Ersteinrichtung: RAID / Dateisystem

Big Lemmi

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Hallo,

ich habe seit langem ein Western Digital NAS (My Cloud Mirror Gen. 2), mit dem ich zunehmend unzufrieden bin, u.a. weil sich die Synchronisierung der Clients über WD Sync permanent aufhängt. WD Sync wird nicht nur seit einiger Zeit nicht mehr unterstützt und weiterentwickelt, sondern kann nach dem Mitte Januar anstehenden Zwangsupdate auf OS 5 gar nicht mehr genutzt werden. Dann müsste ich mir ein GoodSync-Abo zulegen und mich in diese Software einarbeiten. Zudem ist die Funktionalität von OS 5 nach allem was man liest gegenüber OS 3 stark eingeschränkt. Da meine aktuelle My Cloud Mirror nun fast 6 Jahre alt ist und Festplatten ohnehin nicht ewig halten, denke ich stattdessen lieber über einen Wechsel zu einem Synology NAS nach, da Synology nach meinen Recherchen mehr kann, erheblich flexibler ist und viel mehr Konfigurationsmöglichkeiten bietet. Tatsächlich habe ich genau das DS220+ mit 2 × HAT5300-HDDs à 8 TB in der engeren Auswahl, das hier verlost wird - nicht dass ich damit rechnen würde es zu gewinnen ;-).

Sehr schön finde ich die üppigen Downloads zur Einrichtung und Konfiguration auf der Homepage von Synology und die ausführlichen Videotutorials zur Ersteinrichtung und anschließenden Nutzung auf Youtube - auch für mich als Laie in Netzwerksachen absolut verständlich. Das ist schon ein fast einmaliger Support vor einer so wichtigen Hardwareentscheidung. So etwas habe ich bisher noch nicht gesehen. Demnach scheint die Synology DS220+ alle meine Anforderungen (und erheblich mehr) zu erfüllen. Dennoch habe ich noch die eine oder andere Frage vor einer Anschaffung:

Nach dem RAID-Rechner auf der Synology-Seite macht es bei zwei 8-TB-Festplatten bezüglich der Speicherkapazität keinen Unterschied, ob man das NAS mit RAID1 oder dem Synology Hybrid RAID (SHR) konfiguriert - es stehen immer 8 TB zur Verfügung und es gibt eine Redundanz von 1 Disk. Laut Datenblatt kann die DS220+ sowohl RAID1 als auch SHR. Meine Frage dazu: Gibt es einen Performance-Unterschied zwischen RAID1 und SHR?

Meine zweite Frage bezieht sich auf das Dateisystem: hier kann man zwischen EXT4 und Btrfs wählen. Welches von beiden bietet die bessere Performance? Ein Kumpel mit einer großen Musikbibliothek konnte seine Sammlung nicht auf sein Synology-NAS übertragen, weil aufgrund langer Dateinamen seiner Audiodateien die maximale Pfadlänge überschritten wurde. Auf seinem Windows/NTFS-System gab es aber keine Probleme mit seinen Pfadlängen bis 255 Zeichen. Da auch ich eine entsprechende Mediensammlung habe, interessiert mich, ob das Problem mit der Wahl des Dateisystems (EXT4 oder Btrfs?) oder mit dem Betriebssystem DiskStation Manager (DSM) der Synology NAS an sich zusammenhängt. Für mich wäre wichtig, vor dem Kauf zu wissen, welche Pfadlängen auf der DS220+ möglich sind.

Im Videotutorial zur Ersteinrichtung wird nur erwähnt, dass SHR bei der Installation der Standardpakete mit installiert und eingerichtet wird. Im gesamten Tutorial wird aber nicht darauf eingegangen, wie bzw. an welcher Stelle der Ersteinrichtung das RAID-System und das Dateisystem ausgewählt werden können. Vielleicht ist das eine zu spezielle Frage.

Meine letzte Frage für den Anfang: macht es einen Unterschied in Performance oder Haltbarkeit, ob man die DS220+ mit zwei Synology HAT5300 oder mit zwei WD Red bestückt? Ich würde vermuten, dass das Zusammenspiel besser funktioniert, wenn auch die HDDs im Synology NAS von Synology sind, richtig?

Vielen Dank im Voraus für alle Antworten!
 
