Hallo liebe Computerbase-Gemeinde,
ich finde, es ist mal an der Zeit Danke zu sagen, denn immer wenn es bei mir um das Thema Computer und Hardware ging bzw. geht (egal ob beim Laptop-Kauf, der Anschaffung eines neuen selbst zusammengestellten Komplettsystems, dem Aufbau eines eigenen Servers oder sonstiger Hardwareerweiterungen um nur mal ein paar Themen zu nennen), war und ist dieses Forum hier meine Anlaufstelle Nummer eins. Bis jetzt habe ich nur positive Erfahrungen gemacht. Alle Mitglieder waren durch die Bank weg freundlich und versuchten, mit fachkundigem Rat zur Seite zu stehen. Also wie gesagt: vielen Dank für die Hilfe bis hierhin. Mir werden bestimmt noch ein paar dumme Fragen einfallen...
So, aber nun zum eigentlich Thema. Für gewöhnlich bin ich nicht der große Labersack, der zu jedem erdenklichen Käse seinen Senf dazugeben muss oder wegen jedem Problemchen ein neues Thema erstellt. Ich lese viel und beantworte natürlich gerne auch die Fragen anderer Mitglieder, falls ich zufällig mal die Antwort weiß oder nen guten Tipp geben kann.
ABER: mein letztes Projekt wollte ich mit Euch teilen, weil es mir so unendlich viel Spaß gemacht hat und bestimmt auch für andere mit einem ähnlichen Vorhaben eine kleine Hilfe sein kann. Ich muss dazu aber etwas weiter ausholen. Hoffentlich habt ihr ein wenig Zeit mitgebracht.
Das ganze kam so...
Meine bessere Hälfte hat mir dieses Jahr zu meinem Geburtstag das Blockbustergame 2013, "Battlefield 4", geschenkt (ich bin schon seit BF2 großer Fan der Reihe und besitze alle Teile). Nach der Installation musste ich feststellen, dass meine alte Hardware, mit der BF3 noch auf Ultra-Details lief, bei der aktuellen Ausgabe hilflos überfordert war. Mein System bestand zu diesem Zeitpunkt aus einem Asus P7P55D-Mainboard mit einem Intel i5-750 @Standardtakt, einer ATI Sapphire Radeon 5770 sowie einem 1333er-OCZ-4GB-Kit in einem Coolermaster CM690-Gehäuse (Netzteil: Coolermaster Silent Pro M500). Die Auto-Grafikeinstellung schlug mir die Stufe „Niedrig“ vor. Nach meinem Empfinden eindeutig ein Zeichen für Handlungsbedarf.
Gesagt, getan: mich hier im Forum bzgl. der BF4-Hardware-Thematik kurz eingelesen und zu dem Schluss gekommen, dass eine neue Grafikkarte sowie eine Erweiterung des Arbeitsspeichers zwingend von Nöten ist. Die Wahl fiel auf eine R9 270x im MSi-Design sowie auf ein 1600er-8GB-RAM Kit von Corsair (Vengeance Low Profile blau). Verfügbarkeit kurzfristig, Bestellung aufgegeben, Thema erledigt. Denkste!
Scheinbar war oder ist o. g. GPU trotz anders lautender Lieferzeitangaben etwas schwierig (zu einem angemessenen Preis) zu bekommen, falls einem nicht eine Woche warten noch als kurzfristig vorkommt, ich war jedenfalls über die Lieferdauer negativ erstaunt (aber dies soll ja jetzt auch keine Erörterung über die Seriosität der Verfügbarkeitsangaben von Internetshops vor und nach der Bestellung werden). Jedenfalls war es so, dass es 7 Tage dauerte, bis ich die gewünschte Hardware in meinen Händen hielt. Da ich in der Zwischenzeit aber auch nicht nur untätig rumsitzen wollte, nahm ich mir vor, meinem restlichen System etwas Gutes zu tun. Ich entschloss mich dazu, mich ein bisschen mit dem Thema Overclocking zu beschäftigen und schaffte es nach einigen Tests auch tatsächlich mein System stabil mit einem Takt von @3,7 GHz laufen zu lassen. Außerdem wollte ich das Gehäuse mal wieder mit der Druckluftpistole ausblasen bzw. mich generell ein wenig um das Innenleben zu kümmern (z. B. bis zu diesem Zeitpunkt nicht vorhandenes Kabelmangagement).
