Audio(/Video) recording setup in unruhiger Mietwohnung

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arrobbe

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Liebes Forum,

Ich würde gerne mit Sprachaufnahmen (einschließlich Videos für Youtube) in meinem Zimmer beginnen, das etwas laut sein kann, da die Wände des Hauses dünn sind.
Ich habe bereits ein AT2020 Mikrofon (und ein Behringer Interface) hier. Dieses Mikrofon nimmt jedoch einen Großteil der Hintergrundgeräusche auf, bei denen es sich nicht immer um weißes Rauschen handelt, sondern auch um Geräte draußen, Bewegungen und Gespräche in anderen Räumen, die durch die Wände gedämpft zu hören sind.

Ich habe bei Thomann nach Lösungen für dieses Problem gesucht, vor allem nach Absorbern, und bin dabei auf Folgendes gestoßen:
  1. Eine All-in-One-Lösung wie https://www.thomann.de/de/t.akustik_vocal_head_booth.htm . Bei Videoaufnahmen könnte es Probleme geben, weil es für die Kamera zu klein sein könnte. Habt ihr Erfahrung damit?
  2. Lokale Absorber, mit ein bisschen Eigenbau. Siehe diesen Einkaufswagen:
    1722019343216.png
  3. Selbstbau einer Kabine mit Absorbern und ein paar Sachen aus dem Baumarkt. Die von der Stange ab 1'000 aufwärts übersteigen definitiv mein Budget.
Selbst 2. wäre aber immer noch eine Menge Geld, wenn man den Wert des Mikrofons bedenkt. Ich frage mich daher, ob es nicht klüger wäre, es zu verkaufen und stattdessen ein moderneres Mikrofon mit digitaler Filterung zu kaufen, bei dem ich mich weniger darum kümmern muss, meinen Mietraum mit massenweise Isolationselementen zu bestücken.
Nach etwas weiterer Recherche Tendiere ich zu einem klassische SM-57. Mit dem dazu empfohlenen CL-1 geht es aber auch schnell bergauf mit dem Preis.
1722019624968.png

Was haltet ihr davon bzw. würdet ihr vorschlagen?
 
Ein Kondensatormikrofon ist eine suboptimale Entscheidung für laute Umgebungen.

Ich würde es mit so einem "Screen" probieren um das Mikrofon möglichst gut abzuschirmen.
Zusätzlich nutze über die Aufnahme (mit VST Plugins z.B. für AMD, Nvidia oder RNNoise https://github.com/werman/noise-suppression-for-voice) um Störgeräusche zu filtern. Die Filter sind mittlerweile einfach zu nutzen uns funktionieren in vielen Fällen sehr gut.

Vorgensweise:
1. Optimieren dein Abstand zum Mikro. Kondensatormikrofone nutzt man am besten mit etwa 10-20 cm Abstand. Nahfeld darunter.
2. Reduziere die Mikrofonverstärkung auf das Minimum. Es sollte kein Rauschen zu hören sein.
3. Nutze ein Noise Gate d.h. es wird nur Ton aufgenommen, wenn du auch Lärm machst.
4. Nach dem Noise Gate richte die Noise Suppressions (RNNoise) ein
5. Optional: richte ein Sound Kompressor ein.
6. Höre dir das Ergebnis genau an und justieren alle Einstellungen fein ein. Das wird länger dauern.
7. Bei Bedarf können wir dann noch mal über neue Hardware wie Schallabsorber sprechen.

Spiele mit den Einstellungen von 3, 4 und 5 jeweils individuell. Die Funktion ist jeweils ein VST Plugin und lässt sich mit quasi jeder Aufnahmepipeline nutzen.
 
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Wer bitte hat dir den Cloudlifter zu einem SM57 empfohlen?

Ganz klassisch wird das Teil zu einem SM 7 B empfohlen, weil das beim Output etwas schwach ist. Beim SM 57 hast du dieses Problem eher nicht.

