Vielleicht sollte man erstmal klären, was Dämmung überhaupt ist und ob diese in solchen Fällen überhaupt vorliegt.
Grundsätzlich sollte man hier zwischen zweierlei Dingen unterscheiden:
A) Dämmung:
Zwei Räume werden akustisch voneinander getrennt (gewissermaßen "isoliert"): möglichst hohe
Masse.
B) Dämpfung:
Schallenergie wird durch Reibung partiell in Wärme umgewandelt:
(poröse) Absorber.
Wenn Hersteller ihre Gehäuse als "gedämmt" bezeichnen, dann ist damit in den meisten Fällen groteskerweise eher Zweiteres gemeint. Sprich:
anstatt das Gehäuse mit soliden Seitenteilen und Abdeckungen aus Stahl auszustatten, kompensiert man die fehlende Materialstärke durch deutlich günstigere Schaumstoffmatten, welche den Schall in den höheren Frequenzbereichen etwas
bedämpfen können. Man sollte sich hierbei allerdings auch vor Augen halten, dass die wenigen Millimeter an Material nicht unbedingt ausreichen, um einen spürbaren Effekt ausmachen zu können. Andererseits verdrängt man mit solchen Maßnahmen auch zunehmend das Zirkulationsvolumen im Inneren des Gehäuses und verschlechtert die Übertragung der Wärme an die metallenen Gehäuseteile.
Manche Hersteller gehen stattdessen nun hin und verbauen so genannte "Anti-Dröhn-Matten", zumeist aus Bitumen. Diese haben allerdings auch nicht unbedingt die besten Eigenschaften, um den Schall zu isolieren, sondern eigenen sich schon eher, um die Übertragung von Körperschall (z.B. schwigende Seitenteile durch Festplatten) zu reduzieren.
Letzten Endes sollte man sich von solchen Bezeichnungen, die offensichtlich auch sehr mißbräuchlich eingesetzt werden, nicht blenden lassen. Wie laut oder leise ein System ist, hängt in erster Linie immernoch von den
verbauten Komponenten ab. Im Klartext: man benötigt energieeffiziente Hardware und effektive Kühllösungen, die die (möglichst geringe) Abwärme schnell aus dem Gehäuse befördern können. Zu letzterem zählen natürlich in der Größe ausreichend dimensionierte Kühlkörper und effiziente Lüfter mit einem guten Verhältnis aus Lautstärke und Förderleistung.
Fernab dessen sollte man sich dann gut überlegen, für welche Gehäuse man sich entscheidet. In der Tendenz verhindern möglichst
geschlossene Gehäuse mit wenig Gittern und Öffnungen die Ausbreitung des Schalls nach außen hin. Dies geht dann allerdings auch wieder mit einem eingeschränkten Luftstrom und dadurch wieder mit schlechteren Temperaturen einher. Das Gegenteil dazu wäre selbstverständlich ein
halboffenes oder gar komplett offenes Gehäuse, bei dem die Wärme deutlich unkomplizierter abgeführt werden kann. Der Nachteil ist hier wiederum, dass der Nutzer mit deutlich mehr Direktschall konfrontiert wird. Das hat zur Folge, dass der Schall der Geräuschquellen (z.B. Lüfter oder Festplatten) unser Gehör größtenteils ohne Umwege und Reflexionen erreichen kann und "direkt zu verorten ist", sprich weniger diffus in das Ambiente des Raumes eingestreut wird.
Dahingehend sollte man sich also klar machen, wie viel Spielraum man bei den Temperaturen noch nach oben hin hat. Besonders kühle/effiziente Komponenten kann man ruhig in ein gut isoliertes Gehäuse mit wenig Gittern und Lüfterslots stecken. Bei einem hitzigen Gaming-System sollte man sich allerdings schon eher Gedanken machen.
Denn wenn wir dessen Abwärme in solch einem "stickigen" Gehäuse isolieren, erreicht man letzten Endes nur das Gegenteil des eigentlichen Vorhabens. Wenn sich die Wärme hier erstmal staut, müssen nämlich auch die Lüfter wieder stärker aufdrehen und die ganze Investition wird ad absurdum geführt.
Im Weiteren kann man dann hingehen und die letzten Details optimieren. Zum Beispiel: Kühler und Lüfter entstauben oder gleich durch bessere austauschen, Lüfter und Festplatten entkoppeln, Lüfterkurven einrichten, Wärmeleitpasten erneuern, unnötige Gehäuseelemente (wie etwas überschüssige Festplattenkäfige) entfernen, usw...
Fassen wir bis hier hin also zusammen:
- die Bezeichnung "Dämmung" oder "gedämmt" wird oftmals willkürlich verwendet
- die Lautstärke eines Systems wird vornehmlich durch dessen Komponenten (bzw. deren Effizienz) vorgegeben
- das Gehäuse sollte eine hohe Materialstärke aufweisen (z.B. solider Stahl anstatt von Kunststoff) und ein [für das jeweilige System] ausgewogenes Maß aus Isolation und Belüftung bereitstellen
Noch ein kleiner Nachschlag für diejenigen, die trotz aller genannten Einschränkungen dennoch dämpfen oder dämmen wollen:
Anstatt von porösem Schaumstoff empfehle ich
Textil zur Dämpfung. Anstatt von Bitumen sollte man zur Dämmung eher Alubutyl verwenden, welches zwar etwas teurer ist, bei geringerer Stärke jedoch die besseren Dämmeigenschaften besitzt.
Ich hoffe, im wüsten Dschungel des "Silent-Wahns" etwas weitergeholfen zu haben