Fiskalunion in Europa - was bedeutet das?

Danke erst mal für alle Antworten.

Ich denke die EU kann in der Welt schon eine wichtige Rolle spielen, wenn die Bedürfnisse vieler Seiten berücksichtigt werden. Frieden in der Welt ist wohl der Wichtigste. Ich bin also schon dafür, dass der Euro bleibt und Anstrengungen unternommen werden, anderen zu helfen. Zu viele Ungerechtigkeiten wünsche ich aber auch nicht dabei.

@JohnnyBerlin:
andere entwickeln Stolz auf unser Land, der kaum nachvollziehbar ist

Menschen wollen etwas positives mit dem verbinden, was und wo sie etwas tun.
Und diese Bedürfnis ist der Nachkriegsgeneration aberzogen worden, da Nationalstolz schnell in der rechten Ecke landete... Jetzt haben wir eine Generation, die den Weltkrieg weniger im Blick hat, es gibt kaum lebende Zeitzeugen wie z.B. den Großvater in der Familie etc... die lösen damit einfach ein Bedürfnis, und eventuell machen es sich da einige auch zu leicht.

Ich hoffe, dass wir nicht auseinanderbrechen, sondern uns in Toleranz und Wertschätzung weiter zusammenfinden, ein Mensch braucht Menschen, Menschen brauchen Menschen, man kann vom Grundsatz her niemanden ausschließen. Weltweit. Das nicht jeder etwas für alle verwirklicht, ist klar, aber die Möglichkeit für viele seiner Sorte mit unterschiedlichen Interessen muss da sein. Sonst gibt es Kriege, die Leid in unseren Alltag bringen werden. Um etwas selbst tun zu können, selbst nur für sich selbst, müssen ein paar tolerante Regeln ermöglicht werden. Damit man erst egoistisch sein kann ;)
 
Naivität ist eine feine Sache, wenn man sich in sie flüchtet. Die Realität sieht anders aus. Dazu zitiere ich Prof. Dr. Hankel - ich hätte es nicht besser schreiben können.

"In ihrer Panik lassen die sogenannten Euro-Retter nichts unversucht, der Gemeinschaftswährung die letzte Überlebenschance zu rauben. Mit der Währungsunion zwischen 17 die multikulturelle Vielfalt Europas wiederspiegelnden und zugleich auslebenden Teilnehmerländern haben die Euro-Politiker den Experimentalbeweis erbracht, daß es ein für alle EU-Staaten gleich gutes und stabiles Geld nicht geben kann. Jede der europäischen Gesellschaften und Kulturen verbindet mit dem Geldwesen andere Lebensvorstellungen und -träume, die jeweilige nationale Politik reflektiert diese Mentalität und hat ihr zu folgen.

Jeder Euro-Staat setzt daher mit seiner Geld- und Finanzpolitik andere Akzente. Das ist der eigentliche Grund für das Scheitern der 1999 geschaffenen und 2002 im Portemonaie des Bürgers angekommenen Europäischen Währungsunion (EWU). Von Beginn an war klar, daß es so etwas wie eine Stabilitätspolitik nach deutschem Muster und Vorbild in der Euro-Union niemals geben würde – und könne. Kluge Ökonomen haben dies der Politik von Beginn an zu bedenken gegeben – leider nicht alle, und am wenigsten jene, die es am besten hätten wissen müssen: die Experten in Regierungen, Finanz- und Großindustrie.

Das Modell der Deutschen Bundesbank (das nach der Währungsreform 1948 durch Freisetzung zuvor ungeahnter unternehmerischer Energien ein „Wirtschaftswunder“ bewirkt hat) war weder auf ganz noch halb Europa übertragbar. Nicht einmal auf unseren Nachbar Frankreich! Jetzt liegt das Kind im Brunnen. Und wieder haben die Euro-Retter alles vergessen und nichts dazu gelernt. Der Euro kann weder durch noch so viele und traute Tete à Tetes des deutschen Michel, vertreten durch Angela Merkel, mit Frankreichs Marianne, verkörpert durch Nicholas Sarkozy, noch durch eine neue Wunderwaffe namens „Euro-Bonds“ gerettet werden.

Dieser Begriff bezeichnet die seit Beginn der Griechenlandkrise im Frühjahr 2010 ernsthaft diskutierten Staatsanleihen eines „Staates“, den es nicht gibt und nie geben wird – nämlich des „eingetragenen Vereins“ EU. Die gemeinschaftlichen Euro-Bonds sollen garantiert werden von den Steuerzahlern seiner zahlungsfähigsten Mitgliedsländer, also allen voran Deutschland. Für Griechenland, Portugal und Irland war es auf Grund ihrer Schuldenlast unmöglich, sich zu bezahlbaren Konditionen am Kapitalmarkt zu refinanzieren – sie mußten unter den Euro-Rettungsschirm (für den theoretisch alle Euro-Länder bürgen) flüchten.

