Hallo Allerseits,
nach dem Germanwings Vorfall mehren sich die Rufe in den Medien, alle depressiven Menschen doch bitte zum Hartz4-DauerDasein zu "verpflichten". Ich sehe diese Stimmungsmache sehr problematisch: Nicht jeder Depressive ist Suizid-gefährdet, genauso wie nicht jeder Suizid-Gefährdete depressiv ist. Die wenigsten Depressiven begehen Suizid, die allerwenigsten erweiterten Suizid. Es hat Jahrzehnte gedauert, das Thema Depression ein Stück weit aus der Schmuddelecke zu ziehen. Ich fände es tragisch, wenn man Depressive jetzt wieder zu verrückten unberechenbaren "Psychopathen" hochstilisiert und vom Berufsleben ausschließt. Das wäre mir zu sehr ein Szenario, das nach Gattaca riecht und davor graut es mir. Vor allem wenn man bedenkt, wieviele Menschen in Deutschland im Laufe ihres Lebens zumindest einmal an psychischen Problemen erkranken.
Nein, eine Diskriminierung depressiver Menschen kann nicht die Lösung sein. Vor allem sehe ich das Problem, dass im Zuge einer Tabuisierung die Betroffenen sich ggf. gar nicht mehr öffnen und ihre Leiden jedem gegenüber verheimlichen. Selbst heutzutage trauen sich viele Menschen (vor allem Männer) nicht zu mehr Offenheit im Umgang mit ihrer Depression, weil sie berufliche/gesellschaftliche Nachteile und Repressionen befürchten (leider nicht unbegründet!). Daher kann es also nicht Ziel und Zweck sein, das Thema Depression zu einem noch größeren Tabu zu erklären. Die Anzahl der (erweiterten) Suizide wird dadurch jedenfalls nicht abnehmen. Ebenso ist die ärztliche Schweigepflicht nicht das Problem. Ich finde es bedenklich, dass bereits Rufe nach der Lockerung bzw. Abschaffung der ärztlichen Schweigepflicht laut werden. Dem einzigen, dem das nützen würde, sind die Versicherungen und Arbeitgeber.
Die gesellschaftliche Aufgabe muss es sein, Depressive verstärkt in den Diskurs einzubinden und nicht auszuschließen. Das ist in unserer kapitalistischen Gesellschaft, in der seit 1990 aufgrund der "Globalisierung" verstärkt die Ellenbogen ausgefahren werden, zugegebenermaßen nicht so einfach, denn in den meisten Marktgesellschaften wird "Versagen" und "Schwäche" nicht toleriert. Wobei es mir nicht einleuchtet, inwieweit eine Krankheit wie die Depression mit Versagen und Schwäche gleichgesetzt werden kann. Wenn jemand an vorübergehender Schilddrüsenunterfunktion erkrankt, dann ist das doch auch keine Schwäche/Versagen. Bei vielen scheint noch immer die Vorstellung im Kopf zu existieren, Depression sei einfach schlechte Laune, wie sie jeder mal hat und "man solle sich ja nicht so anstellen". Leider ist diese Vorstellung noch immer weit verbreitet.
Auch bleibt abzuwarten, was die letztendlichen Gründe für den Absturz der Germanwings-Maschine gewesen sind. Klar gibt es starke Indizien, aber ich halte es für verkehrt zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Spekulationen als erwiesen hinzunehmen. Man muss den Abschlussbericht abwarten.
Ich möchte gar nicht so weit ausholen, daher mache ich es kurz und bündig: ein Fürspruch für mehr Akzeptanz!
(Mein Beitrag darf gerne kopiert und in anderen Foren gepostet werden! Kein Copyright!)
nach dem Germanwings Vorfall mehren sich die Rufe in den Medien, alle depressiven Menschen doch bitte zum Hartz4-DauerDasein zu "verpflichten". Ich sehe diese Stimmungsmache sehr problematisch: Nicht jeder Depressive ist Suizid-gefährdet, genauso wie nicht jeder Suizid-Gefährdete depressiv ist. Die wenigsten Depressiven begehen Suizid, die allerwenigsten erweiterten Suizid. Es hat Jahrzehnte gedauert, das Thema Depression ein Stück weit aus der Schmuddelecke zu ziehen. Ich fände es tragisch, wenn man Depressive jetzt wieder zu verrückten unberechenbaren "Psychopathen" hochstilisiert und vom Berufsleben ausschließt. Das wäre mir zu sehr ein Szenario, das nach Gattaca riecht und davor graut es mir. Vor allem wenn man bedenkt, wieviele Menschen in Deutschland im Laufe ihres Lebens zumindest einmal an psychischen Problemen erkranken.
Nein, eine Diskriminierung depressiver Menschen kann nicht die Lösung sein. Vor allem sehe ich das Problem, dass im Zuge einer Tabuisierung die Betroffenen sich ggf. gar nicht mehr öffnen und ihre Leiden jedem gegenüber verheimlichen. Selbst heutzutage trauen sich viele Menschen (vor allem Männer) nicht zu mehr Offenheit im Umgang mit ihrer Depression, weil sie berufliche/gesellschaftliche Nachteile und Repressionen befürchten (leider nicht unbegründet!). Daher kann es also nicht Ziel und Zweck sein, das Thema Depression zu einem noch größeren Tabu zu erklären. Die Anzahl der (erweiterten) Suizide wird dadurch jedenfalls nicht abnehmen. Ebenso ist die ärztliche Schweigepflicht nicht das Problem. Ich finde es bedenklich, dass bereits Rufe nach der Lockerung bzw. Abschaffung der ärztlichen Schweigepflicht laut werden. Dem einzigen, dem das nützen würde, sind die Versicherungen und Arbeitgeber.
Die gesellschaftliche Aufgabe muss es sein, Depressive verstärkt in den Diskurs einzubinden und nicht auszuschließen. Das ist in unserer kapitalistischen Gesellschaft, in der seit 1990 aufgrund der "Globalisierung" verstärkt die Ellenbogen ausgefahren werden, zugegebenermaßen nicht so einfach, denn in den meisten Marktgesellschaften wird "Versagen" und "Schwäche" nicht toleriert. Wobei es mir nicht einleuchtet, inwieweit eine Krankheit wie die Depression mit Versagen und Schwäche gleichgesetzt werden kann. Wenn jemand an vorübergehender Schilddrüsenunterfunktion erkrankt, dann ist das doch auch keine Schwäche/Versagen. Bei vielen scheint noch immer die Vorstellung im Kopf zu existieren, Depression sei einfach schlechte Laune, wie sie jeder mal hat und "man solle sich ja nicht so anstellen". Leider ist diese Vorstellung noch immer weit verbreitet.
Auch bleibt abzuwarten, was die letztendlichen Gründe für den Absturz der Germanwings-Maschine gewesen sind. Klar gibt es starke Indizien, aber ich halte es für verkehrt zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Spekulationen als erwiesen hinzunehmen. Man muss den Abschlussbericht abwarten.
Ich möchte gar nicht so weit ausholen, daher mache ich es kurz und bündig: ein Fürspruch für mehr Akzeptanz!
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