Bestimmen Tablet-PCs die Entwicklung von Linux-Desktops?

moonwalker99

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In den letzten Jahren haben sich Linux-Desktops grundlegend verändert. Gnome3 ist für bisherige Gnome-User nicht wieder zu erkennen, an Unity hat es auch viel Kritik gegeben. Mit dem Aufkommen von Tablet-PCs wird von vielen Leuten vorausgesagt, dass künftig bisherige Desktop-Rechner keine große Rolle mehr spielen werden. Kann es sein, dass sich die Entwickler von Linux-Desktops darauf einstellen?

Es ist schon ok, wenn sich Entwickler Gedanken machen, wie man einen Tablet-PC sinnvoll bedienen kann. Ich habe aber das Gefühl, dass die traditionellen PC-User als Versuchskaninchen angesehen werden, indem man ihnen die gleichen Bedienungskonzepte aufzwingt wie bei Tablet-PCs. So als ob man am PC im Browser nur noch die mobile-Versionen zu sehen bekommen würde. Sinnvoll finde ich das nicht.
 
@moonwalker99: Natürlich gucken sich die Entwickler auch den Trend zu Touchbedienung an. Gleichzeitig werden aber auch die alten UI weiter gepflegt. Es gibt zum Beispiel immer noch das Fallback, bei dem Gnome 3 dann so aussieht wie Gnome 2
 
Als PC-Nutzer einfach nicht jeden Blödsinn mitmachen. Dir wird (unter Linux) nichts aufgezwungen. Es gibt genug Alternativen. Für Tablets "optimierte" Grobmotoriker-GUIs darf man ignorieren. Der Streit um sogenannte Desktop-Umgebungen auf Linux-PCs wird vollkommen überbewertet. Fenster verwalten können sie alle. Sämtliche weitere Funktionalität ist optional und kann nach Belieben durch weitere Programme ergänzt werden.
 
mensch183 schrieb:
Dir wird (unter Linux) nichts aufgezwungen.

Man möchte aber schon eine stabile Distribution haben, die regelmäßig mit Updates versorgt wird. Man möchte auch eine breite Community haben, die man kontaktieren kann, wenn man Fragen hat.
Bisher war Ubuntu eine Distri, die man jedem empfehlen konnte. Gnome2 war für Desktop-Rechner hervorragend geeignet. Der Gnome2-Fork Mate scheint nur bei Mint vernünftig zu funktionieren.
 
Ich sehe jetzt nicht, inwiefern Gnome auf einem Desktop nicht gut zu bedienen sein sollte. Selbst ohne die ganzen Extensions, die Gnome 2-Metaphern nachbilden, komme ich gut mit Gnome 3 klar. Was genau war denn Deiner Meinung nach an Gnome 2 besser?
 
soares schrieb:
Was genau war denn Deiner Meinung nach an Gnome 2 besser?

Kann ich bei Gnome3 auch Applets in die obere Leiste einfügen? Also anstatt die Uhr in der Mitte zu haben lieber den Wetterbericht oder die CPU-Last-Anzeige?
 
moonwalker99 schrieb:
Kann ich bei Gnome3 auch Applets in die obere Leiste einfügen? Also anstatt die Uhr in der Mitte zu haben lieber den Wetterbericht oder die CPU-Last-Anzeige?

Applets are gone. Numehr gibt es Extensions, so what?

panel.png
 
Ein "Friss oder Stirb" wie z.B. bei Windows 8 wird es bei den Linux DEs nicht geben.
Man wird immer die Wahl haben (KDE <-> Plasma Active) oder es wird eben ein Fork (Gnome3 <-> Cinnamon, Mate) erstellt.

Und genau das ist das schöne an Linux. Wenn ich kein Unity nutzen will, installiere ich mir eben Linux Mint oder eine komplett andere Distro.
 
Cliff1 schrieb:
Und genau das ist das schöne an Linux. Wenn ich kein Unity nutzen will, installiere ich mir eben Linux Mint oder eine komplett andere Distro.

