Hallo allerseits,
da sich mir die Marktreife diverser Alternativen zu lange hingezogen hat, habe ich beschlossen, mir einen Ultrakompaktrechner auf Basis von Raven Ridge selbst zu bauen. Er soll ein 10 Jahre altes Office-System mit einem Intel E4400 ersetzen und im Idealfall wieder 10 Jahre lang laufen. Ein wichtiges Kriterium war die Möglichkeit, den Rechner hinter einem Bildschirm montieren zu können und dementsprechend seine Kompaktheit. Außerdem sollte das System möglichst leise sein (was mir zumindest bisher nicht restlos gelungen ist).
Hier die Komponentenliste:
VESA-Mount
Der erste Schritt, der noch vor dem Einbau des Mainboards unternommen werden muss, ist, die Vesa Mount im Innenraum zu befestigen. Ich habe dazu auf die oben verlinkte zurückgegriffen, da die originale leider nicht mehr verkauft wird (wobei diese von Chieftec baugleich aussieht). Die passenden Schrauben liegen bei, damit es vollends passt, braucht es noch selbstsichernde 5er Muttern und Unterlegscheiben dazu. Auf die Schraubenköpfe habe ich noch Anschlagdämpfer geklebt, damit auch sicher nichts kurzschließt. Ist aber wahrscheinlich überflüssig, weil die Schrauben fest sitzen.
Mainboard
Auf den Einbau der VESA-Mount folgt das Mainboard. Einfacher wird's wenn man die an zwei Schrauben befestigte PSU (Verteilerboard) vorab entfernt und hinterher wieder einsetzt. Das geht ohne Probleme.
CPU-Lüfter
Der Boxed-Lüfter ist mit über 4cm zu hoch für das ITX-601. Die einzige Alternative dazu, der Noctua NH-L9a-AM4 (evtl. passt mit diesem auch die Festplattenwanne, s.u.), war mir jedoch zu teuer. Ein wenig Recherche hat mich auf Reddit geführt, wo ein User davon berichtet hat, dass er Löcher in einen Noctua NF-A9x14 PWM gebohrt hat, um damit auch den Boxed-Kühler auf unter 4cm zu bringen. Gesagt, getan. Es ging ganz gut, auch die Entkoppelungsgummis blieben dabei intakt. Dann gilt es, zunächst den Kühlkörper ohne Lüfter auf dem Mainboard zu montieren und dann erst den Lüfter. Sonst wird es arg frickelig.
Gehäuselüfter
Im Gehäuse habe ich an der Oberseite (einzige logische Position) zwei aus dem Gehäuse blasende 5cm Gehäuselüfter angebracht. Da die Lamellen des Gehäuses zu dünn für Schrauben sind, habe ich sie mit Sekundenkleber fixiert. Nicht schön, aber wie gesagt war die Optik für mich irrelevant. Es gibt etwas Gegendruck von unten, sodass auch ein Versagen des Klebers kein Problem wäre. Kabelbinder o.ä. wären auch möglich. Die Lüfter drehen mit 3000 rpm, was es sinnvoll macht, den dem Noctua-Lüfter beiliegenden Spannungswandler mit dem ebenfalls beiliegenden Y-Kabel zu kombinieren und damit die Lüfter zu drosseln. So wird es schon mal merklich leiser. Über die Mainboard-Lüftersteuerung war leider nicht mehr zu erreichen, da muss ich wohl noch mal ran. Die beiden Lüfter zu verbauen halte ich allemal für sinnvoll um den Luftstrom zu optimieren und dadurch die Lebensdauer der Komponenten zu verlängern. Gerade die verbaute interne PSU des Inter-Tech macht mit kreuz und quer abstehenden Flüssigkondensatoren und an den Lötstellen durchscheinendem Kupfer den Eindruck, als könne sie die Kühlung gut vertragen.
Festplattenposition
Auf Grund der Höhe des CPU-Kühlers kann die vorgesehene Metallwanne für die Festplattenmontage nicht verbaut werden. Im Bezug auf den Luftstrom halte ich sie bei den 65 Watt TDP der APU sowieso für eher kritisch. Die Festplatte habe ich daher, ebenfalls mit Anschlag-Dämpfern versehen, direkt an der Gehäusewand verbaut. So blockiert sie immer noch einiges vom Luftstrom, was sich bei meinen Tests jedoch nicht weiter negativ bemerkbar gemacht hat. Die Temperatur verweilt im Betrieb bei ca. 36°.
