Einleitung
Vor gut einem Jahr hatte ich durch einen Tipp bei Mydealz eine günstige alte Workstation erworben die mir als Office- & Multimediasystem dienen sollte. Über die Zeit wurde das System immer mal aufgerüstet (mehr RAM, andere Xeon-Prozessoren, SSD, Grafikkarte) doch der alte Sockel 1156 hat dort natürlich seine Grenzen, gerade noch schnellere Prozessoren waren selbst gebraucht nach meinem Verständnis unverhältnismäßig teuer.
Als Nachfolgelösung standen 2 Varianten im Raum – 1. Kernsanierung mit Mainboard/RAM/CPU (ca. 300€ mit i5-4460 und 8GB RAM) oder aber 2. ein Dell T20 mit Xeon 1225v3 und 4GB ECC den es letztes Jahr ab und an für 269€ als Komplettsystem zu kaufen gab. Letzteres hätte als Komplettsystem ein tolles Preis-/Leistungsverhältnis gehabt, nur hatte ich den tollen Preis längere Zeit nicht mehr gesichtet.
Daher ging der Blick weiter und auch auf mögliche Vorgänger des T20 und Alternativen anderer Hersteller. Besonders aufgefallen ist mir dabei der T3500, ein Sockel 1366-System den man ab und an zu tollen Preisen bei ebay erstehen kann. Da man die Informationen zu diesem System doch ein wenig im Internet suchen muss, habe ich mir gedacht, dass ich mal einen kleinen Erfahrungsbericht schreibe.
Technische Daten (Meine Startkonfiguration):
Gehäuse: Dell T3500-OEM (Desktop-Version)
Netzteil: Dell 525Watt-Netzteil (85+)
Prozessor: Intel Xeon W3530 (Sockel 1366, 4x 2.8GHz, Turbotakt 3.06GHz, HT, TDP: 130W)
Arbeitsspeicher: 12GB (6x2GB DDR3 1.333Mhz von Kingston)
Mainboard: Dell T3500 – Modell 9KPNV (Sockel 1366, 6x RAM Slot, 2x PCI Express x16 Gen 2, 2x PCI Express x8 (elektrisch x4), 2x PCI, 5x SATA)
Anschlüsse extern: 8x USB 2.0 (2x vorne), 1x eSATA, 1x Gbit-LAN, 1x seriell, 1x parallel, 2x PS2, 4x Audio (2x vorne, 2x hinten)
Laufwerke: keine Festplatte verbaut/DVD-Brenner (Platz für 2x 3,5“ nur intern, 1x 3,5“ extern, 2x 5,25“ extern)
Grafikkarte: Fire MV 2260 (256MB GDDR3 – 2x Display Port)
Betriebssystem: ohne
Bezahlt habe ich für mein Ausgangssystem gute 150€. Für die erste Inbetriebnahme fehlten somit eine Festplatte und ein Betriebssystem. Zudem musste ich die Grafikkarte wechseln, da ich keinen Monitor mit Display-Port besitze.
Insgesamt war somit jedoch eine gute Basis für mein späteres System vorhanden.
Gehäuse
Das Gehäuse des Dell T3500 ist ein OEM-Modell feinster Güte aber insgesamt recht durchdacht gebaut und auf optimale Wartbarkeit ausgelegt. Insgesamt ist es natürlich ziemlich groß da das Mainboard E-ATX-Format besitzt und dieses erstmal untergebracht werden muss, dieses ist an der linken Gehäuseseite angebracht. Die rechte Seite lässt sich nach Betätigung einer Entriegelung auf dem Deckel abnehmen und ist wie der Rest sehr stabil gebaut.
Über dem Prozessor ist Platz für 2x 3,5“-Festplatten auf einer klappbaren Schiene, die Befestigung kann werkzeugfrei erfolgen. Im normalen Betrieb sind die Festplatten somit vertikal angebracht, nicht jedermanns Sache aber meiner SSD ist es definitiv egal.
