BP-Pipeline durch die Krisengebiete des Kaukasus

Wintermute

Fleet Admiral
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Gestern abend haben wir zufällig die Arte Reportage über den Bau einer Pipeline von BP gesehen. Sie führt durch Aserbaijan, Georgien und die Türkei. Nicht gerade die stabilsten Gebiete der Welt... In Georgien kracht's ja eh die ganze Zeit, die Kurden im Osten der Türkei schlagen sich mit den Türken...
Und von Azerbaijan braucht man gar nicht reden, das ist eines der korruptesten Länder der Welt. Da interessieren petitionen nicht mal den hintern des Pferdes vom Nachbar und die Leute können nix machen ausser Steine werfen und sich dann vom Militär verdreschen lassen wenn ihnen mal was nicht passt. :(

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Die BP hat nachweislich (ohnehin schon arme) Menschen vertrieben und enteignet (die Menschen können dich gehen ihre korrupten Regierungen nicht wehren) die froh über jedes Geld sind. BP hat den Ländern Profit und Abeitsplätze entlang der Pipeline versprochen, die meisten (80 %) der Arbeiter kommen aber aus dem Ausland.
Außerdem müssen die Länder mit dem von BP bereitgestellen Geld für die Sicherheit der Pipeline sorgen, was natürlich viel mehr kostet, als die BP zur Verfügung stellt.

Die BP hatte eigentlich versprochen

"dieses Mal nicht (O-Ton Arte/BP) gegen Menschenrechte und Umweltauflagen zu verstoßen"

- nix war's. :mad:
Da kriegt man doch nen Hals von einer Wand zur anderen....

Die Menschen da unten haben sich sonst was von der Pipeline erhofft, viele können nicht lesen (oder nur kyrillische Schrift) und haben gutgläubig alles unterschrieben. Und jetzt haben manche nicht mal mehr ein Feld auf dem sie Nahrungsmittel anbauen können. Aber mit den dummen Bauern kann man's ja machen.

Außerdem sind teilweise Strecken der Pipeline stark erdbebengefärdet. Ein Dorf, das direkt an der Pipeline liegt sollte deswegen sogar schon mal komplett umgesiedelt werden.
Also alles nur am Schreibtisch geplant, kein *rsch hat sich da mal vorort kundig gemacht.

DA sieht man mal, was man mit Geld und Skrupellosigkeit alles erreichen kann. Die BP baut munter weiter und kassiert auch noch Geld (auch von Deutschland), weil alle Länder froh sind durch das Öl aus Aserbaijan nicht merh so sehr an der OPEC zu hängen. :(


Jetzt ein paar Links, unsortiert und ungelesen, bin schließlich am Arbeiten...

Deutsches Geld:
http://www.wwf.de/presse/pressearchiv/artikel/01646/

BP-Seite über die Pipeline:
http://www.caspiandevelopmentandexport.com/ASP/BTC.asp

Seite einer Organisation, die gegen die Pipeline ist:
http://www.bakuceyhan.org.uk/index.htm

edit:
noch zu erwähnen:
In einen Fluß hat BP einen "Filter" installiert, damit den Menschen nicht die Wasserquelle zudreckt. Der sogenannte Filter war ein Stück Tuch das man mit ein paar Steinen im Bach fixiert hatte. :mad: Hat natürlich nix aufgehalten. Ist doch echt der Hammer ...
 
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wintermute spricht ein ziemlich wichtiges thema an vor dem glaube ich fast jeder die augen verschliesst.

die ausbeutung der armen länder ist nichts neues und das mit der pipeline ist mal wieder ein weiteres kapitel in dieser traurigen geschichte.
man erinnere sich wie afghanistans premier karsai sofort nach amtsantritt dem bau einer pipeline durch afghanistan zugestimmt hat die hauptsächlich us-investoren und der firma halliburton zugute kommen wird. die menschen die dort leben und umgesiedelt werden müssen geben sich natürlich mit sch****-dreck zufrieden aber genau darauf bauen ja die ganzen verträge mit 2te bis 3te welt länder. die armen sollen ärmer werden und die reichen nur noch reicher.

das meine freunde ist die lehre und die essenz des kapitalismus. schöne welt oder? :kotz:
 
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Du hat natürlich recht Wintermute: Dieses Projekt zeigt wieder einmal erneut, wie es auf dieser Welt zugeht.