TDP-Tweaks
65 Watt TDP bei bis zu 100 Watt Realverbrauch sind für das kleine Gehäuse auf die Dauer zu viel. Mir wäre es am liebsten gewesen, die cTDP der APU zu adressieren und sie so auf 45 Watt zu limitieren, aber das gibt das Board an Optionen nicht her. Die sparsameren Raven Ridges mit von vornherein 35 Watt scheinen leider ausschließlich für OEMs reserviert zu sein. Ich habe also einen Offset von -0,1 Volt (weniger erlaubt das Board leider nicht) festgelegt sowie XFR deaktiviert, damit das Mainbaord nicht wieder nach oben nachregelt. Damit erreiche ich die oben genannten Verbrauchswerte und nach einer Stunde Vollast auf CPU (die dann auf 2,8 GHz drosselt) und GPU 82° im APU-Package. Idle sind es unter 40°. Für eine zusätzliche Stromersparnis ließe sich noch das SMT deaktivieren, wobei man dann auch direkt auf einen 2200G setzen könnte.
Boot after Powerloss
Ein letzter Tipp: dieses Feature sorgt dafür, dass der Rechner direkt hochfährt, sobald er Spannung bekommt. Ich schalte die Steckerleiste über Nacht sowieso immer aus, sodass die Aktivierung dieser Option ein nerviges Hinter-den-Bildschirm-greifen obsolet macht.
Fazit und Alternativen
Insgesamt bin ich mit dem System sehr zufrieden, weil es äußerst leistungsstark und dabei kompakt ist. Für ein paar letzte Tweaks (Lautstärke und Stromverbrauch) hat mir bisher die Zeit gefehlt. Das Mainboard macht es einem etwas schwer (ich musste direkt ein CMOS-Reset machen, um das BIOS überhaupt angezeigt zu bekommen) und bietet hinsichtlich Offset und cTDP bisher leider nicht die Optionen, die ich mir wünsche. Zudem ist die Bedienoberfläche ziemlich verschachtelt. Hier ist es also sinnvoll, die vorhandenen Alternativen noch einmal genauer auszukundschaften. Was das Gehäuse angeht, merkt man ihm und leider vor allem auch der verbauten Stromversorgung den günstigen Preis deutlich an. Die einzigen mir bekannten Alternativen mit passender VESA-Mount sind das Chieftec Compact IX-01B (Test bei Computerbase & tweakpc-Lesertest) und das Chieftec Compact IX-03B. Auf diese habe ich nicht zurückgegriffen, weil das zugehörige 120 Watt-Netzteil noch einmal mit 50,- Euro zu Buche schlägt. Eventuell würde hier sogar das Inter-Tech Netzteil passen, das habe ich aber nicht weiter nachverfolgt. Bei Betrachtung der Bilder sehen die VESA-Mounts und Käfige sich übrigens alle auffallend ähnlich... Wer ein 5,25"-Laufwerk verbauen will, für den gibt es das Inter-Tech Mini ITX-603 bzw. entsprechende Käfig-Erweiterungen für die beiden Chieftechs.
Also: Ich hoffe, der Guide hilft einigen weiter. Ich selbst hätte im Fazit doch lieber noch etwas länger nach Mainboards recherchiert und am Ende auf ein Chieftech-Gehäuse und eventuell auch Netzteil, der Effizienz wegen, zurückgegriffen. Leider hat mir zum Zeitpunkt der Bestellung die Zeit dafür gefehlt. Aber deswegen gibt es ja jetzt diesen Guide, damit ihr meine Fehler nicht wiederholen müsst
Die hier geschilderte ist die absolute Budget-Variante, in die man mit dem Noctua, den Chieftech Komponenten und eventuell einer APU in der Delidded-Variante auch noch mal gute 100,- Euro mehr investieren kann. Ob man das will, bleibt jedem selbst überlassen.
PS: Der Guide ist ohne Fotos und genauere Messungen, weil der Rechner bereits bei meinem Vater im Einsatz ist. Wenn welche gewünscht werden, kann ich die eventuell nachreichen.
da sich mir die Marktreife diverser Alternativen zu lange hingezogen hat, habe ich beschlossen, mir einen Ultrakompaktrechner auf Basis von Raven Ridge selbst zu bauen. Er soll ein 10 Jahre altes Office-System mit einem Intel E4400 ersetzen und im Idealfall wieder 10 Jahre lang laufen. Ein wichtiges Kriterium war die Möglichkeit, den Rechner hinter einem Bildschirm montieren zu können und dementsprechend seine Kompaktheit. Außerdem sollte das System möglichst leise sein (was mir zumindest bisher nicht restlos gelungen ist).