Da nun auch Spanien und Italien immer höhere Zinsen für ihre Anleihen bieten müssen und der 750-Milliarden-Rettungsschirm für sie (geschweige denn Frankreich) ausreichen würde, müssen neue Hilfskonstrukte her. Man weiß nicht, was hier überwiegt her: der schiere Unverstand oder die zynische Verantwortungslosigkeit? Wie können Politiker ernstlich glauben, Überschuldung ließe sich immer fort durch noch billigere Schulden kurieren? Wie können Experten nach den bösen Erfahrungen mit der Finanz- und Bankenkrise für ihre (Un-)Wertpapiere, hinter denen lediglich die Schrottanleihen der vom Konkurs bedrohten Euro-Staaten stehen, überhaupt einen zahlungswilligen und aufnahmefähigen Markt vermuten, der sich mit „deutschen“ Zinsen begnügt?

Wer immer diese Papiere kauft, kann sie gleich abschreiben. Ein deutscher Finanzminister, der für bereits gegebene – aber erfolglose – Hilfsversprechen an solche Euro-Staaten vier Fünftel seines Jahresetats verpfändet, verliert automatisch seine Kreditwürdigkeit, wenn er bei dann bei eine Staatsverschuldung von 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (derzeit schon 80 Prozent) angekommen ist oder diese rote Linie gar überschreitet. US-Präsident Barack Obama wird es gerne bestätigen.

In der gesamten Nachkriegszeit ist kein deutscher Finanzminister jemals so leichtfertig mit seinem Haushalt und dem Geld des Steuerzahlers umgesprungen, wie Wolfgang Schäuble. Die gefährlichste Folge des wie auch immer finanzierten Finanzausgleichs unter den ungleichen Euro-Staaten aber wird tot geschwiegen: der für den Hauptretter Deutschland unausweichliche Zinsanstieg. Er stürzt das Land aus der gerade überwundenen Realkrise zurück in neue Wachstumsschwäche, in Investitionsrückgang und die fatale Zunahme der Arbeitslosigkeit.

Mit der Transferunion (in der Europa mit den Euro-Bonds definitiv angekommen ist) wird nicht nur das Lieblingskind aller deutschen EU-Politiker gemordet: der Euro. Europa öffnet sich selber das Tor für Sozialunruhen und Jugendrevolten à la London, Athen oder Madrid. Was schreckt bei dieser Art der Euro-Rettung mehr: der drohende Verlust der Kreditwürdigkeit à la USA oder die Übertragung der Sozialkonflikte auf die noch ruhigen Kapitalen der Euro-Zone wie Berlin? Das eine wie das andere! Europa muß sich entscheiden, ob es sich mit unfähigen Politikern in die Doppel-Gefahr instabilen Geldes und instabiler Verhältnisse stürzt – oder sich Politiker sucht, die beides vermeiden; es mit stabilem Geld vor diesen Gefahren bewahrt."
 
Nossi schrieb:
Europa muss weiter zusammenwachsen.
[...]

Ein wirklich guter Beitrag zur Thematik. Gefällt mir ausgezeichnet. Angenehm offen und dabei nicht so voreingenommen oder Boulevard getrieben wie andere Kommentare hier.
 
@ Jack Bauer

Zukunftspessimisten haben sich schon früher geirrt. Optimisten selbstverständlich auch, aber der Text, den du zitierst, klingt mir ein bisschen zu sehr nach Kristallkugel. Da werden harte Wahrheiten verkündet statt verschiedene Perspektiven aufzuzeigen die möglich wären. Sowas kann ich dann nicht ernst nehmen.

Experte oder nicht: Frag 10 Experten und du erhälst 10 unterschiedliche Antworten. Das ist auch nur eine Frage des Standpunktes und des Blickwinkels.
 
@ shaadar: Du hast sicher Recht, wenn Du meinst; "Menschen wollen etwas positives mit dem verbinden, was und wo sie etwas tun."
Wie grausam jedoch muß es sein, wenn man feststellen muß, daß das Wegbrechen des "schlimmsten Feindes 1989/90" nicht wie erhofft der Beseitigung eines Hemmnisses gleichkommt, sondern sich Probleme in der Gesellschaft summieren, evtl. sogar potenzieren.

