Berufliche (Neu-)Orientierung?!

Boonanza

Lt. Junior Grade
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Juni 2009
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Mein Problem zu beschreiben fällt mir schwer, hab schon beim Threadtitel nichts aussagekräftiges gefunden.

Ich bin mit meiner beruflichen Situation unzufrieden. Bin in der Jugendarbeit tätig und fühle mich dort fehl am Platze.

Hintergrund:
Männlich, 27, Soziologe M.A. Meine Fächer waren Soziologie (HF), Psychologie (NF) und Erziehungswissenschaften (NF). War dann ein gutes Jahr arbeitssuchend und habe mich in verschiedenen Bereichen beworben, zum Großteil jedoch auf Doktorantenstellen, da ich recht gut abgeschlossen habe. Nachdem ich bei einigen Bewerbungsgesprächen, Einstellungstests und Accessment-Centern war, aber nirgends die Stelle bekommen habe, habe ich leicht resigniert und mich im pädagogischen Bereich beworben. Dort sieht es so aus, dass "richtige" Sozialpädagogen händeringend gesucht werden/wurden und so bekam ich eine Stelle in der offenen Jugendarbeit. Nach fünf Monaten verspürte ich eine große Unzufriedenheit und konnte dies auch in Gesprächen mit meinen Kollegen/Vorgesetzen nicht klären. Ich erhielt über einen Kontakt ein Stellenangebot für einen ähnlichen Arbeitsbereich und wechselte in der Hoffnung, mich dort besser einzufinden. Na ja, falsch gehofft - es geht wieder los, ich freue mich nicht auf die Arbeit, ich gehe abends schlecht gelaunt nach hause, ich liege im Bett und grübel über die Arbeit, bin einfach unzufrieden.
Meines Erachtens hat das folgende Gründe:
- mein Studium war sehr theoretisch und wissenschaftlich ausgerichtet. ich habe nicht das nötige Zeug für den Job, ich kann mit Jugendlichen/jungen Erwachsenen zwar problemorientiert arbeiten und Hilfeangebote machen, aber ich habe keine Ahnung von Erlebnispädagogik und solchen Sachen.
- ich bin von meiner Persönlichkeit her ungeeignet, ich bin eher ein ruhiger und distanzierter Mensch. Wenn ich mich mit Kollegen vergleiche, die ich als "gutes Beispiel" sehe, dann habe ich das Gefühl, dass die diesen Beruf "leben", also mit Herz und Seele drin stecken und dadurch erfolgreich sind, ihnen fällt es leichter Kontakt und Beziehungen aufzubauen.
- ich fühle mich von der Arbeit nicht ausgelastet, ich langweile mich häufig geistig
- es gibt da noch einiges in dieser Richtung, etwa, dass es kaum Chancen gibt in diesem Bereich mal irgendwann aufzusteigen.

Nun steh ich irgendwie da und weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Einerseits glaube ich nicht, dass ich mit diesem Bereich noch warm werde, andererseits sieht es auch komisch aus, wenn man ewig studiert, ewig arbeitslos ist und dann alle paar Monate den Job wechselt, oder? Ersteres liegt mir unheimlich schwer im Magen, letzteres hält mich momentan davon ab mich anderweitig umzusehen. Einerseits muss ich in Anbetracht meiner Studienfächer (ja ja, man hätte es sich denken können) ja froh sein, einen Job zu haben, aber andererseits macht mich diese Unzufriedenheit echt fertig.

Hat jemand einen guten Rat?
 
naja, was soll man sagen.

Während des Studiums hätte Dir auffallen müssen, dass es sich um Sozialwissenschaften handelt und zwangläufig Arbeit mit Menschen ansteht.

In welchen Bereichen hast Du Dich denn wohlgefühlt?
Wären Fortbildungen ein Thema, um vllt zu einem späteren Zeitpunkt in andere Bereiche (Psychologe etc.) umzusteigen?

Ansonsten kann man nur sagen, dass Du Dich selbstfinden musst.
Dh, erkenne wo Du Dich einbringen und selbstständig arbeiten kannst.
Schaffe Dir Aufgaben, für die Du verantwortlich bist und erziele Erfolge darin!