In der Front sind 2 große 120mm-Lüfter montiert, die Luft in das Gehäuseinnere blasen, mit einem Kunststoffkanal wird ein Teil dieser Luft über die RAM-Bänke geleitet. Darüber logiert der Platz für externe Laufwerke. Dort ist Platz für 2x 5,25“ Laufwerke, darunter noch Platz für ein externes 3,5“-Laufwerk (z.B. Cardreader).
Das Netzteil ist hinten im Gehäuse unter dem Deckel angebracht. Zur Montage von Steckkarten lässt sich darunter eine Blende nach hinten wegklappen, dennoch können diese noch am Gehäuse angeschraubt werden. Zusätzlich ist noch eine blaue Kunststoffhalterung zum Stützen der Steckkarten montiert.
Neben der I/O-Blende können noch 2 Lüfter zur Entlüftung montiert werden, ab Werk scheint dort jedoch nichts verbaut zu sein.
Das Grundgerüst des Gehäuses scheint bei allen T3500 identisch zu sein. Unterschiede konnte ich bisher nur an der Frontblende im Bereich der Laufwerke ausmachen. Das Gehäuse ist jeweils als Tower oder Desktop aufstellbar (Gummifüße unten und an der linken Seite vorhanden), die Blende jedoch nur auf eine der beiden Aufstellarten ausgelegt. Ich habe bei der Desktopvariante daher den offenen Teil der Blende einfach verschlossen und dahinter Festplatten horizontal mit Adaptern verstaut.
Lautstärke
Das exotische Kühlkonzept mit einem rein passiven CPU-Kühler und den davor montierten Lüftern hat bei mir zunächst Argwohn geweckt, ich bin davon ausgegangen, dass man im normalen Betrieb das System schon ordentlich hören würde.
Umso überraschter war ich, als das System dann eine Weile lief. Die Windows-Installation nebst diverser Updates hat mich dabei wirklich sehr überrascht, vom System war fast nichts zu hören. Von absoluter Dauerlast war das System dabei natürlich auch noch entfernt aber für eine positive Überraschung hat das bei mir schon gereicht. Der komplette Gegensatz dazu war dann natürlich der Test mit Prime. Die Lüfter drehten recht schnell auf und es wurde schon ziemlich laut, die CPU-Temperatur (gemessen mit Core-Temp) kratzte in der Situation an den 100 Grad, der Takt wurde jedoch stabil gehalten.
Aufrüstmöglichkeiten
Ein entscheidender Punkt für die Kaufentscheidung waren für mich die umfangreichen Möglichkeiten zur Aufrüstung.
CPU: Der Sockel 1366 ist zwar nicht mehr superfrisch aber dafür gibt es doch erstaunlich viele Prozessoren die für den Sockel erschienen sind und auch vom Mainboard unterstützt werden. Neben den bekannten i7-Prozessoren der ersten Generation gibt es Xeon-Prozessoren mit 2 Kernen, 4 Kernen und (für mich besonders spannend) 6 Kernen. Gerade bei den schnellen Modellen mit 4 und 6 Kernen fallen die recht geringen Gebrauchtpreise bei ebay und auch die Möglichkeiten ein wenig am Stromverbrauch zu drehen positiv auf.
Festzuhalten bleibt an dieser Stelle, dass es wohl 3 Revisionen (K095G, XPDFK V2, 9KPNV V3) des Mainboards gibt jedoch alle mit Bios ab A07 insgesamt 40 unterschiedliche Xeon-CPUs unterstützen (natürlich nur eine CPU gleichzeitig). Auch die „normalen“ i7-Prozessoren sollen laufen, sind nach meinen Eindruck jedoch finanziell nicht wirklich interessant.