AUSGANGSZUSTAND:
Also Gehäuse von der Peripherie getrennt, rauf auf den Schreibtisch damit und geöffnet. Dabei hielt ich dann auf einmal die Seitenwand in meinen Hände und wie ein Blitz traf mich ein Gedanke: „Hey, wäre es nicht cool, wenn auch in deinem PC irgendeine Art von Fenster wäre, wie du sie schon unzählige Male in diversen Foren, Youtube-Videos oder Internetshops gesehen hast?“. Ich starte sofort eine Google-Recherche um zu sehen was denn der Markt so hergab. Hierbei stellte ich fest, dass es unzählige Threads dazu gab, sowie tatsächlich auch eine fertige Lösung von Coolermaster. Bei letzterer erhält man für ca. 25€ eine neue Seitenwand, in welche ein Fenster eingearbeitet ist. Die Out-of-the-Box-Lösung war aber für mich keine Alternative, da erstens die Form der Öffnung nicht nach meinem Gusto war und zweitens dieses neue Seitenteil ebenfalls Bohrungen für einen Lüfter besitzen würde, welche mich schon beim alten Deckel extrem störten. Ohne die Verwendung eines Seitenlüfters wirkt das Gehäuse meiner Meinung nach damit nämlich irgendwie unfertig! Außerdem ist der simple Kauf eines Teils ja viel langweiliger als sich selbst eine Custom-Made-Lösung zu basteln. So wurde die Idee geboren, die existierende Seitenwand mit einem hübschen Ausschnitt zu versehen (dabei würden dann gleich die störenden Lüfterbohrungen eliminiert). Natürlich sollte es in diesem Zug auch gleich eine standesgemäße Ausleuchtung des Gehäuseinneren sein. Hier bot sich die Farbe Blau an, weil zum einen am CPU-Lüfter 4 blaue LEDs angebracht sind und zum anderen der Frontlüfter des Gehäuses werkseitig mit blauen LEDs geschmückt war. Diesen sowie den hinteren Gehäuselüfter ersetzte ich später aber noch durch jeweils einen Enermax TB Apollish (Durchmesser 120 mm) um den Geräuschpegel noch etwas zu reduzieren. Zusätzlich montierte ich oben und unten RGB-LED-Stripes (jeweils ca. 30 cm lang), welche ich zufällig noch rumliegen hatte. Diese wurden mittels eines „getunten“ Molex-Steckers dann direkt ans Netzteil angeschlossen und zwar so, dass nur der blaue Kanal leuchtet (falls ihr zu den Lüftern oder LEDs fragen habt, immer raus damit).
Als erster richtiger Arbeitsschritt stand die Aufnahme der Maße des Seitenteils, sowie die Erstellung eines 3D-Modells auf dem Programm. Dadurch konnte ich später am Computer sehen, welche Fensterform am stylischsten aussehen würde (Anm.: ich bin im richtigen Leben CAD-Konstrukteur und somit war das eine meiner leichtesten Übungen).
Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten und jemand anderes hätte vielleicht eine andere Form gewählt, jedenfalls gefiel mir nach reichlichen Überlegungen dieses Design am Besten.
3D-Modell des Seitenteils
Den Ausschnitt konnte ich glücklicherweise in der Firma, in der ich arbeite, maschinell fertigen lassen. Wir haben da so ein ganz tolles, neues 5-Achs-CNC-Bearbeitungszentrum, welches ja auch beschäftigt sein will.
