Leserartikel Benchmark einer Ironwolf 8TB zum Vergleich zum aktuellen Test der Crucial P3

Bigeagle

Lt. Commander
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Nach dem ich den Test zur Crucial P3 gelesen hatte juckte es mich doch in den Fingern mal einen Vergleich dieser für eine SSD sehr dürftigen Performance zu einer 'typischen' HDD zu haben. Eine Antwort auf die Frage die sich mir stellte, ob bei einer solchen SSD eine altmodische HDD nicht sogar ein upgrade darstellen würde.
Glücklicherweise kann ich sogar einen praxisnahen Benchmark machen bei der die HDD nicht fast leer und somit unrealistisch schnell ist (wer hält seine Platte schon leer?) sondern etwa halb voll und mit über jahren gewachsene Datenverteilung durch upgrades, mods etc, was zumindest die Lesegeschwindigkeit beeinflusst da die Daten in den Ordnern nicht mehr sequentiell auf der Platte liegen. Quasi 'real world performance' :D
Eine SSD hat den Vorteil dass der Füllstand nahezu keinen und die nicht sequentielle Verteilung einen erheblich kleineren Effekt hat. Daher gehe ich davon aus dass die Benchmarks mit einer frischen SSD eher praxisnah sind als es bei einer HDD der Fall wäre.

Hardware:
HDD ist eine Seagate Ironwolf 8 TB (ST8000VN0022) von 2018
SSD ist eine Samsung 870 Evo
beide an SATA3 und praktisch ohne weitere Zugriffe abseits des Benchmarks

Vorbereitung:
'Defragmentieren und Optimieren' mit Auslogics DiskDefrag um die Fragmente an freiem Speicherplatz zu reduzieren und weniger quasi zufällige kleine Schreibzugriffe zu messen. Die Optimierung versucht die Daten möglichst in einem lückenlosen Block zusammenzuführen, jedoch ohne kompromisslos Daten zu verschieben. Vorher gab es über 120.000 Fragmente an freiem Speicherplatz, danach etwa 20.000.
Zur Veranschaulichung:
2022-09-06 22_50_06-Auslogics Disk Defrag.png

Defragmentierung der MFT mit contig.
Reduktion des freien RAM mittels GIMP um den Einfluss des Dateicaches zu reduzieren.
2022-09-07 13_07_07-Windows Task-Manager.png


Benchmark:
Kopieren der Daten mittels robocopy.
Beispiel: robocopy.exe /E /NFL /NDL /R:0 /LOG+:I:\benchlog.txt K:\tmp\2.test-bad G:\tmp\
Erläuterung:
robocopy ist seit Windows Vista standardmäßig verfügbar, unterliegt nicht den Beschränkungen des Windows explorers bei langen Pfaden und gibt Zeit und Geschwindigkeit des Kopiervorgangs aus.
/E schließt Unterordner mit ein
/NFL und /NDL deaktivieren die Auflistung der einzelnen Dateien und Ordner, da dies unter Umständen länger dauert als der eigentliche Kopiervorgang und somit das Ergebnis verfälschen würde.
/R:0 soll sicherstellen dass Dateien bei Fehlern übersprungen werden anstatt zu warten und es erneut zu versuchen.
/LOG+ lässt robocopy das log in eine Datei schreiben, so entfällt die Ausgabe des Terminals als Flaschenhals.

Verbleibende Einschränkung ist dass robocopy den Kopiervorgang als beendet erklärt obwohl noch Daten im Cache liegen die auf die Platte geschrieben werden. Ein Windowsäquvalent zu 'sync' auf Unix/Linux ist mir leider nicht bekannt. Dadurch können im worst case noch einige GB im RAM liegen wenn der Benchmark für beendet erklärt ist.

Daten:
Da ich nicht herausfinden konnte welche Steam Spiele von CB für den praxistest kopieren verwendet werden und diese ggf. nicht bei mir verfügbar sind habe ich zwei Pakete mit ähnlicher Größe zusammengestellt die jeweils einen günstigen, bzw ungünstigen Fall mit wenigen, bzw vielen einzelnen Dateien abbilden. Es ist wohlgemerkt kein best oder worst Case, sondern nur die jeweiligen Extremfälle unter den größten Spielen in meinem Steam Ordner. Zur Ermittelung dieser wurde WinDirStatportable genutzt, die Spieleordner nach Größe sortiert und die mit den wenigsten, bzw meisten Dateien zu einem Paket passender Größe zusammengefasst.
Der good case umfasst: Anno 2205, Wolfenstein The New Order, Wolfenstein The Old Blood und eine etwas ältere Fassung von Elder Scrolls Online.
2022-09-08 11_45_19-Eigenschaften von 1.test-good.png