Big Lemmi schrieb:
Meine zweite Frage bezieht sich auf das Dateisystem: hier kann man zwischen EXT4 und Btrfs wählen. Welches von beiden bietet die bessere Performance? Ein Kumpel mit einer großen Musikbibliothek konnte seine Sammlung nicht auf sein Synology-NAS übertragen, weil aufgrund langer Dateinamen seiner Audiodateien die maximale Pfadlänge überschritten wurde. Auf seinem Windows/NTFS-System gab es aber keine Probleme mit seinen Pfadlängen bis 255 Zeichen. Da auch ich eine entsprechende Mediensammlung habe, interessiert mich, ob das Problem mit der Wahl des Dateisystems (EXT4 oder Btrfs?) oder mit dem Betriebssystem DiskStation Manager (DSM) der Synology NAS an sich zusammenhängt. Für mich wäre wichtig, vor dem Kauf zu wissen, welche Pfadlängen auf der DS220+ möglich sind.
Nimm auf jeden Fall BTRFS. Das mit den Pfadlängen hat nichts mit dem Dateisystem sondern mit der API zu tun.
 
Danke schon mal für den Rat bzgl. BTRFS! API meint das Betriebssystem?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Vielen Dank für den Link! Mein Kumpel sagte, er habe Probleme mit bis zu 255 Zeichen Pfadlänge gehabt. Seine Mediensammlung hätte keine Dateien mit mehr Zeichen in Pfad plus Dateiname. Aber wer weiß, vielleicht hat er ja irgendwo einen Fehler gemacht ...
Bei mir ist das auch so, ich habe in meiner Musiksammlung viele mp3-Dateien mit maximal 255 Zeichen in Pfad und Dateinamen. Dann bin ich mal gespannt, ob das mit der DS220+ klappen wird. Denn ich würde die NAS gerne als Quelle für meinen WLAN-fähigen Receiver verwenden.
 
Big Lemmi schrieb:
Mein Kumpel sagte, er habe Probleme mit bis zu 255 Zeichen Pfadlänge gehabt.
Du hast bei Dateioperationen eigentlich immer 2 Pfade:

1. Die Quelle und
2. das Ziel.

Es kann zwar gut sein, dass der Dateipfad auf dem Rechner des Kumpels weniger als 255 Zeichen hatte, aber das Ziel mehr als 255 Zeichen hatte. Wenn er zum Beispiel die Datei
C:\GanzGanzLangerDateinameMit250Zeichen.txt
auf den Server kopieren will, dann schlägt das oft fehl, weil der lokale Pfad C: sehr kurz ist, die Bezeichnung des Servers aber viel länger ist (z. B. http://192.168.178.100:8080/backup). Für den Serverpfad und den Dateinamen mit 250 Zeichen reichen die 255 Zeichen dann nicht mehr aus.
 
@deineMudda: Danke für den Hinweis. Das war mir tatsächlich nicht klar, dass die komplette IP-Adresse des NAS mit zum Dateinamen zählt. Dann wird das mit meiner Musikbibliothek auf dem NAS wohl so schnell nichts. Ich habe mein MusicBee bislang so eingestellt, dass die Dateien nach den Tags automatisch benannt und in Ordner sortiert werden. Dabei entstehen schnell Datei-/Pfadnamen am Limit bei langen Titel-Tags wie es sie z.B. bei klassischen Vokalwerken häufig gibt. Da muss ich mir wohl für die Regeln zur Benennung der Dateien etwas einfallen lassen und die ganze Bibliothek umorganisieren. Das wird dauern bei fast 80.000 Titeln ...
 
Hallo Big Lemmy,

freut mich, dass du eine Synology in die engere Wahl für einen Nachfolger deiner WD My Cloud in betracht ziehst!

Zu deiner Frage zum RAID:
Bei zwei Festplatten machen den RAID Typ SHR und RAID 1 tatsächlich das selbe. Grundsätzlich ist der Unterschied zwischen RAID 1 und SHR, dass RAID 1 ein recht stumpfes Handling der Festplatten und Daten hat. Beim RAID 1 werden einfach alle Daten auf allen Festplatten in diesem RAID abgelegt. Man spricht häufig vom Spiegeln der Daten.
Das SHR ist hier smarter unterwegs und bietet die ab zwei Festplatten eine Ausfallsicherheit von einer Festplatte. Heißt, wenn du zwei Festplatten hast erstellt das SHR im Hintergrund ein RAID 1. Hast du drei oder mehr Festplatten erstellt SHR im Hintergrund ein RAID 5. Zudem kann SHR unterschiedliche größen bei Festplatten ausnutzen. Bei einem RAID 1 richtet sich die maximale nutzbare Kapazität nach der kleinsten Festplatte im Bund. Das alles macht SHR ganz von selbst im Hintergrund, ohne dass der Nutzer sich damit beschäftigen oder auskennen muss.
Was die Leistung betrifft, sind RAID 1 und SHR nahezu identisch. Im Labor kann man kleine Unterschiede messen. In der realen Welt merkt man davon aber nichts.