Zusammen mit einem unserer Mechaniker schaffte ich es tatsächlich, den vorher geplanten Ausschnitt fräsen zu lassen (das 3D-Modell kann direkt eingelesen werden und fertigt dann die ausgewählten Details; mittlere Drehzahl, langsamer Vorschub, ohne Kühlwasser). Die folgenden Bilder dokumentieren den Ablauf dieses Arbeitsschritts:
Vorrichtung zum Halten der Seitenwand (Holzbrett mit ein paar Spax-Schrauben) / Vorrichtung aufgespannt in der Maschine
Aufnehmen der Kanten der Seitenwand
Fräsvorgang zum Zeitpunkt T1 / Fräsvorgang zum Zeitpunkt T2
Fräsvorgang beendet
Als nächstes machte ich mich in der heimischen Werkstatt daran, die Fräskanten mit einem Schleifschwämmchen (auf der Innen- und Außenseite) vorsichtig zu entgraten und anschließend mit etwas Alkohol (Isopropanol) zu entfetten.
Kanten mit Schwämmchen entgraten / Entfettung mit feinem, fusselfreiem Tuch und Alkohol
Damit war die Vorbereitung der Seitenwand fürs erste abgeschlossen und ich konnte dazu übergehen, mich um das eigentliche Fenster zu kümmern.
Bei eBay besorgte ich mir 3-mm-starkes Plexiglas mit den Abmaßen 500 x 500 mm. Der Plan war es, aus dieser Platte mit zwei möglichst geraden Schnitten ein Rechteck herauszusägen, welches die Ausfräsung im Seitenteil mit 10 mm Überstand an jeder Seite überdecken würde (Ausnahme: obere Kante des Ausschnitts. Hier blieb nach dem Fräsen leider nur ein schmaler Steg übrig. Damit muss man aber leben, wenn man die Bohrungen für einen zusätzlichen Lüfter in der Seitenwand komplett eliminieren will). Mit diesen Gedanken im Hinterkopf habe ich dann die benötigte Größe auf die Plexiglasscheibe aufgezeichnet (die Maße des Ausschnitts waren ja aus dem CAD-Modell bekannt) und mit der Stichsäge ausgesägt (Tipps für die Bearbeitung von Plexiglas mit Stichsägen: Pendelhub aus, Schnitt mit schon laufender Säge beginnen, mittlere Vorschubgeschwindigkeit, zur Kühlung alle paar Zentimeter gute drei Finger Wasser von seitlich auf Schnittstelle spritzen (Genügend Abstand halten, wir wollen uns ja nicht verletzen!), allgemein vorsichtig und aufmerksam, aber nicht ängstlich vorgehen). Damit die Scheibe während des Sägens nicht verrutschen kann, habe ich sie mittels zweier Schraubzwingen (und dreier Bierdeckel auf beiden Seiten als Schutz) auf meine Werkbank gespannt (nach dem ersten Schnitt musste natürlich umgespannt werden).
Angezeichnetes Rechteck / Bereit zum Sägen
Plexiglas fertig gesägt / ausgesägtes Rechteck mit Folie / ausgesägtes Rechteck ohne Folie
Nun war auch das Fenster vorbereitet und ich konnte mich daran machen, die beiden Bauteile zu „verheiraten“. Dazu wurde zunächst einmal überprüft ob alles zueinander passt, sprich, ob die Scheibe den Ausschnitt auch wirklich komplett überdeckt.
Scheibe und Seitenwand außen / Scheibe und Seitenwand innen / Scheibe und Seitenwand – „Anprobe“
Der Versuch zeigte, dass alles ok war und ich mit dem nächsten Arbeitsschritt, dem Einkleben der Scheibe weitermachen konnte. Ich hatte mich nach langem Überlegen für ein Einkleben mit Hilfe von Teppichband entschieden, da dieses erstens bombenfest hält, wenn man nicht gerade ein Auto daran aufhängen will und zweitens die Innenseite im Regelfall sowieso nie zu sehen ist. Alternative Befestigungsmethoden wie z. B. Schrauben, Silikon, Heißkleber, o. ä. waren entweder zu aufwändig, eine zu große Sauerei oder einfach nicht stabil genug. Um der Klebewirkung des Teppichbandes noch etwas unter die Arme zu greifen, benutzte ich Montagekleber, welcher jeweils an den Ecken erbsengroß aufgetragen und gleichmäßig verteilt wurde. Hier sollte man jedoch Acht geben, dass man weit genug von den Kanten wegbleibt, damit der Kleber beim Aufbringen der Scheibe nicht über den Ausschnitt auf die Außenseite der Seitenwand herausquillt (weniger ist mehr)!
