Festanstellung -> Freiberufler. Was haltet ihr davon?

Balle007

Ensign
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tl;dr
Wenn ich als IT Berater von Festanstellung auf Freiberufler umsteige, kann ich erwarten dass ich als Brutto Tageslohn 80% des Tagessatz bekomme, den aktuell mein Arbeitgeber aus dem Projekt bezieht? Das waeren 20% cut fuer die Vermittlung an den aktuellen Arbeitgeber und fuer den Projektauftraggeber aendert sich nichts.


Lange Version:

Ich arbeite seit ca einem Jahr als IT Berater in einem Projekt, in dem ich schwer zu ersetzen bin. Eine selbstbewusste Gehaltserhoehung habe ich dieses Jahr schon durchgeboxt aber eigentlich sollte ich jetzt aus dem Projekt abgezogen werden (Ausland). Jetzt frage ich mich, ob ich mich als Freiberufler ins Projekt anheuern lassen soll.

Aktuell bin ich bei einer Beratungsfirma angestellt, die den Grossteil der Kohle bekommt. Bei meinem aktuellen Tagessatz erwirtschafte ich ca mein dreifaches Bruttogehalt fuer meinen Arbeitgeber (bei 220 Arbeitstagen, die ich weit ueberschreiten werde)!

Stimmt diese Rechnung, wenn ich als Freiberufler im Projekt bleiben wuerde?

Tagessatz *0.8 (ehem Arbeitgeber nimmt 20% fuer die Vermittlung) * 8 (h/Arbeitstag) * 220 (grob Arbeitstage) = Bruttogehalt

Wenn ich das in einen Gehaltsrechner eingebe komme ich ganz normal auf mein Nettogehalt, korrekt?

Bei 500 Euro Tagessatz und 20% cut fuer die vermittelnde Firma wuerde ich bei Brutto 88k im Jahr landen.

Ich bin mit bewusst, dass ich dann das Risiko bei Krankheit / Projektverlusst trage aber das kuemmert mich nicht.

Ich bin fuer jegliches Feedback sehr dankbar!
 
Woher kommen denn die 80%? Sind das nur Spekulationen?

Des Weiteren ist deine Rechnung trotzdem falsch, denn die Brutto/Netto-Rechner gehen von einem Angestelltenverhältnis aus. Da du aber selbstständig bist, bist du auch selbst für deine soziale Absicherung zuständig und von daher musst du das in deine Berechnung mit einbeziehen.
 
Hi Hans und danke fuer die Antwort.

Auf die 80% komme ich, weil der branchenuebliche cut fuer Vermittlung wohl bei 20% liegt.

Soziale Absicherung = Rente?

So lange das der einzige Fehler ist, dann lohnt sich das immernoch ungemein in meinem Fall.
 
Du zahlt für alle Sozialversicherungen AG und AN Anteil.
Kannst du das Projekt ohne weiteres übernehmen, wie sehe Verträge und Verpflichtungen der jetzigen Vertragspartner aus?
Was passiert nach Projektabschluß?
 
Balle007 schrieb:
Jetzt frage ich mich, ob ich mich als Freiberufler ins Projekt anheuern lassen soll.

Ich kann mich auch täuschen bzw. bin kein Anwalt, aber ich meine mich zu erinnern, das du durchaus rechtliche Probleme bekommen kannst, wenn deinem AG dadurch finanziellen Schaden entsteht. Es ist wohl nicht immer erlaubt, den Kunden "einfach mit zu nehmen". Da würde ich mich mal vorher auf jedenfall kundig machen, wie das in deinem Fall aussieht.
 
Ich würde den Kunden nicht mitnehmen sondern wäre dann bei der Firma, wo ich jetzt unter Vertrag stehe weiter im Einsatz, nur eben nicht fest angestellt sonder als "Externer". Das gibt es relativ häufig... An der Arbeit und Position würde sich nichts ändern und für den Endkunden auch nicht...

Rechtlich gesehen habe ich keine bedenken, ich werde das auch offen mit denen bereden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Fakt ist natürlich, dass wenn ein Selbstständiger Einnahmen im Jahr von 88.000 Euro hat, er trotz aller Abzüge eine Menge richtig gemacht hat.
Nur musst du dich von dem Brutto/Netto-Rechner verabschieden und darfst jetzt vor Euphorie nicht leichtfertig mit den Versicherungen und sozialen Abgaben umgehen, sondern die wirklich abschließen, denn wenn dir etwas passiert, stehst du ohne diese Absicherung vor einem Scherbenhaufen.

