgefallen.1. VRam – ging bei normalen Games schon gerne an die 90°C – nicht unbedingt ein Problem da bis 105°C locker zugelassen
2. GPU und Hot Spot Temperatur weit auseinander
Egal welcher Einbau (Horizontal, Vertikal (aufm Kopf oder auch „normal“) oder auch direkte Frischluftversorgung, machten kaum einen Unterschied.
Und das alles bei eher kühleren Zimmertemperaturen (um die 22 °C).
Ich bin fan von kühlerer Hardware, da diese in der Regel länger hält (ja eine Sache von Jahren, aber in der Regel werfe ich Hardware bei einem Upgrade nicht weg).
Computer, Einstellungen und Messung
Natürlich will ich hinterher wissen ob das Risiko und auch das Geld es Wert war. Entsprechend habe ich vorher und hinterher Tests gemacht.Computer:
Die Grafikkarte ist Vertikal verbaut. Über die Corsair iCue Software habe ich alle Gehäuselüfter auf 900 RPM festgelegt. Die Grafikkartenlüfter konnten sich aber selbst regeln.
Tests:
Ich habe mich hier für den Superposition Benchmark und zwei Testläufe entschieden. Einmal Full HD in den Extreme Settings, in der Vermutung, dass die Grafikkarte dort unlimitiert Frames raus hauen kann und eher die GPU belastet wird. In den 8k Settings steigt auf Grund der höheren Auflösung auch die Belastung des Videoarbeitsspeichers.
Full HD Extreme: GPU: 64,3°C VRAM: 84°C Hot Spot: 82,9°C Room: 22°C | 8k Optimized: GPU: 64,8°C VRAM: 92°C Hot Spot: 83,1°C Room: 22°C |
Überrascht bei der Demontage
Ich lasse erstmal ein paar Bilder sprechen:Der erste "Schock" war die Masse an Wärmeleitpaste. Da scheint ASUS sich wohl gedacht zu haben: Lieber zu viel als zu wenig.
Was mich aber mehr gestört hat waren 1-2 Stellen wo Heißkleber auf der Chip Umrandung klebte. Auch wenn es nicht sehr hoch war, meiner Meinung nach führt sowas schon dazu, dass der Kühler minimal schräg sitzen könnte. Wirkt also eher schlampig...
Egal wieder zusammengebaut (dazu mehr in der Anleitung) und getestet.
Ergebnisse
Hier die Ergebnisse des Superposition Benchmark:Full HD Extreme: GPU: 62,3°C VRAM: 76°C Hot Spot: 72,3°C Room: 23°C | 8k Optimized: GPU: 62,9°C VRAM: 82°C Hot Spot: 72,8°C Room: 23°C |
Das sieht doch schon ein gutes Stück besser aus!
In vorher/nacher Grafiken sieht es dann so aus:
Fazit
Natürlich spannend gewesen an so einem teuren Produkt rumzuspielen.Hat sich aber meiner Meinung nach gelohnt. Die Temperaturen – besonders des VRam – sind deutlich gesunken und das bei geringeren Lüfterumdrehungen.
Erstaunlich fand ich, dass die Chip Temperaturen tatsächlich kaum besser geworden sind. Die Massen an Wärmeleitpaste scheint echt nicht wirklich was ausgemacht zu haben. Eventuell aber bei den Hotspot Temperaturen, so oder so sind diese nun auch besser.
Nächste mal kaufe ich etwas mehr Wärmeleitpads. War schon arg knapp diese vernünftig zuzuschneiden.
Anleitung
Vorab: Weniger schwer als gedacht, ich rate aber dennoch eher Leuten mit schon einiger Erfahrung sowas zu machen. Solltet Ihr also leider Pech haben und irgendwas geht kaputt, geht das nicht auf meine Kappe.
Was braucht ihr?