Keine Angst; mein Gedankengut hat nichts mit einem Sarazin oder noch rechteren Absonderungen kranker Hirne zu tun, auch Träumereien der anderen Seite des Spektrums favorisiere ich keinesfalls.
Meine Herangehensweise wird durch ökonomische und gesellschaftstheoretische Aspekte getragen, auch Psychologie ist sicher ein tragendes Element.

Hankel u.a. Experten betreffend hege ich Skepsis; hier uns da empfiehlt es sich zu sehen, wer einen Experten bezahlt - man kann gewisse Intensionen nachvollziehen!
Die resultierende Interessenhörigkeit führt dann logischerweise in Deutschland zu einem deutsch dominierten Europa, in Frankreich zu einem, in welchem französische Interessen oberste Prämisse haben.
Genau dies kann jedoch keinesfalls das Europa werden, welches nötig wäre, um mit anderen Wirtschaftsregionen zu konkurrieren. Es fehlt an politischer Einheit, da deren Basis Machtstrukturen und Interessen in den einzelnen Ländern entgegensteh.
Leicht ist es dabei den Steuerzahler einzubeziehen. Die Erinnerung an ein Wirtschaftswunder wurde "nach" der Krise gefeiert, wären die Feiern nicht gewesen, hätten wir es wohl nicht bemerkt (?).
Getrieben durch Besitzstandswahrung akzeptieren wir mittlerweile größte Umverteilungen von unten nach oben; wir erinnern Gute Zeiten in der Hoffnung erreichten Lebensstandard zu erhalten, ahnen aber wohl inzwischen, daß der eingeschlagene Weg wohl kaum der zielführende sein kann.

Seit mindestens 10 Jahren, jetzt bin ich "50", ahne ich, daß ich wohl keine Rente im heutigen Sinn bekommen werde. Schon der Blick nach Griechenland oder Spanien ist Beleg genug für mich zu sehen, daß auch weiterhin Interessen europäischer Nationalstaaten ein geeintes Europa verhindern und damit die Erhaltung von Wohlstand wie auch meine Rente adabsurdum führen!

MfG.
 
Es macht keinen Sinn, den Banken die Schuld an dem Desaster zu geben. Schließlich haben die Banken ja die Staaten nicht gezwungen, Schulden zu machen. Nein, es waren vielmehr die Staaten, die Schulden gemacht haben und die Banken um Geld gebeten haben.

Krisen entstehen immer dann, wenn eine Kreditblase entstanden ist, die zu platzen droht. Das war 2008 in der Immobilienblase so und das dürfte jetzt in der Schuldenblase ebenfalls so kommen.

Meiner Meinung nach gibt es zwei Ursachen, die uns die Misere eingebrockt haben.

1. Die Politik (Staaten) hat mehr ausgegeben als sie zur Verfügung hat.
2. Die Banken können aufgrund ihrer "Systemrelevanz" machen, was sie wollen - wenn sie draufgehen, rettet sie der Staat. Die Marktwirtschaft, die Gewinn mit Risiko verknüpft wird hier vollkommen außer Kraft gesetzt.

Diese Probleme könnten behoben werden, indem

1. Der Politik nur eine maximale Verschuldung (von vielleicht 20% des BIP) und ein maximales Defizit von 1% des BIP erlaubt ist.
2. Es ein "Bankensicherheitszertifikat gibt". Das heißt, die Banken können sich beim Staat versichern, dass sie im Notfall gerettet werden. Diese Versicherung kostet dann natürlich ordentlich Geld. Das hat den Vorteil, dass niemand bei den Banken sein Geld anlegt, die kein Sicherheitshzertifikat haben.

Das Problem was mir momentan haben ist aber, dass es schon viel zu weit gekommen ist, als dass man diese Regelungen noch einführen könnte. Die Politiker haben sämtliche Regeln gebrochen, die es zu brechen gab - das reicht von der No-Bailout-Klausel (keine Hilfen an andere Staaten) über den Stabilitätspakt (maximale Verschuldung 60% des BIP und maximales Defizit 3% des BIP) bis hin zum Anleihekauf der EZB (der eig. verboten ist).