Unterstützt werden folgende Modelle:
2 Kerne, 2 Threads, 80W, 45nm: E5502 (1,87GHz), E5503 (2,0GHz)
2 Kerne, 2 Threads,130W, 45nm: W3503 (2,4GHz), W3505 (2,53GHz)
4 Kerne, 4 Threads, 80W, 45nm: E5506 (2,13GHz)
4 Kerne, 4 Threads, 80W, 32nm: E5603 (1,6Ghz), E5606 (2,13GHz), E5607 (2,27GHz)
4 Kerne, 8 Threads, 80W, 32nm: E5620 (2,4GHz), E5630 (2,53GHz), E5640 (2,67GHz)
4 Kerne, 8 Threads, 80W, 45nm: E5507 (2,27GHz), E5520 (2,27GHz), E5530 (2,4GHz), E5540 (2,53GHz)
4 Kerne, 8 Threads, 95W, 32nm: X5667 (3,07GHz), X5672 (3,2GHz)
4 Kerne, 8 Threads, 95W, 45nm: X5550 (2,67GHz), X5570 (2,93GHz)
4 Kerne, 8 Threads, 130W, 32nm: X5647 (2,93GHz), X5677 (3,47GHz), X5687 (3,6GHz)
4 Kerne, 8 Threads, 130W, 45nm: W3520 (2,67GHz), W3530 (2,8GHz), W3540 (2,93GHz), W3550 (3,07GHz), W3565 (3,2GHz), W3570 (3,2GHz), W3580 (3,33GHz)
6 Kerne, 12 Threads, 80W, 32nm: E5645 (2,4GHz), E5649 (2,53GHz)
6 Kerne, 12 Threads, 95W, 32nm: X5650 (2,67GHz), X5660 (2,8GHz), X5670 (2,93GHz), X5675 (3,07GHz)
6 Kerne, 12 Threads, 130W, 32nm: X5680 (3,33GHz), X5690 (3,47GHz)
6 Kerne, 12 Threads, 130W, 45nm: W3670 (3,2GHz), W3680 (3,33GHz), W3690 (3,47GHz)
Selbst habe ich mich zunächst für einen X5650 entschieden, da es mich gereizt hat auch mal einen 6-Kerner zu haben und dieser für 80€ sehr günstig zu bekommen war.
Arbeitsspeicher: Die 6 Speicher-Slots bieten natürlich die Möglichkeit umfangreich Arbeitsspeicher nachzurüsten. Das Handbuch sieht als Maximalkonfiguration 6x 4GB DDR3 und somit 24GB RAM vor. Ich vermute jedoch (leider nicht getestet), dass 8GB-Riegel bei Erscheinen des T3500 noch nicht verfügbar waren und so sogar 48GB möglich wären.
Grafikkarte: Mit PCI Express x16-Steckplätzen der zweiten Generation ist grundsätzlich der Montage modernster Grafikkarten keine Grenze gesetzt. Zwar bietet die dritte Generation potenzial noch mehr Leistung jedoch halten sich die Einschränkungen in Hinblick auf die Leistung in Grenzen. Platz ist ebenfalls genug vorhanden, so dass selbst Triple-Slot-Design mit großer Kühlkonstruktion problemlos verbaut werden können. Die einzige Einschränkung ab Werk kommt vom Netzteil welches nur 1x 6-Pin-PCIe zur Verfügung stellt. Für High-End-Gaming und zugehörige Grafikkarten muss auf jeden Fall auch beim Netzteil was passieren.
Bei Grafikkarten empfiehlt es sich auf einen nach hinten gerichteten Stromanschluss zu achten, ist der Anschluss oben positioniert, kann es zu Problemen mit der Laufwerksplatte kommen. Meine AMD 6850 war gerade so mit montierbar, mit einer GeForce 650Ti Boost gab es hingegen keine Probleme.
Netzteil: Das ab Werk verbaute Netzteil ist mit einer Leistung von 525 Watt und einer Effizienz von 85+ (laut Dell) bietet grundsätzlich ausreichend Anschlüsse für alles was man an Laufwerke im Gehäuse verstauen kann.
Ein Wechsel könnte jedoch bei der Nutzung leistungsstarker Grafikkarten durchaus notwendig sein, da für diese nur ein 6-Pin-PCIe-Anschluss vorhanden ist. Damit lassen sich zwar auch einige aktuelle Mittelklasse-Grafikkarten wie manche GTX960 betreiben doch im High-End-Bereich bietet sich dort ein Wechsel an. Der große Vorteil ist hier das Festhalten am ATX-Standard bei den Mainboard-Anschlüssen (nicht wie beim aktuellen Dell T20), so dass ein Umrüstung verhältnismäßig problemlos möglich ist. Auf Grund des großen Gehäuses muss jedoch auf die Kabellängen geachtet werden.