Seitenteil mit Teppichband / Seitenteil mit an den Ecken aufgetragenem Montagekleber
Anschließend kann man dann die Scheibe vorsichtig mittig über dem Ausschnitt platzieren. Wenn man sicher ist, dass alles passt, vorsichtig aufdrücken. Eine Korrektur ist im ungünstigsten Fall mit viel Aufwand verbunden! Als letztes habe ich das überstehende Teppichband auf dem Innenteil der Seitenwand mit einem Cutter-Messer direkt auf dem Blech auf ein anständiges Maß gebracht und halbwegs parallel zu den Kanten abgeschnitten. Achtung: das hinterlässt sicherlich Kratzer auf besagter Innenseite, stört mich aber nicht weiter, da man (wie bereits gesagt) die Innenseite i. d. R. sowieso nicht sieht und ich persönlich das Sichtfenster auch nicht mehr ausbauen werde. Wie denn auch?!
Das Ganze sollte dann in etwa so aussehen:
Seitenteil mit Fenster fertig innen / Seitenteil mit Fenster fertig außen
Falls Ihr jetzt noch lest, dann Bedanke ich mich natürlich zunächst einmal für Euer Interesse und hoffe, dass Euch mein Essay zum Thema „Case-Window-Modding“ - um auch mal das neudeutsche Wort zu verwenden - wenigstens ein bisschen Spaß gemacht (oder im Optimalfall sogar bei eurem Vorhaben weitergeholfen) hat.
Ganz zum Schluss habe ich das Computergehäuse dann natürlich wieder zusammengesetzt und Betrieb genommen. Hier sind die Bilder davon:
ich finde, es ist mal an der Zeit Danke zu sagen, denn immer wenn es bei mir um das Thema Computer und Hardware ging bzw. geht (egal ob beim Laptop-Kauf, der Anschaffung eines neuen selbst zusammengestellten Komplettsystems, dem Aufbau eines eigenen Servers oder sonstiger Hardwareerweiterungen um nur mal ein paar Themen zu nennen), war und ist dieses Forum hier meine Anlaufstelle Nummer eins. Bis jetzt habe ich nur positive Erfahrungen gemacht. Alle Mitglieder waren durch die Bank weg freundlich und versuchten, mit fachkundigem Rat zur Seite zu stehen. Also wie gesagt: vielen Dank für die Hilfe bis hierhin. Mir werden bestimmt noch ein paar dumme Fragen einfallen...
So, aber nun zum eigentlich Thema. Für gewöhnlich bin ich nicht der große Labersack, der zu jedem erdenklichen Käse seinen Senf dazugeben muss oder wegen jedem Problemchen ein neues Thema erstellt. Ich lese viel und beantworte natürlich gerne auch die Fragen anderer Mitglieder, falls ich zufällig mal die Antwort weiß oder nen guten Tipp geben kann.
ABER: mein letztes Projekt wollte ich mit Euch teilen, weil es mir so unendlich viel Spaß gemacht hat und bestimmt auch für andere mit einem ähnlichen Vorhaben eine kleine Hilfe sein kann. Ich muss dazu aber etwas weiter ausholen. Hoffentlich habt ihr ein wenig Zeit mitgebracht.
Das ganze kam so...