Hier die Komponentenliste:
- AMD Ryzen 5 2400G (gibt's auch delidded zu kaufen, um die Abwärme schneller abzuführen)
- Noctua NF-A9x14 PWM
- Arctic Silver 5 Wärmeleitpaste
- ASRock Fatal1ty AB350 Gaming-ITX/ac (Liste mit unterstütztem RAM gibt's hier)
- Crucial Ballistix Tactical DIMM Kit 8GB DDR4-2666
- Samsung SSD 970 EVO 250GB
- HGST Travelstar Z5K1 1TB
- Inter-Tech Mini ITX-601 (Website & Datenblatt)
- 2x Noiseblocker NB-BlackSilentFan XS1
- Inter-Tech externes Netzteil 120 Watt
- Digitus DA-90303-1 VESA-Mount
- (Anschlag-Dämpfer)
- (selbstsichernde 5er Muttern, Unterlegscheiben)
- (dünne Schrauben, ca. 2,5 cm lang)
VESA-Mount
Der erste Schritt, der noch vor dem Einbau des Mainboards unternommen werden muss, ist, die Vesa Mount im Innenraum zu befestigen. Ich habe dazu auf die oben verlinkte zurückgegriffen, da die originale leider nicht mehr verkauft wird (wobei diese von Chieftec baugleich aussieht). Die passenden Schrauben liegen bei, damit es vollends passt, braucht es noch selbstsichernde 5er Muttern und Unterlegscheiben dazu. Auf die Schraubenköpfe habe ich noch Anschlagdämpfer geklebt, damit auch sicher nichts kurzschließt. Ist aber wahrscheinlich überflüssig, weil die Schrauben fest sitzen.
Mainboard
Auf den Einbau der VESA-Mount folgt das Mainboard. Einfacher wird's wenn man die an zwei Schrauben befestigte PSU (Verteilerboard) vorab entfernt und hinterher wieder einsetzt. Das geht ohne Probleme.
CPU-Lüfter
Der Boxed-Lüfter ist mit über 4cm zu hoch für das ITX-601. Die einzige Alternative dazu, der Noctua NH-L9a-AM4 (evtl. passt mit diesem auch die Festplattenwanne, s.u.), war mir jedoch zu teuer. Ein wenig Recherche hat mich auf Reddit geführt, wo ein User davon berichtet hat, dass er Löcher in einen Noctua NF-A9x14 PWM gebohrt hat, um damit auch den Boxed-Kühler auf unter 4cm zu bringen. Gesagt, getan. Es ging ganz gut, auch die Entkoppelungsgummis blieben dabei intakt. Dann gilt es, zunächst den Kühlkörper ohne Lüfter auf dem Mainboard zu montieren und dann erst den Lüfter. Sonst wird es arg frickelig.
Gehäuselüfter
Im Gehäuse habe ich an der Oberseite (einzige logische Position) zwei aus dem Gehäuse blasende 5cm Gehäuselüfter angebracht. Da die Lamellen des Gehäuses zu dünn für Schrauben sind, habe ich sie mit Sekundenkleber fixiert. Nicht schön, aber wie gesagt war die Optik für mich irrelevant. Es gibt etwas Gegendruck von unten, sodass auch ein Versagen des Klebers kein Problem wäre. Kabelbinder o.ä. wären auch möglich. Die Lüfter drehen mit 3000 rpm, was es sinnvoll macht, den dem Noctua-Lüfter beiliegenden Spannungswandler mit dem ebenfalls beiliegenden Y-Kabel zu kombinieren und damit die Lüfter zu drosseln. So wird es schon mal merklich leiser. Über die Mainboard-Lüftersteuerung war leider nicht mehr zu erreichen, da muss ich wohl noch mal ran. Die beiden Lüfter zu verbauen halte ich allemal für sinnvoll um den Luftstrom zu optimieren und dadurch die Lebensdauer der Komponenten zu verlängern. Gerade die verbaute interne PSU des Inter-Tech macht mit kreuz und quer abstehenden Flüssigkondensatoren und an den Lötstellen durchscheinendem Kupfer den Eindruck, als könne sie die Kühlung gut vertragen.