Laufwerke: Die Limitierung bei der Aufrüstmöglichkeit liegt zum einen am Platz im Gehäuse und zusätzlich an der Möglichkeiten des Mainboards. Dieses hat ab Werk 5 interne SATA-Anschlüsse, dabei handelt es sich jedoch um SATA2-Anschlüsse, so dass moderne SSDs nicht die volle Power in Form von Lese-/Schreibgeschwindigkeit entfalten können. Der SSD-Effekt ist jedoch dennoch spürbar, so dass ich fürs Betriebssystem eine 256GB Crucial MX100 gewählt habe.
Für umfangreichen Festplattenbetrieb kann man natürlich auf ein optisches Laufwerk verzichten und kann somit mit passendem Adapter (5,25“ auf 3,5“) 6 Festplatten mit 3,5“ im Gehäuse unterbringen, es sind jedoch nur 5 interne SATA-Anschlüsse vorhanden, so dass man ggf. einen zusätzlichen Controller braucht.
Gehäuse: Ein Austausch des Gehäuses ist zwar eher ein optisches Upgrade aber natürlich gehört das für den ein oder anderen natürlich auch zu den wichtigen Faktoren. Der besonders limitierende Faktor ist dabei das Mainboard mit E-ATX-Formfaktor. Ich selbst hab mich bisher noch nicht an einen Gehäusewechsel gewagt aber vielleicht kommt das noch.
Ein wenig Bedenken habe ich, wegen des Mainboards da dieses mit der kleinen Ausbuchtung doch wohl sogar den E-ATX-Formfaktor leicht überragt. Da mir jedoch das OEM-Gehäuse inzwischen ganz gut gefällt, kann ich von keinen Erfahrungen berichten.
Kaufempfehlungen
Wenn man sich auf die Suche nach einem Dell T3500 macht, sollte man zunächst für sich abwägen ob man gerade bei ebay mit ein wenig Risiko leben kann oder eher nicht. Das ist für mich die Entscheidung zwischen privaten Anbietern oder aber gewerblichen Anbietern die zumindest Gewährleistung auf die Gebrauchtware geben. Privatanbieter machen häufig auch Versteigerungen und gelegentlich nicht optimale Angebotsbeschreibungen, so dass man dort auch gute Schnäppchen machen kann, die gewerblichen Anbieter machen nach meinem Eindruck eher nur Sofort-Kaufen-Angebote.
Ein interessanter Aspekt kann dennoch durchweg die verbaute Grafikkarte sein. Viele Privatnutzer werden wohl, wie ich auch, eher keine Profigrafikkarten wie nVidia Quadros oder Fire-Grafikkarten benötigen. Teilweise sind wie bei mir nur fast wertlose Modelle verbaut, es gibt jedoch auch Angebote wo es sich lohnen kann einfach mal 30€ mehr auszugeben und die Grafikkarte im Anschluss zu veräußern.
Alternativen
Erst später habe ich noch eine spannende Alternative zum T3500 entdeckt. Von Fujitsu gibt es das Modell M470-2 welches aus der gleichen Generation stammt. Ein großer Vorteil dort ist das verbaute Netzteil, dieses hat nämlich 2x 6-PIN-PCIe und 2x 8-PIN-PCIe.
Fazit
Persönlich bin ich begeistert, dass man so viel Leistung für wenig Geld bekommen kann und hab mir inzwischen bereits einen zweiten T3500 (jetzt mit X5670) gekauft. Den Stromverbrauch habe ich bei beiden durch Umrüstung auf 95W-Xeons hoffentlich ein klein wenig reduziert.
Am Ende kann es, soweit man nicht an High-End interessiert ist, eine günstige Alternative zu einem neu zusammen gestellten PC sein. Man bekommt durchaus für 150€ bis 200€ einen Komplett-PC mit schnellem 4-Kern-Prozessor (inkl. HT) der mit einer passenden Grafikkarte gut zum Spielen geeignet ist.