Dazu gehören Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Rentenversicherung, Unfallversicherung und Arbeitslosenversicherung.
Idealerweise ergänzt durch Dinge wie freiwillige Altersvorsorge, Berufsunfähigkeitsversicherung usw. Aber das haben Arbeitnehmer natürlich auch, wenn sie es für nötig halten.

Das ganze Thema ist arg komplex und ich würde hierzu nicht im Internet recherchieren, sondern regelmäßig stattfindende Angebote von Städten, Gemeinden, Volkshochschulen usw. oder einen Steuerberater in Anspruch nehmen.
 
Balle007 schrieb:
Jetzt frage ich mich, ob ich mich als Freiberufler ins Projekt anheuern lassen soll.
Wärst du dann als Freelancer NUR für diese eine Beratungsfirma tätig? Das nennt sich Scheinselbständigkeit und ist illegal...

Ich bin mit bewusst, dass ich dann das Risiko bei Krankheit / Projektverlusst trage aber das kuemmert mich nicht.
Dann bist du einfach nur kurzsichtig, wenn nicht gar blind.

Wer sagt dir, dass du nicht z.B. zu Diabetes Typ 2 tendierst? Wenn du dann erst einmal an der Nadel hängst und/oder täglich deine Tabletten mampfst, dann erkennst du den Wert einer guten Krankenversicherung, bei der du NICHT jeden Scheiß zuzahlen musst.


Als Selbständiger musst du allen Scheiß selbst bezahlen: Private Krankenkasse, eine private Rentenversicherung, eine BU wäre nicht verkehrt, eine Berufshaftpflicht schadet auch nicht (was, wenn deine Beratung mal ein Sackgang war?). Wenn du mal in den Urlaub fahren willst, dann machst du in der Zeit keinen Cent, dasselbe gilt für jedes Mal, wenn du einfach mit Grippe im Bett liegst.

Und dann ist da noch der oberste Punkt: Scheinselbständigkeit. Du musst permanent Zeit für Akquise opfern. Wenn du das NICHT tust, dann hast du keine Auftraggeber. Hast du keine Auftraggeber, bzw. nur deinen aktuellen AG, dann prügelt dich der Fiskus windelweich. Ein Hoch auf Steuerhinterziehung. Jede Minute, die du mit Akquise verballerst, wirst du keinen Cent in Rechnung stellen können, sondern nur deine schönen laufenden Kosten bezahlen.

Es hat schon einen Grund, warum dein AG bei dir so einen guten Schnitt zu machen scheint: Er muss deine ganzen Lohnnebenkosten decken, die Akquise erledigen, die Buchhaltung, dich mit Strom und Heizung im Büro beglücken und er muss auch die Zeit überleben, wenn du deinen wohlverdienten Jahresurlaub auf den Bahamas vertüdels.
 
Danke für euren Input, ich weiß es wirklich zu schätzen.

Ich bin mir bewusst, dass ich dann einiges selber organisieren muss und ich will diese Faktoren nicht ignorieren, aber mir ging es hier primär darum zu klären, ob ich fundamental etwas falsch verstanden habe. Das scheint nicht der Fall zu sein. Trotzdem gibt es noch einige wichtige Punkte die ihr angesprochen habt. Davon schreckt mich aber nichts groß ab und ich bin gewillt das in die Hand zu nehmen.

Meine fixen monatl. Kosten sind so gering, dass ich mit meinen aktuellen Ersparnissen locker ein Jahr leben könnte. Das ist reichlich zum um Krank zu sein und Urlaub zu nehmen.

Mein AG macht einen unglaublich guten Schnitt. Das liegt mitunter daran, dass ich alle inkl. mir mit meiner Leistung überrascht habe. Das ist hier aber nicht das Thema.

Nochmals Danke für die Antworten, auch die kritischen!
 
Balle007 schrieb:
Ich bin mir bewusst, dass ich dann einiges selber organisieren muss und ich will diese Faktoren nicht ignorieren, aber mir ging es hier primär darum zu klären, ob ich fundamental etwas falsch verstanden habe. Das scheint nicht der Fall zu sein.

Bezogen auf die 88.000 Euro und dem Brutto-Netto-Rechner lagst du total falsch :D Nur mal so als Anmerkung.

Die Frage, die ich mal in den Raum werfe: Warum nicht jetzt um ein Personalgespräch bitten, eine große Gehaltserhöhung erreichen und im sicheren Angestellenverhältnis bleiben?
 
Warum "total falsch"? Wenn ich das richtig sehe hat der Arbeitgeber noch einen teil von 500-1000 EUR pro Monat zu tragen. Habe ich darueber hinaus einen großen Posten vergessen? Die 88k waren aus der Luft gegriffen. Ich würde Brutto bei ca 100k landen und ich nehme doch stark an, dass das deutlich besser ist, als 60k Brutto als Arbeitnehmer... oder?

