Erfahrungsbericht Quasi Bare-Metal-Recovery auf einer Synology DS220+

Mountainbiker83

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Hallo Forum!

Ich wollte hier mal einen Erfahrungsbericht zur Wiederherstellung unserer Synology DS220+ posten. Vielleicht kommen hilfreiche Anregungen, vielleicht nützt es jemand.

Anlass war kein Defekt, sondern, dass wir von einer 1 TB Platte auf eine 2 TB Platte wechseln wollten. Um Strom zu sparen, betreiben wir unser NAS nur mit einer Platte. Wir gehen davon aus, den Ausfall einer Platte verkraften zu können, sofern ein funktionierendes Backup besteht.

Hier kommt die erste Fehlannahme ins Spiel: Wir gingen immer davon aus, dass der Wechsel auf eine größere Platte problemlos sein würde, weil wir ja ein NAS mit 2 Festplatten-Slots haben. Das ist nicht zutreffend. Der Synology-Support empfahl ein Backup mit Hyper Backup auf externer Platte zu machen, die größere einzubauen und das Backup zurückzuspielen. Ich dachte, das ist eine willkommene Gelegenheit, um zu testen, ob das Backup im Zweifel wirklich funktioniert. Immerhin hätte ich ja die alte Platte mit dem alten System in der Hinterhand.

Also alte Platte ausgebaut, neue eingebaut, Backup zurückgespielt. Erste Feststellung: Man muss übergangsweise einen Benutzer einrichten und dieser kollidiert dann mit dem alten Benutzer gleicher ID aber anderen Namens und mit anderen Rechten aus dem Backup. Außerdem geht das alte Administrator-Passwort und die 2FA verloren. Alles machbar, aber es kostet Zeit, Nerven und Gehirnschmalz.

Nächster Schreck: Virtuelle Maschinen und Container werden von Hyper Backup gar nicht gesichert. Außerdem wird der DHCP-Server nicht wiederhergestellt und es werden auch nicht alle Einstellungen (externer Zugriff z.B.) wiederhergestellt. Also wieder die alte Platte eingebaut - nächster Schreck: das NAS akzeptiert das nicht einfach so und verlangt eine Neuinstallation von DSM. Immerhin hat das unter Beibehaltung der alten Konfiguration geklappt. Zeitaufwand: groß.

Gut, also Einstellungen vom DHCP-Server auf der alten Platte notiert, VMs und Container exportiert. Enormer Zeitaufwand. Zurück ins neue System auf der großen Platte. Der Import ging recht problemlos aber trotz neuer SSD quälend langsam. Währenddessen schonmal den Synology DHCP-Server installiert und eingerichtet. Der ging auch erstmal wie erwartet. Gegen 22:00 ging der DHCP-Server von jetzt auf gleich nicht mehr und auch die DHCP-Server-Verwaltungssoftware auf dem NAS stürzte mit einer Fehlermeldung ab. Das Löschen der Konfiguration via SSH brachte zwar die Verwaltungssoftware zurück, nach dem Einrichten stürzte die aber gleich wieder ab. Ich habe Stunden mit der Recherche verbracht, wie der Fehler zu beheben sei. Ergebnis: Ich bin nicht der einzige mit dem Problem, aber niemand hat einen funktionierenden Lösungsvorschlag. Dann hatte ich die Idee von der alten Platte mit meinem Linux-PC die DHCP-Server-Konfiguration auszulesen und per SSH auf die neue Platte zu übertragen. Dummerweise funktioniert die Anleitung von Synology eine Platte an einem PC auszulesen schon lange nicht mehr - man findet auch etliche Leute in Foren mit dem gleichen Problem. Ich habe dann wohl oder übel die Fritzbox wieder als DHCP-Server konfiguriert, die das allerdings nicht ganz so elegant macht, wie das Synology NAS. Nach insgesamt fast 15 h Arbeit funktioniert jetzt wieder alles. Oh doch nicht, offensichtlich hat es auch die Konfiguration des Rsync-Servers nicht wiederhergestellt. Yay, nächstes Stück Arbeit....

Zeit für ein Fazit:
- Hyper Backup ist nicht die Allround-Backup-Lösung. Zwar kommen die Daten recht zuverlässig zurück aufs System, die Konfigurationssicherung lässt aber sehr zu wünschen übrig. Im Desaster-Fall ist mit sehr hohem Einrichtungsaufwand trotz Backup zu rechnen. Außerdem müssen wichtige Systemteile (VMs, Container, bestimmte Konfigurationen) manuell gesichert werden.

- Synology Setups sind nur bedingt reproduzierbar: Der DHCP-Server wurde ursprünglich unter DSM 6 eingerichtet, überstand ein Update auf DSM7 und lief jahrelang störungsfrei. Eine Wiedereinrichtung unter DSM7 scheitert dann aber - trotz exakt gleicher Einstellungen. Ich hatte jetzt 2 Tage frei und wollte uns neben einer größeren Platte auch Paperless NGX einrichten. Dieses Projekt ist jetzt erstmal auf unbestimmte Zeit verschoben. Ich werde mal schauen, ob sich Proxmox besser sichern lässt. Vielleicht läuft hier auch in ein paar Jahren ein kleiner Proxmox-Server mit Photoprism, Paperless NGX, OpenMediaVault und OPNSense - statt eines Synology-NAS.
 
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Das zeigt mal wieder dass ein NAS eigentlich ein NAS ist und kein Hypervisor oder Server....
 
Unter anderem weil ich sowas vermeiden möchte gönne ich mir ein RAID auf dem primären NAS. Das ersetzt natürlich kein Backup aber in Fall eines Festplattenausfall spart es mir immerhin viel Zeit die sonst beim Wiederaufbau und der manuellen Konsistenzprüfung drauf gehen würde.

Aber eine Frage. Wenn es um Stromersparnis geht und nur 2 TB Speicherplatz benötigt werden. Warum dann keine SSD? Die sind so sparsam da könnte man dann ja auch wieder 2 für ein RAID nutzen.
 
Mountainbiker83 schrieb:
Oh doch nicht, offensichtlich hat es auch die Konfiguration des Rsync-Servers nicht wiederhergestellt. Yay, nächstes Stück Arbeit....
Wie schön, in der GUI übernimmt es die Einstellungen aus dem Backup, sie sind aber nicht aktiv. Also Einstellungen entfernen und exakt so wie in der GUI angezeigt wiederherstellen reaktiviert RSYNC. Kostet nur alles keine Zeit... 🤬🤯

Christian1297 schrieb:
Unter anderem weil ich sowas vermeiden möchte gönne ich mir ein RAID auf dem primären NAS. Das ersetzt natürlich kein Backup aber in Fall eines Festplattenausfall spart es mir immerhin viel Zeit die sonst beim Wiederaufbau und der manuellen Konsistenzprüfung drauf gehen würde.

Aber eine Frage. Wenn es um Stromersparnis geht und nur 2 TB Speicherplatz benötigt werden. Warum dann keine SSD? Die sind so sparsam da könnte man dann ja auch wieder 2 für ein RAID nutzen.
Als wir das Ding erst eingerichtet haben, lief es noch mit einer Festplatte. Jetzt ist eine SSD drin und ich spiele stark mit dem Gedanken ein RAID aufzubauen, denn wenn uns das Ding um die Ohren fliegt ist es eben nicht mit "Ich hab ja ein Backup" getan.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wobei man ja dazu sagen muss dass ein RAID eben nur beim Festplattenausfall hilft aber es ja noch viele andere Gründe für den Ausfall des NAS beziehungsweise die Wiederherstellung aus einem Backup geben kann.
 
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