Bilder
Bild von außen
Innenraum (Blick auf Festplattenschiene)
Innenraum (Blick auf Arbeitsspeicher/Prozessor)
Vor gut einem Jahr hatte ich durch einen Tipp bei Mydealz eine günstige alte Workstation erworben die mir als Office- & Multimediasystem dienen sollte. Über die Zeit wurde das System immer mal aufgerüstet (mehr RAM, andere Xeon-Prozessoren, SSD, Grafikkarte) doch der alte Sockel 1156 hat dort natürlich seine Grenzen, gerade noch schnellere Prozessoren waren selbst gebraucht nach meinem Verständnis unverhältnismäßig teuer.
Als Nachfolgelösung standen 2 Varianten im Raum – 1. Kernsanierung mit Mainboard/RAM/CPU (ca. 300€ mit i5-4460 und 8GB RAM) oder aber 2. ein Dell T20 mit Xeon 1225v3 und 4GB ECC den es letztes Jahr ab und an für 269€ als Komplettsystem zu kaufen gab. Letzteres hätte als Komplettsystem ein tolles Preis-/Leistungsverhältnis gehabt, nur hatte ich den tollen Preis längere Zeit nicht mehr gesichtet.
Daher ging der Blick weiter und auch auf mögliche Vorgänger des T20 und Alternativen anderer Hersteller. Besonders aufgefallen ist mir dabei der T3500, ein Sockel 1366-System den man ab und an zu tollen Preisen bei ebay erstehen kann. Da man die Informationen zu diesem System doch ein wenig im Internet suchen muss, habe ich mir gedacht, dass ich mal einen kleinen Erfahrungsbericht schreibe.
Technische Daten (Meine Startkonfiguration):
Gehäuse: Dell T3500-OEM (Desktop-Version)
Netzteil: Dell 525Watt-Netzteil (85+)
Prozessor: Intel Xeon W3530 (Sockel 1366, 4x 2.8GHz, Turbotakt 3.06GHz, HT, TDP: 130W)
Arbeitsspeicher: 12GB (6x2GB DDR3 1.333Mhz von Kingston)
Mainboard: Dell T3500 – Modell 9KPNV (Sockel 1366, 6x RAM Slot, 2x PCI Express x16 Gen 2, 2x PCI Express x8 (elektrisch x4), 2x PCI, 5x SATA)
Anschlüsse extern: 8x USB 2.0 (2x vorne), 1x eSATA, 1x Gbit-LAN, 1x seriell, 1x parallel, 2x PS2, 4x Audio (2x vorne, 2x hinten)
Laufwerke: keine Festplatte verbaut/DVD-Brenner (Platz für 2x 3,5“ nur intern, 1x 3,5“ extern, 2x 5,25“ extern)
Grafikkarte: Fire MV 2260 (256MB GDDR3 – 2x Display Port)
Betriebssystem: ohne
Bezahlt habe ich für mein Ausgangssystem gute 150€. Für die erste Inbetriebnahme fehlten somit eine Festplatte und ein Betriebssystem. Zudem musste ich die Grafikkarte wechseln, da ich keinen Monitor mit Display-Port besitze.
Insgesamt war somit jedoch eine gute Basis für mein späteres System vorhanden.
Gehäuse
Das Gehäuse des Dell T3500 ist ein OEM-Modell feinster Güte aber insgesamt recht durchdacht gebaut und auf optimale Wartbarkeit ausgelegt. Insgesamt ist es natürlich ziemlich groß da das Mainboard E-ATX-Format besitzt und dieses erstmal untergebracht werden muss, dieses ist an der linken Gehäuseseite angebracht. Die rechte Seite lässt sich nach Betätigung einer Entriegelung auf dem Deckel abnehmen und ist wie der Rest sehr stabil gebaut.
Über dem Prozessor ist Platz für 2x 3,5“-Festplatten auf einer klappbaren Schiene, die Befestigung kann werkzeugfrei erfolgen. Im normalen Betrieb sind die Festplatten somit vertikal angebracht, nicht jedermanns Sache aber meiner SSD ist es definitiv egal.
