Die Frage nach diesem Dualismus ist, soweit ich weiß, so alt wie die Menschheit.
Martin Luther hat ca. 1523 auch eine bahnbrechende und natürlich bis heutige gültige und viele, viele Zeitschriftenartikel einschließende Antwort darauf gegeben. ("Von der Freiheit eines Christenmenschen").
Oft ist es nach meiner Beobachtung so, dass Zeitschriftenartikel gar keine wirkliche Antwort geben wollen, mit Absicht die bekannten "tieferliegenden" (eben auch theologischen) Quellen mit Absicht nicht nennen, weil die Zeitschrift so eine Art Abhängigkeit des Lesers erzeugt: man reißt ein Thema an, damit der Leser das Gefühl haben soll, "wenn ich die Zeitung weiter regelmäßig kaufe, werde ich mit deren Hilfe weiter zum Ziele geführt, bleibe Teil eines Aufklärungsfortschritts". das aber nicht war. Mehr Verdummungstaktik zum Zwecke des Verkaufserfolges.
Meine pers. Wachstumgeschwindigkeit wurde so aber meist eher gebremst.
Die Frage nach diesem Dualismus ist also, soweit ich weiß, so alt wie die Menschheit. Und immer wollten Mächtige und Herrschende, dass die Masse der Individuuen die Frage nach dem jeweiliegenn Zeitgeist entschieden, "Angehörige des jeweiligen Systems blieben". Und genau da ist Luther äußerst genial, präzise und scharf. Hilft weiter, überwindet, stellt Jahrundert-Jahrtausendrang her.
Und Luther gibt eben wg. der eigentümlichen Zwienatur der Frage, die dazu herausfordert Antworten (fälschlicherweise) nach der ein- oder anderen Seite zu geben, statt den Dualismus aktiv in sich und als freies und selbstbestimmtes Individuum so zu integrieren, dass ich einmal mehr einmal weniger zur einen oder anderen Seite mich neigen kann - und zwar freudig und selbstbestimmt und innerlich vollkommen souverän.
(Am Rande: Katholizismus war das schon immer supekt. Da geht man leider von einem insgesamt minderwertigeren Menschenbild aus, welches der Dauerleitung durch Experten (den Klerus) natürlich nicht entbehren kann. Und das natürlich ein Schmarrn. (verkleinert nebenbei auch Gott) Und daher müssen Gespräche zur Ökumene ab einem bestimmten Punkt auch immer scheitern und werden von der kath. Kirche von langer Hand vorbereitet und planvoll "zu Ende gebracht", weil das an den Dogmen der Unfreiheit, welche nun mal eingebaut sind in die kath. Kirche, zuwieder laufen würde. Und ich habe schon desöfteren erlebt, wie "kath. Schäfchen vom Dorfe" von der Kirchobrigkeit (dem hiesigen Pastor z.b.) planvoll und mit allergrößter Dreistigkeit belogen wurden, z.B. zum Thema Ökumene. Ich wiederhole: Mit welcher Dreistigkeit da gelogen wird, "die Schäfchen zusammen zu halten" - eigentlich unglaublich im 21. Jahrhundert.)
Die Freiheit eines jeden Menschen also wohl die
a. seine Individualität zu erkennen, weil ihm das Bewußtsein dazu gegeben wurde, diese Individualität zu leben und zu fördern, für diese Individualität aka "Freier Wille" genügend Raum und (gesunde) Entfaltungsmöglichkeit zu fordern und zu bekommen, und
b. sich als Geschöpf unter Geschöpfen wahrzunehmen, sich zu integrieren, den eigenen freien Willen der gesunden Mehrheitsentwickluung unterzuordnen, resp. die Grenzen der kollektiven Erkenntnismöglichkeit überhaupt einzusehen und sogar dieser Tatsache, wenn auch bedauernd, zuzustimmen, weil da die Grenzen einer jeden Art (Spezies) erreicht sind/wären.
p.
Nachfolgend noch ein Beispiel von der Art, die entsteht, wenn die Frage im größeren, gesellschaftlichen Raum tatsächliche Relevanz gewinnnt, nicht nur "auf die mehr oder weniger kleine Bedeutung von Privathandlungen durch Individuumsbiologie reduziert betrachtet wird, wie dies unsere Zeitschriften ihrem Leser zu liebe gerne so machen": Z.B. nach dem zweiten Weltkrieg gabe es im Jahre 1947 eine deutschlandweite Feuilleton-Diskussion, welche letztendlich auch unter dieses Thema gestellt gehört. Die Frage nämlich:
Wer hatte mehr gelitten und getan für Deutschland in der Nazizeit?
a. die Schriftsteller der Emigration, die Haus und Hof verloren, unter Lebensgefahr flüchten mußten, entwurzelte, von Gestapo und Nazi-auslandsorganisationen bedrohte waren, aber in der Fremde Schreibfreiheit gewannen, und ihren freien Willen zur Rettung der Deutschen Seele einsetzen, wie sie meinten und/oder teils auch wirklich taten. (was eben von den Hiergebliebenen bezweifelt wurde). ("Wo ich bin ist die Deutsche Kultur!", sagte und schrieb Thomas Mann in Kalifornien - und er hatte recht, und das war gut getan), oder
b. die Schriftststeller, die nicht wegkonnten aus Deutschland, die hier in der "inneren Emigration" (heimlich) schrieben, schwiegen, ausharrten, auch andere retteten. Schriftsteller deren Stimmen allesamt unterdrückt waren, evtl. bis auf ein lebensgefährliches Manuskript unterm Kopffkissen, die hier versuchten dem sie treibenden Dualismus aus Künstlerischer Freiheit und Pflicht und "Gesundem Volksempfinden der Nachbarn und Mitmenschen" gerecht zu werden.
Und dämlicherweise bestritt eine Seite der anderen, jeweils ihren freien Willen mehr eingesetzt zu haben, resp. auch in den "schriftstellerischen Freiheitsäußerungen" von der nackten Arterhaltungsbiologie getriebenen gewesen zu sein. Beides wahr wahr und richtig. Trieb und Freiheit hier wie dort. Und immer das Unterbewußtsein sehr wohl hochgradig handlungsleitend.
Es ist wie Luther schreibt: "Erst wenn ich betend meinen Geist ganz zurückstelle, werde ich ihn endlich völlig empfangen".
(meint u.a.: wirklich finden unter weitgehender Überwindung der genannten Grenzen des besprochenen Dualismus. Meine persönliche Erfahrung jedenfalls.)