Die Gehaltserhöhung ist die zweite Option. Ich kann aber besser einschätzen, was ich dort verlangen kann, wenn ich weiß was ich als Freiberufler für Erträge hätte. Darum wäre es für mich sehr interessant zu hören, was ich für zusätzliche kosten haben könnte (von Akquise und Büro overhead mal abgesehen), die meine Rechnung "total falsch" machen.

Wie kann ich ein Brutto Freiberufler Gehalt mit einem Brutto angestellten Gehalt vergleichen? (werde ich gleich mal noch googeln...)
edit: Es scheint tatsächlich so zu sein, dass man als Freiberufler ca. das doppelte Brutto Einkommen braucht wie ein Angestellter um Netto das gleiche Einkommen zu haben. Das ist wirklich heftig... Jetzt weiß ich auch wonach ich googeln muss, bin logischerweise nicht der Erste, der das Thema durch kaut... Ich dachte bei den 20% Vermittlungsgebühr wäre der Fehler... hmpf
 
Zuletzt bearbeitet:
Du musst als Projektleiter mit 60K Brutto (bzw 100k Brutto als Freiberufler)bei Computerbase nach den abzügen als Freiberufler fragen? Wo arbeitest du denn, wenn du mit so einer Leistung schon jemanden überrascht, würde ich gerne bei euch anfangen....
 
Balle007 schrieb:
Warum "total falsch"? Wenn ich das richtig sehe hat der Arbeitgeber noch einen teil von 500-1000 EUR pro Monat zu tragen. Habe ich darueber hinaus einen großen Posten vergessen? Die 88k waren aus der Luft gegriffen. Ich würde Brutto bei ca 100k landen und ich nehme doch stark an, dass das deutlich besser ist, als 60k Brutto als Arbeitnehmer... oder?

Sorry aber wenn du keinen Dunst von einer Selbstständigkeit hast kann das nur schief gehen. So wie ich das lese, geht dir der komplette betriebswirtschaftliche Hintergrund dazu ab.

Geh zuerst mal zu einer Berufsberatung (Arbeitsamt). Hört sich jetzt so Hartz 4ler mäßig an aber genau dafür sind die da. Da sitzen diesbezüglich Spezialisten. Zudem können die dich auch finanziell unterstützen. Es gibt dazu gewisse Förderungen, die man mitnehmen muss.

Um es kurz zu fassen. Um bei einer Selbstständigkeit so wegzukommen wie als AN musst du mindestens das doppelte an Brutto haben wie als AN.
Was du alles selber tragen musst.
Krankenkasse (wenn du in die private wechselst oder in der gesetzlichen dann den AG und AN Anteil)
Rente (was mindestens 500 Euro im Monat bei Selbstständigkeit sein sollten)
Sozialabgaben
Steuern
Steuerberater
Buchhalter
evtl. KFZ
komplette EDV Ausrüstung (du bist selbstständig und hast keinen Anspruch auf EDV Geräte bei deiner alten Firma, außer der Arbeitgeber übernimmt das)

zur Scheinselbstständigkeit:
nur ein Kunde (deine alte Firma)
der Kunde sagt dir wann und was du zu tun hast
der Kunde sagt dir wann du das Arbeiten anzufangen hast (genaue Zeit)
du beziehst einen Großteil oder sogar alles von deinem Umsatz von einem Kunden

Zudem bildest du zusätzliche Mehrkosten, die vorher nicht da waren. Jeder AG versucht diese Kosten zu minimieren.

Ich würde da nicht so blauäugig wechseln.
 
In der Kalkulation fehlen noch Rücklagen für beschäftigungsfreie Monate. Auch diese gibt es: freiwillig in Form von Urlaub und unfreiwillig, weil das nächste Projekt noch nicht beginnt / der Folgeauftrag fehlt.
Hier würde ich auch mindestens 500€ p.M. als Rücklage einplanen, um solche Fehlzeiten zu überbrücken. Der Urlaub wird bei Selbstständigen ja gerne vergessen ... ;)

GANZ WICHTIG: nicht sofort bei der Selbstständigkeit in die private Krankenversicherung wechseln. Dies würde ich erst nach 10 Jahren erfolgreiche Selbstständigkeit tun. Die anfängliche Ersparnis ist sehr schnell verflogen und bedenke auch, ist ein Teil der Eltern in der PKV dann müssen die Kinder ebenfalls PKV versichert werden. Die Kostenexplosion kommt somit spät, dafür aber heftig!!!
 
@ Balle007

Wenn dein AG sich schon die Haende reibt, solltest du Unrat wittern. Du nimmst das alles auf die SEHR leichte Schulter. Da sind schon ganz andere als du an der Nummer gescheitert. Lass' dich bloss nicht so aufs Glatteis fuehren, sonst bereust du das in ein paar Jahren schon ganz bitterlich.
 