Meine bessere Hälfte hat mir dieses Jahr zu meinem Geburtstag das Blockbustergame 2013, "Battlefield 4", geschenkt (ich bin schon seit BF2 großer Fan der Reihe und besitze alle Teile). Nach der Installation musste ich feststellen, dass meine alte Hardware, mit der BF3 noch auf Ultra-Details lief, bei der aktuellen Ausgabe hilflos überfordert war. Mein System bestand zu diesem Zeitpunkt aus einem Asus P7P55D-Mainboard mit einem Intel i5-750 @Standardtakt, einer ATI Sapphire Radeon 5770 sowie einem 1333er-OCZ-4GB-Kit in einem Coolermaster CM690-Gehäuse (Netzteil: Coolermaster Silent Pro M500). Die Auto-Grafikeinstellung schlug mir die Stufe „Niedrig“ vor. Nach meinem Empfinden eindeutig ein Zeichen für Handlungsbedarf.
Gesagt, getan: mich hier im Forum bzgl. der BF4-Hardware-Thematik kurz eingelesen und zu dem Schluss gekommen, dass eine neue Grafikkarte sowie eine Erweiterung des Arbeitsspeichers zwingend von Nöten ist. Die Wahl fiel auf eine R9 270x im MSi-Design sowie auf ein 1600er-8GB-RAM Kit von Corsair (Vengeance Low Profile blau). Verfügbarkeit kurzfristig, Bestellung aufgegeben, Thema erledigt. Denkste!
Scheinbar war oder ist o. g. GPU trotz anders lautender Lieferzeitangaben etwas schwierig (zu einem angemessenen Preis) zu bekommen, falls einem nicht eine Woche warten noch als kurzfristig vorkommt, ich war jedenfalls über die Lieferdauer negativ erstaunt (aber dies soll ja jetzt auch keine Erörterung über die Seriosität der Verfügbarkeitsangaben von Internetshops vor und nach der Bestellung werden). Jedenfalls war es so, dass es 7 Tage dauerte, bis ich die gewünschte Hardware in meinen Händen hielt. Da ich in der Zwischenzeit aber auch nicht nur untätig rumsitzen wollte, nahm ich mir vor, meinem restlichen System etwas Gutes zu tun. Ich entschloss mich dazu, mich ein bisschen mit dem Thema Overclocking zu beschäftigen und schaffte es nach einigen Tests auch tatsächlich mein System stabil mit einem Takt von @3,7 GHz laufen zu lassen. Außerdem wollte ich das Gehäuse mal wieder mit der Druckluftpistole ausblasen bzw. mich generell ein wenig um das Innenleben zu kümmern (z. B. bis zu diesem Zeitpunkt nicht vorhandenes Kabelmangagement).
AUSGANGSZUSTAND:
Also Gehäuse von der Peripherie getrennt, rauf auf den Schreibtisch damit und geöffnet. Dabei hielt ich dann auf einmal die Seitenwand in meinen Hände und wie ein Blitz traf mich ein Gedanke: „Hey, wäre es nicht cool, wenn auch in deinem PC irgendeine Art von Fenster wäre, wie du sie schon unzählige Male in diversen Foren, Youtube-Videos oder Internetshops gesehen hast?“. Ich starte sofort eine Google-Recherche um zu sehen was denn der Markt so hergab. Hierbei stellte ich fest, dass es unzählige Threads dazu gab, sowie tatsächlich auch eine fertige Lösung von Coolermaster. Bei letzterer erhält man für ca. 25€ eine neue Seitenwand, in welche ein Fenster eingearbeitet ist. Die Out-of-the-Box-Lösung war aber für mich keine Alternative, da erstens die Form der Öffnung nicht nach meinem Gusto war und zweitens dieses neue Seitenteil ebenfalls Bohrungen für einen Lüfter besitzen würde, welche mich schon beim alten Deckel extrem störten. Ohne die Verwendung eines Seitenlüfters wirkt das Gehäuse meiner Meinung nach damit nämlich irgendwie unfertig! Außerdem ist der simple Kauf eines Teils ja viel langweiliger als sich selbst eine Custom-Made-Lösung zu basteln. So wurde die Idee geboren, die existierende Seitenwand mit einem hübschen Ausschnitt zu versehen (dabei würden dann gleich die störenden Lüfterbohrungen eliminiert). Natürlich sollte es in diesem Zug auch gleich eine standesgemäße Ausleuchtung des Gehäuseinneren sein. Hier bot sich die Farbe Blau an, weil zum einen am CPU-Lüfter 4 blaue LEDs angebracht sind und zum anderen der Frontlüfter des Gehäuses werkseitig mit blauen LEDs geschmückt war. Diesen sowie den hinteren Gehäuselüfter ersetzte ich später aber noch durch jeweils einen Enermax TB Apollish (Durchmesser 120 mm) um den Geräuschpegel noch etwas zu reduzieren. Zusätzlich montierte ich oben und unten RGB-LED-Stripes (jeweils ca. 30 cm lang), welche ich zufällig noch rumliegen hatte. Diese wurden mittels eines „getunten“ Molex-Steckers dann direkt ans Netzteil angeschlossen und zwar so, dass nur der blaue Kanal leuchtet (falls ihr zu den Lüftern oder LEDs fragen habt, immer raus damit).
