th3o schrieb:
laut dem christentum
ergibt sich der wert eines menschen aufgrund seiner abstammung von gott.
das ist schon sehr fragwürdig. man sollte meinen, dass der mensch aufgrund seines mensch-seins bereits ein zu würdigendes und zu achtendes wesen ist und nicht erst über den umweg weil siehe da, stammt von gott ab (umkehrschluss: wenn nicht von gott abstammend, nichts wert oder wie? wow!)
Ich denke du hast mich falsch verstanden. Aus christlicher Sicht kann der Wert des Menschen unter keinen Umständen in Frage gestellt werden, weder durch sein Handeln, noch durch eine Einstellungen und Gedanken. Uneingeschränkt jeder Mensch ist ein geschöpf Gottes und ist uneingeschränkt liebens- und lebenswert. Da ist kein Umweg sondern eine unerschütterliche Grundhaltung, an der Mord, Abtreibung, Körperverletzung usw. nicht herumkommt. Dieser Wert schützt denn Menschen denn kein mensch hat somit das Recht dem anderen seine Menschenwürde irgendwie abzuerkennen. Gerade das passiert aber in der heutigen Gesellschaft immer mehr. Beispiele:
- Meinung die mir nicht passt? Mundtot machen oder ausgrenzen.
- Bringts im Leben zu nichts? Hat auch keine Unterstützung verdient.
- Hat schwere Verbrechen begangen? Am besten töten oder verstümmeln.
- ...
th3o schrieb:
ähnlich wie dieser grundsatz funktioniert der wert des menschen strukturgleich im kapitalismus.
nur wenn du arbeitest, geld verdienst und brav dem common sense hinterherplapperst (oder zumindest nicht außerhalb des rahmens dich bewegst) dann hast du auch einen wert
Nein, der Mensch muss sich aus christlicher Sicht den Wert nicht erst verdienen. Jeder Mensch hat ihn. Und dieser Wert ist so groß, dass Gott seinen einzigen Sohn hingegeben hat, für alle, uneingeschränkt, selbst für mich, noch bevor ich mich entschieden habe an Gott zu glauben.
Aber eine Gegenfrage, ich würde mich freuen wenn du mir ausführlich darauf antwortest oder, falls du es in diesem Mammutthread schon gesagt hast, einen link zum Post:
Woraus ergibt sich für dich der Wert des Menschen, wie uneingeschränkt ist dieser Wert? Und was ist der Wert des Menschen? (ich habe das unterstrichen weil ich sonst Angst habe, dass diese mir sehr wichtige Frage an dich in diesem Post untergeht)
th3o schrieb:
mit bescheidenheit ist eher die eigene gemeint, man soll dem anderen dienen - ein kapitalist der arbeitnehmer ausbeutet dient ihnen nicht
natürlich ist mit bescheidenheit die eigene gemeint, welche denn sonst?
ich bin so bescheiden, dass ich mich gerne mit einem geringen lohn abspeisen lasse weil ich ja auch meinen guten dienst am unternehmen leisten möchte, um auch ja dem unternehmer zu seinen gewinnen und zur vermehrung seines privatvermögens zu helfen...aber moment mal...wo ist denn die bescheidenheit von dem unternehmer eigentlich hin?
Du verallgemeinerst hier jetzt sehr... ich denke nicht, dass du damit allen Unternehmern gerecht wirst. Aber darauf antworte ich dir in meinem nächsten Punkt weiter unten...
th3o schrieb:
soziale verantwortung spielt eine große rolle, schon die ersten gemeinden haben dienste zur unterstütrzung von sozial schwachen eingerichtet (zb apostelgeschichte witwenversorgung)
sind die gemeinden nicht nett? da richten sie für sozial schwache dienste zur unterstützung ein.
der witz bei der sache: das schafft aber die tatsache nicht ab, dass ein system sozial schwache produziert. die gemeinde tut aber ihren guten dienst am system damit, indem sie die sozial schwachen wenigstens ein wenig auffängt und wieder aufpäppelt
Falsch, die Gemeinde dient nicht dem System sondern dem Individuum. Und richtig, somit wird keine staatliche Struktur unmittelbar geändert. Wenn du das in einer Religion suchst, musst du dir eine andere als das Christentum aussuchen. Als Christ liegt mein Fokus in meiner Beziehung zu Gott, darin wächst der Glaube und bringt Frucht, zu der beispielsweise Nächstenliebe und Dienen gehört. Das kann sich indirekt gesellschaftlich-strukturell auswirken, wenn ich Schlüsselpositionen wie politische Ämter, Leitungsfunktionen in Firmen usw. besetze, muss es aber nicht.