Die Banken dagegen haben versagt, weil sie einfach alle Anleihen gekauft haben, die sie in die Finger bekommen haben um die Zinsen risikofrei einsacken konnten. Dafür muss man wissen, wie die Banken arbeiten. Stellt euch vor, ihr habt 100 Euro. Weiterhin leiht ihr euch 900 Euro von der EZB zu einem Zins von 1,5% und kauft für 1000 Euro Anleihen, die 10% bringen (Griechenland bringt 25%!!). Dann macht ihr einen Gewinn von 100 Euro im Jahr, müsst aber noch 13,50 Euro an die EZB zahlen. Netto macht das also 87,5% Rendite aufs Eigenkapital. Ok, dieses Beispiel ist jetzt etwas sehr krass, aber es verdeutlicht, wie Banken arbeiten. 2007 hatte beispielsweise die Deutsche Bank ein Eigenkapital von satten 40%! Es ist doch klar, dass das Geld, was die Bankmanager und Aktionäre bekommen irgendwo herkommen muss. Nämlich beispielsweise von Staatsanleihen, die im Endeffekt der Steuerzahler bezahlt.

Wenn die Staaten keine Schulden mehr hätten, dann könnten die Banken auch nicht einfach so Geld "machen". Sie könnten ihr Geld nicht einfach parken in sicheren Anleihen - und falls die Staaten draufgehen, werden sie vond er Politik gerettet. Nein, die Banken müssten in der Wirtschaft investieren, wenn sie weiterhin Rendite haben wollen. Das ganze würden einen gewaltigen Innovationsschub auslösen und die Wirtschaft massiv ankurbeln. Aber ganz ehrlich: Ich kann die Banker verstehen - nirgendwo bekommt man mehr bedingungslos Geld geschenkt, als wenn man volles Risiko fährt und im Notfall gerettet wird.

Fazit: Das Hauptproblem liegt in der Politik. Diese muss einen wirtschaftlichen Rahmen gestalten, in dem die marktwirtschaftlichen Prinzipien von Risiko und Gewinn noch miteinander verknüpft sind. Desweiteren hilft eine Minimierung der Schulden bedingungslose Gewinne für die Banken auf Kosten der Steuerzahler.
 
@ maddin91:
"Die Politik" auch wenn durch in Klammern auf Staaten bezogen, macht ein recht distanciertes Verhältnis zu Politik deutlich. Du triffst den Kern, wenn Du davon ausgehst, daß Politik nichts mit Interessenvertretung des "kleinen Mannes" zu tun hat.
"Die Banken" haben nicht versagt ! Siei haben gerade in den vergangenen Jahren Gewinne ohne Ende geschrieben, waren also aus ökonomischer Sicht extrem erfolgreich.
Der Sachverhalt, daß Nichts in Richtung Gesellschaft zurückfließt; eher im Gegenteil Verluste auf Kosten der Gesellschaft sozialisiert werden, bringt lediglich zum Ausdruck, daß systemische Interessen der Wirtschaft, im konkreten Fall des Finanzsektors, nicht die der Mehrheit der Bevölkerung sind (Gesellschaftstheorie - Kapitalismus).
Dies mag zu Enttäuschung führen, wenn man an "Demokratie" und "soziale Marktwirtschaft" glaubt. ... und dennoch wählt das Wahlvolk weiter das "kleinere Übel".

Das Problem ist also nicht Politik als solches, sondern eher die nicht gegebene Vertretung von Interessen der Mehrheit des Volkes, ... der Völker. Dies stünde dessen, was uns heute als Politik begegnet deutlich entgegen.

MfG.
 
ThomasK_7 schrieb:
Fiskalunion = Transferunion

Meiner Meinung nach käme ein €-Ausstieg von Griechenland & Co. den Rest von Europa billiger.
Die Griechenlandkredite kann man sowieso zum Großteil abschreiben, ob mit oder ohne Austritt!
Dann lieber Austritt als Zeichen dafür, dass nur Länder im Euro sind, die sich ihn auch leisten können!

Warum sollten die den austreten, da wären sie doch dumm. Die haben doch ihren Reibach mit der EU gemacht und machen ihn weiter. Und die EU hat immer schön Geld rüber geschickt und kaum kontrolliert was damit gemacht wurde bzw. es war doch egal was mit dem Geld passiert. Und das Geld ist Milliardenfach versickert.
Also ich gehe mal davon aus, das die Probleme tiefer liegen und grundsätzlicherer Art sind. Mit freiwilligen Austritten wie Griechenland (die würden dann unter das finanzielle Niveau von Polen fallen) oder sonstigen Absurdidäten ist der Euro auch nicht zu retten.

Als erstes sollte doch mal die EU-Bürokratie auf demokratisch anerkannte Beine gestellt werden, das heißt dann aber auch die Länder werden nach ihrer Gewichtung in die Entscheidungen eingebunden. Bis jetzt ist es so, z.B Malta hat die gleiche Stimmengewichtung wie D, bei absoluten Beschlüssen können die oder andere blockieren. Also muss auch ein Mehrheitsentscheid eingeführt werden. Darüber hinaus sind die Bürger in die Entscheidungen ein zu beziehen, mittels Abstimmungen bei wichtigen Entscheidungen. Dann kommt erst die Fiskal- und Sozialunion.
 