Als erster richtiger Arbeitsschritt stand die Aufnahme der Maße des Seitenteils, sowie die Erstellung eines 3D-Modells auf dem Programm. Dadurch konnte ich später am Computer sehen, welche Fensterform am stylischsten aussehen würde (Anm.: ich bin im richtigen Leben CAD-Konstrukteur und somit war das eine meiner leichtesten Übungen).
Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten und jemand anderes hätte vielleicht eine andere Form gewählt, jedenfalls gefiel mir nach reichlichen Überlegungen dieses Design am Besten.
3D-Modell des Seitenteils
Den Ausschnitt konnte ich glücklicherweise in der Firma, in der ich arbeite, maschinell fertigen lassen. Wir haben da so ein ganz tolles, neues 5-Achs-CNC-Bearbeitungszentrum, welches ja auch beschäftigt sein will.
Zusammen mit einem unserer Mechaniker schaffte ich es tatsächlich, den vorher geplanten Ausschnitt fräsen zu lassen (das 3D-Modell kann direkt eingelesen werden und fertigt dann die ausgewählten Details; mittlere Drehzahl, langsamer Vorschub, ohne Kühlwasser). Die folgenden Bilder dokumentieren den Ablauf dieses Arbeitsschritts:
Vorrichtung zum Halten der Seitenwand (Holzbrett mit ein paar Spax-Schrauben) / Vorrichtung aufgespannt in der Maschine
Aufnehmen der Kanten der Seitenwand
Fräsvorgang zum Zeitpunkt T1 / Fräsvorgang zum Zeitpunkt T2
Fräsvorgang beendet
Als nächstes machte ich mich in der heimischen Werkstatt daran, die Fräskanten mit einem Schleifschwämmchen (auf der Innen- und Außenseite) vorsichtig zu entgraten und anschließend mit etwas Alkohol (Isopropanol) zu entfetten.
Kanten mit Schwämmchen entgraten / Entfettung mit feinem, fusselfreiem Tuch und Alkohol
Damit war die Vorbereitung der Seitenwand fürs erste abgeschlossen und ich konnte dazu übergehen, mich um das eigentliche Fenster zu kümmern.
Bei eBay besorgte ich mir 3-mm-starkes Plexiglas mit den Abmaßen 500 x 500 mm. Der Plan war es, aus dieser Platte mit zwei möglichst geraden Schnitten ein Rechteck herauszusägen, welches die Ausfräsung im Seitenteil mit 10 mm Überstand an jeder Seite überdecken würde (Ausnahme: obere Kante des Ausschnitts. Hier blieb nach dem Fräsen leider nur ein schmaler Steg übrig. Damit muss man aber leben, wenn man die Bohrungen für einen zusätzlichen Lüfter in der Seitenwand komplett eliminieren will). Mit diesen Gedanken im Hinterkopf habe ich dann die benötigte Größe auf die Plexiglasscheibe aufgezeichnet (die Maße des Ausschnitts waren ja aus dem CAD-Modell bekannt) und mit der Stichsäge ausgesägt (Tipps für die Bearbeitung von Plexiglas mit Stichsägen: Pendelhub aus, Schnitt mit schon laufender Säge beginnen, mittlere Vorschubgeschwindigkeit, zur Kühlung alle paar Zentimeter gute drei Finger Wasser von seitlich auf Schnittstelle spritzen (Genügend Abstand halten, wir wollen uns ja nicht verletzen!), allgemein vorsichtig und aufmerksam, aber nicht ängstlich vorgehen). Damit die Scheibe während des Sägens nicht verrutschen kann, habe ich sie mittels zweier Schraubzwingen (und dreier Bierdeckel auf beiden Seiten als Schutz) auf meine Werkbank gespannt (nach dem ersten Schnitt musste natürlich umgespannt werden).