In der Front sind 2 große 120mm-Lüfter montiert, die Luft in das Gehäuseinnere blasen, mit einem Kunststoffkanal wird ein Teil dieser Luft über die RAM-Bänke geleitet. Darüber logiert der Platz für externe Laufwerke. Dort ist Platz für 2x 5,25“ Laufwerke, darunter noch Platz für ein externes 3,5“-Laufwerk (z.B. Cardreader).
Das Netzteil ist hinten im Gehäuse unter dem Deckel angebracht. Zur Montage von Steckkarten lässt sich darunter eine Blende nach hinten wegklappen, dennoch können diese noch am Gehäuse angeschraubt werden. Zusätzlich ist noch eine blaue Kunststoffhalterung zum Stützen der Steckkarten montiert.
Neben der I/O-Blende können noch 2 Lüfter zur Entlüftung montiert werden, ab Werk scheint dort jedoch nichts verbaut zu sein.
Das Grundgerüst des Gehäuses scheint bei allen T3500 identisch zu sein. Unterschiede konnte ich bisher nur an der Frontblende im Bereich der Laufwerke ausmachen. Das Gehäuse ist jeweils als Tower oder Desktop aufstellbar (Gummifüße unten und an der linken Seite vorhanden), die Blende jedoch nur auf eine der beiden Aufstellarten ausgelegt. Ich habe bei der Desktopvariante daher den offenen Teil der Blende einfach verschlossen und dahinter Festplatten horizontal mit Adaptern verstaut.
Lautstärke
Das exotische Kühlkonzept mit einem rein passiven CPU-Kühler und den davor montierten Lüftern hat bei mir zunächst Argwohn geweckt, ich bin davon ausgegangen, dass man im normalen Betrieb das System schon ordentlich hören würde.
Umso überraschter war ich, als das System dann eine Weile lief. Die Windows-Installation nebst diverser Updates hat mich dabei wirklich sehr überrascht, vom System war fast nichts zu hören. Von absoluter Dauerlast war das System dabei natürlich auch noch entfernt aber für eine positive Überraschung hat das bei mir schon gereicht. Der komplette Gegensatz dazu war dann natürlich der Test mit Prime. Die Lüfter drehten recht schnell auf und es wurde schon ziemlich laut, die CPU-Temperatur (gemessen mit Core-Temp) kratzte in der Situation an den 100 Grad, der Takt wurde jedoch stabil gehalten.
Aufrüstmöglichkeiten
Ein entscheidender Punkt für die Kaufentscheidung waren für mich die umfangreichen Möglichkeiten zur Aufrüstung.
CPU: Der Sockel 1366 ist zwar nicht mehr superfrisch aber dafür gibt es doch erstaunlich viele Prozessoren die für den Sockel erschienen sind und auch vom Mainboard unterstützt werden. Neben den bekannten i7-Prozessoren der ersten Generation gibt es Xeon-Prozessoren mit 2 Kernen, 4 Kernen und (für mich besonders spannend) 6 Kernen. Gerade bei den schnellen Modellen mit 4 und 6 Kernen fallen die recht geringen Gebrauchtpreise bei ebay und auch die Möglichkeiten ein wenig am Stromverbrauch zu drehen positiv auf.
Festzuhalten bleibt an dieser Stelle, dass es wohl 3 Revisionen (K095G, XPDFK V2, 9KPNV V3) des Mainboards gibt jedoch alle mit Bios ab A07 insgesamt 40 unterschiedliche Xeon-CPUs unterstützen (natürlich nur eine CPU gleichzeitig). Auch die „normalen“ i7-Prozessoren sollen laufen, sind nach meinen Eindruck jedoch finanziell nicht wirklich interessant.
