@Keshkau
Wir orientieren uns derzeit an dem Kriterium der Bedürftigkeit, wenn es um Sozialleistungen geht. Da leuchtet mir nicht ein, warum einem Angestellter, der 4.000 Euro brutto verdient, noch ein Grundeinkommen nachgeworfen werden soll.
Auch oder gerade ein 4000 EUR-Verdiener zahlt Steuern. Davon hat auch er durchaus ein Anrecht, etwas davon wieder zurückzubekommen und/oder anderweitig ausgeglichen zu werden. Das geht aber schon wieder sehr ins Detail. Es geht erstmal nur ums Prinzip. Über Art und Weise, Staffelung und mögliche Höchstgrenzen will ich jetzt nicht wieder diskutieren, hatten wir doch schon mal. Es gibt da zig Modelle.
Aus meiner zweiten Quelle (Seite 5) in Beitrag # 488 geht hervor, dass 73,1 Prozent aller 20- bis 29-Jährigen ohne Berufsabschluss keinen Schulabschluss haben (2001).
Das meinte ich aber nicht mit mittleren Jahrgängen. Ich bezog das auf 30 - 45 jährige. Und die haben in der Regel einen oder mehrere Betriebsabschlüsse und/oder Berufserfahrung, sind relativ flexibel, lernfähig, arbeitswillig, begnügsam und nicht vermessen in ihren Ansprüchen.
Überhaupt, selbst meine Oma oder Mutter mit "Hauptschul-Abschluss" (wird inzwischen aktuell so gewertet) können Prozentrechnen und einfachste Mathematik und auch deren Allgemeinbildung ist gut bis sehr gut. Ich weiß nicht was da heute schief läuft bzw. in der Schule vermittelt wird, dass viele Jugendliche nicht mal einfachste Dinge mehr beherrschen?
Aber wer ein Jahr lang unter solchen Bedingungen gearbeitet hat, kann sich viel eher mit Erfolg auf einen besser bezahlten Job bewerben als jemand, der in dieser Zeit zuhause geblieben ist.
Ist es wirklich so? Wenn ich also 1 Jahr oder länger in ein oder mehreren geringfügige Beschäftigungen tätig war, dann wirkt sich das förderlich auf meinen eigentlich erlernten Beruf aus und erhöht die Wiedereinstiegschancen? Abgesehen davon, dass nicht jeder Minijobber die ausreichende Zeit hat sich anderweitig umzusehen: Meinst Du nicht, das der Jobumsteiger (Arbeitgeberwechsel) dennoch bevorzugt wird?
Ich habe es mehrfach in meinem Umfeld erlebt, dass es - wenn diese Personen überhaupt fest und vollzeitbeschäftigt eingestellt wurden, außnahmslos aufgrund staatlicher Förderungen und Wiedereingliederungszuschüsse hinaus lief. Dann waren sie plötzlich wieder attraktiv für den AG, da günstiger. Plötzlich war die Qualifikation zweitrangig und sie bekamen die Chance.
Es geht mir auch nicht um die Sachbearbeiterin oder Sekretärin, die heute Kenntnisse im Umgang mit dem PC und MS-Office vorweisen muss. Dafür gibt es nun wirklich tausende Weiterbildungsangebote. Doch wenn sie nach diesen Maßnahmen und zig Bewerbungen keine Chance bekommt, ihr erlerntes umzusetzen und dadurch wieder zurück geworfen wird, dann ist das nicht ihre Alleinschuld.
Weil tausend andere und jüngere eben das gleiche können und/oder geringere Ansprüche haben und selbst die keine Stelle bekommen und schon Probleme haben.
Das liegt daran, dass gerade Familien noch aus anderen Töpfen bedient werden (Kindergeld, Wohngeld, wodurch ihr Einkommen ohnehin aufgestockt wird).
Tja aus meiner Sicht sehr einfältige Politik. Dummerweise fallen viele vom Standardfamilienmodell abweichende, wie zb Alleinerziehende und Alleinstehende durchs Raster. Die profitieren aufgrund unausgeorener gesetzliche Regelungen nicht regelmäßig von diesen Töpfen.
Bislang ist es doch eher so, dass die, welche sowieso schon über ausreichende finanzielle Mittel verfügen, weit weniger Hürden und Probleme haben, als die Leistungsbezieher.
Die müssen alles offenlegen, denen wird jeder Cent Einnahmen als Einkommen auf den Leistungsbezug knallhart angerechnet, denen werden Bildungsangebote verweigert bzw. ALG-I bevorzugt, denen wird vorgeschrieben wo sie sich zu bewerben haben, wie sie zu leben haben, die werden doch entmündigt. Die haben kaum Vorsorgemöglichkeiten, von was denn auch.
Die Kindergeld-/Wohngeld-/Unterhalts-Problematik alleinerziehender Hartz-IV EmpfängerInnen ist Dir vielleicht bekannt? Nur ein Beispiel. Mit schönen Grüßen an die Familienministerin. ^^ Soviel zum Thema Kinderarmut bekämpfen.
Wenn wir von Fachkräftemangel sprechen, dann denke ich zuerst an hochqualifizierte und sehr stark spezialisierte Arbeitnehmer, bevorzugt mit Hochschulabschluss. Doch diese werden immer knapp sein, aus den unterschiedlichsten Gründen. zb.
- schnelle Fluktuation der Anforderungen in der Wirtschaft und des Marktes, da kann einseitige Spezialsierung auch mal mittelfristig nach hinten losgehen -> unflexibel, wovor viele Bange haben, wie wärs wenn die Firmen ihre Leute wieder ausbilden und nicht däumchendrehen und barmen, bis die passende Taube vorbei geflogen kommt?
- Bildungspolitik, wenn jeder 2. BWL studiert brauchen wir uns nicht wundern, dass es an anderen Stellen mangelt
- verschenktes Potenzial, in keinem anderen Land ist Bildung so stark vom sozialen Status (auch der Eltern) abhängig wie in Deutschland, nur Rumänien und Bulgarien können noch mit uns konkurrieren
- nicht jeder bringt für alle Anforderungen eine Grundeignung mit. Bildung alleine ist leider keine Lizenz zum Gelddrucken.
Doch so oder so, wir brauchen eine Lösung für die bestehenden Generationen. Oder ignorieren wir sie bis sie an Altersschwäche oder Armut gestorben sind? Der Trend lässt es zumindest vermuten.