So entdeckte ich bei mir die Freude.
Obwohl völlig anderes Metier, benötige ich im Grunde auch ein hohes Maß an Menschenkenntis und bin auf die Zusammenarbeit angewiesen.
Zu Beginn habe ich auch geglaubt, dass ich es nicht packen würde. Mittlerweile finde ich es spitze.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich würde an Deiner Stelle jedenfalls nicht kündigen! Arbeitslosigkeit würde den Druck nur noch zusätzlich aufbauen. Lieber aus einem festen Arbeitsverhältnis heraus bewerben, bzw. vorher erstmal richtig Gedanken machen!

- Was möchte ich machen?
- Ist das ein realistisches Ziel?
- Mit Freunden und Eltern reden (die Dich kennen)
- Unterstützung von Arbeitsvermittlern, Arbeitsamt holen, usw.
- Und so gut wie möglich den "Arbeitsfrust" am Arbeitsplatz lassen

Nur Mut, irgendwie geht es ja bekanntlich immer weiter!
 
das mit der "arbeit mit menschen" hört sich vielleicht etwa schlimmer an, als ich es meine. ich komme mit den meisten leuten gut klar, sowohl beruflich als auch persönlich. aber in diesem bereich scheint mir zwangsläufig eine vermischung von arbeit/freizeit und privat/beruf stattzufinden, die mir schwer fällt.

ich hab mich eher im bereich arbeit, betrieb, organisation und wirtschaft spezialisiert. ich war während des studiums in einem forschungsprojekt tätig, dabei ging es um veränderungsprozesse in kleinen und mittelständischen unternehmen. wir haben dinge wie rahmenbedingungen der kreditvergabe (basel 2), unternehmensübergabe usw. im zusammenhang mit führungsstilen, wissensmanagement, umgang mit arbeitnehmervertretung, fachkräfterekrutierung usw. untersucht. darüber habe ich auch meine abschlussarbeit in der soziologie geschrieben. in der psychologie war es eher andere bereiche: innerbetriebliche kommunikationsstrukturen, gesundheitsschutz, arbeitszufriedenheit usw.
da fällt mir ein: für die termine bei unternehmen musste ich mir damals einen anzug zulegen (man gewöhnt sich dran) und nun renne ich wieder in jeans rum, das ist natürlich ein vorteil der pädagogischen arbeit.

die psychologie hat mich wahnsinnig interessiert. ich hätte es gerne auf diplom studiert, nur mein abi war zu schlecht. mit ner weiterbildung ist es in dem bereich wohl nicht getan - aber nochmal ein studium in dem bereich absolvieren wäre finanziell schwierig.
___

edit:
kündigen auf keinen fall. die arbeitslosigkeit hat damals ganz schön am selbstwert gekratzt und ich war schon so weit, bei callcentern und zwielichtigen "finanzberatern" anzufangen und hatte glück einen job zu finden, den ich wenigstens moralisch vertreten kann. fast alles ist besser, als ohne arbeit da zu stehen. ich habe nun aber gemerkt, dass mir ein finanzielles auskommen nicht ausreicht, ich will perspektiven und (geistige) herausforderungen.
 
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Warum baust Du Dir nicht nebenher ein weiteres Tätigkeitsfeld auf, das mehr auf selbständigem Engagement beruhen könnte:

Beispiel: Du könntest Kontakte zu Presse und Fachzeitschriften knüpfen und Dich als Freier Journalist betätigen !

Außerdem könntest Du Kontakte zu Unternehmensberatungen knüpfen und Deine Dienste auf freiberuflicher Basis und nach Bedarf anbieten !

Sind erste Kontakte erst mal geknüpft und hast Du Substanz anzubieten, könnte sich Weiterführendes und Höheres schnell daraus ergeben !

Deinen Anzug hast Du ja wohl noch !

:volllol:
 
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Wie alt bist du denn und hast du ggf. noch andere Interessen?

