Metzlor schrieb:
Hallo,
Die ehrlichen Hartz4ler werden jawohl 10 Std. in der Woche für die Jobsuche bzw. Fortbildungen investieren und damit nicht zusätzlich belastet werden.
Das viele Hartz IV Bezieher zu nichts richtigem kommen liegt daran, das sie an dem Ort wo diese wohnen mehr oder weniger durch Familie, einem Haus oder (und ja das gibt es) ehrenamtlich sich engagieren, sei es im Gartenverein bis zur Feuerwehr, gebunden sind.
Verlange von einem 40 jährigen sich von seiner Heimat zu trennen, was denkst du was seine Reaktion sein wird?
Diese schauen noch nur regional und ich kenne es vom Erzgebirge, da gibt es NICHTS außer eben Leiharbeit. Sogar der regionale größte Anbieter im Erzgebirge, der Federn für Autos herstellt und knapp 800 Menschen beschäftigt, ist dazu übergegangen NUR noch Leiharbeiter einzustellen - die machen die gleiche Arbeit wie Festangestellte, bekommen aber viel weniger.
Damit wird gleichzeitig der Druck auf die Festangestellten erhöht.
Das Problem in Deutschland ist das Arbeit und Sparen als das Heil aller betrachtet wird und Hartz IV bewirkt genau dies, niedrige Entlohnung wird gefördert es besteht überhaupt keinen Anreiz für eine gerechte Entlohnung und Beschäftigung.
Der Arbeitgeber hat durch Hartz IV und den Arbeitsdruck einen riesige Auswahl an Arbeitskräfte.
Das sich Deutschland damit kaputt macht, die Binnenwirtschaft miserabel ist, spielt für die "Exportnation" Deutschland keine Rolle. Dumm nur das der Export auch nicht funktioniert, siehe den Stand der EU Schuldner geg. Deutschland.
Im Zeitraum vom ersten Quartal bis dritten Quartal 2010 ist das Lohnsteuereinkommen von Deutschland -17,3% unter dem Niveau von Q1 bis Q3 i Jahre 2000 gewesen!!
Quelle.
Das Statistische Bundesamt hat auch festgestellt das die real die Löhne nun sinken, statt nur stagnieren!
So jetzt holen wir uns noch die Aufschwung-Nachrichten von Spiegel ins Gehöhr, erinnern uns was die GfK noch verbreitet hat dann kann man nur festhalten das die BA und die Wirtschaftsinstitute nichts anderes machen als reine Propaganda unters Volk zu streuen und die Medien spielen das Spiel noch fabelhaft mit.
Die Einnahmen aller Steuern sinken und Deutschland wird dadurch mehr handlungsunfähiger - vor allem die Kommunen und warum? Sparen, Steuern senken aber auch durch den Niedriglohnsektor. Geringe Entlohnung spielt wenig in die Kassen des Staates.
Müssen die Arbeiter dann noch mit Hartz IV aufstocken, zecht Deutschland gleich zwei mal.
Das Problem ist nicht das Hartz IV zu viel bietet, sondern es bei der Entlohnung des Arbeiters eine gewaltige Schieflage gibt. Diesen Artikel empfehle ich dazu jedem:
Die wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone läuft weiter auseinander.
Und Arbeitslose gehören in einem automatisierten Wirtschaften dazu.
Metzlor schrieb:
Würde jede Schwarzarbeit durch ehrliche Arbeit ersetzt werden, würde es auch viele neue Stellen geben.
Wer Hartz IV Bezieht und einer 400€ Tätigkeit oder dergleichen nachgeht, sieht von dem erarbeiteten Geld so gut wie nichts. Aus diesem Grund ist Schwarzarbeit sehr sehr attraktiv.
Metzlor schrieb:
Gerade bei jüngeren Hartz4 Empfängern < 35 wäre diese Regelung sehr zu empfehlen
Gruß Metzlor
Gerade für junge Menschen (im SGBII unter 25) gibt es eine drastische Maßnahme/Arbeitspflicht.
Ich hab es durch gemacht als ich nach meiner Ausbildung zum Techniker für Informatik Fachgebiet Datenbanken den ersten Termin in Juni mit meiner Betreuerin bei der ARGE hatte. (Gemeldet hatte ich mich beim Arbeitsamt und ARGE schon in März).
Meine zuständige Sachbearbeiterin reimte mir gleich unter die Nase, laut SGBII für U25 ist kein einziger Tag Arbeitslosigkeit zulässig.
Was macht ein Sachbearbeiter der sich exakt an diese Regelung hält? Man steckt den Menschen in irgend eine Maßnahme. Der Nutzen dieser Praxis ist
zweifelhaft und Missbrauch der Bildungträger für die Umorientierung gibt es auch.
Ein Bericht.
Ich hatte Glück und die Dame räumte mir Zeit ein, mich erst einmal weiter Bewerben zu dürfen da es in den vier Wochen wo ich mich beworben hatte noch nichts getan hatte. Die Betreuerin war erfreut darüber das ich mich in ganz Deutschland bewerbe.