Tools:- Kreuz-Schraubendreher
- Torx-Schraubendreher T6
- Isopropanol
- Papiertücher
- Wattestäpchen
- Rasierklinge
Material
- Wärmeleitpaste
- Pads 1 mm
- Pads 1,5 mm
- Pads 2 mm
- Pads 2,5 mm
Schraubenübersicht
Kreuz Schrauben:
Rot: Hauptkühler (Heatpipes & Fans)Blau: Backplate & Metallrahmen
Grün: Seitlicher „Geforce RTX“ Schriftzug
Torx Schrauben:
Orange: Backplate & Rahmen[Sorry, Farbwahl war nicht so schlau ]
Demontage: Step by Step
1. RTX Schriftzug und KabelAls erstes löst Ihr die Grünen Schrauben, die das RTX Logo an der Seite befestigen. Im Prinzip könnt ihr es auch dran lassen, wie im Abschnitt oben erwähnt fand ich es aber quatsch und wenn ihr die Grafikkarte auf die Backplate legt, wäre sie auch etwas schief.
Dann solltet ihr in dem Durchluftkanal das Kabel vorsichtig lösen.
2. Kühlerschrauben
Um erstmal nur den Kühlkörper zu lösen (Backplate und Metallrahmen machen wir später), müssen nur die sechs roten Schrauben entfernt werden. Danach die Grafikkarte vorsichtig umdrehen und am besten den PCI-E Anschluss zu euch ausrichten.
3. Kühler abnehmen
Jetzt könnt ihr mit leichten Bewegungen den Kühler abnehmen und klappt ihn am besten von euch aus nach oben weg. Er liegt dann quasi von euch aus gesehen oberhalb der Grafikkarte. Dabei vorsichtig sein und schauen wieviel Spannung auf dem weiteren Kabel ist. Entweder den Kühlerablegen oder beim Umklappen vorsichtig das Kabel ausstecken.
4. GPU / PCB /Kühler Säubern
Erstmal alles gründlich und vorsichtig reinigen. Dafür verwendet ihr am besten Isopropanol, Taschentücher / Küchenrolle und ein paar Q-Tipps.
5. Thermalpad unter Metalrahmen
Unter dem Metallrahmen ist ein Wärmeleitpad. Wenn Ihr dieses Tauschen wollt, müsst ihr nun die Grafikkarte wieder umdrehen und die Schrauben der Backplate bzw des Metalrahmen lösen. Die Backplate würde ich dann erstmal dran lassen. Die hält dank der Wärmeleitpads ganz gut und dann liegt die Grafikkarte nicht mit ihren Bauteilen auf dem Tisch. Entsprechend dann das eine Wärmeleitpad entfernen, säubern neues drauf packen und Metallrahmen teilweise wieder montieren. Meine Empfehlung die Schrauben an der Seite wieder dran zu machen und noch eine weitere die durch die Backplate geht als Stabilisierung und Ausrichtung.
6. Wärmeleitpads und Wärmeleitpaste „Front“
Nun auf der Seite mit dem Chip alle Wärmeleitpads zurechtschneiden und auflegen. Die Größen und weitere Hinweise findet ihr weiter unten.
7. Kühler montieren
Kühler wieder montieren und dabei auch nicht das Kabel vergessen. 😉
8. Backplate ablösen
Je nachdem ob ihr den Metallrahmen demontiert habt oder nicht. Löst ihr nun entweder alle Schrauben der Backplate oder nur die eine die zur Sicherheit diente. Die an der Seite müssen / sollten nicht noch mal gelöst werden. Dann vorsichtig die Backplate lösen. Die Thermalpads kleben teilweise ganz gut, also passt auf das PCB nicht zu doll zu verbiegen.
9. Säubern und Wärmeleitpads „Back“
Alles wieder richtig schön sauber machen und dann die Thermalpads zuschneiden und aufsetzen.
10. Backplate verschrauben und Kontrolle
Backplate aufsetzen, sitz prüfen, alle Schrauben montieren.
Feddich! Vorsichtshalber schauen ob alles gut sitzt und man nicht noch eine Schraube locker oder rumfliegen hat. Das Kabel in dem Lüftungsdurchlass nicht vergessen wieder einzustecken!
11. Grafikkarte einbauen und Testen
Grafikkarte wieder in den PC bauen, sitz prüfen und Kabel verbinden. In Windows erstmal ein Temperaturauslese Programm öffnen (z.B. HWInfo oder HWMonitor) und die Idle Werte beobachten. Sollte etwas falsch montiert worden sein, solltet Ihr es nun eigentlich schon erkennen können. Als nächstes leichte Last probieren (YouTube 4k Video oder ähnliches) – auch hier alles okay, dann einen Benchmark laufen lassen und dabei genau die Werte im Auge halten, um im Zweifel den PC ausschalten zu können.
