Eigenbaulösung externes Festplattengehäuse mit SAS-Anschluss

rchr

Lt. Commander
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Hallo zusammen,

Wie hier erwähnt, wollte ich mir ein externes Festplattengehäuse mit SAS-Anschluss kaufen, um damit den Speicherplatz meines Servers zu erweitern.

Kurz zum Hintergrund:
Ich habe mir im Januar einen neuen Heimserver zusammengestellt.
Im Server sind insgesamt 60 TB an HDD-Speicher verbaut, wovon noch gut die Hälfte frei ist. Pro Woche kommen ca. 100-200 GB an Daten hinzu, wobei die Daten zusätzlich dupliziert werden, also effektiv 200-400 GB pro Woche „verbraucht“ werden.

Die Daten sollen natürlich auch ein Backup bekommen. Dafür habe ich aktuell ein externes USB3-Gehäuse mit 3x 8TB HDD angeschlossen. Auf dem Backup werden die Daten natürlich nur noch einfach gespeichert. Dadurch und mit Kompression beim Backup komme ich aktuell sogar mit etwas über 11TB an Backupspeicher aus. Das Backup läuft jede Nacht automatisch (inkrementell) und einmal pro Woche ziehe ich eine Kopie von allem auf Tapes, welche dann extern (Bankschliessfach) aufbewahrt werden.

Nun macht das USB-Gehäuse aber im Zusammenspiel mit dem verbauten Board schon länger etwas Probleme. Irgendwie scheinen sich die Controller nicht zu mögen. Eine USB3-Verbindung kommt erst mal nur bei ganz kurzen Kabeln (<50cm) zu Stande. Sobald das Kabel etwas länger ist (1m) ist nur noch USB2-Speed drin (ca. 40MB/s). Und selbst wenn mal eine USB3-Verbindung steht und die Daten mit ca. 110MB/s übertragen werden, passiert es häufig, dass die Verbindung kurz unterbricht und sich das Gehäuse wieder neu anmelden muss am Server, was natürlich zum Abbruch des Transfers führt. Ich habe verschiedene Kabel und verschiedene USB-Buchsen ausprobiert. Das Ergebnis ist immer das gleiche.
Ausserdem finde ich USB am Server (auch wenn es „nur“ ein Heimserver ist) nicht ganz ideal. Sehr schnell kommt man mal mit dem Fuss oder dem Staubsauger ans Kabel und schon kann es ausgestöpselt werden. Hingegen bin ich vom SFF-8088-Anschluss, über den mein Bandlaufwerk (ein HP Ultrium 6) angeschlossen ist, ganz angetan. Massive, geschützte Stecker und Buchsen sowie Einrastnasen, die ein versehentliches Herausfallen verhindern.

Auch die Verbindungsprobleme sollten wohl deutlich besser sein, da SAS für deutlich längere Kabelstrecken zugelassen ist als USB. Und bei SAS-Gehäusen gibt es keinen internen Controller, sondern die Festplatten werden quasi wie die internen einfach am Controller angeschlossen, der sich im Server befindet und der dann das Ganze steuert.

Also habe ich mich nach einem SAS-Gehäuse für den Einbau von Festplatten umgesehen. Da jedes Gerät einen Kanal beansprucht (zumindest wenn man keinen Switch verwendet) und die SAS-Verbindungen immer auf 4 Kanäle ausgelegt sind, gibt es nur SAS-Festplattengehäuse mit einem Vielfachen von 4 an Einbauschächten. Also z.B. 4, 8 oder 12, entsprechend mit 1, 2 oder 3 Buchsen für Anschlusskabel. Für meine Zwecke sollte ein 4x-Gehäuse eigentlich ausreichen. So weit, so einfach.

Nun zum schwierigen Teil: es gibt keine preiswerten SAS-Gehäuse mit akzeptablen Leistungsdaten. Ich weiss nicht, woran es liegt, denn theoretisch müssten die Festplatten ja eben direkt am Controller im Server hänge…aber eben…theoretisch. Jedenfalls gibt es einige Produkte, bei denen Kapazitätslimits angegeben sind.
Hier z.B. darf jede Festplatte höchstens 2,2 TB gross sein (vom Hersteller schriftlich bestätigt). Oder hier darf jede Festplatte 4 TB gross sein, in der Summe dürfen aber 12 TB nicht überschritten werden. Es gäbe noch mehr Beispiele. Und auffällig ist, dass es immer die günstigen Gehäuse sind, die solche Einschränkungen haben. Im Umkehrschluss: Gehäuse ohne Einschränkungen sind „etwas teurer“ und man landet so zwischen 600.- und 1000.- Ich habe lange gesucht, sowohl auf Deutsch wie auch auf Englisch und habe kein günstiges, hochwertiges Gehäuse gefunden, das keine Kapazitätseinschränkungen hat.

Was macht der Bastler nun also? Genau – er baut sich halt selber was!
Ich habe mir überlegt, dass das doch nicht so schwer sein kann.
Ein kleines Gehäuse mit Platz für 4 HDDs oder eine entsprechende Backplane für den Zugriff auf die Disks direkt von vorne. Dann ein Adapter um den Anschluss der internen SATA-Festplatten auf eine externe Buchse zu bringen (SFF-8088) und ein passendes Kabel zum Anschluss an den Server. Natürlich darf ein Netzteil nicht fehlen. Und hier noch der letzte Haken: das Netzteil soll funktionieren, ohne dass ein Mainboard verbaut ist. Ich will ja keinen PC bauen, sondern nur ein externes Festplattengehäuse…

Also wieder im Internet gesucht und folgendes gefunden:
Ein schönes Gehäuse, sogar schon mit eingebauten Netzteil und Backplane. Dazu ein Adapterkabel, um den proprietären SM-Stecker zu splitten. Das hässliche Loch in der Rückwand (aka „Aussparung für ATX I/O-Blende) verschliessen wir damit. Als „Break-Out“ kommt dieser Adapter zum Zug, der über so ein Kabel mit den Festplatten verbunden wird. Und das Problem mit dem Starten des Netzteils ohne Mainboard lösen wir noch ganz elegant mit diesem Controller. Dann kommt zu guter Letzt noch ein Verbindungskabel an die Geschichte und fertig ist mein externes SAS-Festplattengehäuse.

Gekostet hat das Ganze unter dem Strich 330 CHF (exkl. 3m SFF-8088-SFF-8088-Verbindungskabel) und Spass hat die Bastelei natürlich auch noch gemacht!

Und das Ergebnis? Einfach spitze! Zusammenschrauben, anschliessen, fertig! Vom Server wird sofort alles problemlos erkannt und ich habe absolut konstante Dauertransferraten auf Niveau dessen, was die Festplatten halt so her geben!

Gruss

Christoph
 
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