Es wäre aber nicht fair, die Stimmen nur nach der Bevölkerungszahl zu verteilen. Staaten wie zB Malta hätten dann gar nichts mehr zu sagen und würden auch in Zukunft keine nennenswerte Stimmenzahl erreichen können.
Es gibt aber einige Abstimmungsverfahren, bei denen auch die Bevölkerungs- und Wirtschaftsgröße mit eingerechnet sind. Hier ist es so, dass die großen Industrienationen (De, Fr, usw.) mehr oder wenig freiwillig ihre Stimmenzahl begrenzt haben, damit die kleinen sich auch mal zu Wort melden können.
 
e-Laurin schrieb:
Es wäre aber nicht fair, die Stimmen nur nach der Bevölkerungszahl zu verteilen. Staaten wie zB Malta hätten dann gar nichts mehr zu sagen und würden auch in Zukunft keine nennenswerte Stimmenzahl erreichen können.

Ernstgemeinte Frage:
Ist es nicht am fairsten, wenn eine Gruppe mit vielen Betroffenen die viel beiträgt mehr Stimmrecht hat als eine Gruppe mit wenig Betroffenen, die (auch im Verhältnis) weniger beiträgt?
Mir scheint es eher ungerecht, wenn es möglich ist dass eine Hand voll kleiner Staaten mit nur ein paar Prozent der Einwohner größerer Länder ebenjenen ihren Willen aufzwängen können.
Oder anders:
Malta, um beim Beispiel zu bleiben, hat ~1/200 der Bevölkerung Deutschlands und zahlt auch entsprechend Beiträge. Mit welchen Recht sollten die mehr Stimmrecht haben als 1/200 Deutschlands, Frankreichs o.Ä.?
Damit würden die Bürger dieses Landes extrem bevorzugt, und ich kann wirklich nicht erkennen, wie das gerecht sein soll.
Als sehr kleiner Teil einer großen Gemeinschaft kann man eben nicht im Alleingang Entscheidungen treffen -- oder sollte es wenigstens nicht können.

Wie gesagt, die Frage ist ernst gemeint. Ich verstehe nicht was an der scheinbaren Bevorzugung einer kleinen Gruppe fair sein soll. Vielleicht übersehe ich ja etwas.

Grüße,
David
 
Schwieriges Thema, ich bin gewillt, beiden Sichten zuzustimmen.

Selbstverständlich ist es schwierig, wenn ein kleines Land wie Malta bei wichtigen Fragen Entscheidungen blockieren kann. Andererseits wären große Staaten wie D oder Fr in der Lage, durch ihr Stimmengewicht den Kurs der EU im Alleingang zu bestimmen.

Ein Zwischending wäre der richtige Weg. Entscheidungen über eine 2/3 Mehrheit o.ä. Trefffen. So könnten kleine Staaten nicht blockieren und große Staaten nicht diktieren.
 
Nossi schrieb:
Selbstverständlich ist es schwierig, wenn ein kleines Land wie Malta bei wichtigen Fragen Entscheidungen blockieren kann.

England, Malta, Cypern, Kanalinseln, Britische- Holländische- und Französische Exkolonien sind die größten Profiteure des Bankensystems, weil sie den Banken ungehindert Zutritt verschaffen. Mit absurdesten Steuerprivilegien und Zugangsvoraussetzungen wurde in diese Länder Geld geschafft, oftmals am Fiskus vorbei. Diese Oasen der steuerlichen Glückseligkeit gehören als erstes auf eine schwarze Liste der europäischen Staaten die sich einer Überprüfung zu unterziehen haben.
Aber fragt mal die Engländer was die davon halten würden, London als größter Finanzplatz Europas und die größte Zockerbude mit angeschlossenen Steueroasen. Die sind doch in unserem System der europäischen Einigung der größte Hemmschuh und Saboteur.
Wenn wir ein Land aus der EU rausschmeißen sollten dann ist das England, zusätzlich ist England von den europäischen Finanzbehörden streng zu überwachen, d. h. alle Transaktionen sind erstmal als zweifelhaft anzusehen.
 
Das bedeutet, dass sich die Geilheit der Erweiterung der EU in den letzten 10 Jahren, langsam auf die EU und damit auf die einzelnen Länder der EU in irgend einer Form auswirkt.