Thermalpads
Ich hatte den Umbau auch eigentlich extra aufgenommen. Leider war die Qualität der Webcam so schlecht, dass ich leider so gut wie nichts davon verwenden konnte. Zusätzlich habe ich auch noch total verplant PCB Bilder zu machen. Daher habe ich Screenshots aus dem Video einer damaligen kurzen Vorstellung von Roman aka Der8auer erstellt.Thermalpad Links 1mm
Das ist das Pad das unter dem Metallrahmen versteckt liegt.
Thermalpad Links 2,5 mm
Dieses Thermalpad ist eigentlich nicht da, laut einer Skizze auf einer Internetseite wurde dort 1mm vorgeschlagen. Habe ich auch aufgeklebt. Aber wenn ich seitlich in die Grafikkarte reinschaue, habe ich dort leider eine Lücke. Die 2,5mm sind geschätzt da meiner Meinung nach es die gleiche Höhe hat wie die andere Seite und der Kühler einen ähnlichen Abstand. Kontrolliert es am besten selbst, oder lasst es einfach weg. Im Prinzip wäre es gut, dort einen Kontakt zum Kühler herzustellen, da der Kühler dort einfach dicht ist und kein Airflow dort vorbeikommt.
Thermalpads Mitte 2 mm
Die V-Ram Pads sind eigentlich einfach. Oben und unten waren meine ich die Thermalpads breiter und gingen noch über die Kontakte daneben. Ich habe aber wie auf dem Bild nur exakt zugeschnitten.
Thermalpads Rechts 2,5 mm
Nix besonderes, einfach zuschneiden fertig
Thermalpads Rechts 1,5 mm
Genau das gleiche, vielleicht etwas drauf achten so zuschneiden, dass der Kühler keine Kurzschlüsse bei PCB Kontakt verursachen kann. Abstände sollten aber eigentlich groß genug sein.
Thermalpad Links 2mm
Warum dieser diagonale Schnitt in der Mitte ist, absolut keine Ahnung. Ich habe es aber genau so angelegt, wie es auch vorher war. Vermutlich kann man den aber auch einfach durchziehen.
Thermalpads Links 1 mm & 1,5 mm
Hier habe ich mich an dem Original orientiert. Zwar nicht gemessen wirkte aber passend. Eventuell könnte statt der 1,5 mm auch 2 mm verwendet werden, da der Bereich weiter Links eigentlich gleich hoch sein sollte.
Thermalpads Mitte 2,5 – 3 mm
Leider einem Bild im Internet vertraut und nur 2 mm genommen. Das ist eindeutig zu wenig. Ich denke da wurde einfach von der RTX 3090 kopiert. Bei der sind auf der Rückseite auch noch V-Ram Bausteine. Daher würde ich 2,5 – 3 mm ausprobieren. Würde ich auf jeden Fall versuchen, da der DDR 6x Ram schon ordentlich Hitze abgibt. Wenn da etwas über das PCB und die Backplate abgenommen wird, sicher nicht verkehrt.
Thermalpads Rechts 1 mm & 2 mm
Meiner Meinung nach hier nichts Besonderes.
Ende (:
Auch wenn es auf die 40X0 Generation zusteuert und ich mit dem Artikel spät dran bin. Für mich interessant war auf jeden Fall. Da es leider auch einige nicht korrekte Wärmeleitpad Anleitungen gibt (ich durfte ein paar 1mm wieder raus fischen, da komplett ohne kontakt) hoffe ich zumindest vielleicht das der ein oder anderen Person zu ersparen.Danke fürs lesen! Freu mich hier nach 16 Jahren registriert und noch einige Jahre davor schon lurken auch mal was Sinnvolles gepostet zu haben.
PS:
(Hoffe ist erlaubt, sonst bitte rauslöschen)
Wenn Ihr es etwas anders aufbereitet und mit noch dem ein oder anderem Kommentar mehr lesen wollt, ich hab die zuerst in meinen Blog geworfen und dann minimal verkürzt hier reingeworfen:
1. Test und Ergebnisse
2. Anleitung