Das ist schon klar. Dennoch fände ich es schön, wenn es eine massentaugliche einfache Distri für Desktop-Rechner geben würde. Das war Ubuntu vor ein paar Jahren noch. Ich habe dadurch einige Leute für Linux begeistern können.
 
moonwalker99 schrieb:
Gnome2 war für Desktop-Rechner hervorragend geeignet. Der Gnome2-Fork Mate scheint nur bei Mint vernünftig zu funktionieren.
Gnome2 war geil, stimmt schon.... aber auch unter Gnome3 kann man wunderbar arbeiten, sobald man ein paar Extensions (z.B. ein Dock) eingerichtet hat.
Und Mate gibts nicht nur für Mint. Mint ist Ubuntu mit etwas zusätzlichem Bling-Bling, dementsprechend sind so ziemlich alle Mint-Pakete auch 1:1 für Ubuntu nutzbar. Eine kurze Suche nach "mate ubuntu" beschert einem sogar Support direkt aus der offiziellen Ubuntu-Hilfe.
Das einzige, was Mate nicht ist: es ist nicht in den offiziellen Ubuntu-Repositories. Man muss eine Fremdquelle einbinden. Wie tragisch.... Ich hab n Dutzend Fremdquellen bei mir drin, ist vollkommen normal.

Cliff1 schrieb:
Und genau das ist das schöne an Linux. Wenn ich kein Unity nutzen will, installiere ich mir eben Linux Mint oder eine komplett andere Distro.
Warum sollte man auf Mint wechseln (also Ubuntu entfernen, Mint installieren, alles neu einstellen,...), nur weil man Unity nicht mag? Die regulären Paketquellen von Ubuntu bieten KDE, Xfce4, LXDE, Gnome3, den Gnome3-Fallback, E17 und sicher noch 1-2 andere Umgebungen an. Noch 1-2 Fremdquellen dazu, schon hat man Mate und Cinnamon.

Wird wohl ncoh eine Weile dauern, bis der letzte begriffen hat, dass Ubuntu eben nicht zwingend Unity bedeutet, und dass man z.B. nicht formatieren muss, um von Ubuntu/Unity auf Kubuntu, Xubuntu oder Lubuntu zu wechseln.

Edit: Und Ubuntu IST immer noch die massentaugliche einfache Distribution, mit der jeder klar kommt. 3-4 Klicks zu ner komplett anderen Oberfläche sind ja wohl kaum zu viel verlangt.
 
Daaron schrieb:
Wird wohl ncoh eine Weile dauern, bis der letzte begriffen hat, dass Ubuntu eben nicht zwingend Unity bedeutet, und dass man z.B. nicht formatieren muss, um von Ubuntu/Unity auf Kubuntu, Xubuntu oder Lubuntu zu wechseln.

Edit: Und Ubuntu IST immer noch die massentaugliche einfache Distribution, mit der jeder klar kommt. 3-4 Klicks zu ner komplett anderen Oberfläche sind ja wohl kaum zu viel verlangt.

Für jemanden, der sich dafür interessiert und damit beschäftigt, sicher nicht. Aber eine Vielzahl von Menschen wird wohl nicht soweit vordringen. Deswegen sollte der Standard-Desktop möglichst gut funktionieren und einfach zugänglich sein.

Beim letzten Punkt verliert Gnome 3 etwas gegenüber Gnome 2. Weiß man aber erst einmal um die Funktionsweise, sollte man damit klarkommen können und die Vorteile erkennen. Wer sich partout nicht daran gewöhnen kann/will s.o.
 
moonwalker99 schrieb:
Man möchte aber schon eine stabile Distribution haben, die regelmäßig mit Updates versorgt wird. Man möchte auch eine breite Community haben, die man kontaktieren kann, wenn man Fragen hat.
Die Wahl der GUI und die Wahl der Linux-Distribution sind unabhängig voneinander, wenn man nicht den Kardinalfehler begeht, eine distri-spezifische Insellösung zu wählen.

Bei mir feiert fvwm bald sein 20-jähriges Jubileum. Er kümmert sich ausschließlich um die Fensterverwaltung - das allerdings wunderbar: Klein, detailliert dokumentiert, sehr flexibel, mit Textfiles konfigurierbar, auf jedem Unix/Linux verfügbar. Was will man mehr? Das sind ganz typische Eigenschaften von Werkzeugen, die sich langfristig als gute Wahl zum Arbeiten erweisen. Spielkram (Wetteranzeige u.ä.) nutze ich auch, erwarte solche Features aber nicht als integralen Bestandteil eines GUI-Pakets.

soares schrieb:
Aber eine Vielzahl von Menschen wird wohl nicht soweit vordringen. Deswegen sollte der Standard-Desktop möglichst gut funktionieren und einfach zugänglich sein.
Stimmt. Das leisten die "Standard-Desktops" jedoch mMn ganz ordentlich. Wenns mit dem "funktionieren" von Linux-PCs klemmt, handelt es sich meiner Beobachtung nach in den meisten Fällen um GUI-fremde Probleme.
 