Der bad case umfasst: Dragon Age Ultimate Edition, Elite Dangerous, Fallout New Vegas (mit reichlich Mods), Left 4 Dead 2, Medieval II Total War (mit reichlich Mods), Mount&Blade Warband (mit reichlich Mods), Rome Total War Gold (mit Mods), Space Engineers und Xenonauts.
2022-09-08 11_45_31-Eigenschaften von 2.test-bad.png


Die einzelnen Durchläufe:
kopieren
1. kopieren des good case auf der HDD, etwa 79 MB/s
2. kopieren des bad case auf der HDD, etwa 49 MB/s
lesen
3. kopieren des bad case von HDD auf SSD, etwa 98 MB/s
4. kopieren des good case von HDD auf SSD, etwa 203 MB/s
schreiben
5. kopieren des good case von SSD auf HDD, etwa 172 MB/s
6. kopieren des bad case von SSD auf HDD, etwa 136 MB/s
sondertest schreiben
7. kopieren des bad case von SSD auf HDD ohne reduzierten freien RAM, aber mit deaktiviertem Schreibcache für letztere, etwa 84 MB/s

Der deaktivierte Schreibcache sorgt allerdings vor allem für schlechte Performance und deutlich hörbares rattern der HDD durch viele Kopfbewegungen. Vermutlich da die vielen Schreibvorgänge für die Dateisystemverwaltung nicht mehr zusammengefasst werden können und die Zugriffe nicht mehr so gut sortiert werden. Am Caching der zu kopierenden Dateien im RAM ändert sich dadurch nichts.

Fazit:
Der bad case mit vielen kleinen Dateien liegt HDDs naturgemäß nicht, doch ist der Abstand beim good case beim kopieren auf dem gleichen Datenträger garnicht mal so groß. Muss die HDD nicht parallel lesen schreibt sie bei größeren Mengen auch im bad case schneller als die P3.
Wenn größere Spiele frisch installiert werden, oder Updates ohne aus- und wieder einpacken von Spieledaten ablaufen ist so eine alte HDD sogar schneller. Beim lesen und internen kopieren dagegen recht chancenlos.
Die HDD gewinnt dagegen aus meiner Sicht beim Preis/Leistungsverhältnis noch immer wenn die Lesegeschwindigkeit nicht besonders wichtig ist. Die Ladezeiten mancher Spiele skalieren nicht gut mit der Lesegeschwindigkeit, doch dazu möchte ich mal einen eigenen Test machen.
Unterm Strich schlägt sich die HDD auch halb voll besser als ich erwartet hätte und bietet selbst wenn man die Belegung aus performancegründen auf die hälfte begrenzt noch die doppelte Kapazität für das gleiche Geld. 4 Jahre nach dem HDD Kauf.
Wenn das nicht mehr genügt bleibt immer noch ein zweites Leben als Datengrab, wofür eine 1-2 TB SSD mit M.2 eher nicht taugt.

Wenn jemand ein äquivalent zum 'sync' auf Windows kennt wäre ich dankbar für einen Hinweis.
Die Rohdaten finden sich im 'benchlog.txt' im Anhang.
 

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Hm. Magst du mal eine ramdisk anlegen und von da aus auf beide Medien kopieren?
Ich kann dir gern ein Skript geben, dassdie gleichen Daten immer wieder schreibt. Einfach mal um zu schauen, wie es der P3 geht, wenn sie immver voller wird
 
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@madmax2010 ich hab keine P3, deren Test durch CB war nur der Aufhänger, weil ich wissen wollte ob meine SpieleHDD da nicht besser abschneidet im kopiertest ;)
ramdisk gestaltet sich schwierig, ich hab nur 32 GB. Kleine Datenmengen landen sowieso im Cache wenn man das nicht ausschließen kann, was ich für Windows bislang leider nicht kann.

Deshalb habe ich die Kopierdurchläufe auch nicht automatisiert, da ich gewartet habe bis die Daten aus dem RAM auch sicher auf der Platte lagen, diese dann gelöscht und erst wenn die Platte wieder sicher idle war habe ich den nächsten Test gestartet.

Ich sehe gerade dass ich den CB Test garnicht verlinkt habe :/
editier ich doch mal gleich.
Dieser hier ist gemeint
 
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