Aber:
Ich glaube kaum, dass es einen deutschen Autofahrer an der Zapfsäule interessiert, woher sein Öl, sprich Benzin kommt. Hauptsache nicht schon wieder über 1,20€ für den Liter hinlegen müssen.
Weiterhin werden in diesen Ländern auch mit oder ohne Pipline die Unruhen und Konflikte weitergehen. Ebenso wird es bei den Menschenrechtsverletzungen und Ausbeutungen von Mensch und Natur egal sein, ob da nun eine Pipline steht oder nicht. Und wenn nicht BP die Pipline bauen würde, dann eben jemand anders.

Eine Rechtfertigung für Umweltsünden und Menschenschinderei ist das natürlich nicht. Aber die Realität aus Hochglanzprospekten und Pressemitteilungen ist eine andere Realität als die der Wirklichkeit. Und wo möchtest Du bei den Ungerechtigkeiten auf dieser Welt anfangen? Dein gut gemachter Beitrag in allen Ehren: Ich glaube kaum, dass sich irgendjemand ernsthaft für die Probleme und Konsequenzen beim Bau einer Ölpipline interessiert, wenn in den Abendnachrichten zu sehen ist, dass mal wieder die Benzinpreise explodieren.
 
ToXiD schrieb:
Aber:
Ich glaube kaum, dass es einen deutschen Autofahrer an der Zapfsäule interessiert, woher sein Öl, sprich Benzin kommt. Hauptsache nicht schon wieder über 1,20€ für den Liter hinlegen müssen.

Und das ist das verdammte Problem an unserer Welt.

Ich kann diese elendige Jammerei der Deutschen ("immer auf den kleinen Mann","und gehs so schlecht","ich hab kein Geld (hat wohnung+auto+pc)",wir werden ausgebeutet") nicht mehr hören. Ein Blick über unsere Grenzen und man sieht wo es den Leuten wirklich verdammt dreckig geht.
Aber interessiert ja nicht, denn WIR leben ja in Deutschland und haben unsere eigenen Probleme...(wohl eher "Problemchen") :(
Da ich mich ziemlich ausladend mit solchen Themen beschäftige, kann ich die oben beschriebene Art von jaulerei einfach nicht mehr ernstnehmen.

Gut, back 2 Topic, der Blick über die Grenze, das arme Land:
Und dann kommt noch BP und haut eine Riesenpipeline quer durchs Land, durch Dörfer und Felder von Leuten die aufs Anbauen von Nahrung angewiesen sind, sonst verrecken sie im Winter weil sie nix mehr haben.
Wenn ich sowas lese denke ich mir immer nur:"was geht? Ich dachte wir wären aus dem tiefsten Mittelalter raus?"
Heute sinds halt nicht mehr die Belagerungstruppen des Nachbarn oder die Raubritter die ankommen und arme Bauern ausnehmen, sondern eben ein Riesenkonzern der einfach über alles drübermarschiert was sich ihm in den Weg stellt. Und natürlich am ehesten dort, wo sich keiner wehren kann. :mad:
 
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kann mich wintermute nur anschliessen, verdammt dabei wollte ich so einen tollen text hinbekommen :(
wenn ich hier karma vergeben dürfte dann wüsste ich auch an wen :D

ich selbst bin in rumänien geboren und bin 1990 als sich 10 jahre alt war hergekommen. ich habe obwohl noch klein den kommunismus dort noch miterlebt und war die letzten 3 jahre mal für 1-2 wochen drüben im "urlaub".
ich kann nur sagen dass wer sich hier beschwert, der würde dort durchdrehen. dem land gehts 14 jahre nach dem kommunismus um einiges schlechter.
gestern war ich mit einer freundin hier in meinem stadtteil spazieren und habe mal genau am wegesrand die häuser angesehen. ein beispiel für deutsche "probleme": ich weiss ja nicht ob das normal ist, aber fast jedes haus hatte seine mülltonnen schick mit einem kleinen zaun umrundet und ein kleines holzdach dazu gebaut wo eine pflanze sich hochschlengelte. und das ist in deutschland nichts besonderes.

da frage ich mich: "merken die noch die einschläge wenn sie vor dem fernseher sitzen und rumheulen dass es ihnen so schlecht geht, haben aber den mülltonnen eine kleine karibik-insel drum rum gebaut?!"
 
Wahre Worte. Darüber sollten sich alle mal ein paar mehr Gedanken machen.
 
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