Eine Fiskalunion haben wir im Übrigen noch nicht und sie wird auch nicht kommen, da politisch nicht einmal ansatzweise realisierbar. Es geht auch nicht darum Griechenland zu "retten". Es geht mal wieder um die Rettung von Bankenkapital. Dieses soll entweder über den Rettungsschirm oder aber wie 2008 direkt über Finanzspritzen geschehen, die im Übrigen gerade durch Angie und Schäuble zur Diskussion gebracht wurden.
 
Helios co. schrieb:
Dieses soll entweder über den Rettungsschirm oder aber wie 2008 direkt über Finanzspritzen geschehen, die im Übrigen gerade durch Angie und Schäuble zur Diskussion gebracht wurden.

So einfach ist das wohl doch nicht. Wenn D überschuldet ist, weil der ERS immer noch zu klein ist dann sind die Banken auch fertig. Wer zahlt: Alle kleinen Sparfüchse die ein bißchen Kohle an die Seite gedrückt haben, ob Riester, Bareinlagen, Lebensversicherungen und der ganze andere Reichtum des kleinen Mannes. Die Leute die Kohle haben gehen doch jetzt schon aus der Währung raus, man schaue sich die Entwicklung des Schweizer Franken an, oder investieren in Asien.
Aber eins muß man sagen; in der Not ist der Zusammenhalt größer, könnte uns auch nicht schaden. Vielleicht ist das unsere große Chance in Kerneuropa zusammen zu wachsen, zu einer Sozial- und Finanzunion. Weil in der Krise liegt immer auch die große Chance etwas ganz neues zu beginnen.
 
Das ist mir schon klar, aber was du? vorschlägst ist die Rettung von Privatkapital und das mit nicht vorhandenem Privatkapital. In diesem Fall bedarf es einer klaren Regelung, einer Art Abfolge der Lösung des Problems. Es kann nicht sein, dass Staatsgelder als Feuerwehr herangezogen werden, die Schulden ansteigen, die Banken sich sanieren, nach der Krise besser dastehen als zuvor, aber der Staat ist weiterhin verschuldet. Genau das ist 2008 passiert.

Dann kommt die Polemik: Wir müssen den Finanzsektor reformieren. Die Heuschrecken müssen weg und die Ratingagenturen sind nichts anderes als ein politisches Druckmittel, das es zu bekämpfen gilt. Und dann?

Ich war die Tage ja doch extrem verwundert, dass es sogar in den USA Menschen auf die Straßen treibt, die im Grunde kommunistische Forderungen hatten. Und ich wage mal eine Prophezeiung: Das wird sich noch ausdehnen!

Was das Zusammenwachsen in Europa anbetrifft. Europa war nie als wirkliche Union gedacht gewesen. Keiner der rein wollte, hatte vor Hoheitsrechte im großen Stil abzugeben. Es ging stets um wirtschaftliche Aspekte und das tut es immer noch.

Es geht bei jedem Mitglied um die Verfolgung eigener Interessen. Das kannst du auch nicht abstellen, das ist ja beinahe das Grundprinzip dieser Union.
Mal ehrlich, wir haben Probleme im eigenen Land die Föderation fair umzusetzen, was erwartest auf einer Ebene wie der EU? Bayern beispielsweise, noch vor gar nicht so langer Zeit ein Haufen Mist, durch Subventionen aufgepeppelt und jetzt? Ein Pups auf Gottes grüner Erde mit ständigen Forderungen und Sonderwünschen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Helios co. schrieb:
1.
Es kann nicht sein, dass Staatsgelder als Feuerwehr herangezogen werden, die Schulden ansteigen, die Banken sich sanieren, nach der Krise besser dastehen als zuvor, aber der Staat ist weiterhin verschuldet. Genau das ist 2008 passiert.
2.
Die Heuschrecken müssen weg und die Ratingagenturen sind nichts anderes als ein politisches Druckmittel, das es zu bekämpfen gilt. Und dann?
3.
Es geht bei jedem Mitglied um die Verfolgung eigener Interessen. Das kannst du auch nicht abstellen, das ist ja beinahe das Grundprinzip dieser Union.

Zu 1:
Natürlich kann man sich darüber Gedanken machen, das die Staaten einer Liberalisierung auf den Geldmärkten zugestimmt haben und jetzt vor den Trümmern ihrer eigenen Entscheidungen stehen.
Die Bankenkrise als solche bedroht die Staaten jedoch in ihren demokratischen Grundfesten. Deshalb sind die Staaten auch verpflichtet das Problem zu lösen, weil sie außerdem letztendlich Verursacher des unreglementierten Marktes sind.