Festplattenposition
Auf Grund der Höhe des CPU-Kühlers kann die vorgesehene Metallwanne für die Festplattenmontage nicht verbaut werden. Im Bezug auf den Luftstrom halte ich sie bei den 65 Watt TDP der APU sowieso für eher kritisch. Die Festplatte habe ich daher, ebenfalls mit Anschlag-Dämpfern versehen, direkt an der Gehäusewand verbaut. So blockiert sie immer noch einiges vom Luftstrom, was sich bei meinen Tests jedoch nicht weiter negativ bemerkbar gemacht hat. Die Temperatur verweilt im Betrieb bei ca. 36°.
TDP-Tweaks
65 Watt TDP bei bis zu 100 Watt Realverbrauch sind für das kleine Gehäuse auf die Dauer zu viel. Mir wäre es am liebsten gewesen, die cTDP der APU zu adressieren und sie so auf 45 Watt zu limitieren, aber das gibt das Board an Optionen nicht her. Die sparsameren Raven Ridges mit von vornherein 35 Watt scheinen leider ausschließlich für OEMs reserviert zu sein. Ich habe also einen Offset von -0,1 Volt (weniger erlaubt das Board leider nicht) festgelegt sowie XFR deaktiviert, damit das Mainbaord nicht wieder nach oben nachregelt. Damit erreiche ich die oben genannten Verbrauchswerte und nach einer Stunde Vollast auf CPU (die dann auf 2,8 GHz drosselt) und GPU 82° im APU-Package. Idle sind es unter 40°. Für eine zusätzliche Stromersparnis ließe sich noch das SMT deaktivieren, wobei man dann auch direkt auf einen 2200G setzen könnte.
Boot after Powerloss
Ein letzter Tipp: dieses Feature sorgt dafür, dass der Rechner direkt hochfährt, sobald er Spannung bekommt. Ich schalte die Steckerleiste über Nacht sowieso immer aus, sodass die Aktivierung dieser Option ein nerviges Hinter-den-Bildschirm-greifen obsolet macht.
Fazit und Alternativen
Insgesamt bin ich mit dem System sehr zufrieden, weil es äußerst leistungsstark und dabei kompakt ist. Für ein paar letzte Tweaks (Lautstärke und Stromverbrauch) hat mir bisher die Zeit gefehlt. Das Mainboard macht es einem etwas schwer (ich musste direkt ein CMOS-Reset machen, um das BIOS überhaupt angezeigt zu bekommen) und bietet hinsichtlich Offset und cTDP bisher leider nicht die Optionen, die ich mir wünsche. Zudem ist die Bedienoberfläche ziemlich verschachtelt. Hier ist es also sinnvoll, die vorhandenen Alternativen noch einmal genauer auszukundschaften. Was das Gehäuse angeht, merkt man ihm und leider vor allem auch der verbauten Stromversorgung den günstigen Preis deutlich an. Die einzigen mir bekannten Alternativen mit passender VESA-Mount sind das Chieftec Compact IX-01B (Test bei Computerbase & tweakpc-Lesertest) und das Chieftec Compact IX-03B. Auf diese habe ich nicht zurückgegriffen, weil das zugehörige 120 Watt-Netzteil noch einmal mit 50,- Euro zu Buche schlägt. Eventuell würde hier sogar das Inter-Tech Netzteil passen, das habe ich aber nicht weiter nachverfolgt. Bei Betrachtung der Bilder sehen die VESA-Mounts und Käfige sich übrigens alle auffallend ähnlich... Wer ein 5,25"-Laufwerk verbauen will, für den gibt es das Inter-Tech Mini ITX-603 bzw. entsprechende Käfig-Erweiterungen für die beiden Chieftechs.
Also: Ich hoffe, der Guide hilft einigen weiter. Ich selbst hätte im Fazit doch lieber noch etwas länger nach Mainboards recherchiert und am Ende auf ein Chieftech-Gehäuse und eventuell auch Netzteil, der Effizienz wegen, zurückgegriffen. Leider hat mir zum Zeitpunkt der Bestellung die Zeit dafür gefehlt. Aber deswegen gibt es ja jetzt diesen Guide, damit ihr meine Fehler nicht wiederholen müsst
Die hier geschilderte ist die absolute Budget-Variante, in die man mit dem Noctua, den Chieftech Komponenten und eventuell einer APU in der Delidded-Variante auch noch mal gute 100,- Euro mehr investieren kann. Ob man das will, bleibt jedem selbst überlassen.
Zuletzt bearbeitet:
(Abschnitt "Mainboard" ergänzt.)