Festplatten-Datenwiederherstellung unter 200 Euro bzw. Selber machen?

Murray

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Hey Leute,

im Laufe meiner PC-Karriere haben sich einige ausgefallene Festplatten bei mir angesammelt (kein Spin-Up mehr, kein Zugriff möglich bzw. nur noch Datensalat). Auf einer Festplatte (40GB) befinden sich (ermangels Backup :( ) noch eine Reihe persönlicher Fotos, die ich sehr gerne wiederherstellen würde.

Leider kostet eine professionelle Datenwiederherstellung 500-1500 Euro - Geld was ich nicht verfügbar habe. Deshalb meine Fragen:

1. Gibt es professionelle Datenrettung für unter 200 Euro?

2. Falls nein, hat dies selber schon jemand versucht? Ich meine z.B. eine Festplatte aufgeschraubt und einen anderen Motor/Lesearm eingebaut und mit diesem ausgelesen (bzw. sonstige Spielereien)? Ich rede hier nicht von Software-Recovery (wie EasyRecovery o.ä.), da hab ich schon alles erfolglos ausprobiert.

Viele Grüße,
Murray
 
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Die Kosten der professionellen Datenrettung (beinhaltet nicht nur das physikalische Auslesen der Rohdaten, sondern auch die logische Rekonstruktion des Dateisystems) bei diesem Fehlerbild liegen durchschnittlich zwischen 200 und und mehreren Tausend Euro, je nachdem wie weit der Schaden fortgeschritten ist.

Diese Annahme ist meist korrekt, die Ausrichtung der einzelnen Datenträgerscheiben zueinander darf bei vielen Modellen keinesfalls verändert werden. Deshalb werden in den meisten Fällen auch die Schreib-/Leseköpfe ausgetauscht und nicht die Platter.

Ein Auslesen einzelner Platter funktioniert nur bei Datenträgern, die nur aus einem Platter bestehen. Der Auslesevorgang erfolgt auch ausnahmslos in den normalen Gehäusen mit den dafür vorgesehenen Schreib-/Leseköpfen, ein Abtasten mittels Laser, oder ähnlichem, ist hier nicht möglich. Die einzige Alternative besteht im Auslesen mittels Rastersondenmikroskop, der Aufwand hier liegt aber im Bereich einiger Mannjahre.

Der Austausch der Elektronikplatine (PCB) ist gerade bei vielen Platten nicht zielführend. Denn in der Elektronik sind die sogenannten adaptiven Parameter (u.A. Korrekturparameter der Schreib-/Leseköpfe) gespeichert. Stimmen diese nicht mit den verwendeten Köpfen überein kann die Initialisierungsspur nicht mehr gefunden werden. Die Firmware geht nun davon aus, dass Sie im Produktionszykluses ist und schreibt eine neue Service Area auf den Magnetscheiben. Danach ist eine Rekonstruktion nur unter wesentlich größerem Aufwand möglich.

Für die Parkposition der Schreib-/Leseköpfe gibt es generell zwei unterschiedliche Varianten:
- Die Arme parken auf einer Parkrampe außerhalb der Magnetscheiben.
- Auf den Magnetscheiben gibt es eine aufgeraute Parking-Area-Spur, an der die Schreib-/Leseköpfe nicht festkleben können.

Der Arm ist natürlich immer starr und bewegt sich in einer Segment-Bahn über bzw. zwischen den Plattern. Die Schreib-/Leseköpfe sind kleine Elemente, die am Ende der Arme angebracht sind.

Kühlschranktrick:
Bei diesem Trick handelt es sich um einen überholten Mythos aus vergangenen Tagen. Es gab in grauer Vorzeit ein Modell, bei dem die Festplatte nach der Temperaturschwankung wieder in Schwung gekommen ist. Bei der heute verbauten Technik funktioniert dieser Trick nicht mehr, es besteht im Gegensatz sogar die Gefahr von Kondenswasser-Bildung.

In diesem Sinne bleibt der Ratschlag: Sollten die Daten wichtig sein, suche den Weg zu einem seriösen Datenretter!

Auch im staubfreien Raum (Labor) mit speziellem Equipment falls vorhanden dürfte das
schwierig werden weil Dir die Kenntnisse (Festplattenelektronik, technische Infos) fehlen!
Mfg doll
 
Danke für diese ausführliche und kompetente Antwort. Scheint so, als ob ich mir das ein wenig zu einfach vorstelle. Labor mit Abzugshaube und rudimentäre Technikerfahrungen (hab schon einige TFT-Displays u.ä. gesundgelötet) besitze ich schon - aber bei Festplattentechnik hört es auch bei mir auf.

Manchmal hört man, dass es schon helfen kann, den Lesearm ein wenig anzustupsen bzw. auf die Nullposition zu bringen. Aber ich denke, dass hilft nur in speziellen Fällen.

Bezüglich der Preisspanne - Welche Leistungen sind denn bei 200-300 Euro drin (im Sinne von welcher Schaden, welche Festplattengrößen)?
 
Tipp: Lies das kleingedruckte !
Ergänzung ()

Entsprechende Qualitätsmerkmale (Physikalische Kopie) vorausgesetzt, wirst Du wahrscheinlich keinen seriösen Anbieter für unter 400,- EUR netto finden.

Zwar finden sich diverse Anbieter die alles mögliche und unmögliche bewerben, jedoch solltest Du darauf achten, dass der Gerichtsstand in Deutschland liegt. Profi-Datenrettung, um mal beim Beispiel von doll-by-doll zu bleiben betreibt ein Regus Büro in Berlin.
Regus Büros sind Satelliten-Büros ohne Firmeneigenes Personal, die leiten Post und Telefonate um, in diesem Fall in die Schweiz.
Im Falle von Profi-Datenrettung in Berlin handelt es sich somit um eine unselbstständige Zweigstelle und diese dürfen nach deutschem Recht keine Rechnungen erstellen und somit liegt der Gerichtsstand in diesem Fall in Zürich/Schweiz.

Soweit kein Problem, jedoch wirklich ärgerlich, wenn es zu Problemen mit dem Anbieter kommt.

Nur auf den Preis zu achten und dabei Qualitätsansprüche anzumelden funktioniert nicht.

Das günstigste und zudem auch seriöseste was ich kenne ist http://www.kuert-datenrettung.de mit Sitz in Bochum/ NRW.

Es gibt auch kleinere Anbieter, die Dir "Preise nach Art des Defekts" anbieten. Aus Sicht der Datenrettung sind nur die Magnetscheiben (Platter) interessant, der Rest ist austauschbar (oder umsetzbar).

Es gibt jedoch Schadensbilder, die sowohl mit Beschädigungen an der Elektronik, als auch mit Beschädigungen an den Scheiben einhergehen. So gesehen ist ein "Preis nach Art des Defekts" als komplett unseriös anzusehen.
 
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