Es gibt im ö.D. als Sozialwissenschaftler zwar grds. die Möglichkeit an interessante Stellen (Amtsleiter, Geschäftsführer) zu kommen, dafür wird aber überwiegend eine gewissen Berufspraxis vorausgesetzt.

Wenn dein Abschluss wirklich super war, dann versuche es doch weiter im universitären Bereich.

Oder noch mal bei 0 anfangen, hab ich auch gemacht und nicht bereut.
 
Im Personalwesen werden immer Leute mit guter Menschenkenntnis und Psychologiekenntnissen gesucht. Die Bindung an bestimmte Bildungswege ist vergleichsweise gering, sodass du auch mit deinem jetzigen Lebenslauf Erfolg haben könntest. Schau mal auf www.bewerberblog.de - da kann man Bewerbungen und alles drumherum mal aus Personalersicht kennen lernen; mich hat das auch bewegt, mich in die Richtung zu orientieren. Ob das dich inhaltlich glücklich machen würde, musst du natürlich selbst entscheiden.

Morgen trete ich ein Praktikum in einer weltweit tätigen Executive Search Beratung an - der Leiter der Niederlassung hier hat mit Germanistik und Sportwissenschaften auf Lehramt abgeschlossen und auch vorher schon Jobs auf höchster Führungsebene großer Konzerne gehabt. Mit ausreichend Motivation schaffst du in der Branche sicher den Ein- und Aufstieg.
 
Frag doch mal bei der Arbeitsagentur nach. Die bieten doch immer wieder mal Berufsfindungslehrgänge an.
Vielleicht kannst über so etwas rausfinden was du Neues machen möchtest.
 
hey,

ein arbeitsreiches wochenende hinter mir...

ja, so einen berufsfindungskram habe ich auch schon mal vor eineinhalb jahren während der arbeitssuche gemacht, empfand ich als wenig gewinnbringend. man kann tätigkeitsbereiche finden, die die eigenen interessen und vorhandenen kenntnisse berühren, findet aber nicht heraus, ob man dort auch auf lange sicht eine ansprechende tätigkeit hat. in richtung personalberatung habe ich auch schon das eine oder andere mal überlegt. habe zwei bekannte, die in der richtung tätig sind/waren und während der eine voll drin aufgeht, meinte der andere, dass es 2 monate sehr spannend und aufregend war, dann 2 monate noch ganz nett und das er es dann doch sehr öde fand. ich war ja auch schon ein paar mal bei einem assessment-center als bewerber und hab mir da auch gedacht, wenn ich jetzt einer von den 5 leuten da wäre, die sich von 9-21 uhr immer wieder antworten auf die gleichen fragen anhören müssen, würde ich mich wohl tödlich langweilen. na ja, man weiß es wohl erst, wenn man es ausprobiert hat...
 
Bleibt immer noch Executive Search - da kommen nicht die Bewerber zu dir, sondern du zu denen ;) Naja, ob das nun besser ist, weiß ich selber nicht. Noch nicht jedenfalls, sieht in 2 Monaten sicher anders aus :)
 
na dann geht wohl nichts am eigentlich "doing" vorbei. einfach ausprobieren. wir können dir nicht sagen ob dir das liegt oder nicht.
 
@ fidel: na dann warte ich gespannt auf einen erfahrungsbericht! gerne auch mal einen kurzen zwischendurch.

@ ds1: nun, habe gar nicht erwartet, dass mir jemand sagt, was mir liegt oder mir gar eine entscheidung abnimmt, ich finde aber einige antworten hier ganz anregend, etwa den vorschlag in richtung personalberatung.
 
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Man könnte auch schauen, welche AUfbaumöglichkeiten durch ein Masterstudium bestehen. Deinen Abschgluss kannst du bei vielen Unis als gleichberechtigt zum Bachelor anrechnen lassen, sodass ein Bachelor-Studium möglich wäre. Vielleicht ja sogar Lehramt?

Eine andere Möglichkeit besteht darin, sich durch die Arbeit durchzukämpfen und versuchen, eine externe Doktorandenstelle zu bekommen. Nach ein paar jahren Arbeit, könntest du dich als Prof an FHs bewerben, dann wärst du wieder im theoretischen Berech...
 

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