Ich frage mich aber auch wer das Gerücht in die Welt gesetzt hat, daß SM 57 oder SM 7 B so etwas wie eine "digitale Filterung" aufweisen. Beide Mikros sind mehr oder weniger normale dynamische Mikrofone mit klassischem XLR-Ausgang, wobei das SM 7 B eher ins Studio gehört. Das SM 57 ist eher der Klassiker für den Gitarren-Amp, ein Instrumentenmikro eben. Wobei das Teil auch schon für Gesang genutzt wurde. Ich weiß bloß gerade nicht von wem.

Wobei ich mir jetzt auch unsicher bin ob ein dynamisches Mikro deine Probleme wirklich lösen würde. Ja, die Dinger sind eindeutig unempfindlicher gegenüber Umgebungsgeräuschen als Kondensatoren, aber du mußt natürlich auch entweder passenden stimmlichen Input liefern, oder mit der Verstärkung entsprechend hoch gehen.

Im übrigen muß man sich (vor allem als Anfänger) jetzt auch nicht unbedingt in riesige Unkosten stürzen beim Mikrofon. Ja, das SM7 B ist beliebt bei Youtubern und es sit sicherlich kein schlechtes Mikro, aber es ist auch nicht das magische Amulett für das es viele halten. Aber prinzipiell ist das AT 2020 durchaus ein vernünftiger Allrounder.
 
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andy_0 schrieb:
Ich würde es mit so einem "Screen" probieren um das Mikrofon möglichst gut abzuschirmen.
Den Screen aus meinem ersten Screenshot oder was anderes?

Danke auch für die vielen Tipps zur Pipeline, da habe ich erstmal viel auszuprobieren!

Serana schrieb:
Ich frage mich aber auch wer das Gerücht in die Welt gesetzt hat, daß SM 57 oder SM 7 B so etwas wie eine "digitale Filterung" aufweisen.
So war das nicht gemeint. Ich habe zunächst an speziell abgestimmte Podcaster/Youtube Mikros gedacht wie das Blue Yeti. Das Sm57 gehört selbstverständlich nicht in diese Kategorie, soll aber aufgrund seiner Richtung und dynamischen Eigenschaften allein gut zur Filterung sein. Einige schwören darauf für Stimmaufnahmen, siehe hier

Serana schrieb:
[...] aber du mußt natürlich auch entweder passenden stimmlichen Input liefern, oder mit der Verstärkung entsprechend hoch gehen.
Dafür genau war ja der Cludfilter gedacht.
 
arrobbe schrieb:
Den Screen aus meinem ersten Screenshot oder was anderes?
Ja sowas in der Richtung. Aber stell weitere Komponenten erst einmal weiter nach hinten an. Schau erstmal was geht mit dem was du hast.

Ausnahme: Popschutz. Ein Popschutz ist immer gut zu haben. Hat aber nichts mit deinen "Nebengeräuschen" zu tun sondern mit störenden Plosivlauten in der Stimme. Und eine Form von schwebender Aufhängung um Körperschall zu vermeiden. Aber: Körperschall kann man relativ gut mit einem Bandpass filtern. Also auch kein Stress.

arrobbe schrieb:
speziell abgestimmte Podcaster/Youtube Mikros gedacht wie das Blue Yeti
Hier haben wir ein weiteres, massives Problem. Du glaubst dass irgendwelche Leute - sog. "Youtuber" oder auch "Podcaster" - haben ihre Technik weil sie gut ist. Haben die meisten nicht. Das Blue Yeti ist Schrott. Hört euch das mal an. No offence, das AT2020 ist auch relativ Schrott. Wer hat schon Markengeräte wie ein Neumann. Richtig, fast niemand. Braucht man sie? Nein. Ist ein TLM 170 R seinen Preis von 6000 Euro Wert? Eher nicht. Wichtig ist eher, dass du das, was du hast, auch gut nutzt.

