Ayo34 schrieb:
Finde es aber erstaunlich, dass quasi Jeder im Moment einfach so Chips herstellen kann. Gefühlt gab es vor 5 Jahren Intel und ein bisschen AMD und jetzt baut jeder selbst, egal ob Microsoft, Google, Samsung oder diverse chinesische Firmen.
Das ist der Punkt. TSMC, Samsung, GloFo, UMC, SMIC, Tower Semi & Co fertigen zwar schon deutlich länger als 5 Jahre als Auftragsfertiger Designs für selbst weniger gut betuchte Auftraggeber, aber der Pudel ist von der Leine weil Kern-Elemente werden sichtbar.
Was so langsam auch einmal auch auf den Tisch kommt, ist,
weswegen TSMC damals überhaupt gegründet wurde und was das mit dem (unwahrscheinlichen) zukünftigen Erfolg von Intel's IDM 2.0-Ambitionen zu tun hat.
Der Hauptgrund,
weswegen Morris Chang TSMC seinerzeit 1987 aus der Taufe gehoben hatte, war ganz explizit, daß Kunden immer seltener und deutlich verhaltener bei damaligen IDMs (→
Voll-integrierte Halbleiter-Unternehmen) ihre Designs gefertigt haben, aufgrund der Tatsache, daß immer mehr Fabless-Unternehmen mit wettbewerbsfähigen und technisch schlagkräftigen IC-Lösungen und IPs (die es zu fertigen galt) extreme Vorbehalte aufgrund von
Patent- & Technologie-Diebtsahl gegen solche IDMs hegten.
Und die kollektive Angst war schon damals natürlich mehr als berechtigt.
Das Problem des
Technologiediebstahls unfreiwilligen Technoloie-Transfers (Sicherheit und Integrität von Design und geistigem Eigentum von Kunden-Entwürfen) ist nicht bloß der Hauptgrund für den Erfolg von TSMC, sondern glücklicher
Nebeneffekt des Geschäftsmodells einer reinen Foundry!
Weil wenn man bei einen IDM als Foundry fertigen läßt,
muss man zwangsläufig damit rechnen, daß dieser einen externen Kunden genauso behandelt wie (betriebs-) interne.
Das ist grundsätzlich ein potenzieller Interessenkonflikt.
Es ist von daher ja gar kein Diebstahl 'nötig', weil der Kunde bringt die Blaupausen ja freiwillig.
Die Gefahr war schon damals groß und allgegenwärtig, daß jeweilige voll-integrierte Halbleiter-Unternehmen (
Integrated Device Manufacturer) wie IBM, Samsung, Texas Instruments, Intel, Toshiba, Fujitsu, NEC Semiconductor (Renesas), Matsushita (Panasonic), STMicro (Thomson SA), NXP (Philips+Freescale Semiconductors) u.A. die zu produzierenden Entwürfe heimlich kopierten und anschließend als ihre eigenen Entwicklungen ausgaben.
Es gibt halt bei einem IDM (im krassen Gegensatz zu 'pure-play' Foundries) einen evidenten und unmittelbaren
Interessenkonflikt, das herzustellende Produkt und deren IP für eigene Zwecke zu entfremden und als eigene Lösung zu verkaufen, um damit auf Kosten des eigentlichen Kunden' Expertise und Know-How Kasse zu machen und die eigentliche Patent-Lage später in jahrelangen Prozessen so lange kostenintensiv zu zerreden, bis vom Wettbewerbsvorteil nichts mehr übrig geblieben ist, weil von Wettbewerbern in Folge kopiert wurde.
Weil bei Patent-Streitigkeiten hat sich in aller Vergangenheit nicht selten Derjenige als Sieger erwiesen, der a) zuerst dreist genug war, offensichtlichen Technologie-Diebstahl zu begehen oder b) am längsten durchhielt, weil er über den längeren finanziellen Atem verfügte.
Weniger das Recht oder Rechtmäßigkeit als solches.
Glaubwürdigkeit, Transparenz und Unparteilichkeit (und in gewissen Teilen auch Unbestechlichkeit/Neutralität) sind daher sowas wie die
Grundvoraussetzungen, um erfolgreich als Foundry auftreten, sich wirklich '
pure-play' schimpfen lassen und Kunden gewinnen zu können.
Daran hat es bei Intel's Foundry-Plänen aber bisher immer gescheitert.
Aus dieser Warte betrachtet, kann Intel mit ihrem IDM 2.0-Versuch ohnehin erst wirklich Erfolg beschieden sein, wenn sie ihre Foundry ausgründen und diese tatsächlich
vollkommen unabhängig von Intel auftreten kann.