Unterstützt werden folgende Modelle:
2 Kerne, 2 Threads, 80W, 45nm: E5502 (1,87GHz), E5503 (2,0GHz)
2 Kerne, 2 Threads,130W, 45nm: W3503 (2,4GHz), W3505 (2,53GHz)
4 Kerne, 4 Threads, 80W, 45nm: E5506 (2,13GHz)
4 Kerne, 4 Threads, 80W, 32nm: E5603 (1,6Ghz), E5606 (2,13GHz), E5607 (2,27GHz)
4 Kerne, 8 Threads, 80W, 32nm: E5620 (2,4GHz), E5630 (2,53GHz), E5640 (2,67GHz)
4 Kerne, 8 Threads, 80W, 45nm: E5507 (2,27GHz), E5520 (2,27GHz), E5530 (2,4GHz), E5540 (2,53GHz)
4 Kerne, 8 Threads, 95W, 32nm: X5667 (3,07GHz), X5672 (3,2GHz)
4 Kerne, 8 Threads, 95W, 45nm: X5550 (2,67GHz), X5570 (2,93GHz)
4 Kerne, 8 Threads, 130W, 32nm: X5647 (2,93GHz), X5677 (3,47GHz), X5687 (3,6GHz)
4 Kerne, 8 Threads, 130W, 45nm: W3520 (2,67GHz), W3530 (2,8GHz), W3540 (2,93GHz), W3550 (3,07GHz), W3565 (3,2GHz), W3570 (3,2GHz), W3580 (3,33GHz)
6 Kerne, 12 Threads, 80W, 32nm: E5645 (2,4GHz), E5649 (2,53GHz)
6 Kerne, 12 Threads, 95W, 32nm: X5650 (2,67GHz), X5660 (2,8GHz), X5670 (2,93GHz), X5675 (3,07GHz)
6 Kerne, 12 Threads, 130W, 32nm: X5680 (3,33GHz), X5690 (3,47GHz)
6 Kerne, 12 Threads, 130W, 45nm: W3670 (3,2GHz), W3680 (3,33GHz), W3690 (3,47GHz)
Selbst habe ich mich zunächst für einen X5650 entschieden, da es mich gereizt hat auch mal einen 6-Kerner zu haben und dieser für 80€ sehr günstig zu bekommen war.
Arbeitsspeicher: Die 6 Speicher-Slots bieten natürlich die Möglichkeit umfangreich Arbeitsspeicher nachzurüsten. Das Handbuch sieht als Maximalkonfiguration 6x 4GB DDR3 und somit 24GB RAM vor. Ich vermute jedoch (leider nicht getestet), dass 8GB-Riegel bei Erscheinen des T3500 noch nicht verfügbar waren und so sogar 48GB möglich wären.
Grafikkarte: Mit PCI Express x16-Steckplätzen der zweiten Generation ist grundsätzlich der Montage modernster Grafikkarten keine Grenze gesetzt. Zwar bietet die dritte Generation potenzial noch mehr Leistung jedoch halten sich die Einschränkungen in Hinblick auf die Leistung in Grenzen. Platz ist ebenfalls genug vorhanden, so dass selbst Triple-Slot-Design mit großer Kühlkonstruktion problemlos verbaut werden können. Die einzige Einschränkung ab Werk kommt vom Netzteil welches nur 1x 6-Pin-PCIe zur Verfügung stellt. Für High-End-Gaming und zugehörige Grafikkarten muss auf jeden Fall auch beim Netzteil was passieren.
Bei Grafikkarten empfiehlt es sich auf einen nach hinten gerichteten Stromanschluss zu achten, ist der Anschluss oben positioniert, kann es zu Problemen mit der Laufwerksplatte kommen. Meine AMD 6850 war gerade so mit montierbar, mit einer GeForce 650Ti Boost gab es hingegen keine Probleme.
Netzteil: Das ab Werk verbaute Netzteil ist mit einer Leistung von 525 Watt und einer Effizienz von 85+ (laut Dell) bietet grundsätzlich ausreichend Anschlüsse für alles was man an Laufwerke im Gehäuse verstauen kann.
Ein Wechsel könnte jedoch bei der Nutzung leistungsstarker Grafikkarten durchaus notwendig sein, da für diese nur ein 6-Pin-PCIe-Anschluss vorhanden ist. Damit lassen sich zwar auch einige aktuelle Mittelklasse-Grafikkarten wie manche GTX960 betreiben doch im High-End-Bereich bietet sich dort ein Wechsel an. Der große Vorteil ist hier das Festhalten am ATX-Standard bei den Mainboard-Anschlüssen (nicht wie beim aktuellen Dell T20), so dass ein Umrüstung verhältnismäßig problemlos möglich ist. Auf Grund des großen Gehäuses muss jedoch auf die Kabellängen geachtet werden.
