Bedenkträgertum und Bürokratie die Hauptursache für gesellschaftliche Stagnation?

E

Erdenkind

Gast
Hallo,


Kann es sein, dass das heutige Bedenkträgertum gepaart mit der Bürokratie in der westlichen Welt den Fortschritt bremst?


Wie ich drauf komme? Wenn ich die technischen Durchbrüche der ersten und teilweise auch zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts betrachte, dann stelle ich fest, dass diese innerhalb kürzester Zeit entwickelt und weitflächig implementiert worden sind: Schaut allein mal, was im WWII alles erfunden und innerhalb weniger Jahre dem Otto-Normal-Bürger bzw. zivilen Luftfahrt/Schifffahrt zugänglich gemacht wurde. Kernstaltung wurde 1938 entdeckt, kurze Zeit darauf gab es bereits den ersten kommerziellen Reaktor und nicht viel später die Atombombe. Und wie schnell die Atombombe entwickelt worden ist: beachtlich!! Ähnlich die Raumfahrt: wie schnell das alles in den 50ern und 60ern voranging: unglaublich! Respekt vor dieser Meisterleistung der damaligen Pioniere und mutigen Menschen! Oder der Fortschritt und Entwicklung der Industriegesellschaften in den 50ern und 60ern!


Allgemein habe ich das Gefühl, dasss es früher wesentlich mehr Macher gab: man sagte sich: das machen wir jetzt, obwohl es schwer werden wird, ABER wir ziehen das durch! Wir können das! Wir schaffen das! Und man schaffte es! In den 1950ern konnte man noch nicht mal unbemannte Raketen stabil in den Orbit bringen bzw. ohne die Startplattform dabei in die Luft zu sprengen und bereits Ende der 60er standen die ersten Menschen auf dem Mond... :eek:


Vergleicht das mal mit Heute: Heute labert man nur anstatt mal zu machen: Die Marsmissionen werden jetzt schon seit den 80ern geplant und vom Bedenkträgertum madig geredet. Seit 20 Jahren höre ich: in 10 Jahren fliegen wir auf den Mars und so wie es aussieht, werde ich es in diesem Leben nicht mehr erleben! Ja, selbst für eine Mondmission plant man heutzutage trotz vorhandener Technologie 30 Jahre Vorlaufzeit ein, obwohl es unsere Groß- und Urgroßväter in weniger als 10 Jahren geschafft haben. Ich mein WTF!?? Warum muss das heute alles soviel länger dauern und am Ende kommt's dann eh nicht zu Stande?


Das gleiche mit Autobahnen und Magnetschwebebahnen. Wieviele Jahrzehnte wurde die deutsche Magnetschwebebahn geplant? Und dann reichte es nur für ein kurzes Teststück und am Ende verscherbelte man die Technologie an die Chinesen? Geht's noch? Wo bleibt der Fortschritt? Genauso mit der Kernfusion. Da geht es nicht wirklich voran. Anstatt da mal ordentlich Geld reinzupusten und ein paar fähige Macher das schaukeln zu lassen, wird es seit Jahren zerredet und für unmöglich und nicht rentabel erklärt! Was sind wir den heute für heulsusenmäßige Weicheier, die bei jedem kleinen Problem aufgeben!? Ähnlich das X33-Spaceshuttle! Das Ding war fast fertig und hätte die Raumfahrt um einiges vorangebracht und günstiger gemacht, wurde aber eingestellt wegen ein paar kleinen Problemen(Gewicht, Tank...) und den "ausufernden Kosten" (*lol* Ja, eine Milliarde $ für die Zukunft der Raumfahrt ist wirklich ausufernd :freak: ). Würde man einen vonBraun oder Teller oder einen der anderen großartigen Leute von damals an sowas ransetzen: der X33 würde heute bereits die Erde umkreisen! Aber wir unfähigen Deppen von heute geben ja sofort auf, wenn ein paar kleine Problemchen auftreten oder es mal etwas stressiger wird und lassen uns vom Bedenkträgertum unsere Visionen zerstören! Außerdem: warum muss heute alles 30 Jahre bis in's kleinste geplant werden? Am Ende wird es doch eh nicht umgesetzt. Früher hat man doch auch nicht Jahrzehnte geplant bevor man es dann umsetze!?? Heutzutage dauert die Planung und Umsetzung eines 30km langen (wichtigen!!) Autobahnstücks 20 und mehr Jahre. Früher(in den 50ern und 60ern) ging es doch auch wesentlich fixer! Was ist denn heute los? SInd wir dümmer geworden? Fauler? Zuviel Bürokratie und bedenktragende Körnerfresser?
 
Nun ja, Deine Sichtweise der Dinge ist ja doch schon etwas einseitig, wenngleich natürlich auch ein Kernchen Wahrheit in dem steckt, was Du da vorträgst !

Zum einen ist es nicht wahr, dass wir heute keine schnellen Fortschritte in der Technik mehr machen; schau Dir nur einmal die atmemberaubende Rasanz der Entwicklungen auf dem Sektor der Datentechniken und Informationstechnologien an ! Diese Revolutionen, die wir da erleben, fanden im wesentlichen in den letzten 10 bis 20 Jahren statt; denke mal alleine an GPS oder Drucktechnik ! Die weltweite Navigation war vor noch nicht langer Zeit noch eine Frage von Sextanten und ähnlichem heute hat sie jeder im Auto oder gar auf seinem Smartphone; vor 20 Jahren konnte man privat noch keinen Farbdruck herstellen, heute kostet so was Pfennige , und zum Telefonieren unterwegs war man nicht erreichbar bzw. musste umständlich eine Telefonzelle aufsuchen ! Telefonieren im Ausland oder ins Ausland waren noch weitgehend Abenteuer !