Zu deiner Frage mit den Dateisystemen:
Was die reine Performance angeht, hat EXT4 etwas die Nase vorn.
Jedoch bietet EXT4 erheblich weniger Funktionen im Vergleich zu BTRFS. Daher empfehlen wir, seit wir BTRFS unterstützen, in über 90% der Fälle BTRFS als Dateisystem. Lediglich in manchen Szenarien, wo es auf das letzte Stück performance ankommt, macht EXT4 teilweise mehr Sinn.
Ein sehr guter grund für BTRFS ist zum Beispiel die Unterstützung von Active Backup for Business (ABB).
ABB sichert dir kostenlos deine Windows Rechner, -Server, Linux Server und VM's. In Zukunft auch MacOS. Dafür wird jedoch die Schnappschussfunktion von BTRFS benötigt.

Zu deiner Einrichtungsfrage:
Während des Einrichtungswizards wirst du gefragt, ob du ein paar Pakete direkt installieren möchtest. Wenn du das machst, dann wird automatisch ein Speicherpool mit SHR und ein Volume BTRFS erstellt und die Packete installiert.
Solltest du das nicht machen, kannst du nach dem Installations Wizard den Speicher Manager im DSM öffnen und dort dein Speicherpool mit deinem bevorzugten RAID und anschließend ein Volume mit deinem bevorzugten Dateisystem erstellen.
1639650918295.png


Anschließend kannst du Anwendungen installieren und gemeinsame Ordner, um deine Daten auf der NAS zu speichern.

Zu deiner Festplatten Frage:
Generell sollten die Festplatten, die du einsetzen möchtest auf unserer Kompatibilitätsliste stehen:
https://www.synology.com/de-de/comp...&category=hdds_no_ssd_trim&p=1&change_log_p=1

Die performance wird bei zwei Festplatten sehr ähnlich sein. Bei vielen Festplatten kann dann die angepasste Firmware der Synology Festplatten in Sachen performance Punkten. Bei der Haltbarkeit kannst du die MTBF Werte der Festplatten vergleichen. Die sind je nach Modell natürlich unterschiedlich und geben auch nur einen Indikator, wie lange dieses Modell im Schnitt durchhält.

Bleibe gesund und danke für die Teilnahme an unserem Q&A im Computerbase Forum!

Viele Grüße

David von Synology
 
Zur Dateinamenlänge, NTFS unterstützt 255 Unicode Zeichen (UTF16). ext4/btrfs (die meisten Linux Dateisysteme) unterstützt hier nur 255 Bytes. Bei ABC123 ist das gleich. Bei Umlauten oder Chinesisch Japanisch Griechsich Ägyptische Hieroglyphen etc. ist das ein großer Unterschied da können die Dateinamen unter Windows-NTFS quasi doppelt so lange sein wie unter Linux ext4 btrfs.

Das ist ein Limit um das man leider nicht herum kommt.
 
Hallo David,
vielen herzlichen Dank für deine ausführlichen und sehr hilfreichen Antworten! Wenn man also einfach die Pakete installiert, wird das NAS automatisch mit dem empfohlenen Synology Hybrid Raid und BTRFS als Dateisystem als ein Volume eingerichtet, ohne, dass man etwas tun muss, richtig? Das ist ja echt einfach.

Was die auszuwählende Festplatte angeht: Im Datenblatt für die Synology HAT5300 8TB gibt es nur eine Angabe zu MTTF. Ist das der gleiche Parameter wie MTBF? Dann wäre die Synology HAT5300 einer gleich großen WD Red Pro bezüglich Lebensdauer und Workload Rate überlegen (sofern solche Angaben im Datenblatt überhaupt vergleichbar sind). Ein weiterer Vorteil wäre dann laut der Synology-Homepage, dass die Firmware der HAT5300 auf den Einsatz im Synology NAS optimiert ist, richtig? Dafür ist der Preis allerdings erheblich höher als der einer gleich großen WD Red Pro. Da bin ich mir noch unschlüssig, was ich wählen soll.

Ich wünsche Dir schöne Weihnachten und bleibe auch gesund!


Hallo kieleich,
auch Dir vielen Dank für die hilfreiche Information bzgl. der Dateinamenlänge. Zwar sind meine Dateinamen alle auf deutsch, aber mit Umlauten und auch dem einen oder anderen Sonderzeichen (Bindestrich, Unterstrich, etc.). Da muss ich dann wohl die Dateinamen meiner 80.000 Musikdateien kürzen, um sie über die Synology zu nutzen. Lieben Dank für die Warnung, auch wenn das für mich keine gute Nachricht ist ;-). Ich hatte schon die Hoffnung, dass ich um das oben von deineMudda aufgezeigte Problem mit dem langen Server-Pfad vielleicht herumkomme, indem ich die Dateien über USB aufs NAS übertrage. Aber wenn Btrfs nur 255 Bytes statt 255 Zeichen unterstützt wird das auch so nicht funktionieren.
Gibt es eigentlich auch NAS-Systeme auf Windows/NTFS-Basis?