Ehe die Diskussion jetzt ausartet steige ich aus. Um das jetzige Thema der Diskussion sinnvoll führen zu können müsste ich viel mehr Information preisgeben und das war nie das Ziel und ist es auch jetzt nicht. Ich weiß jetzt, wo ich weiter suchen muss. Dafür vielen Dank.

I'm out.
 
Meiner Meinung nach gibt es zwei Arten von Selbständigkeit: Die jenigen, die ihre Lebenszeit in die Arbeit stecken, und im Prinzip keine Zeit haben, ihr verdientes Geld auszugeben. Die zweite Art wäre Ich: Mit weniger Arbeitszeit genau so viel netto am Ende des Monats/Jahres übrig haben wollen. Ob das klappt, hängt einzig und allein von der Idee/dem Konzept ab.

Für 88k - 100k € jährlich das Risiko einer Selbständigkeit? Never! Wegen Urlaub, Krankheit usw. wurde alles ja schon zu Genüge geschrieben. Was aber noch niemand schrieb, oder ich überlesen habe, ist die Tatsache, dass du als Selbständiger im Normalfall mehr Arbeitsstunden haben wirst, als Angestellter. Du wirst für ein Projekt engagiert, und das Projekt muss innerhalb eines gewissen Zeitraums abgeschlossen werden. 8-to-5 Tage dürften während eines Projektes eher selten sein.

Ich überlege schon seit Längerem hin und her, ob ich mich selbständig machen soll, da ich Stand jetzt relativ einfach die Möglichkeit bei ein paar IT-Konzernen als freier Mitarbeiter einzusteigen.
Letzten Endes habe ich das "Problem", dass ich relativ gut verdiene - als Selbständiger möchte ich mindestens das 3-fache von meinem jetzigen Gehalt haben, bei identischer Arbeitszeit. So weit hergeholt ist die Angabe noch nicht einmal, da man als Selbständiger ganz andere Kosten selber zu tragen hat, und zu guter letzt will ich als Selbständiger mehr am Monatsende übrig haben, denn als Angestellter.

Überleg's dir gut - wenn du in einem Bereich tätig bist, welcher boomt, kannst du den Schritt schon wagen. Ich bin "leider" in der IT-Hardware tätig, da ist's nicht ganz so leicht. Um Software-Spezialist zu werden bin ich schon zu alt, außerdem fühl' ich mich in der Hardware-Welt ganz wohl. Ebenso hab' ich den Vorteil, dass mir in der Hardware-Welt kaum jemand irgendwas vormachen kann, dafür bin ich schon viel zu lange dabei, und kenne mich zu gut aus. Das wiederum sorgt natürlich für den entsprechenden Verdienst als Angestellter, und somit für ein mangelndes Interesse an einer Selbständigkeit ;)
 
Bei meinem letzten Kunden gab es auch viele Leute die freiberuflich gearbeitet haben. Ich hatte damals auch darüber nachgedacht.
Letzten Endes war ich aber zu bequem..
Ich denke aber es hat viele Vorteile sonst würden es nicht so viele machen.
Mein Tipp wäre hier die Leute einfach direkt ansprechen wie es sich für sie rechnet.
 
also ich stand auch vor der entscheidung, entweder "sicher" im angestellten verhältniss wenig verdienen und ausgebeutet werden oder "risiko" das verdienen was einem zusteht...

ich habe Risiko gewählt und fahre damit bisher sehr gut... Anbei ein Rechner, wo du deinen Stundensatz ausrechen kannst, im vergleich zum Angestellten gehalt. Ich verdiene jetzt als Selbstständiger das vierfache was ich als angestellter verdient habe und in dem "vierfach" sind schon alle kosten raus gerechnet, das ist der reine gewinn der für mich zum leben bleibt... Allerdings habe ich auch eine Betriebswirtschaftliche Ausbildung hinter mir und kann mir dem ganzen sachen was anfangen.

Falls du dich selbstständig machst, hol dir jemanden der sich damit auskennt, lass dich von der IHK / Gründerseminar beraten...

als IT-Berater hat man wenig laufende kosten, von daher wenig risiko gegenüber anderen selbstständigen...

... p.s. alle die so extrem dagegen agumentieren, sind meist die die es sich nicht getraut haben(neidisch) ODER es sind Firmen Inhaber, die genau solche leute halten wollen um sie weiter auszubeuten... Den nichts ist schlimmer für eine Firma, dass die Mitarbeiter mitbekommen das sie ausgebeutet werden und dann gehen...
 

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