Zu 2:
Ja, die Heuschrecken (kurze Investments) müssten für jede Order Steuern zahlen.
Nein, die Ratingagenturen sind nicht ersetzbar, weil sie sind nur die Boten und Überbringer von Nachrichten aber nicht die Erzeuger. Wenn es nämlich keine Bonitätsaussagen geben würde, müssten Ratingagenturen erfunden werden um die Sicherheit von Geldanlagen bewerten zu können.

Zu 3:
Gerade die Krise in der wir uns jetzt befinden, zeigt doch mehr als deutlich das übergreifend agiert werden muss um schädliche Entwicklungen gemeinsam zu beseitigen.
Ein Zusammenschluß in Europa ist mehr als nötig um genau diese Entwicklung voran zu treiben, den die Zocker können nur bis zu einer bestimmten Höhe mit gehen danach ist das Spiel für sie verloren. Das Risiko für sie dann alles zu verlieren wird ihre Kalkulation dahin gehend beeinflußen nicht in das Spiel (z, B. zocken gegen den Euro) einzusteigen.
 
Die Bankenkrise als solche bedroht die Staaten jedoch in ihren demokratischen Grundfesten
Das glaube ich wiederum nicht.Es ist viel mehr so, dass das kapitalistische System schwer am wanken ist. Aus irgend einem Grund wird Demokratie stets mit dem kapitalistischen System gleichgesetzt.

Selbst Supereiche sehen ein, dass etwas in der Gesellschaft schief läuft. Dass bestimmte Teile der Wirtschaft zu weit gegangen sind und noch immer weiter gehen.

Nein, die Ratingagenturen sind nicht ersetzbar, weil sie sind nur die Boten und Überbringer von Nachrichten
Das Problem ist nicht die Institution R-Agentur an sich. Viel mehr sind es die paar großen R-Agenturen, die quasi Monopolartig Informationen verteilen. Dabei ist aber nicht klar, nach welchen Regeln das geschieht.Der Zeitpunkt der Herausgabe der Information ist fragwürdig und die Geldgeber dieser Agenturen sind fragwürdig. Zudem nutzen sie ihr Monopol um politische Entscheidungen zu erzwingen oder zumindest Druck auf bestimmte Regierungen auszuüben.

Du darfst auch nicht verwechseln, dass sie nicht einfach nur Informationen bereitstellen oder verbreiten. Viel mehr interpretieren sie Informationen nach Kriterien die aber nicht offen liegen und extrem subjektiv sein können!

, den die Zocker können nur bis zu einer bestimmten Höhe mit gehen danach ist das Spiel für sie verloren.

Und hier liegt ein Denkfehler. Die müssen gar nicht mitgehen! Jedes mal wenn die EU mitgeht, haben die bereits gewonnen, weil so ihre Spekulation aufgegangen ist. Am Beispiel Griechenland heißt das, dass sie extrem hohe Zinsen zu extrem kurzen Laufzeiten vergeben konnten und die EU diese abgesichert hat. Griechenland hat diese angenommen, mussten sie ja, und die EU bürgt jetzt für deren Rückzahlung. D.h. jetzt kann Griechenland wieder günstigere Kredite bekommen und muss damit die extrem ungünstigen zurückzahlen. Wodurch aber die Schuldenlast nochmals deutlich angestiegen ist.

Und wenn die aussteigen, haben sie auch gewonnen, denn dann nehmen sie einfach ihre Gewinne mit. Dann müssen sie nur noch auf die nächste Botschaft der R-Agenturen warten das ganze Spiel fängt von vorne an.

Nur wenn die EU/Politik/Regierungen einmal nicht mitgehen würden und sie (sprich die Heuschrecken) es nicht frühzeitig schaffen würden auszusteigen, würden sie verlieren. Aber dieses Szenario ist für uns als einfache Bürger nicht tragbar (noch nicht) und die Folgen kaum absehbar.

Das einzige worauf wir hoffen können, ist dass sich die Vernunft durchsetzt oder die Regierungen ernst machen und mit weniger freundlichen Mitteln gegen diese Wirtschaftsterroristen vorgehen (Es ist meiner Meinung nach nur eine Frage der Zeit, bis es dazu kommen wird).
 
Zuletzt bearbeitet:
Helios co. schrieb:
1.
Das glaube ich wiederum nicht.Es ist viel mehr so, dass das kapitalistische System schwer am wanken ist. Aus irgend einem Grund wird Demokratie stets mit dem kapitalistischen System gleichgesetzt.
....
2.
Das einzige worauf wir hoffen können, ist dass sich die Vernunft durchsetzt oder die Regierungen ernst machen und mit weniger freundlichen Mitteln gegen diese Wirtschaftsterroristen vorgehen (Es ist meiner Meinung nach nur eine Frage der Zeit, bis es dazu kommen wird).