Aber unter anderem deshalb schreibt auch Paulus, dass wir die Ordnungen der Welt akzeptieren sollen. Das rechtfertigt den Nichtumsturz einer Diktatur? Helmut Schmitt hat in einem Buch geschrieben, dass für manche Gesellschaften Demokratie wie bei uns noch zu früh ist. Was steht es mir zu das zu bewerten? Sobald ein System aber gegen den Menschen gerichtet ist, liegt es in meiner Verantwortung, einzuschreiten. Deshalb kritisiere ich zb auch das Verhalten der evangelischen Kirche im Dritten Reich, aber auch das Gegenteil: Die Einmischung in weltliche Autorität durch die Kirche im Mittelalter.
th3o schrieb:
was sich auch als sehr guten wahlspruch eignet um die menschen zu kostenloser gemeinnütziger arbeit oder zu ehrenamtlichen tätigkeiten zu bekommen, während der ganz normale alltag überhaupt nichts mit so einem spruch zu tun hat
Was wäre gewesen, wenn George Bush nach dem WTC Anschlag keinen Kreuzzug gegen das Böse, sondern einen Feldzug der Nächstenliebe angekündigt hätte? Nicht Milliarden für Bomben, vielleicht einfach nur Millionen für sauberes Trinkwasser, Schulen, ... manchmal braucht man Mut, unorthodox zu handeln.
th3o schrieb:
gerade weil die christliche religion sich größtenteils aus der politik raushält, gerade deswegen harmonieren ihre wahlsprüche so gut mit kapitalismus und demokratie.
Und dem Sozialismus, Liberalismus, Anarchismus, ... Und darüber bin ich sehr froh, weil die Welt nicht mein Fokus ist.
th3o schrieb:
und, ich mein "„Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot verdienen...“ - da hat das christentum mal kein problem damit wenn die menschen sich in diesem wirtschaftssystem abrackern

ist doch die gerechte strafe für den sündenfall!
Nur passt in deine Logik nicht rein, dass durch Jesus Christus die Erbsünde geklärt ist. Jaja ich weiß, es gibt auch noch solche Verse "wer nicht arbeitet soll auch nicht essen". Das hat aber nichts mit der Wertschätzung des Einzelnen oder der Verantwortung der Gemeinschaft ggü. den Schwachen zu tun. Und in anderen Wirtschaftssystemen, zb Kommunismus, wurden die einzelnen witzigerweise noch mehr ausgebeutet.
Deshalb glaube ich, dass die Welt nicht durch ein System zum besseren werden kann, sondern nur durch das auf Verantwortung und Unterstützung ausgerichtete Miteinander.
th3o schrieb:
@einhörnchen
Auch wenn ich nicht unbedingt der große Kapitalismuskritiker bin hat th3o durchaus recht, wenn er auf den Wirtschaftscalvinismus verweist.
Das ist eine einzelne Ausrichtung innerhalb der Christenheit, die neben zahlreichen anderen steht und sich zudem teilweise schwer mit christlicher Weltanschaung vereinen lässt. Nimmt aber der einzelne seine Verantwortung vor Gott war, schadet dieses System nicht.
Letztendlich ist der Liberalismus dem Christentum, wenn man so will, schon eher näher. Gott hat dem Menschen einen freien Willen gegeben, der sogar soweit ging, dass sich das Geschöpf von seinem Schöpfer lossagen konnte. Unter diesem Aspekt wirkt Zwang (sei es in der Gesellschaft, in der Politik, in der Kirche) irgendwie absurd...