Ab September dann muss ich eine Maßnahme und jedwede Arbeit annehmen, andernfalls wird sanktioniert.
Ich hatte Glück und in Juli, also nur ein paar Tage nach dem Gespräch mit meiner Betreuerin zu meiner Lage erhielt ich schon einmal eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Schnell zur ARGE wegen den Reisekosten, ich wurde wieder zur Betreuerin geschickt und nun auf einmal wurde mit Raunen die Einladung zum Vorstellungsgespräch empfangen. Der Grund: 700 km Distanz.
Die Reisekosten musste ich, wie es beim Amt üblich ist (nichts wird vom Amt vorgestreckt), erst einmal selbst tragen und das konnte ich nur da ich zuvor als ich den Techniker gemacht hatte mein Bafög nicht sinnlos ausgegeben hatte aber das Amt war zügig mit der Erstattung. (jeder ALGII Bezieher hat etwas Budget für Reisekosten zu Vorstellungsgespräche, wie viel wollte mir meine Betreuerin nicht sagen).
Eine Woche später, erhielt ich genau von dem Arbeitgeber die Zusage! Ich hatte also den Job aber jetzt ging der wahre Traum bei der ARGE los. Die machten allen ernstes Anstalten das ich fortziehe und mit bei der Beihilfe für die Umzugskosten. Ich sollte mir drei Wohnungen suchen und die Kosten (mit Nebenkostenplan) im Amt einreichen. Das ich im Umkreis der Arbeitsstelle die billigste Wohnung (Warm) genommen hatte, spielte keine Rolle, ich soll die drei Wohnungen einreichen. Außerdem wurde gesagt, ich zitiere "ist der Heizungsanteil in den Nebenkosten" zu hoch unterstützen wir Sie beim Umzug nicht.
Allerdings mit den wiederholten "es war die billigste Wohnung!" hatte die Dame nachdem ich das Zimmer verlassen hatte wohl mit meiner Betreuerin telefoniert (ich selbst konnte meine Betreuerin nie direkt anrufen) und es wurde darüber hinweggesehen das es nur die eine Wohnung ist und auf den Nebenkostenplan hat man auch verzichtet.
Ich habe mich gefragt was das Amt mit den Kosten der Wohnung zu tun hat? Ich arbeite da Vollzeit, habe gute Entlohnung und bezahle es von dem erwirtschafteten Geld. Was kümmerts der 700 km entfernten ARGE?
Bis das Amt mit meinem Umzug durch war, saß ich in meiner neuen Wohnung in Baden-Württemberg vier Wochen lang ohne Möbel!
Auch hatte die ARGE die Umzugskosten nicht voll getragen. Zuerst hatte meine Betreuerin des maximal machbaren an Reisekosten von 1200€ gesprochen, schließlich wurde es nur die Hälfte. Erneut durfte ich drauflegen und dazu hab ich bei der ARGE noch nicht einmal die Kaution und Provision, was beides im Vergleich zu meiner alten Wohnung in Sachsen wesentlich höher war eingereicht. Das konnte ich nur da ich vom Bafög sparsam gelebt hatte und auf meinem Konto den Höchstbetrag an gesparten was ich in meinem Alter als ALGII Bezieher haben durfte, hatte.
80€ blieben mir dann im September zum überleben.
Und erwarte ja nicht von einer Stelle bei klammer Kasse DEIN Geld wiederzubekommen, die Kaution meiner alten Wohnung in Sachsen wird mindestens 6 Monate Bearbeitung brauchen.
Ich konnte von großen Glück reden, das meine Vermieterin die im selben Haus lebt sehr sehr nett war und mir da einiges anbot.
Zum abschließenden Gespräch zu meiner Lage durfte ich mir den Vorwurf anhöhren "musste ich soweit fortziehen. Ich hätte hier bleiben sollen".
Die Arbeit die ich angenommen hatte ist
unbefristet und gut entlohnt.
Was habe ich daraus gelernt?
Ich hatte eine gute Betreuerin gehabt, die sich nicht explizit an das Hartz IV Gesetz gehalten hat aber die ARGE hatte meine Initiative nicht begrüßt, fand meine Anstellung nicht toll und wollte mich am Liebsten in Leiharbeit in der Region sehen.
Da ich noch jung nahm ich das ganze mit möglichst viel Humor hin, sehe es im Nachhinein als eine tolle Erfahrung an aber ich bin mir sicher eine ältere Dame oder Herr wird da anders sein.
CyberdyneSystem schrieb:
Wie teilweise in den Ämtern mit dem Empfängern umgegangen wird, wundert es mich nicht, das es zu Drohungen kommt.
Wenn man aufs Amt geht darf man nie vergessen, es sind auch nur Menschen wie du und ich die da arbeiten. Das Problem ist nicht der/die Angestellte sondern das Regelwerk der BA und SGB.