Zu 1.
Das ist wohl evolutionär zu sehen. Kurzfristig werden in einer absoluten Krise die Menschen nach einem Führer schreien bzw. wir gehen in den Notstand und haben dann keine demokratischen Instanzen, die eine Überwachungsfunktion wahrnehmen könnten.
Und die Merkel tendiert schon jetzt, nicht nur aufgrund ihrer Sozialisation, zu einem autokratischen Führungsstil.

Zu 2.
Wenn wir auf die Vernunft hoffen, können wir die Bude direkt zu machen. Den das hat weniger mit Vernunft zu tun als mit Logik. Die Gier ist nicht mit Vernunft zu besiegen sondern eher mit Ausgrenzung und Abgrenzung.
Aber absolut richtig ist, das du von Wirtschaftsterrorismus sprichst. Den Schergen, so man sie den Ausfindig machen sollte, sollte wirklich ihr Handwerk gelegt werden. Da sind dann auch m. E. Mittel erlaubt die nur in kriegerischen Auseinandersetzungen möglich sind.
 
In einer schweren Krise, da gebe ich dir Recht, wollen die Leute wirklich eine starke Regierung. Den Begriff Führer will ich hier nicht benutzen, da er meiner Meinung nach deutlich zu weit gehen würde. Aktuell, und das ist das interessante, sind die Leute nicht gegen die Regierungen eingestellt, sondern zum ersten Mal seit langer langer Zeit, wenn nicht sogar zum ersten Mal, ausschließlich gegen die "Wirtschaftsregierungen", wenn man diesen Begriff nutzen darf. Von daher ist, meiner Meinung nach, nicht klar, was passieren könnte. Erst wenn es zu Randalen etc. kommen sollte, siege Griechenland, wird der Unmut auch gegen die Regierung gehen. Aber nicht gegen die Regierungsform an sich.



Naja, Merkel als "autokratisch" zu bezeichnen ist schon gewagt :)

Schröder und Kohl waren wirklich Autokraten. Merkel lässt eher auflaufen und das schafft sie in der Regel durch intensives Schweigen unter Einhaltung ihres rhetorischen Dreiecks. Das sie nicht genügend Führungsstärke zeigt ist doch gerade der Grund für die schlechten Umfragewerte die sie gerade hat.
 
Helios co. schrieb:
.....
Naja, Merkel als "autokratisch" zu bezeichnen ist schon gewagt :)

Schröder und Kohl waren wirklich Autokraten. Merkel lässt eher auflaufen und das schafft sie in der Regel durch intensives Schweigen unter Einhaltung ihres rhetorischen Dreiecks. Das sie nicht genügend Führungsstärke zeigt ist doch gerade der Grund für die schlechten Umfragewerte die sie gerade hat.

Erst einmal habe ich Mutti Merkel nicht als konsequent autokratisch bezeichnet. Aber da wir schon mal da sind folgendes; Die Merkel, ausgebildete ehemalige Parteisekretärin für Agitation und Propaganda, schafft es mit ihrer Einstellung die Taktik zur Strategie zu erklären gut kurzfristige Probleme zu lösen. Aber mittel- bis langfristige Planungen, wie z.B. eine Fiskalunion in Europa, befinden sich gar nicht in ihrem Spektrum. Rum taktieren und die Leute gegeneinander aus zuspielen das beherrscht sie allerdings meisterlich. Nur wer ihr zu nahe kommt der wird dann ihren autokratischen Zug zu spüren bekommen, sie hat schließlich eine Menge Leute von hinten in den Graben gestoßen bzw. mehrheitlich stoßen lassen.
Ihre Führungsstärke als Frau ist in der Ausführung unterschiedlich zu denen eines Mannes zu bewerten, ich unterstelle ihr absolut Führungsstärke. Sie ist eine Patriarchin da beißt die Maus nicht den Faden ab, doch mit ihrer Vergangenheit und Sozialisation ist sie gar nicht in der Lage langfristige Pläne zu machen. Sie wäre eigentlich eine top Mitarbeiterin in der zweiten Reihe aber die Cdu hatte damals, Spendenaffäre die CDu hat seit dem 2 Wk enorme Summen bares (250-550 Mio. DM) von der Wirtschaft bekommen und ihre Wahlkämpfe finanziert, nichts anderes unbelastetes.
Ihre Umfragewerte sind dann doch nur ein Abbild ihrer mehr als blassen, neo wirtschafts aber eigentlich geld- als auch wirtschaftspolitisch inkompetenten Parteifreunde.
 
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