Viele Grüße und eine schöne Weihnachtszeit!
 
Da sich NTFS an und für sich auch unter Linux nutzen lässt wäre das schon möglich.

Bei Linux Dateisystemen hat sich das mit den 255 Bytes eben irgend wie so etabliert.

Es gab da mal ein Tool das den Datei Namen analysiert (also wieviele Bytes benötigt werden wenn Sonder Zeichen vorhanden) aber mir fällt es gerade nicht mehr ein

Es kommt ja zum Glück, nur selten vor meistens sind die Datei Namen doch nach dem Schema, in der Kürze die Würze, angelegt

edittt
Wenn es dir nicht zu blöd ist kannst du den Datei Namen in eine Text Datei schreiben und dann schauen wie groß diese ist. Das ist auch unterschiedlich wenn du als UTF-8 oder UTF-16 speicherst. Aber solange mit UTF-8 kleiner gleich 255 Bytes ist bist du im Grünen Bereich mit dem Datei Namen
 
Hallo Big Lemmy,

ja genau, wenn du bei der Migration die "Standard"-Apps installieren lässt, konfiguriert das System selbstständig ein SHR mit BTRFS.


MTTF und MTBF sind nicht das gleiche, jedoch artverwandt.
Zudem gibt es jeweils unterschiedliche Definitionen für die Abkürzungen.
Es kann also sein, dass ich die Angaben von WD missverstehe und WD die Definition zum Kehrwert zu Grunde legt.
Ein weiterer Punkt ist, dass die Messungen für diesen Wert nicht standartisiert sind. Damit ist ein Vergleich zwischen unterschiedlichen Herstellern mit Vorsicht zu genießen.

Synology Nutzt die Definition "Mean Time to Failure". Also die statistische Zeit, bis ein Fehler auftritt. Da es sich lediglich um einen statistischen Wert handelt, können HDD's weit darüber, aber eben auch darunter liegen.

In deinem Beispiel WD und MTBF hab ich im Datenblatt von WD keine genauere Definition gefunden.
Ich gehe aber davon aus, dass WD hiermit die die Zeit zwischen Ausfällen meint.
Bedeutet also die Zeit, bis der Ausfall passiert + die Zeit, des Ausfalls an sich, bis wieder alles läuft.
Es gilt hier MTBF = MTTF + MTTR. MTTR steht hier für die statistische Zeit, den Ausfall zu beheben.

Der MTTF Wert ist mit dieser Definition stets kleiner, als der MTBF Wert.
Der MTBF Wert bei Synology ist somit höher, als der angegebene MTTF Wert.


Die Firmware der Synology HDD's wurde von uns speziell für unsere Systeme optimiert. Das ist richtig. Das ermöglicht beispielsweise auch, dass wir ein HDD Firmwareupdate direkt über DSM durchführen können.


Viele Grüße

David von Synology
 
Danke David,

dann empfiehlt sich ja schon die Synology HAT5300 für die Nutzung mit der DS220+, wie ich mir das eingangs überlegt hatte.



Hallo kieleich,

selbst benannte Dateien haben bei mir auch kurze Dateinamen und meine Ordnerstrukturen halte ich auch flach. Meine Musikdateien werden aber von MusicBee verwaltet. D.h. das Programm benennt die Dateien nach den mp3-Tags und sortiert sie nach vorgegebenen Regeln in Unterordner. Bei klassischer Musik können die mp3-Titelbezeichnungen schon mal sehr lang sein, z.B. bei Opern und anderen Vokalwerken. Daraus resultieren dann in der Dateibenennung durch das Programm sehr lange Dateinamen. Die Regeln für die Dateinamen lassen sich zwar anpassen, aber anders als bei MediaMonkey, das ich davor mal ausprobiert hatte, habe ich bei MusicBee im Menü noch keine einfache Einstellung zur Limitierung der Dateinamenlänge gefunden. Aber da wird es sicher eine Möglichkeit geben, über die Syntax der Felddefinitionen für die Zusammensetzung des Dateinamens was zu machen. Damit muss ich mich dann mal auseinander setzen.

In Bulk Rename Utility kann man zumindest die Dateinamenlänge in Zeichen (wenn auch nicht in Bytes) anzeigen. Daher weiß ich, dass ich schon recht viele Dateien mit einer Länge von 255 Zeichen habe.

Dank und liebe Grüße!
 
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