soares schrieb:
Für jemanden, der sich dafür interessiert und damit beschäftigt, sicher nicht. Aber eine Vielzahl von Menschen wird wohl nicht soweit vordringen. Deswegen sollte der Standard-Desktop möglichst gut funktionieren und einfach zugänglich sein.
Hast du mit Unity mal gearbeitet? Wenn du dich von der Schiene lösen kannst, die uns von Win95-Win7 so eingetrichtert wurde, wirst du feststellen, dass auch auf Desktops damit ein hübsches Leben möglich ist. Es ist eben nur kein Windows, KDE, Xfce, Gnome2... trotzdem ist es sehr gut bedienbar.
Außerdem sind die Möglichkeiten, die Benutzeroberfläche zu wechseln, mehr als ausreichend dokumentiert. Man muss sich eben nur erst einmal von der Windows/Mac-Denke lösen: Ein OS, eine Oberfläche, ein Look&Feel.

mensch183 schrieb:
Die Wahl der GUI und die Wahl der Linux-Distribution sind unabhängig voneinander, wenn man nicht den Kardinalfehler begeht, eine distri-spezifische Insellösung zu wählen.
Nun, wenn man sich an Unity gewöhnt hat, dann kommt man von Ubuntu nie mehr weg, das ist klar. Aber sonst gibts ja nicht viel, was da fesselt.
Außerdem: Die Sorte User, die nicht in der Lage sind, sich an einen neuen Desktop anzupassen, nachdem sie Unity erlernt haben, sind auch genau die Leute, die ganz sicher nicht den Unterschied zwischen Ubuntu und CentOS erkennen würden.

Mit anderen Worten: Denk an die Zielgruppe. Wird eine Linux-ferne Zielgruppe überhaupt auf die Idee kommen, den Desktop wechseln zu wollen? Den meisten Usern dieser Gruppe wird sogar nachgesagt, dass sie selbst an KDE scheitern würden, weil es nicht genau wie WinXP aussieht.
 
Daaron schrieb:
Hast du mit Unity mal gearbeitet?

Mein Beitrag enthielt keine Wertung in Bezug zu Unity. Abgesehen von ein paar wirklich nervigen Dingen und fehlenden Funktionen kam ich damit gut klar. Ist ähnlich wie Gnome 3 auch nicht so weit weg von den bisherigen Ansätzen. Ich verwende ohnehin seit Jahren Tools wie Quicksilber, Gnome Do bzw. Synapse. Von daher haben für mich manche Desktops in dem Bereich lediglich nachgezogen (wobei ich den Gnome-Ansatz mit den langsamen Vollbild-Overlay suboptimal finde).

Ich habe Ubuntu 12.04 nach einigen Wochen wegen nerviger Bugs und Performance-Problemen den Rücken gekehrt. Mittlerweile mag sich die Situation wieder geändert haben, wobei ich immer auf die LTS gesetzt habe, aber aktuell bin ich mit Debian zufrieden und sehe keinen Grund, Ubuntu in naher Zukunft noch einmal zu testen.


Daaron schrieb:
Wenn du dich von der Schiene lösen kannst, die uns von Win95-Win7 so eingetrichtert wurde, wirst du feststellen, dass auch auf Desktops damit ein hübsches Leben möglich ist. Es ist eben nur kein Windows, KDE, Xfce, Gnome2... trotzdem ist es sehr gut bedienbar.

Mich brauchst Du nicht zu überzeugen. Ich verwende Windows lediglich für Software-Tests :D
 
Daaron schrieb:
Mit anderen Worten: Denk an die Zielgruppe. Wird eine Linux-ferne Zielgruppe überhaupt auf die Idee kommen, den Desktop wechseln zu wollen? Den meisten Usern dieser Gruppe wird sogar nachgesagt, dass sie selbst an KDE scheitern würden, weil es nicht genau wie WinXP aussieht.
Die Lösung ist, sich nicht krampfhaft, wider jeglicher Realität einzureden, daß diese """Nutzer""" tatsächlich zur Zielgruppe gehören. MMn gehören Menschen, die sich GAR NICHT mit dem Rechner beschäftigen möchten, genausowenig zur Zielgruppe wie Plüschtiere und Haustiere. Der Versuch, PC-Software plüschtierkompatibel zu machen, führt regelmäßig dazu, daß Teile der etablierten Nutzerbasis schreiend wegrennen.
 