Laufwerke: Die Limitierung bei der Aufrüstmöglichkeit liegt zum einen am Platz im Gehäuse und zusätzlich an der Möglichkeiten des Mainboards. Dieses hat ab Werk 5 interne SATA-Anschlüsse, dabei handelt es sich jedoch um SATA2-Anschlüsse, so dass moderne SSDs nicht die volle Power in Form von Lese-/Schreibgeschwindigkeit entfalten können. Der SSD-Effekt ist jedoch dennoch spürbar, so dass ich fürs Betriebssystem eine 256GB Crucial MX100 gewählt habe.
Für umfangreichen Festplattenbetrieb kann man natürlich auf ein optisches Laufwerk verzichten und kann somit mit passendem Adapter (5,25“ auf 3,5“) 6 Festplatten mit 3,5“ im Gehäuse unterbringen, es sind jedoch nur 5 interne SATA-Anschlüsse vorhanden, so dass man ggf. einen zusätzlichen Controller braucht.
Gehäuse: Ein Austausch des Gehäuses ist zwar eher ein optisches Upgrade aber natürlich gehört das für den ein oder anderen natürlich auch zu den wichtigen Faktoren. Der besonders limitierende Faktor ist dabei das Mainboard mit E-ATX-Formfaktor. Ich selbst hab mich bisher noch nicht an einen Gehäusewechsel gewagt aber vielleicht kommt das noch.
Ein wenig Bedenken habe ich, wegen des Mainboards da dieses mit der kleinen Ausbuchtung doch wohl sogar den E-ATX-Formfaktor leicht überragt. Da mir jedoch das OEM-Gehäuse inzwischen ganz gut gefällt, kann ich von keinen Erfahrungen berichten.
Kaufempfehlungen
Wenn man sich auf die Suche nach einem Dell T3500 macht, sollte man zunächst für sich abwägen ob man gerade bei ebay mit ein wenig Risiko leben kann oder eher nicht. Das ist für mich die Entscheidung zwischen privaten Anbietern oder aber gewerblichen Anbietern die zumindest Gewährleistung auf die Gebrauchtware geben. Privatanbieter machen häufig auch Versteigerungen und gelegentlich nicht optimale Angebotsbeschreibungen, so dass man dort auch gute Schnäppchen machen kann, die gewerblichen Anbieter machen nach meinem Eindruck eher nur Sofort-Kaufen-Angebote.
Ein interessanter Aspekt kann dennoch durchweg die verbaute Grafikkarte sein. Viele Privatnutzer werden wohl, wie ich auch, eher keine Profigrafikkarten wie nVidia Quadros oder Fire-Grafikkarten benötigen. Teilweise sind wie bei mir nur fast wertlose Modelle verbaut, es gibt jedoch auch Angebote wo es sich lohnen kann einfach mal 30€ mehr auszugeben und die Grafikkarte im Anschluss zu veräußern.
Alternativen
Erst später habe ich noch eine spannende Alternative zum T3500 entdeckt. Von Fujitsu gibt es das Modell M470-2 welches aus der gleichen Generation stammt. Ein großer Vorteil dort ist das verbaute Netzteil, dieses hat nämlich 2x 6-PIN-PCIe und 2x 8-PIN-PCIe.
Fazit
Persönlich bin ich begeistert, dass man so viel Leistung für wenig Geld bekommen kann und hab mir inzwischen bereits einen zweiten T3500 (jetzt mit X5670) gekauft. Den Stromverbrauch habe ich bei beiden durch Umrüstung auf 95W-Xeons hoffentlich ein klein wenig reduziert.
Am Ende kann es, soweit man nicht an High-End interessiert ist, eine günstige Alternative zu einem neu zusammen gestellten PC sein. Man bekommt durchaus für 150€ bis 200€ einen Komplett-PC mit schnellem 4-Kern-Prozessor (inkl. HT) der mit einer passenden Grafikkarte gut zum Spielen geeignet ist.
Bilder
Bild von außen
Innenraum (Blick auf Festplattenschiene)
Innenraum (Blick auf Arbeitsspeicher/Prozessor)
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