Angezeichnetes Rechteck / Bereit zum Sägen
Plexiglas fertig gesägt / ausgesägtes Rechteck mit Folie / ausgesägtes Rechteck ohne Folie
Nun war auch das Fenster vorbereitet und ich konnte mich daran machen, die beiden Bauteile zu „verheiraten“. Dazu wurde zunächst einmal überprüft ob alles zueinander passt, sprich, ob die Scheibe den Ausschnitt auch wirklich komplett überdeckt.
Scheibe und Seitenwand außen / Scheibe und Seitenwand innen / Scheibe und Seitenwand – „Anprobe“
Der Versuch zeigte, dass alles ok war und ich mit dem nächsten Arbeitsschritt, dem Einkleben der Scheibe weitermachen konnte. Ich hatte mich nach langem Überlegen für ein Einkleben mit Hilfe von Teppichband entschieden, da dieses erstens bombenfest hält, wenn man nicht gerade ein Auto daran aufhängen will und zweitens die Innenseite im Regelfall sowieso nie zu sehen ist. Alternative Befestigungsmethoden wie z. B. Schrauben, Silikon, Heißkleber, o. ä. waren entweder zu aufwändig, eine zu große Sauerei oder einfach nicht stabil genug. Um der Klebewirkung des Teppichbandes noch etwas unter die Arme zu greifen, benutzte ich Montagekleber, welcher jeweils an den Ecken erbsengroß aufgetragen und gleichmäßig verteilt wurde. Hier sollte man jedoch Acht geben, dass man weit genug von den Kanten wegbleibt, damit der Kleber beim Aufbringen der Scheibe nicht über den Ausschnitt auf die Außenseite der Seitenwand herausquillt (weniger ist mehr)!
Seitenteil mit Teppichband / Seitenteil mit an den Ecken aufgetragenem Montagekleber
Anschließend kann man dann die Scheibe vorsichtig mittig über dem Ausschnitt platzieren. Wenn man sicher ist, dass alles passt, vorsichtig aufdrücken. Eine Korrektur ist im ungünstigsten Fall mit viel Aufwand verbunden! Als letztes habe ich das überstehende Teppichband auf dem Innenteil der Seitenwand mit einem Cutter-Messer direkt auf dem Blech auf ein anständiges Maß gebracht und halbwegs parallel zu den Kanten abgeschnitten. Achtung: das hinterlässt sicherlich Kratzer auf besagter Innenseite, stört mich aber nicht weiter, da man (wie bereits gesagt) die Innenseite i. d. R. sowieso nicht sieht und ich persönlich das Sichtfenster auch nicht mehr ausbauen werde. Wie denn auch?!
Das Ganze sollte dann in etwa so aussehen:
Seitenteil mit Fenster fertig innen / Seitenteil mit Fenster fertig außen
Falls Ihr jetzt noch lest, dann Bedanke ich mich natürlich zunächst einmal für Euer Interesse und hoffe, dass Euch mein Essay zum Thema „Case-Window-Modding“ - um auch mal das neudeutsche Wort zu verwenden - wenigstens ein bisschen Spaß gemacht (oder im Optimalfall sogar bei eurem Vorhaben weitergeholfen) hat.
Ganz zum Schluss habe ich das Computergehäuse dann natürlich wieder zusammengesetzt und Betrieb genommen. Hier sind die Bilder davon:
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