mensch183 schrieb:
Der Versuch, PC-Software plüschtierkompatibel zu machen, führt regelmäßig dazu, daß Teile der etablierten Nutzerbasis schreiend wegrennen.
Das gilt allerdings auch umgekehrt. Software, die nicht plüschtierkompatibel ist, wird von vielen Usern gemieden wie die Pest. Diese Leute haben weder die Lust noch den Nerv, sich damit zu beschäftigen. Es muss einfach "funktionieren". Das Wie und Warum ist egal, Hauptsache Doppelklick und los. Ich behaupte, 95% der PC-User sehen das so.
 
soares schrieb:
M
Ich habe Ubuntu 12.04 nach einigen Wochen wegen nerviger Bugs und Performance-Problemen den Rücken gekehrt. Mittlerweile mag sich die Situation wieder geändert haben, wobei ich immer auf die LTS gesetzt habe, aber aktuell bin ich mit Debian zufrieden und sehe keinen Grund, Ubuntu in naher Zukunft noch einmal zu testen.
Ubuntu 12.04 kann etwas ganz interessantes, was Debian 7 nicht kann (ohne manuelles Gemurkse): TRIM auf Soft-RAID.
Der große Vorteil von Ubuntu ist der deutlich neuere Kernel. 3.8-raring-lts lässt 3.2-wheezy eben ziemlich alt aussehen.

mensch183 schrieb:
MMn gehören Menschen, die sich GAR NICHT mit dem Rechner beschäftigen möchten, genausowenig zur Zielgruppe wie Plüschtiere und Haustiere.
Gar nicht im Sinne von: "Wir halten Computer für Teufelszeug und fragen unsere Kinder, wie wir eine E-Mail schreiben."?
Oder: Gar nicht im Sinne von: "Wir wollen das Ding anschalten und benutzen, wir wollen es nicht selbst entwerfen!"?

Im ersten Fall hast du gar keinen potentiellen Kunden, weder für Windows noch für Linux... ja nicht einmal für ein Smartphone. Im 2. Fall hingegen musst du eine hübsche "läuft einfach" - Oberfläche anbieten. Genau das macht Windows spätestens seit 95 ziemlich gut, und einige Linux-Distributionen sind in den letzten 5-6 Jahren auch auf dem Weg dahin bzw. haben Windows schon längst überholt.

Dein Denkfehler ist, dass du wohl annimmst, dass eine Bunti-klicki-Oberfläche grundsätzlich tiefer gehende Komplexität ausschließt. Dem ist aber nicht so. Du kannst Ubuntu, Debian 7, OpenSuse,... genau so verwenden, wie du es von der CD installierst. Du kannst aber auch noch einmal 2-3 Wochen bei Cola und Pizza investieren und es in deine persönliche Kommandozentrale umbauen.
 
Daaron schrieb:
Ubuntu 12.04 kann etwas ganz interessantes, was Debian 7 nicht kann (ohne manuelles Gemurkse): TRIM auf Soft-RAID. Der große Vorteil von Ubuntu ist der deutlich neuere Kernel. 3.8-raring-lts lässt 3.2-wheezy eben ziemlich alt aussehen.

Einen neueren Kernel zu verwenden ist auch mit Wheezy leicht möglich. Precise kam auch mit 3.2 und hat erst vor kurzem umgestellt.
 
Für Wheezy gibt es noch keinen 3.8 Stable Backport. Für Precise gibts eben sehr wohl LTS Backports von Quantal und Raring.... und in vielleicht 3 Monaten kommt der nächst-neuere Backport, direkt aus den regulären Repos.

Es macht sehr wohl einen Unterschied, ob man auf einem Live-Server ein Testing-Repo einspielt oder alles direkt aus den Stable-Quellen kommt.
 
Daaron schrieb:
Für Wheezy gibt es noch keinen 3.8 Stable Backport. Für Precise gibts eben sehr wohl LTS Backports von Quantal und Raring.... und in vielleicht 3 Monaten kommt der nächst-neuere Backport, direkt aus den regulären Repos.

Es macht sehr wohl einen Unterschied, ob man auf einem Live-Server ein Testing-Repo einspielt oder alles direkt aus den Stable-Quellen kommt.

Das klingt jetzt kompliziert. Heißt das, dass Ubuntu für aktuelle Software besser geeignet ist als Debian?
 
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