RIPchen schrieb:
1. Das dreifache der Stimmen, die sie mit solchen Äusserungen im "Bürgerrechtslager" holt, verspielt sie an Zweitstimmen von CDU-Wählern.
Das tut aber nicht besonders weh, denn die wählen dann halt CDU/CSU und somit die einzigen Parteien, mit denen zu koalieren die heutige FDP überhaupt nur in Erwägung zieht. Es bleibt also in der Familie.
Die Bürgerrechtsstimmen zieht L-S allerdings bei Grünen oder Piraten ab, oder mobilisiert Nichtwähler. Also reines Win-Win.
2. Sie MUSSTE nicht zurücktreten, es hat sich auch nicht IHRE PARTEI gegen sie gestellt. Sie WOLLTE (und ist) aus Gewissensgründen zurück(ge)treten, weil SIE sich gegen ihre Partei gestellt hat und die ihr nicht gefolgt ist.
Die FDP hat sich damals sehr wohl gegen L-S gestellt und nicht anders herum, denn es wurde seinerzeit in einem Parteitag beschlossen, die Bürgerrechtsprogramatik der Partei über Bord zu werfen und zwecks Machterhalt/Koalitionsfrieden den verfassungswidrigen "Großen Lauschangriff" der Union zu unterstützen. L-S ist den ursprünglichen Werten der FDP treu geblieben, die Partei hat sich abgewendet.
Somit blieb L-S nichts anderes übrig, als ihr Amt als Justizministerin niederzulegen. Oder halt ebenfalls ihre Überzeugungen über Bord zu werfen und sich um 180° zu drehen. Es ist wirklich traurig, dass das schon als etwas besonders seltenes und ehrenwertes bei einem Politiker zu werten ist, wenn sowas nicht gemacht wird.
Wenn die gute Frau L-S/BMJ Pressemitteilungen herausgibt bin ich mir nach dem ersten Lesen oft nicht sicher, ob sie von der PDS/Linke oder von der FDP ist.
Das liegt daran, dass L-S noch zum Freiburger Kreis gehört. Das ist ein alter, linker Flügel der FDP (ja, sowas gabs mal), der Freiheit in erster Linie als persönliches Recht jedes einzelnen Bürgers definiert, nicht nur als Freiheit für die Wirtschaft zu tun und zu lassen was sie will.
Schon sehr traurig, das diese Einstellung heutzutage unter den etablierten Parteien nur noch von der sozialistischen Linkspartei vertreten wird.