Mach dir nicht so viel Gedanken über die Details der Hardware. "Jedes" Kondensatormikrofon oder dynamische Mikrofon was du bei Thomann bekommst ist den Einsatzbereich "gut verständliche Sprachaufnahme" gewachsen.
 
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Okay vielen Dank!
Mit VST Plugins habe ich noch nie gearbeitet, aber so wie ich sehe kann man die auch in OBS nutzen, was aktuell meine Recording-Software wäre. Oder würdest du andere Tools empfehlen?

andy_0 schrieb:
Mach dir nicht so viel Gedanken über die Details der Hardware. "Jedes" Kondensatormikrofon oder dynamische Mikrofon was du bei Thomann bekommst ist den Einsatzbereich "gut verständliche Sprachaufnahme" gewachsen.
Ja bisher war ich damit ja auch zufrieden. Habe es hauptsächlich für Videokonferenzen (push-to-talk) und Stimmtraining (eigene Stimme ohne Verzögerung hören) genutzt. Wenn ich jetzt allerdings 10 Minuten lange Aufnahmen angehe und gerade im Flow bin und aber dann im Hintergrund dauernd leise Stimmen oder Geräusche zu hören sind würde mich das schon sehr stören. Klar kann man dann mühsam stundenlang an jedem Snippet rumeditieren, aber dann verliere ich auch die Lust daran. Zeit ist auch Geld. Wenn ich jetzt mit 100-200 Euro ein umpfindliches Setup hinbekomme, bei dem ich (mit minimalem Editing) direkt hochladen kann, wäre es das sowohl objektiv als auch subjektiv Wert.
 
Zu den Kernthemen bist du ja bereits mit Input versorgt.

Daher nur folgende Ergänzung: Schau dich auf Kleinanzeigen um, wenn du die Kosten niedrig halten willst.

Das Thema Podcasting-Equipment und Derivate ist gerne mal wie ein Heimtrainer zu Weihnachten.
 
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arrobbe schrieb:
Okay vielen Dank!
Mit VST Plugins habe ich noch nie gearbeitet, aber so wie ich sehe kann man die auch in OBS nutzen, was aktuell meine Recording-Software wäre. Oder würdest du andere Tools empfehlen?
Ich bin kein Experte. OBS ist sicherlich eine gute Wahl. Das kann auch VST Plugins.

Da du OBS nutzt sollte es möglich sein, dass du einmal eine Testaufnahme (vlt. eine um die 5-10 Sekunden für die grundlegende Konfiguration, und eine längere mit ordentlich Störgeräuschen für die Abstimmung des Noise Removals) aufnimmst und diese dann als Loop durch die Pipeline schickst. Damit hast du eine reproduzierbare Tonquelle und die Ergebnisse sind besser vergleichbar.

Zum Abhören musst du einen Kopfhörer nutzen. Aber ich glaube das weißt du.

arrobbe schrieb:
Klar kann man dann mühsam stundenlang an jedem Snippet rumeditieren, aber dann verliere ich auch die Lust daran. Zeit ist auch Geld. Wenn ich jetzt mit 100-200 Euro ein umpfindliches Setup hinbekomme, bei dem ich (mit minimalem Editing) direkt hochladen kann, wäre es das sowohl objektiv als auch subjektiv Wert.
Ja, das ist verständlich. Ich denke du kommt auch ohne neue Hardware klar. Probier mal rum und meld zurück wie es so läuft.
 
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jtr00 schrieb:
Daher nur folgende Ergänzung: Schau dich auf Kleinanzeigen um, wenn du die Kosten niedrig halten willst.
Bei Audio-Equipment immer eine Option. Audio Systeme klingen generell nicht schlechter, bloß weil die schon ein paar Jahre alt sind.

Spontan habe ich z.B. ein AT3035 für 75€ gesehen. Gegenüber dem AT2020 ist das schon ein Upgrade.
Allerdings nimmt das alles mit auf, was im Raum zu hören ist.
 
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