Ich will es einmal bei diesen wenigen Beispielen belassen, man könnte aber endlos weiter aufzählen, etwa in der Medizin, Fahrzeugtechnik, Genforschung etc. etc. etc. !!!

Die Projekte, die Du als nicht oder nur mit größeren Verzögerungen vielleicht machbar bezeichnest, sind im Wesentlichen Dinge, die sich wirtschaftlich nicht rechnen, etwa Mond- und Marsflüge, weshalb diese schon an den vorhandenen Finanzressourcen scheitern !

Auch wenn Du das mit den Finanzen in Anbetracht der Großartigkeit solcher Vorhaben etwas ins Lächerliche ziehst, aber es ist nun einmal Fakt, dass diese Dinge halt von irgendjemandem bezahlt werden müssen und kein entsprechendes Payback bringen ! Wer aber soll das denn bezahlen, wenn heute alle Haushalte und Staaten und auch viele privaten Investoren bis zur Halskrause verschuldet oder überschuldet sind, Schulden, mit denen eben teilweise oder ganz die von Dir aufgezählten schnellen Fortschritte in der Vergangenheit erkauft wurden und heute bedient werden müssen !

Nur nebei: heute erwartet ja auch jeder eine üppige Bezahlung und wirtschaftliche und soziale Sicherheiten, wenn er sich zu große Leistungen verpflichten soll; früher wurden die großen Erfindungen oftmals aus der Not und unter unglaublich primitiven und wirtschftlich kaum tragbaren Umständen gemacht, auch etwa und besonders in Zwangssituationen wie Kriegen und ähnlichem !

Auch der von Dir zitierte Transrapid ist ein untaugliches Beispiel, um Deine Argumentation zu bekräüftigen, denn eine Umstellung unseres Personentransportes in Deutschland oder sonst irgendwo auf der Welt auf das eigentlich wünschenswerte Transrapidsystem, wäre von unbezahlbaren infrastrukturellen Massnahmen bis hin zu Problemen begleitet, die sich, wie bei uns etwa, aus der Besiedlung eines der am dichtesten besiedelten Länder der Erde auch in ökologischer Hinsicht ergeben; auch die meisten anderen Industriestaaten, wo das System sinnvoll wäre, sind meist sehr dicht besiedelt und die Trassen für den Ausbau des schienengebundenen Bahnverkehrs bestehen eben oder können sukzessive erweitert werden.

Aber nochmal: das Geld ür die Umstellung der Personenbeförderung auf das Transrapidsystem ist auch einfach nicht da, schon gar nicht vor dem Hintergrund immer weiter ausufernden Finanzbedarfes in der ganzen Welt für die Gewährleistung einfachster menschlicher Bedürfnisse einer überbordenden Weltbevölkerung und den Erfordernissen der ökologischen Probleme ! Mehr als ein Drittel der Menschheit leiden an Hunger oder sind am Verhungern !

Ein Flug zum Mars ohne auch nur im Ansatz irgendwelche greifbaren wirtschaftlich vertretbaren Ergebnisse wäre heutzutage deshalb geradezu eine exorbitante Wertevernichtung und in im Hinblick auf die ökologische und humanitäre Herausforderungen der Zunkunft blanke Unsinn, selbst wenn so was oder ähnliches irgendwie noch finanzierbar wäre; schon für einen Flug zum Mond würde das auch schon gelten !

Es ist also, wie mit allem, vieles hat viellerlei Ursachen und Wirkungen und vieles Wünschenswerte scheitert eben an der immer zunehmenderen Komplexität der Entwicklungen auf unserem Erdenrund !
 
Zuletzt bearbeitet:
@te
dir ist schon klar, dass alle von dir genannten fortschritte vor dem hintergrund der vernichtung der menschheit oder großer teile davon (ww1, ww2, kalter krieg, ...) gemacht wurden? aprich: wie bringe ich möglichst effizient viele meiner gegner um? oder: wie schüchtere ich möglichst viele andere ein, damit ich bestimmen kann?

konkurrenzkapf und machtaffinität sind beides sehr gute katalysatoren. wenns den menschen gut geht, werden sie bequem. es gibt einfach keine notwendigkeit, keinen druck. was würde es bringen, auf den mars zu fliegen? ok, man wäre da. aber wen will man damit beeindrucken? kann man damit geld oder macht erlangen? DAS sind die motoren des menschlichen fortschritts. denk(t) mal drüber nach, es ist wirklich so einfach, wenn mans aufs wesentliche reduziert. ;)

sorg für einen großen krieg, dann hast du auch keine probleme mit dem "bedenkträgertum". entwicklungen und fortschritt in friedenszeiten sind nunmal nicht so eindrucksvoll wie fusionsbomben oder mondlandungen. aber wie gesagt: es besteht auch keine notwendigkeit für selbige. eigentlich ganz einfach, oder?
 
Denke ich auch - es ist aktuell einfach niemand da, den man übertrumpfen muss. Ich gehe aber davon aus, dass sich das tatsächlich schon bald ändern könnte. Wenn China bald zu einer Super-Wirtschaftsmacht aufgestiegen ist, wird es auch hier wieder Entwicklungskriege zwischen Ost und West geben.
 
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