Du (als Prof/Arbeitskreis) stellst den Verlagen kostenlos deine Arbeit zur Veröffentlichung zur Verfügung, darfst für den Verlag noch unentgeltlich die Korrektur von eingereichten Beiträgen übernehmen und wenn du die Fachzeitschrift lesen willst, darfst du Dutzende Euro zahlen.
Es ist doch noch absurder. Die Verlage bekommen die Arbeit nicht nur kostenlos, i.d.R. wird sogar noch eine Publication-Fee fällig, d.h. ich bezahle noch dafür, dass Verlag XY meine Arbeit publiziert und hinterher verkauft.
Veröffentlichen in a nutshell: ich habe publikable Ergebnisse, fasse diese im Format YX für Verlag XY zusammen, erstelle alle Abbildungen selbst, schreibe den Text usw., reiche ein. In peer-reviewed Journals, und nur die zählen, wird der Artikel dann von Kollegen begutachtet, für lau versteht sich, aber gerne mit (kurzer) Frist (mitunter habe ich selbst das Vergnügen). Ich als Autor bekomme irgendwann die Rückmeldung: Akzeptiert/Revision/Abgelehnt. I.d.R. müssen zumindest irgendwelche Kleinigkeiten überarbeitet werden (Revision), also ran ans Werk und wieder einreichen. Akzeptiert? Jetzt knallen die Korken, und die eigentliche Veröffentlichung kann beginnen. Treten wir noch eben die Rechte an unserem Werk an den Verlag ab (warum auch nicht) und zahlen die Publikationsgebühr. Irgendwann kommt die Druckfahne, die ich auch noch einmal überarbeiten darf, je nachdem wie viel Murks der Lektor/Setzer da noch gemacht hat. Super, nach langem Warten ist der Artikel nun online, vielleicht auch erst einmal nur besonders formschön unformatiert als
ahead of print, aber egal. Zahlt die Uni viel Geld für den Zugang zu den Artikeln kann ich meine Arbeit sogar online bewundern, tut sie das nicht (mehr) oder ist der Verlag nicht in dem Rechtepaket enthalten, habe ich nicht einmal selbst Zugriff auf den (meinen!) Artikel - aber ich kann ihn ja einfach für 30-50$ kaufen oder aber habe schon vorher kostenpflichtige Druckversionen (Reprints) bestellt - für einen Artikel, dessen Inhalt jemand anderes bezahlt hat, den ich selbst verfasst und für dessen Erscheinen ich auch noch bezahlt habe!
Leider sehe ich da aber nach wie vor keine Chance, dafür ist der Lobbyismus in dem Bereich viel zu groß und die Wissenschaftler sind viel zu wenig organisiert/viel zu überarbeitet, um sich gesammelt und in großem Stil auf die Hinterbeine zu stellen.
Und da gibt es noch ein Problem: Wissenschaftler sind mitunter auch sehr eitle Personen, denen beim Anblick ihrer Publikationszahl, den Zitationen und des eigenen Hirsch-Faktors so richtig das Herz aufgeht, und da interessiert der Impact-Factor dann weit mehr als die Zugänglichkeit für irgendwelche Nicht-Wissenschaftler. Wenn die Kohle also in größeren Arbeitsgruppen sowieso vorhanden ist und die Uni allgemein ja den Zugang zu den Artikeln bezahlt, dann ist der Reformwille auch oft einfach nicht vorhanden.