Luxuspur schrieb:
Nur das es den Providern da nicht um QoS geht und sicher nicht dabei enden wird.
Das is eine ganz andere Sache wie eine gesetzliche Formulierung. Wenn man quasi gesetzlich verankert, dass jeder Traffic gleich behandelt wird, wäre das das Ende von QoS. Sowas zu fordern is schlicht und ergreifend ein Zeichen von Inkompetenz.
Die hier vorgeschlagene Gleichstellung von Traffic gleicher Art ist eine sehr gut gewählte Formulierung. Somit sind alle Streaming-Dienste gleichberechtigt, alle VoIP Dienste gleichberechtigt und alle Spiele gleichberechtigt.
Gerade in Zeiten von LTE wo Gespräche nun auch über das Datennetz abgewickelt werden sollte einleuchten, dass der Traffic Vorrang hat. Vor allem anderen. Ergo kann ich nur wiederholen, was ich schon erwähnt habe: Absolute Gleichstellung ist -genauso wie die Forderung danach- Schwachsinn.
Das Problem bei diesem Ratspapier ist ein altbekanntes: Vieles is schwammig formuliert. So oder so werden aber einige Dinge ziemlich klar definiert. Nichtzuletzt ganz am Schluss:
Providers of internet access services shall make available, at the request of the national
regulatory authority, information about how their network traffic and capacity are managed,
as well as justifications for any traffic management measures applied.
Das is meiner Meinung nach insofern ein sehr wichtiger Paragraph, da hier die Beweislast beim Provider liegt. => Der Provider hat Rechenschaft abzulegen warum und wieso irgendwo was langsamer ist als es sein sollte.
Providers of internet access services may implement traffic management measures. Such
measures shall be transparent, non-discriminatory, proportionate and shall not constitute anticompetitive
behaviour. In the implementation of these measures, providers of internet access
services shall not block, slow down, alter, degrade or discriminate against specific content,
applications or services or specific classes of traffic, except as necessary, and only for as long
as necessary, to:
a) implement a legislative provision or an order by a court or other public authority vested
with relevant enforcement powers under national and/or Union law;
b) preserve the integrity and security of the network, services provided via this network,
and the end-users' terminal equipment;
c) prevent imminent network congestion and mitigate the effects of exceptional network
congestion, provided that equivalent types of traffic are treated equally;
d) comply with an explicit request from the end-user, including but not limited to, in order
to prevent transmission of unsolicited communication and to implement parental control
measures.
Gemäß des weiter oben zitierten Absatz müssen die Provider Rechenschaft ablegen für angewendete "Traffic Management Measures". Damit ist der Willkür ein Riegel vorgeschoben, speziell hinsichtlich Punkt b, der wohl vorrangig auf Botnets abzielt. Punkt c ist insofern kein großes Problem, da hier exceptional congestion steht. D.h. nicht der tägliche Traffic-Peak am Abend. Und selbst da müssen gleiche Traffic Arten gleich behandelt werden. Punkt d is eine Ausnahmeregelung um dem Provider das Recht zu geben auf explizites (!) Verlangen des User Traffic zu sperren oder andere Maßnahmen zu setzen -wie zB Priorisierung von VoD wenn man ein Streaming-Paket dazubestellt und nicht im Buffering enden will, wenn der Sohn gerade die Steam-Library updated.
National regulatory authorities shall closely monitor and ensure compliance with Article [23],
and shall promote the continued availability of internet access services at levels of quality that
reflects advances in technology. For those purposes national regulatory authorities may
impose technical characteristics and minimum quality of service requirements.
Auch das is ein sehr wichtiger Punkt, da hier im Wesentlichen der Behörde aufgetragen wird zeitgemäße Internetzugänge zu fördern und ggf. Mindeststandards festzusetzen.
So oder so lässt dieses Papier wichtige Aspekte des Internets und der Internetkommunikation außen vor. So ist zB immer nur die Rede von "qualitativ" und nirgendwo quantitativ. Schon alleine qualitativ ist mehr als schwammig. Bedeuted qualitativ, dass Webseiten, Spiele und VoIP flüssig laufen und der Ping niedrig ist oder dass ich mindestens 720p schauen kann nicht auf 240p streamen muss? Qualität hat in letzterem Fall sehr viel mit Quantität bei der Bandbreite zu tun. Womit wir beim üblichen Problem wären: Auslegungssache. Und genau damit steht und fällt der ganze Wisch. Wichtige Punkte werden außerdem auf die nationalen Behörden abgeschoben. Allen voran die Definition eines Mindeststandards. Was wäre so schwer gewesen hier zu verankern, dass mindestens x% der Bandbreite an x% des Tages zur Verfügung zu stehen haben? Damit hätte man das Problem der Pseudo-Breitband/Papiertiger-Anschlüsse eliminiert. Ebenso ab wann ein Internetzugang als defekt/offline gilt wäre mal eine Definition wert. Gelegentlicher Packetloss oder dergleichen machen einen Internetzugang zT unbenutzbar.
In Summe hat man zwar so manche Unklarheit beseitigt, aber die wirklichen Probleme lässt man außen vor...